Der Verdacht lässt sich nicht ausräumen, dass hinter dem Terroranschlag von Istanbul ganz andere Kräfte stehen als jene, auf die nun offiziell gezeigt wird. Wieder einmal bleibt der fade Nachgeschmack, dass Erdogan selbst seine Finger im Spiel haben könnte. Es passt einfach alles zu gut – wie so oft, wenn es eng für ihn wurde.
Die Szene ist jedem Cineasten hinlänglich bekannt. Als nach der Schießerei in Rick’s Café Américain Polizeichef Renault am Ort des Geschehens im (fiktiven) Casablanca eintrifft, fällt der berühmte Satz: „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen!“ – Ähnlich stellt sich die Situation nach einem Terroranschlag auf eine beliebte Einkaufsstraße in Istanbul am Wochenende dar. Neben dem Entsetzen über die Tat bleibt wieder einmal der fade Nachgeschmack, dass Erdogan selbst seine Finger im Spiel haben könnte.
Der Terroranschlag
Jedes Herumgerede ist überflüssig: Für Attentate wie jenes, das am Sonntag auf der belebten Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal nach Behördenangaben mindestens sechs Menschen in den Tod riss und über weitere 80 Personen verletzte, gibt es keine Entschuldigung. Das Mitgefühl ist bei den Opfern und deren Angehörigen, der Verstand sucht nach Erklärungen und die Seele hofft, dass die Verantwortlichen möglichst bald zur Rechenschaft gezogen werden. Und doch bleiben Zweifel. Zweifel, die jedes Attentat begleiten, bei dem die türkischen Stellen fast im gleichen Atemzug die Schuldigen zu kennen meinen und entsprechende Strafmaßnahmen ankündigen.
Ja, es kann so sein, wie es die türkischen Behörden darstellen. Dass eine Frau aus Syrien auf der belebten Einkaufsstraße ein Paket abstellte und anschließend den Versuch unternahm, sich nach Griechenland abzusetzen. Dass diese Frau von den türkischen Sicherheitskräften abgefangen werden konnte und inhaftiert ist. Dass die kurdische Oppositionsgruppe der PKK, die aus dem Nordirak heraus agiert, deshalb deren Ermordung angeordnet habe, um ihre Festnahme zu verhindern, wie die Polizei mit dem Mitschnitt eines entsprechenden Telefonats belegen könne. Dass deshalb die PKK und die ihr nahestehende syrische Kurdenmiliz YPG die Verantwortung für den Anschlag tragen. Es kann so sein.
Die üblichen Verdächtigen
Doch es kommen auch Zweifel auf. Nicht nur, dass bei den Anschlägen in der Vergangenheit die zuständigen Ministerien stets sofort wussten, wer hinter der Terrortat gestanden haben soll – es sind vor allem jene niemals aufgeklärten Ungereimtheiten rund um den angeblichen Putsch, bei dem nach Auswertung des damaligen Geschehens offenkundig ist, dass der türkische Geheimdienst seine Finger mit im Spiel hatte. Oder jene Anschläge in der Südtürkei, die ausschließlich vor allem kurdische Jugendliche traf und dennoch gezielt der PKK angelastet wurden.
Stets, wenn dem Präsidialdiktator Recep Tayyip Erdogan das Wasser bis zum Hals stand oder er militärische Spezialoperationen gegen die Kurden vorbereiten wollte, kam es in der Türkei zu Anschlägen oder, wie im Falle des angeblichen Putsches, zu einem vorgeblichen Umsturzversuch. Jedes Mal waren die Schuldigen schnell benannt, ohne dass es irgendwelche Bekennerschreiben oder sonstige Selbstbeschuldigungen gegeben hätte. Die Anschläge dienten in aller Regel dem Ziel, anschließend die kurdische Minderheit im Land weiter zu unterdrücken.
Im Osten der Türkei, dort, wo die Kurden traditionell zuhause sind und ihnen nach dem Ersten Weltkrieg ein eigenes Staatsgebiet zugestanden wurde, folgten auf die Anschläge regelmäßig militärische Aktionen sowie die Absetzung und Inhaftierung gewählter kurdischer Bürgervertreter bis hin zur Zerstörung von Häusern und Wohnvierteln. Bei dem vorgeblichen Putschversuch war es die islamische Gülen-Bewegung, die Erdogan mit an die Macht verholfen hatte und deren Einfluss ihr zu groß geworden war, welche nun als angebliche Terrororganisation radikal bekämpft wurde.
