Eine Sache ist nur so viel wert, wie jemand anderes bereit ist, dafür aufzuwenden. Diese Erkenntnis ist so alt wie der Tauschhandel und führte irgendwann dazu, dass eine Zwischenstufe erfunden wurde, die wir heute als Geld bezeichnen. Diese alte Weisheit sollte einmal mehr eine bemerkenswerte Neuauflage erhalten. Ohne Vorankündigung ließ Tesla-Chef Elon Musk wissen: Ab sofort wird der Verkauf von E-Autos gegen Bitcoin bis auf Weiteres eingestellt. Der Kurs ging auf Talfahrt.
Musks offizielle Begründung: Das sogenannte „Mining“ erfordere zu viel schmutzige Energie und sei klimaschädlich. „Ach was!“, ist man geneigt, auszurufen. Denn den E-Auto-Pionier hatte das herzlich wenig gestört, als er den Bitcoin-Hype produzierte und damit allein im ersten Quartal 2021 um rund 100 Millionen US-Dollar reicher geworden sein soll. Und so liegt die Vermutung nahe, dass hier nur jemand nicht zum Opfer seiner selbst werden wollte. Denn darüber, was so ein Bitcoin und seine wie Pilze aus dem Boden schießenden Nachahmerprodukte tatsächlich ist, scheiden sich die Geister. Für seine Fans ist er so etwas wie das Geld der Zukunft. Nur – versuchen Sie mal, einen Bitcoin aus dem virtuellen Raum heraus in die Hand zu nehmen. Oder, um es an Hamlet angelehnt zu fragten: „Geld oder nicht Geld, das ist hier die Frage.“
Von Geld und Gold
Ursprünglich einmal hatte Geld einen Realwert, beispielsweise dann, wenn es als Goldmünze daherkam. Denn Gold, gleich ob nun zur Münze geprägt oder als Nugget, fasziniert die Menschen. Sie machen daraus Schmuck oder andere, sogenannte Wertgegenstände, die sie tragen oder im Safe verstecken – und manchmal findet sich für Gold sogar ein echter Nutzwert beispielsweise dann, wenn es zu Ersatzzähnen verarbeitet wird.
Gold – und ähnliches gilt für Silber, Kupfer oder andere Metalle – kann man nicht nur real anschauen, man kann es sogar anfassen. Was man anfassen kann, das kann man sich auch hinlegen und für schlechte Zeiten horten. Solche „Werte“ sind so etwas wie gut aufgeladene Batterien: Solange sie irgendwo herumliegen, sind sie nutzlos. Doch im Ernstfall kann man sie aktivieren und sie beispielsweise gegen Lebensmittel und andere Dinge tauschen, die in der jeweiligen Realsituation zum Überleben unverzichtbar sind. So zumindest die Theorie, denn wenn plötzlich niemand mehr etwas zum Essen haben sollte, wird auch Gold nicht mehr weiterhelfen.
Im Gegensatz jedoch zu manch anderem, was als Wertspeicher eine erbrachte Leistung konservieren soll, gilt Gold als beständig. Auf seine Art ist es das auch. Schon in der Antike war es begehrt und gern gesehene Beute. So berichtet der assyrische Herrscher Sanherib, der im frühen siebten vorchristlichen Jahrhundert seine Nachbarn drangsalierte, in seinen Annalen über die besiegten Generäle der Elami: „Ich schnitt ihre Hände ab. Die schweren Armreifen aus Gold, die sie an den Handgelenken trugen, nahm ich fort. Mit scharfen Schwertern zerschnitt ich ihre Gürtel und nahm die Gardedolche aus Gold und Silber, die ihnen als Symbole ihres Rangs gegeben waren, an mich.“
Viel verändert also hat sich in den vergangenen dreitausend Jahren nicht. Der Glanz, den Ägypter wie Inka für Sonnentränen hielten, dürfte einer der Hauptgründe sein, weshalb Menschen sich immer wieder gegenseitig abschlachteten.
Wert ist, was Wert hat – zumindest vorübergehend
Nun ist allerdings das Streben nach Gold auf die Dauer ermüdend – und es deckt nur einen bestimmten Markt jener ab, die das Gold schürfen und mit seinem Handel ihr Vermögen mehren. Folglich gab und gibt es regelmäßig auch andere Dinge, die als ähnlich begehrte Werte gehandelt werden. Wobei auch dort immer gilt: Eine Sache ist nur so viel wert, wie ein anderer dafür zu geben bereit ist. Und vor allem: So lange jemand anderes bereit ist, dafür etwas zu geben.
