„Saturday Review“ vom 11. September 1897: „Überall, wo die Flagge der Bibel und der Handel der Flagge gefolgt ist, liegt ein deutscher Handlungsreisender mit dem englischen Hausierer im Streit.“ Dieser Streit mündete im 1. Weltkrieg.
Schauen wir, nachdem wir einen Blick auf die Staaten am Vorabend des „Europäischen Völkerkrieges“ von 1914/17 geworfen haben, nun auf die möglichen Gewinne, die ein Konflikt der europäischen Nationen und Staaten den einzelnen Beteiligten bringen konnte.
IV. Vom Nutzen des Krieges
Frankreich – zwischen Paranoia und Revanchismus
Frankreich war es vorrangig darum zu tun, seine frühneuzeitlichen Gebietsgewinne westlich des Rheins zurückzuholen und am Mittelmeer abzusichern. Gleichzeitig blickte es vor allem aus wirtschaftlichen Gründen auf die Kohleregionen der Deutschen: Das Saarland als ebenfalls linksrheinisches Gebiet, aber auch das rechtsrheinische Ruhrgebiet würden das wirtschaftlich abgehängte Frankreich wieder an eine Weltspitzenposition bringen können. Unabhängig davon galt die Maxime, dass alles, was Deutschland wirtschaftlich schwächen würde, Frankreich stärken müsste. Diese Auffassung verstärkte die Motivation, die als Bedrohung empfundene Stahl- und Rüstungsproduktion durch den Entzug der Bergbau- und Industriegebiete im Saarland und an der Ruhr, aber auch in Oberschlesien zu schwächen.
Gleichzeitig strebten die Franzosen nach einem möglichst komplexen Französisch-Westafrika. Hier standen neben Marokko vorrangig die deutschen Schutzgebiete Togo und Kamerun im Focus.
Die Schwerpunktlegung der Rüstung auf die Landstreitkräfte ebenso wie der Ausbau der „Barrière de fer“ („Eiserne Barriere“) an der neuen Grenze zu Deutschland machen deutlich, dass Frankreich vor allem einen Angriffs- oder Präventivkrieg des Reichs befürchtete. Dieses ist angesichts der Erfahrungen von 1870/71 insofern nachvollziehbar, als die deutschen Armeen seinerzeit mit ihrem Gegenangriff tief in das französische Kernland vorstoßen konnten. Die Tatsache, dass Deutschlands territoriale Ansprüche gegenüber Frankreich mit der Rückübertragung der historischen, überwiegend deutschsprachigen Reichslande Elsass und Lothringen befriedigt waren, wurde von Frankreich nicht zur Kenntnis genommen.
Wie gegenüber Italien empfand Frankreich seine territorialen Eroberungen und Zugewinne als legitime Bestandteile seines Staates. Daran änderte weder die Tatsache etwas, dass gegenüber dem HRR die Verträge von Verdun des Jahres 843 einseitig gebrochen und die Eroberungen mit militärischer Intervention durchgesetzt worden waren, noch dass der „Vorfriede von Versailles“ und der „Frieden von Frankfurt“ 1871 diese Gebietsrückgaben völkerrechtlich verbindlich festgeschrieben hatte.
UK – Angst vor dem wirtschaftlichen Niedergang
Die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs befand sich seit seiner weltdominierenden Stellung zur Mitte des 19. Jahrhunderts in einem kontinuierlichen Niedergang. Wesentliche Standbeine waren Anfang des 20. Jahrhunderts der Handel mit den eigenen Kolonien sowie das Welttransportmonopol nebst Finanz- und Versicherungswirtschaft mit Sitz in London. Das Hauptaugenmerk des britischen Imperiums gegenüber Deutschland lag daher sowohl darauf, dessen koloniale Bestrebungen zu unterbinden, als auch die von einer unabhängigen, durch leistungsfähige Seestreitkräfte und Bunkerstationen abgesicherten Handelsmarine ausgehende Konkurrenz auszuschalten. Gleichzeitig war ihm darum zu tun, die qualitativ hochwertigeren Produkte der Deutschen soweit möglich aus dem Welthandel zu entfernen in der Hoffnung, dass so die Nachfrage nach britischen Gütern zu steigern und damit die immensen Außenhandelsdefizite abzubauen wären. Im Mittleren Osten strebte das Königreich die Übernahme der Bagdadbahn nebst Landnahme osmanisch beherrschter Territorien an Mittelmeer und Golf an, um so langfristig die Landverbindung zwischen Ägypten und Indien zu erreichen.
