Neues aus Wokistan: Ein Mann spricht für „alle Frauen“

Der neue Queerbeauftragte von Berlin nimmt sich selbst „das Recht für alle Frauen zu sprechen“. Das wurde aber auch Zeit! Endlich ist wieder Männerherrschaft möglich – dank des neuen Feminismus.

IMAGO / Olaf Schuelke
Eine Teilnehmerin mit bunten Regenbogen-Faehnchen im Haar auf der Parade des Christopher Street Day, Berlin, 23.07.2022

Alfonso Pantisano wird Berlins erster Beauftragter für die Rechte queerer Menschen. Große Sache! Nur dürfte das den bundesdeutschen Normalo wenig interessieren, soll Pantisano doch einen Auftrag verspüren, queer ist ja derzeit Mode, was immer damit gerade gemeint ist. Das einzige, was tolerante heterosexuelle Steuerzahler stören dürfte, sind die Kosten, die entstehen, weil eine schrille Minderheit glaubt, mit staatlicher Unterstützung noch lauter werden zu müssen. Wir leiden ja schon länger unter all den Beauftragten, die behaupten, etwas gleichstellen zu können, was nicht gleich ist (und sich mit Gleichberechtigung durchaus zufrieden geben würde). 

Doch Alfred Pantisano, mit Bart so attraktiv wie ein eher spezieller Tatortermittler, hat mehr vor, als Sektenführer zu sein, mehr auch, als Vorsitzender von „SPDqueer“ oder Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes zu sein. Dabei fühlen sich keineswegs alle Schwulen und Lesben unter der queeren Fahne wohl. Doch nun auch noch das: Pantisano ist der Meinung, er könne sich das Recht herausnehmen, auch „für alle Frauen“ zu sprechen.

— Alfonso Pantisano (@Pantisano) January 12, 2022

Da sind wir aber froh! Endlich wieder Männerherrschaft! Und endlich verwalten nicht mehr nur Frauen die selige Insel des Feminismus, endlich haben auch Männer erkannt, dass es eine lukrative Angelegenheit ist, das Aufgabengebiet ein wenig zu erweitern und auch die Sache der Frauen zu bewirtschaften. Was einige Frauen längst begriffen haben, weiß heute auch manch Bartträger: immer schön auf dem Frauenticket reisen, das bringt Renommee und zahlt sich aus. 

Das Problem ist nur, dass der Mann nicht Frauen meint, wenn er Frauen sagt, sondern Feminismus. Frauen aber sind mehrheitlich am Feminismus wenig interessiert. Auch nicht am Feminismus sozialdemokratischer Prägung, wonach das Glück der Frauen in Aufsichtsratsposten, im Bundestag oder im Verteidigungsministerium zu finden ist. Erst recht nicht an all den schrillen Männerhasserinnen. 

Feminismus, haben sie längst begriffen, ist lediglich ein Vehikel, mit dem sich die daran interessierte ein oder andere Frau eine Machtposition ertrotzen kann, nachdem sich mittlerweile beinahe jeder Mann für die Verfehlungen des „Patriarchats“ schuldig fühlt. Die Quotenfrauen in der jetzigen Regierung sind der letzte Nagel am Sarg der Frauenbewegung: Sie haben umfangreich bewiesen, dass das Geschlecht allein nicht ausreicht, um gute Politik zu machen. (Das gilt selbstredend auch für die Männer in der Regierung.) Haben die Damen dort noch immer nicht mitbekommen, dass sie den meisten Frauen peinlich sind, während sich viele Männer mit Müh und Not das hämische Grinsen verkneifen?

Wenn ein Queerbeauftragter, der die Autorinnen des wohl bekanntesten feministischen Magazins „Emma“ im Januar noch indirekt als „Hündinnen“ bezeichnete, nun auch noch „die Frauen“ zu vertreten behauptet, ist das Ende nicht nur der Frauenbewegung, sondern auch der Frauen erklärt. Wurden Mütter nicht kürzlich noch als „entbindende Person“ bezeichnet, um biologische Männer nicht zu kränken, die sich per kultureller Aneignung als Frauen verstehen möchten?  

Und hat nicht J. K. Rowling gewaltig Flak auf sich gezogen, als sie darauf bestand, Frauen auch Frauen (statt menstruierende Personen) zu nennen, woraufhin sich sogar die Darsteller von Harry Potter und Hermine von ihr distanzierten, die doch der Schriftstellerin alles zu verdanken haben? Mittlerweile scheint Rowling rehabilitiert zu sein: Es wird eine Neuverfilmung ihrer Romane geben, als Serie für HBO, und sie ist als Produzentin dabei. Und selbstredend wird es eine neue Besetzung geben.

Dennoch: Die Abschaffung von Frauen (hetero) geht voran. Ist frau intelligent, muss sie lesbisch sein, sonst wäre sie ja unterdrückt. Kann sie gut Autofahren, ist sie gewiss transgender. Und was prominente Frauen aus Mythologie und Geschichte betrifft, so waren sie ganz gewiss keine dem Patriarchat unterworfenen Opfer, sondern mindestens „nonbinär„, jedenfalls ganz bestimmt nicht ordinär heterosexuell wie die meisten Frauen. Kurz: Nur Frauen, die keine stinknormalen Frauen sind, sind richtige Frauen. Oder wie immer man sie jetzt nennen soll.

Immerhin versteht man nun den neuen Queerbeauftragten: Er will nur ausgewählte Frauen repräsentieren. Das ist beruhigend. Dann geht das ganze Irrlichtern die Mehrheit der Frauen erst recht nichts mehr an. 


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