Die Geschichte kennt zahlreiche Episoden, in denen es für manchmal gänzlich unwichtige Dinge förmlich zu einem Hype kam. So ab der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts in Holland die Tulpe. Damals war die aus dem Orient stammende Zwiebelpflanze recht frisch in Europa. Die an sich nutzlose Pflanze faszinierte durch ihre Blüten und die Vielfalt an Farben so sehr, dass für sie immer höhere Preise gezahlt wurden. So wurde die Tulpenzwiebel in Holland zu einem begehrten Spekulationsobjekt, mit dem immer größere Bevölkerungskreise zu schnellem Wohlstand zu gelangen hofften. Es gab Börsen für Tulpen; der Handel wurde, da es sich um Wertobjekte handelte, notariell beglaubigt. Innerhalb kürzester Zeit ging der Preis für Tulpenzwiebeln durch die Decke. So wird die Geschichte der Tulpe Semper Augustus erzählt, von der ein Kaufmann angeblich zwölf Stück in Besitz hatte. 1623 kostete jede dieser Zwiebeln bereits 1.000 Gulden. Das entsprach fast dem Siebenfachen eines durchschnittlichen Jahreseinkommens jener Zeit.
Im Folgejahr wurde diese begehrteste aller Tulpen bereits mit 1.200 Gulden gehandelt, und der Wert stieg von Jahr zu Jahr. 1633 lag er bei 5.500 Gulden, 1637 bei 10.000. Damit war eine Tulpenzwiebel genau soviel wert wie eines der Luxushäuser der Kaufleute an den Amsterdamer Grachten. Der Crash folgte auf eine Tulpenauktion am 3. Februar 1637. Dabei waren noch Zwiebeln im Gesamtwert von rund 90.000 Gulden umgeschlagen worden. Als am 5. Februar in Haarlem erneut eine Versteigerung angesetzt war, fand sich plötzlich niemand mehr, der bereit war, sein Geldvermögen gegen das Liliengewächs zu tauschen. Innerhalb weniger Tage verloren Tulpen 95 % ihres Wertes – und manch Tulpenmillionär wurde zum Bettler.
Nach der Tulpe der Koi
Hat nun die Menschheit daraus gelernt? Nein, sicherlich nicht. So kam vor nicht allzu langer Zeit zu einer regelrechten Koi-Manie. Der aus Japan stammende Zuchtkarpfen wurde zu horrenden Preisen gehandelt. So wechselte ein neun Jahre alter Kohaku-Koi für 1,5 Millionen Euro den Besitzer. Ein drei Jahre alter Tancho-Koi brachte immerhin noch 500.000 Euro. Heute liegen die bunten Karpfen bei Händlern unter zehn Euro – müssen dafür aber auf ihre edlen Namen verzichten. Gleichwohl: Für manch einen wurde der große Verwandte jenes kleinen, kupfergelb schimmernden Zierfisches im Kugelglas tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes zum Goldfisch.
Bei all solchen Spekulations-Hypes kommen zwei menschliche Ureigenschaften zusammen: Die Gier, welche bekanntlich Hirn frisst, und das Prestigedenken. Allein der Besitz einer seltenen Tulpe hob im Amsterdam des 17. Jahrhunderts die gesellschaftliche Stellung ungemein – allerdings nur so lange, wie andere Amsterdamer ebenfalls dem Glauben anhingen, mit einer besonderen Tulpe das persönliche Prestige heben zu können. Heute ist Holland dafür bekannt, dass dort überall Tulpen blühen, die als Billigware in alle Länder verkauft werden und so zum Bruttoinlandsprodukt der Westfriesen beitragen.