Zahlreiche Opfer der „Strafmaßnahmen“ schmoren heute noch unbeachtet in den Kerkern des türkischen Regimes. Immer wieder dienen die Attentate als Begründung, Massenverhaftungen von unliebsamen Personen zu begründen, deren Verbleib zumeist schnell von der Agenda des internationalen Interesses verschwindet.
Der Finger zeigt auf „die Kurden“
Im aktuellen Fall zeigte der türkische Staatsfinger zuerst auf die PKK. Diese linksanarchistische Gruppe, einst als Kurdische Arbeiterpartei gegründet, hat längst an Einfluss und Schlagkraft verloren. Durch den Druck der Türkei mussten sich deren Kämpfer in die Berge im Nordirak zurückziehen, wo sie regelmäßig von türkischen Luftangriffen unter Feuer genommen werden. Nicht auszuschließen, dass die dortigen Kämpfer auf Rache sinnen – aber verfügt die PKK überhaupt noch über die Mittel, in Istanbul einen Bombenanschlag zu organisieren, bei dem nach Behördenangaben TNT zum Einsatz kam? Und selbst wenn: In der Vergangenheit hatte sich die PKK stets darum bemüht, ihren Kampf nicht gegen Zivilisten zu führen. Ihr Gegner ist die türkische Administration und deren Sicherheitsorgane – nicht der Türke, der am Sonntag zum Einkaufsbummel geht.
Schnell wanderte vielleicht auch deshalb der türkische Anklagefinger weiter. Nur wenig später, nachdem die PKK als Schuldiger ausgemacht gewesen war, rückte er ein wenig Richtung Westen. Nun also soll es die syrische YPG sein, die angeblich das Attentat geplant hat. Bei der YPG (Yekîneyên Parastina Gel) handelt es sich um die Selbstverteidigungskräfte der Kurden im Norden Syriens. Sie stellt die Kerntruppe der SDF (Syrian Democratic Forces), in denen sie gemeinsam mit ortsansässigen Arabern vor allem gegen die radikalislamischen Milizen des „Islamischen Staat“ und der Hay’at Tahrir al-Sham (HTS – Organization for the Liberation of the Levant) vorgeht.
Erdogans Nähe zu Radikalmuslimen
Spätestens mit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der Türkei in die Afrin-Region und Teile Nordsyriens stehen SDF und YPG im direkten Kampf auch mit der Türkei, in deren Gefolge zumindest HTS-Milizionäre die Vertreibung der ortsansässigen Kurden betreiben. Auch eine unmittelbare Nähe zum international als Terrororganisation geächteten Islamischen Staat wird der Türkei spätestens unterstellt, seitdem das Oppositionsblatt Cumhuriyet 2015 offenlegte, wie die Türkei die radikalislamischen Milizen in Syrien sogar mit Waffen unterstützte.
Prompt nun meldeten die türkischen Behörden am Montag, dass bereits 45 „Verdächtige“ festgenommen worden seien. Angeblich habe die verhaftete Syrerin zugegeben, in Syrien von „kurdischen Milizen“ ausgebildet worden zu sein. In die Türkei eingereist sei sie über Afrin – ausgerechnet! Denn dort kommt es nach wie vor zu ständigen Kämpfen zwischen YPG auf der einen, Türken und HTS-Milizen auf der anderen Seite. Die einstmals letzte, friedliche Region im Nordwesten der Türkei steht aus genau diesen Gründen unter massiver Kontrolle durch die Türkei – ausgerechnet dort also gelingt es der Attentäterin, heimlich in die Türkei einzureisen.
Alles passt zu gut zusammen
Wie auch bei den früheren Anschlägen passt hier wieder alles viel zu gut zusammen. Längst schon plant Erdogan den großen Schlag gegen die kurdischen Selbstverteidigungseinheiten im Norden des Nachbarlands. Nichts fürchtet der Nationalislamist mehr als einen weitgehend unabhängigen Kurdenstaat an der türkischen Südgrenze. Bereits das Autonomiegebiet im Nordosten des Irak um die Stadt Erbil ist ihm ein ständiger Dorn im Auge.