Von Aktien und Kettenbriefen
Aktuell sind Aktien sehr gefragt. Das macht, sieht man von solchen staatlich beförderten Betrugsprojekten wie „Wirecard“ einmal ab, sogar Sinn. Denn mit einer Aktie erwirbt der Eigentümer einen kleinen Anteil an dem jeweiligen Unternehmen. Wirft dieses, was gemeinhin Zweck einer jeden geschäftlichen Unternehmung ist, dann Gewinn ab, findet der Aktienbesitzer auf seinem Konto etwas mehr Buchgeld vor, welches er, wenn er den entsprechenden Wunsch verspürt, gegen Realwert tauschen kann. Hat der Aktienbesitzer Pech und auf das falsche Pferd gesetzt, dann bleibt der Gewinn aus und auch der Buchwert des Portfolios kann darunter leiden, weil andere Aktieninteressenten für den Geschäftsanteil nicht mehr bereit sind, dem Verkaufswilligen jenen Wert zu erstatten, den er einst selbst investiert hat. Die klassische Börse gilt insofern als Inkarnation der marktorientierten Wirtschaft: Angebot und Nachfrage bestimmen über das, was als Besitz von Buchwerten in Realwert eingetauscht werden kann.
Als Instrument, um nicht nur den Buchwert zu messen, sondern auch Buchwerte in Realwerte tauschen zu können, dient das Geld. In seinem Realwert ist weder eine Kupfer-Nickel-Münze noch gar ein Schein bedrucktes Edelpapier wirklich etwas wert. Doch gilt auch hier: Solange andere bereit sind, im Tausch für diese Wertverschreibungen Werthaltiges abzugeben, funktioniert die Wirtschaft und das Geld. Damit kann – das mussten Generationen von Menschen leidvoll erfahren – allerdings auch schnell Schluss sein. Kommt es zur Inflation, müssen also für Realwerte immer mehr dieser Wertverschreibungen hingeblättert werden, dann verliert die Zahl, die aufgedruckt oder eingeprägt den Gegenwert der jeweiligen Wertverschreibung ausweisen soll, schnell ihre Bedeutung. Gab es gestern für 10 Gulden eine Tulpenzwiebel, kostet diese heute dann 100 Gulden und morgen bereits 1.000 Gulden, ist das eine spezielle Form der Inflation, denn an der Tulpenzwiebel ändert sich in dieser Zeit faktisch nichts. Man kann sie einpflanzen, zum Blühen bringen und sich an der Blüte erfreuen. Man kann auch versuchen, aus einer Tulpenzwiebel derer mehrere zu machen, um diese zu verkaufen. In solchen Fällen ist derjenige fein raus, der im inflationären Tulpen-Hype verkauft hat und nicht am Ende des Hypes steht. Denn diesen Letzten beißen in aller Regel die Hunde – und ein solcher Hype hat immer auch etwas von jenen beliebten Kettenbriefen, bei denen jeder Teilnehmer früheren Teilnehmern Geld überweisen soll. Solange der Teilnehmer am unteren Ende der Kette noch jemanden findet, der das Spiel mitspielt, ist er fein raus. Steht er selbst an diesem Ende, ist sein Geld weg und er steht als der Dumme da. Besagter Kettenbrief ist hierbei übrigens ein besonders perfides Modell der Geldvermehrung beziehungsweise -vernichtung. Denn hier ist jeder denkbare Realwert außer dem des Lehrgeldes gleich Null. Nicht einmal eine Tulpenzwiebel bleibt jenem, der im Vertrauen auf andere Naive gezahlt hat, aber zu weit unten in der Kette steht um selbst von irgendwelchen Teilnehmern den versprochenen Geldsegen zu erhalten.
Der Hype der Gegenwart
Damit sind wir nun bei einem Hype der Gegenwart. Er heißt Kryptowährung und schlägt derzeit noch alle Rekorde, wenn es um den Tausch einer solchen Krypto-Einheit gegen Geld geht. Am beliebtesten in diesem Hype ist der sogenannte Bitcoin.
Ich muss zugeben: Ich habe trotz aller Bemühungen nicht so recht verstanden, um was es sich dabei überhaupt handelt. Deshalb spreche ich auch lieber von Krypto-Einheit als von Kryptowährung, denn mit Währung assoziiere ich immer noch etwas, das ich notfalls in die Hand nehmen kann, um dagegen im Laden um die Ecke ein paar Brötchen oder eine Zeitschrift einzutauschen.
Was ich zur Krypto-Einheit gelesen habe, besagt wörtlich folgendes: Sie basiert auf „kryptografischen Werkzeugen“, welche auf „Blockchains“ und „digitalen Signaturen“ basieren. Blockchain hieße übersetzt „Blockkette“, wobei ein Block etwas Reales ist, welches als klotzartige Einheit daherkommt und etwas versperren kann. Eine Blockkette wäre demnach eine Aneinanderreihung von solchen Klötzen – nur, dass diese in der digitalen Welt nicht wirklich real sind.
Von Datenketten und Digitalschrott
Eine digitale Signatur ist etwas, womit in der virtuellen Welt eindeutig festgelegt werden kann, wer der Eigentümer einer digitalen Datenkette ist. Um diese kryptischen Wörter irgendwie begreifbar zu machen, stelle ich mir das so vor: Mit meiner künstlerischen Begabung erstelle ich über Photoshop und Illustrator auf meinem Bildschirm etwas, das ich als Kunstwerk bezeichne. Dieses Kunstwerk existiert visuell erst einmal nur auf meinem Monitor. Gebe ich meinem PC nun den Befehl, es zu speichern, damit ich es zu einem späteren Zeitpunkt erneut anschauen kann, macht das von mir genutzte Programm aus meinem visuellen Eindruck eine mehr oder weniger lange Kette von kryptischen Zeichen, welche dann auf meiner Festplatte oder in irgendeiner Cloud lagern. Die Sache hat allerdings einen Haken: Das von mir als Schaubeleg ausgedruckte Exemplar meiner Kreativität kann ich ablegen und es mag vergilben – aber auch nach fünfzig Jahren ist da noch etwas, das ich betrachten kann. Die gespeicherte Zeichenkette jedoch bedarf künftig immer noch eines Programms, welches diese Zeichen versteht und daraus wieder das macht, was ich einst geschaffen habe.
Wer wie ich noch über Datensätze aus den 80ern des vergangenen Jahrhunderts verfügt, dem wird das Problem bekannt sein: Aktuell genutzte Programme erkennen die alten Datensätze nicht mehr oder nur als schlechte „Übersetzung“, beispielsweise angehäuft mit Artefakten, die das neue Programm nicht zu interpretieren wusste. Versucht man es mit dem sorgfältig gespeicherten und immer wieder kopierten Originalprogramm, wird es auch nicht besser, weil die aktuellen Betriebssysteme sich weigern, den Datenschrott von anno Dunnemals funktionsfähig zu installieren.
Selbstverständlich steckt dahinter ein Marketing-Kniff, denn der PC-Nutzer soll so gezwungen werden, ständig neue Dienstprogramme, die neuerdings Apps heißen, zu erwerben. Und um das Verkaufserlebnis perfekt zu machen, werden frühere Betriebssysteme nicht mehr bedient und laufen neue Geräte nicht mit alten Betriebssystemen – also bleibt bestenfalls, einen Uralt-PC mit DOS 2.0 zu betreiben, um den Zugriff auf alte Daten zu gewährleisten. Willkommen in der Steinzeit! In der Folge entstehen also Berge von Datenmüll, die irgendwelche Server oder Festplatten verstopfen. Aber das nur nebenbei, denn hier geht es ja um sogenannte Kryptowährung.
Diese Kryptowährungseinheit funktioniert ähnlich wie das virtuelle Kunstwerk, dessen kryptischen Datensatz ein beliebiger PC-Nutzer zumindest theoretisch durch besagte digitale Signatur derart verschlüsseln kann, dass nur er selbst oder derjenige, der über den „Schlüssel“ (sprich: Zeichenfolge) verfügt, aus dem Datensatz wieder das Bild am Monitor machen kann. Dieser Schlüssel zur digitalen Signatur zaubert also aus den kryptischen Zeichen wieder jene kleinen Monitorpixel, die als Farbkleckse über den Drucker zu einem real anfassbaren Werk werden.
Mining produziert teuren Digitalschrott
Im Prinzip ist das bei einem Bitcoin genauso. Nur ist hier nicht die Kreativität eines beliebigen PC-Nutzers gefragt, sondern ein offenbar komplizierter und komplexer Vorgang, der sich im virtuellen Netz der Bits und Bytes abspielt. In der Fachsprache wird der entsprechende Vorgang als „mining“ oder „schürfen“ bezeichnet, womit bereits die Begierde geweckt wird, denn dieser Begriff stammt aus der Ära jener armen Schlucker, die durch entsprechendes Handeln nach Gold oder anderen im Boden versteckten Dingen suchten, für die andere bereit waren, viel reale Ware zu tauschen.
Wie habe ich mir aber dieses Mining vorzustellen – schließlich kann ich nicht mit der Spitzhacke in meinen IMac schlagen in der Hoffnung, dass dann irgendwann ein Bitcoin heraushüpft?