Die Aufstände im benachbarten Iran, die einen Schwerpunkt in den dort nordwestlich gelegenen Kurdengebieten haben, verstärken in den Augen Erdogans die Gefahr eines unabhängigen, kurdischen Nationalstaats um ein Weiteres. Rojava, das längst autonome Südwestkurdistan im Norden Syriens, betrachtet der Türke als unmittelbare Gefahr umso mehr, weil von hier aus mehr als nur eine psychologische Wirkung auf die unterdrückten Kurden Ostanatoliens ausgehen kann.
Deshalb wollte Erdogan schon seit geraumer Zeit gegen die YPG und die syrischen Kurden vorgehen. Seine Vorstellung: In deren bisherigen Siedlungsgebieten aus Syrien geflüchtete Araber und Turkmenen ansiedeln, welche dann unter der Kontrolle Ankaras die Lösung aus dem syrischen Staat betreiben und mittelfristig den Anschluss an die künftige Großtürkei suchen. Nicht umsonst ist Erdogan stets im Austausch mit dem Putin – „Von Russland lernen, heißt siegen lernen“, lautete eine der Propagandaparolen der SED-PdL. Erdogan hat sie sich zu Herzen genommen und lernt auch aus Russlands Fehlern.
Doch zu seinem Leidwesen haben ihm die USA einen Riegel vor seine imperialen Träume geschoben. Die Amerikaner, die ohnehin von ständigen Zweifeln an der Bündnistreue des Nato-Mitglieds Türkei geplagt sind, arbeiten im Irak und in Syrien mit den kurdischen Milizen eng und vertrauensvoll zusammen. Die YPG stellte gleichsam die Bodeneinheiten, die im Kampf der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat die wichtigsten Aufgaben übernommen hatten. Auch kontrollieren sie auf ihrem Territorium ein Gefängnis, in dem vor allem IS-Terroristen und deren Angehörige gefangen sind – Kämpfer, die Erdogan gut gebrauchen könnte für seine gegen den syrischen Präsident Assad und die Kurden gerichteten Pläne.
Die YPG international als Terrororganisation ächten
So soll es also nun die YPG sein, die die Verantwortung für das Istanbuler Attentat trägt. Als Terrororganisation soll sie international geächtet werden und damit Ankara den Weg frei machen, sich den Norden Syriens einzuverleiben.
Sinn allerdings macht dieser Vorwurf nicht. Die YPG wird weder den USA Anlass bieten, sich von ihr zu trennen, noch kämpft sie außerhalb Syriens gegen die Türkei. Und gegen deren Zivilbevölkerung schon gar nicht. Sie ist damit beschäftigt, sich in Rojava gegen die Invasoren und radikalen Islam-Milizen zu verteidigen. Ein Attentat auf Zivilisten in Istanbul passt nicht in deren Strategie.
Ganz anders aber sieht das Erdogan. Bereits sein anhaltender Widerstand gegen die Nato-Aufnahme von Finnland und Schweden, mit der der Moslembruder seinem russischen Amtskollegen gezielt in die Hände spielt, wird mit der dort vorgeblich vorhandenen Nähe zur YPG begründet. Auch das Verhältnis zum großen nordatlantischen „Bruder“ gilt als nachhaltig gestört. Grund: Vorrangig eben jene Kooperation zwischen USA und Kurden in Syrien und Irak, aber auch die Weigerung der Amerikaner, die türkische Armee mit Hochleistungswaffen auszustatten, nachdem Erdogan sich in Russland Luftabwehrwaffen geordert hatte.
Die Wiederwahl als Präsident sichern
So lässt sich angesichts der Gemengelage, die zudem dadurch verschärft wird, dass das Ansehen des im kommenden Jahr zur Wiederwahl anstehenden Präsidenten durch dessen desaströse Wirtschafts- und Finanzpolitik bei der türkischen Bevölkerung von Tag zu Tag schwindet, der Verdacht nicht ausräumen, dass hinter dem Terroranschlag von Istanbul ganz andere Kräfte stehen als jene, auf die nun offiziell gezeigt wird.