Aber irgendwie scheint es doch so in dieser Art zu funktionieren, nur nicht so brachial. Ich gebe offen zu: Die entsprechenden Beschreibungen überfordern mich. Vermutlich bin ich nur ein Krypto-Dummie oder nicht nerdy genug, um den Mining-Prozess intellektuell nachvollziehen zu können, und freue mich insofern über jeden Leser, der den Vorgang in der Kommentarspalte so beschreiben kann, dass auch Dummies ihn verstehen.
Was ich verstanden zu haben glaube, ist insofern eher rudimentär. Irgendwie müssen sich möglichst viele PC-Besitzer zusammenschließen und Rechnerleistung investieren, dabei unheimlich viel Energie verbrauchen (womit sie eben als echte Klima-Sünder maßgeblich zum CO2-Ausstoß beitragen), und irgendwann ist sie dann da, diese kryptische Datenkette, die nun durch jemanden, der den Daumen draufhat, über die digitale Signatur zu einem einzigartigen Bitcoin wird. Wer der Glückliche ist, dem dann dieser Bitcoin gehört, ist mir auch nicht ganz klar – nur so viel: je mehr User mit energieren, desto schwerer wird es für den Einzelnen, am Ende der Besitzer zu sein. Hier also greifen die klassischen Marktprinzipien: Je mehr Begierige, desto geringer die Besitzchance, desto höher der gefühlte Wert.
Geldspeicher oder Geldvernichter?
Welchen Realnutzen so ein Bitcoin hat, erschließt sich mir auch nicht. Ich kann ihn weder essen noch an die Wand hängen oder in die aufgewandte Energie zurückverwandeln. Ich kann ihn einfach nur haben, irgendwo im Hyperspace des digitalen Nichtanalogen. Er ist also so etwas wie jene Amsterdamer Tulpe – nur nicht so hübsch und auch nicht irgendwo einpflanzbar und vermehrbar.
Aber – wie gesagt: Eine Sache ist so viel Wert, wie ein anderer bereit ist, dafür als Realwert einzutauschen. Nehmen wir den Dollar als Wertverschreibung – also als etwas, das ich im Laden oder an der Börse gegen irgendetwas real Existierendes eintauschen kann -, dann gibt es offensichtlich derzeit sehr viele Begierige, die gern so eine digital verschlüsselte Klotzkette ihr Eigen nennen möchten. Da sie damit aber nichts anderes anfangen können, hoffen sie nun darauf, irgendwann demnächst oder zu einem späteren Zeitpunkt jemanden zu finden, der ihnen für diese Bitcoin genannte Klotzkette noch mehr Realwertverschreibungen gibt, als sie selbst dereinst dafür gegeben haben. Der Bitcoin wäre demnach ein eine Art Wertspeicher in der spekulativen Erwartung, dass dieser Wert sich durch die Menge der Begierigen auf wundersame Weise vermehren möge.
Der Musk-Bitcoin-Hype
Den Push zum aktuellen Hype hatte nun der Wunderknabe Elon Musk gegeben, indem er über Twitter kryptische Sätze zur Kryptowährung in die Welt entließ. Wenn Musk kryptoiert, kryptoiert selbstverständlich seine Fangemeinde mit.
Ob sich der Amerikaner damit nur einen Spaß erlauben wollte oder als moderner Onkel Dagobert vielleicht selbst über einen virtuellen Bitcoin-Speicher verfügte, welchen er durch den von ihm ausgelösten Hype nun zu immensen Realwertverschreibungen ummünzen konnte, wird vermutlich nie geklärt werden können. Zumindest jedoch soll er selbst allein im ersten Quartal über 100 Millionen Dollar mit Bitcoin-Spekulationen verdient haben.
Wie auch immer: Als Musk kryptoierte, ging der fiktive Wert der digital verschlüsselten Kette aus Kryptozeichen förmlich durch die Decke. Ende 2009, damals war ein virtueller Japaner mit dem Synonym Satoshi Nakamoto gerade auf die Idee gekommen, ihn irgendwie zu schaffen. Sein Wert lag seinerzeit gerade einmal bei 8 (in Worten: acht) US-Cent. Dann machten die Erzählungen von jenen wundersamen Krypto-Währungen die Runde; von einem Zahlungsmittel ohne staatliche Kontrolle und böse Finanzindustrie – ideal für die umfangreiche Gemeinde der grün-globalen Nobel-Anarchisten und One-World-One-NonMoney-Futoristen. So lag der Bitcoin am 31. Dezember 2017 schon bei 14.377 USD, fiel jedoch ein Jahr später auf 3.733 USD zurück. Am 31. Dezember 2020 hatte er 28.720 USD geknackt – und seitdem gab es kein Halten mehr. Am 20. April wurde er – in Euro – mit 46.450,78 gehandelt. Allerdings ist der Preis, wie es die Börsenwelt formuliert, volatil. Will sagen: Es geht unberechenbar rauf und runter. Zwischenzeitlich sollen sich sogar Begierige ´gefunden haben, die über 60.000 USD für einen Bitcoin hingelegt hatten. Immerhin konnte man zu diesem Zeitpunkt noch einen Bitcoin gegen einen Tesla eintauschen. Wenn einem der Tesla soviel wert war – oder umgekehrt.
Auch die FED macht mit
Zum Auf und Nieder tragen regelmäßig auch Nachrichten aus den USA bei. So halten sich hartnäckig Gerüchte, die US-Notenbank wolle gegen den Bitcoin und andere Kryptowährungen vorgehen, weil diese vorrangig von Kriminellen genutzt würden, um Schwarzgeld zu speichern. Als zukunftsträchtigen Geldspeicher hingegen bezeichnete ihn der Präsident der Federal Reserve Bank of Dallas, Robert Kaplan. Das allerdings kann auch nur „very tricky“ sein, um noch mehr Schwarzgeldjongleure zu bewegen, gute Dollar in Kryptoklotzketten zu investieren und dann irgendwann den Sack zuzumachen. Einfach den Tausch der offiziellen, staatlich produzierten Wertverschreibungen gegen Kryptoklotzketten verbieten. Plopp – schon wäre das Schwarzgeld futsch. Wobei: „Weg“ ist Geld ja nie – es hat nur ein anderer.
Es könnte sogar doppelt tricky sein, wenn die Fed derzeit selbst massiv Bitcoins schürfte und auf den Markt brächte, um so die illegalen Konten der Drogenbosse leerzuräumen. Wie auch immer. Es gilt eben auch hier der alte Satz: Eine Sache ist nur so viel wert, wie ein anderer dem Eigentümer dafür zu geben bereit ist. Waren es einst die Tulpen – so sind es nun die Kryptoklotzketten. Kann sein, dass es Menschen gibt, denen der virtuelle Besitz eines Schlüsselsatzes für eine virtuell geschaffene Datenkette vielleicht auch demnächst eine Million echte Dollar wert ist. Kann aber auch sein, dass sich irgendwann die Erkenntnis durchsetzt, dass man Bitcoins weder essen noch sonst etwas mit ihnen anfangen kann. Wir werden sehen.
Was mich zum Abschluss an eine Geschichte erinnert, die ich vor vielen Jahren in irgendeinem Blogkommentar gelesen hatte. Damals erzählte jemand, er werde sich auf die städtische Müllkippe begeben müssen, weil er vor zwei Tagen versehentlich eine alte Festplatte weggeworfen habe, auf der sich zahlreiche Bitcoins befunden hätten. Das war zu der Zeit, als sich der Bitcoin gerade von seinen Anfangs-Acht-Cent zu mausern begann. Sollte der Erzähler damals nicht ein Märchen erfunden haben, wäre ihn zu wünschen, dass er auf der Müllkippe fündig geworden ist. Denn dann könnte er heute Multimillionär in Dollar oder Euro sein. Wobei – sollte er tatsächlich seine Bitcoin-Harddisc gefunden haben, wird er seine Bitcoins schon vor vielen Jahren getauscht haben. Dann kann er heute im Chor mit dem Milchmann Tevje singen: „Wenn ich einmal reich wär …“.
Musk, der Hyper-Hyper-Man des Bitcoin, dürfte hingegen fröhlich eine andere Variante vor sich her trällern: „Wie ich ganz schnell reich wurd …“ – während manch anderer, der nun auf den Bitcoin-gegen-Tesla-Tausch verzichten und sich sogar der Klimasünde beschuldigen lassen muss, sich eher mit einem „Als ich einmal reich war …“ trösten muss. Denn wie gesagt – es gilt immer noch die alte Regel: Eine Sache ist nur so viel wert, wie ein anderer dafür zu geben bereit ist. Und Musk gibt nun eben für den Bitcoin nichts mehr.