Die schnelle Schuldzuweisung auf die YPG wird von Erdogan zum Anlass genommen werden, seine Militäraktionen gegen die Kurden in Nordsyrien erheblich zu verschärfen – und den US-Widerstand dagegen mit Hinweis auf deren angebliche Verstrickung in den Terror zurückzuweisen. Auch der Druck auf die beiden Nato-Anwärter, sich von der YPG offiziell loszusagen und angebliche kurdische Terroristen an die Türkei auszuliefern, wird gesteigert werden.
Treffen dürfte es auch die ohnehin schon gebeutelte HDP (Halkların Demokratik Partisi – Demokratische Partei der Völker), deren früherer, charismatische Frontmann Selahattin Demirtaş seit 2016 in einem Hochsicherheitsgefängnis der Türkei eingekerkert ist. Die HDP, die sich auch für die Rechte der Kurden einsetzte, steht seit geraumer Zeit unter erheblichem staatlichen Druck. Ihre Politiker werden unter fadenscheinigen Gründen abgesetzt und inhaftiert. Sollten, womit fast schon zu rechnen ist, die türkischen Sicherheitsbehörden demnächst auch eine unmittelbare Verbindung zwischen YPG und HDP entdecken, dürfte das ohnehin schon angestrebte Verbot der Partei noch deutlich vor der Präsidentenwahl erfolgen.
Erdogan hätte dann eine weitere Oppositionsgruppe aus dem Rennen geschlagen und es nur noch mit der kemalistischen CHP (Cumhuriyet Halk Partisi – Republikanische Volkspartei) zu tun. Das Kalkül des Diktators: Da die laizistische CHP erklärtermaßen nationaltürkisch ist, wird ihr künftiger Präsidentschaftskandidat für die Kurden nicht wählbar sein. Sie werden sich an der Wahl nicht beteiligen. Scheiden die HDP-Wähler aus, kann es Erdogan bereits im ersten Wahlgang gelingen, die notwendige Mehrheit auf sich zu vereinen. Wird das Ganze zudem garniert mit einem militärischen Sieg über die Kurden in Syrien und der Demütigung der USA und der Nato, so geht er trotz der für ihn aktuell bedrohlichen Lage davon aus, seine Macht auch über 2023 hinaus retten zu können.
Wie dann mit der CHP als letztverbliebener Oppositionskraft verfahren wird, lassen wir dahingestellt. Allerdings zeigt die Geschichte des neo-osmanischen Reichs, dass es Erdogan bislang immer noch gelungen ist, jeden, der im Verdacht stand, für ihn zu einer Bedrohung werden zu können, auszuschalten und die führenden Köpfe der Opposition entweder ins Asyl zu treiben oder im Gefängnis verrotten zu lassen.
Insofern bleibt der Verdacht im Raum stehen, dass auch beim Istanbuler Attentat ganz andere Personenkreise ihre Finger im Spiel hatten als jene, die nun öffentlich auf die Anklagebank gesetzt werden sollen. Es passt einfach alles zu gut – wie immer, wenn es eng für Erdogan wurde und Allah ihm unerwartete Rettung schicken musste.
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Zitat:“Schließlich sucht man fürs hundertjährige Staatsjubiläum im kommenden Jahr schon seit Jahren einen Anlass, sein Territorium um griechische Inseln zu erweitern.“
Treffer, versenkt.
Zitat: „We have received the message, but we will not accept and are rejecting condolences from the US embassy,” Interior Minister Suleyman Soylu (Tuerkye) told journalists, as quoted by TASS.“ Wer war’s ? Putin, zur Vermeidung, dass Fin/Schweden der NATO beitreten. Biden, zur Verunsicherung der EU und in Tradition mit den Kurden zu kaempfen. Erdogan, zum Durchgreifen/Propaganda vs. Kurden. Kurden, um in Erinnerung zu bleiben. Fin/Schweden, weil man sich zum NATO-Beitritt von Erdogan nicht erpressen laesst. Fin/Schweden, weil man intern Gruende braucht, warum man Erdogan’s Forderung (Kurden ausliefern) nachkommen sollte. IS, als „Rache“, weil Tuerkye in Syrien gegen sie kaempft/e. Syrische… Mehr
In der Grundaussage bin voll und ganz bei Herrn Spahn. Es ist durchaus möglich dass es sich um einen false flag (Angriff unter falscher Flagge) handelt. Und wie er ganz richtig schreibt sind solche false flags in der Vergangenheit sicherlich schon gehäufter vorkommen, wenn sie nicht sogar die Regel sind. Egal wo auf der Welt. Es sind zwar fast ausschliesslich die „offiziellen Versionen“ die es sich in den Geschichtsbüchern gemütlich machen aber einige sind dennoch de facto aufgeklärt. Wenn man aber von zahlreichen false flags ausgeht die sowohl hüben wie drüben/bei Freund und Feind stattfanden, wie kann man denn das… Mehr
Ganz im Ernst, Herr Eiden, wenn ich „das Böse“ lese, schalte ich ebenso ab, wie wenn jemand von „dem Guten“ fabuliert. „Böses“ gibt es hier und dort – auch deshalb, weil dieses „Böse“ von jedem nach seinem persönlichen Wertesystem definiert werden kann. Die Frage sollte in nüchterner Analyse eher lauten: Wer oder was fügt wem oder was vorsätzlich Schaden zu. Ob solche Handlungen auf tatsächlich oder nur scheinbar rationalen Überlegungen basieren oder ob dahinter psychotische Hirne stecken, ist entweder eine Frage, mit der sich Psychologen beschäftigen dürfen – oder die jeder für sich selbst beantworten mag. Grundsätzlich sollten wir ohne… Mehr
Vielen Dank, Herr Spahn, für die ausführliche Antwort auf meinen Kommentar. „Das Böse“ war Symbolisch und Stellvertretend gemeint für alles was nicht nicht der kolportierten westlichen Wertevorstellung, der Demokratie, der Freiheit und der damit verbundenen (Menschen)Rechte, der Friedensschaffung und -erhaltung, etc. entspricht. Auch wenn wir wahrscheinlich überwiegend einen anderen Verteilungsschlüssel haben, so können wir uns nicht davon freisprechen das ein oder andere Land bzw. dessen Machthaber intuitiv und manchmal auch bewusst oberflächlich in die ein oder andere Gut- oder Böse oder auch Aggressor-oder Opferschublade zu stecken. Eben auch deshalb weil „uns“ unter anderem anhand der von mir erwähnten offiziellen Versionen… Mehr
Das kommt nicht von „dem Westen“. Die Türkei ist nur auf dem Papier Teil von „dem Westen“. Der Anschlag ist nicht in unserem westlichen Interesse, sondern einzig im Interesse der AKP und der islamischen Hardliner in Nahost. Die haben über 25 Jahre auf das Auslaufen von Lausanne hingearbeitet und wollen jetzt auf dem letzten Meter natürlich nicht kleinbeigeben. Denen geht es um die Wiederherstellung alter Machtverhältnisse und alter Grenzen in der islamischen Welt und der weiteren Ausbreitung nach Westen. Ich bin in dem Thema seit Jahren drin und habe den Insiderblick gehabt. Das ist genau das, was hier läuft. Und… Mehr
Viele große Akteure agierten, und agieren immer noch so.
Weiß nicht wer der zynischte bisher war, aber ich vermute die Amis mit ihren gefakten Kriegsgründen.
Hemmungslos, und menschenverachtend die Bombenanschläge (Anni di piombo) in den 70ern in Italien. Um die Kommunisten zu diskreditieren wurden Menschen in die Luft gejagt…
Schwerwiegende Folgen hat es nur für die unschuldigen Opfer, und deren Angehörigen, die Drahtzieher mach(t)en Karriere….