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Sie schreiben, dass sie nicht so richtig verstehen, was Bitcoin ist. Danach legen sie (ungewollt) dar, dass sie eigentlich auch nicht verstehen, was eine Währung bzw. was Geld ist, welchen Zweck es erfüllt. — Kleiner Tipp an dieser Stelle. Geld speichert Wert in einer konvertierbaren leicht zu transportierenden Einheit. Auch ein Haus könnte Geld sein, leider ist es immobil und nicht teilbar. Es ist schwer zum Bäcker in Ägypten zu gehen und zu sagen: „Ich kaufe das Brot mit einen 1/600000 meines Hauses. Zurück zum Artikel — Sind sie Mitglied der Grünen? Die Reden auch immer gern mit Überzeugung von… Mehr
Bitcoin ist ein digitaler Wert, ein digitales Netzwerk, wenn man so will :nicht das Geld des Internets ,sondern das Internet des Geldes. Durch seine quantitative Begrenzung ist es eigentlich das einzige echte Geld, weil es nicht manipulierbar ist. Seine Netzwerkfunktion, in der man in kürzester Zeit enorme Werte in Lichtgeschwindigkeit von einem Punkt zu einem anderen Punkt dieses Universums für ein paar läppische Gebühren versendet, ist an sich schon unglaublich wertvoll. Für die ca 5 Milliarden Menschen auf der Welt, die keinen Zugang zum Banksystem haben, ersetzt die Wallet auf einem beliebigen Handy nicht nur die Bank , sondern auch die manipulativen Zentralbanken, ermöglicht die… Mehr
Wertvoll?! Leider kommt der Artikel nicht über allgemein bekannte Szenarien hinaus. Er wiederholt was Rainer Zittelman hier bei tichy schon 2017 beschrieben hat (Bitcoin – Die erste Blase der Geschichte mit NICHTS) Rainer Zittelmann lag schon 2017 falsch. Warum? Gold, Ja! Und? Goldstandard ist leider weggefallen, mit den bekannten unabsehbaren Folgen, Papiergeld bzw. Volkswirtschaften hochverschuldet. Also was bitte schön tun? Zumindest die Blockchain verhindert einen – staatlichen – Einfluss auf den inneren Wert des Bitcoin. Ist also sicherer vor staatlichen Wertmanipulationen. Nicht so beim Papiergeld wo inflaziös nachgedruckt wird. Offensichtlich fehlt es dem Autor ein bischen an Weitblick/Vision? Rückblick: Wer… Mehr
Wir wissen, dass „Mining“, also das Verarbeiten und Speichern“ der Blockchain durch Bitcoins entlohnt wird.
Wir wissen, dass diese Entlohnung immer geringer wird.
Wir wissen nicht, wer diese Entlohnung herkommt.
Wir wissen nicht, wer diese Entlohnung festlegt.
Wir wissen nicht, wie und von wem entlohnt wird, wenn die Maximalmenge von 21 Mio Bitcoins vergeben ist.
Wir wissen nicht, wie die immer länger werdende Blockchain gespeichert werden soll mit welchem Energieaufwand.
Ich hoffe, das reicht an Unwissenheit?
Herr Spahn hat es doch nun sehr schön und einfach erklärt: Geld soll ein Hilfsmittel bei Tauschgeschäften sein. Alles andere sind aufgepfropfte Eigenschaften um zu betrügen.
Und natürlich ist der Bitcoin durch seine Einheiten beliebig inflationierbar.
Zur Zeit ist die kleinste Einheit 1/100.000.000 Bitcoin. Bei 21 Millionen Bitcoin wären das 2.100.000.000.000.000. Das sind 2,1 Billiarden.
Die Geldmenge der gesamten Welt sind 75.860.000.000.000 USD, also 75,86 Billionen.
@andreask90 Was Sie beschreiben, ist keine Inflation. Nur weil Sie mit Ihrem Brotmesser nicht weiterkommen, bedeutet das nicht, dass Gold nicht genauso beliebig teilbar wäre. Inflation bedeutet die Ausweitung der Gesamtmenge. Bitcoin kann über die im Protokoll festgelegte Menge von ca. 21 Millionen hinaus nicht erweitert werden, egal mit welchen Nachkommaeinheiten Sie hantieren. Das trifft selbst für Gold nicht zu, auch wenn der Aufwand für neue Einheiten sehr hoch ist.