Die ehemals freie Türkei ist längst zu einem Islamischen Staat geworden mit einem Machthaber an der Spitze, der sich als Caesar sieht. Demokratisch ist die Türkei schon lange nicht mehr. Die Amerikaner wissen mit Sicherheit ganz genau, was für ein Trojaner da mit in der Nato sitzt. Sie greifen bisher kaum ein, weil die Türkei weltwirtschaftlich gesehen sowieso unwichtig ist. Und in der Nato haben sie ihn noch ein bißchen besser im Auge. Männer wie Erdogan eint eines: Gewalt. Und da bin ich ganz beim Autor dieses Artikels: Der höchstwahrscheinlich selbst inszenierte Anschlag war ein stümperhaftes Mittel, um noch ein… Mehr
Die Amerikaner greifen bisher nicht ein, weil sie selbst von dem Problem nur peripher betroffen sind. Sie sitzen eben auf einem anderen Kontinent. Für uns wird das aber gefährlich.
Erdogan und Putin spielen hier ihr eigenes Spiel.
Zwei Verlierer, die sich gegenseitg einreden, auf der Gewinnerstraße zu stehen.
Wenn die NATO sich weiterhin von einem frustrierten türkischen Islamnationalisten, der die NATO für seine verhinderte Allmachtphantasiene instrumentalisieren will, auf der Nase herumtanzen lassen will – bitteschön.
Doch ich denke, dass man die Sicherheit Schwedens, Finnlands und Osteuropas nicht von so einem HB-Männchen abhängig machen darf.
Wenn man Herrn Spahn liest, hat man immer irgendwie den Eindruck „Moon of Alabama“ in transatlantisch zu lesen.
Vieles ist ganz richtig beobachtet, manches mag auch richtig sein – aber insgesamt hat man auch immer den Eindruck, es ist viel Spekulation und es bestätigt primär ein Weltbild.
Allerdings passt die Aversion gegen Erdogan nicht, lieber Herr Span. Der gehört jetzt nämlich wieder zu Guten, weil die NATO ihn im Konflikt mit Russland und China braucht. Und bei den Muslimbrüder war der Wertewesten meistens auch relativ entspannt. Die behaupten selbst, schon in den 60ern Geld aus dem Westen bekommen zu haben.
Die NATO hat sich den radikalen Islam selbst herangezüchtet. Als Waffe gegen die Sowjetunion. Die Sowjetunion ist Geschichte. Der radikale Islam leider nicht. Und er wendet sich schon seit 9/11 gegen uns.
Ziemlich steile Überlegungen – dennoch plausibel.
…
Man sollte im groben Zusammenhang nochmals in aller Ruhe drüber nachdenken, daß die Opfer des „NSU“ ganz überwiegend Kurden waren, und türkische Dienste schon vor Erdogan im Krieg mit PKK waren.
Die Überlegungen sind nicht steil. Denken Sie an Sykes-Picot, Sevres und Lausanne. Daran wird seit über 25 Jahren in der Türkei nebst radikalislamischen Umfeld in einigen arabischen Staaten gearbeitet. Die wollen ihre alte islamische Ordnung zurück und dabei den Westen erst manipulieren und dann schlucken. Das ist exakt(!) das, was hier passiert. Das ist keine Verschwörungstheorie. Und im Westen hat das keiner wirklich Begriffen. Wir haben „Partner“, die uns hintergehen… Aber zum Rest volle Zustimmung. Der NSU ist nicht das, wonach er aussieht. Da ist im Hintergrund etwas ganz anderes gelaufen. Etwas, was mit dem ersten Absatz meines Kommentars zu… Mehr
Auch ich hatte meine Zweifel an der Schuldzuweisung der türkischen Behörden für dieses Attentat. Aber für uns ist das auch irgendwie egal.
Ich sehe mit Interesse und Abscheu, dass die Beteiligten „dort unten“ im türkisch-islamischen Raum offenbar nicht in der Lage sind, Frieden zu schließen. Wie bei der ewigen Blutrache rechtfertigt die letzte Tat immer die nächste. Das können wir nicht ändern. Wir müssen nur aufpassen, dass diese Konflikte und Bluttaten nicht auf unserer Territorium überspringen und bei uns ausgetragen werden.
Ich denke, hier noch im Präsens zu schreiben, ist überholt. Die Saat ist doch längst gesät und die Strukturen bilden sich immer deutlicher heraus. Sieferling hat auch das recht gut beschrieben in „Finis Germania“.