Nun denken Sie doch mal nach. Am Anfang kostete ein Bitcoin 0,07 US Dollar. Zwischenzeitig stieg der Kurs auf 66.000 USD.
Ist das inflationär? Und wenn bei einer Stückelung von 100 Millionen Einheiten jede 1 USD kostet, wäre der Preis für 1 Bitcoin 100 Mio Dollar. Wäre das inflationär? Und wenn man dann die Stückelung auf 1 Milliarde Einheiten erhöht?
Und jetzt schauen Sie sich die Definition von Inflation an.
Mir macht all das Angst. Nicht, weil ich es nicht verstehe oder nicht nachvollziehen kann, sondern weil wir in Sphären aufsteigen, in denen der Einzelne immer weniger Einfluss hat. Das Individuum wird immer kleiner, und damit werden auch seine Interessen immer belangloser. Wenn ich darüber nachdenke, in welchem Tempo uns Dinge über den Kopf wachsen, und zwar jedem hier, wird mir ganz anders. Und je einfacher und ursprünglicher ein Mensch gestrickt ist, desto eher gerät er unter die Räder. Mich stößt das ab, inzwischen baut sich in mir ein großer, innerer Widerstand gegen diese Art des Miteinanders auf.
Zitat:“Das sogenannte „Mining“ erfordere zu viel schmutzige Energie und sei klimaschädlich.“ Ich würde einfach sagen, es erfordert zu viel Strom. Welcher Art auch immer. Bitcoin Mining für die digitale Welt frisst sehr viel Ressourcen der echten Welt. Da sollte man mal zusehen, dass man den Prozess optimiert. Digitale Währungen wie Bitcoin & co sind Währungen in der digitalen Netzwelt. Also eigentlich nichts, was schwer zu verstehen wäre, denn alles andere in der digitalen Welt ist ebenso digital und damit nicht greifbar. Dennoch generiert die digitale Welt seit Jahren gigantische Summen an Umsatz, oder was meinen Sie, Herr Spahn, warum Google,… Mehr
Na, Herr Bohnenstroh – da Sie ja offensichtlich im Gegensatz zu mir voll durchgestiegen sind, dann seien Sie doch so nett und erklären mir und den Lesern das, was ich zu erklären nicht imstande war. Genau wegen solcher Sachkundigen wie Sie habe ich das Thema doch aufgegriffen und mit meinen begrenzten Mitteln darzustellen versucht. Also: Sie sind gefordert! Tun Sie das, was ich nicht leisten kann! Erklären Sie uns, wie das mit dem Bitcoin und dem Mining real funktioniert, wo da die Wertschöpfung oder der tatsächliche Nutzen liegt. Aber dann bitte so, dass das Otto N. auch verstehen kann –… Mehr
Wie kann etwas einen (wirklichen) Wert haben, wenn man Fremde braucht, um auf dieses Gut zugreifen zu können?
Wenn ich eine Daimleraktie besitze, kann ich im Zweifel zu Daimler gehen und meine Rechte beanspruchen, weil ich in deren Aktienregister eingetragen bin.
Wohin wende ich mich, wenn ich einen Bitcoin ausbezahlt haben möchte und das Netz offline ist, weil Politiker den privaten Netzlockdown wegen Virengefahr ausgesprochen haben?
Was mir an der Musk-Bitcoin-Story auffällt ist, dass dieser Mann der ja ein sagenhaftes Gespür für Marketing hat, also das was den Menschen an Zukunftsträumen gefällt, nun einen Rückzieher in Sachen bits&bytes macht. Für mich ist das ein Indikator für Zweierlei: Erstens – und vordergründigst/kürzerfristigst – dafür, dass Mr. Marketing-Musk dem bits&Bytes-Braten (also dem Kettengeschäft) nicht mehr traut. Dass möglicherweise – warum auch immer, siehe z.B. nur Jellen&Fed – die Kette abreißt, ne Menge Leute also in die (nicht mehr) „Röhre“ gucken werden. Zweitens – und das tendenziell eher mittelfristig – er der gegenwärtigen Wirtschaftsentwicklung/Börse nicht mehr richtig „über den… Mehr