Italien auf dem Weg zum Römisch-Venezianischen Reich
Für Italien war das Risorgimento zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch nicht abgeschlossen. Nationale Politiker strebten sowohl die Rückholung der Grafschaft Nizza, die Brennergrenze als auch die Dominanz über die Adria an. Im östlichen Mittelmeer wurde der Blick auf die ehedem venezianischen Besitzungen geworfen, an der Nordküste Afrikas von der Wiederherstellung des antiken Römischen Reichs geträumt. Das Nationalprestige forderte darüber hinaus die Errichtung von weltweit platzierten Kolonien ein – ein Unterfangen, bei dem Italien regelmäßig mit den Interessen der bereits etablierten „Platzhirsche“ kollidierte.
Der italienische Nationalstaat hatte insofern keinen Mangel an potentiellen Gegnern: Im Westen die Franzosen, im Norden und Osten die K.u.K-Monarchie, im Mittelmeer die Osmanen und wiederum die Franzosen, welche neben dem Vereinigten Königreich und den USA auch zu den Hauptkonkurrenten bei seinen kolonialen Ambitionen gehörte. In dieser Situation war es trotz der ungelösten Konflikte mit Österreich bereits 1879 zum Beitritt Italiens zum „Dreibund“ mit Deutschland und Habsburg gekommen. Nach Ausbruch des Krieges 1914 jedoch scherte das anfangs neutrale Italien aus diesem Defensivbündnis aus und stellte sich, verbunden mit der Verpflichtung des Kriegseintritts gegen die früheren Vertragspartner, mit dem am 26. April 1915 geheim geschlossenen „Londoner Vertrag“ an die Seite der Alliierten. Hierdurch band es vor allem Habsburgische Einheiten in der Alpenfront, was zu einer Schwächung der Kräfte gegen Russland führte.
Zugesprochen wurden den Italienerin in diesem Vertrag weite Teile der dalmatinischen Küste nebst Triest/Istrien, das Trentino und Südtirol sowie die kleinasiatische Region der Pamphylen um das osmanische Antalya. Garantiert wurde der bestehende Besitz der Ägäis-Inseln und Libyens.
Russland als slawische Schutzmacht
Für das russische Zarenreich stand die Möglichkeit der Erweiterung an Adria und Mittelmeer im Vordergrund. So wurde die Habsburger Kriegsdrohung gegen das als slawische Brudernation empfundene Serbien nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajewo Anlass, die eigenen Balkan-Ambitionen unter dem Schlagwort des Panslawismus durchzusetzen. In der konkreten Kriegssituation gegen die Mittelmächte, denen sich Bulgarien und das Osmanische Reich angeschlossen hatten, bot sich weiterhin die Möglichkeit, den Einfluss auf das Schwarze Meer und im Kaukasus auszudehnen und damit die Vision eines unmittelbaren Mittelmeerzugangs zu erreichen.
Die Anfangserfolge gegen das Deutsche Reich schienen parallel dazu die Erweiterung nach Westen – Ostpreußen und das preußische Westpolen – in greifbare Nähe zu rücken.
Deutschland – in naiver Selbstüberschätzung in den Krieg
Das Deutsche Reich war 1914 das einzige europäische Land, dem bei Kriegsausbruch keine tatsächlichen Kriegsziele imperialer Natur zuzuweisen sind. Weder gab es zu diesem Zeitpunkt Bestrebungen, das europäische Territorium auszuweiten, noch konnte ein internationaler Krieg der mittlerweile überseeisch orientierten Wirtschaft und Exportindustrie tatsächlichen Nutzen bringen. Auch territoriale Erweiterungen der kolonialen Gebiete durch kriegerische Auseinandersetzungen mit den europäischen und amerikanischen Konkurrenten standen zu keinem Zeitpunkt auf der Agenda deutscher Politik.
Dennoch wurde die deutsche Demokratie durch seine ebenfalls irrationale, nationale Bindung an die deutschen Österreicher umgehend zu einem Hauptakteur beim Ausbruch der europäischen Selbstvernichtung. Als die Bemühungen des Deutschen Kaisers, zwischen den Häusern Habsburg-Lothringen und Romanow zu vermitteln, auch deshalb scheiterten, weil das Reich über seinen Kanzler Theobald von Bethmann-Hollweg den Österreichern am 6. Juli 1914 quasi bedingungslose „Treue“ im anstehenden Krieg gegen Serbien als „Angelpunkt des Panslawismus“ (so Kaiser Franz-Josef am 2. Juli gegenüber dem Deutschen Kaiser) zugesichert hatte, mobilisierte der Zar in der zweiten Juli-Hälfte seine Armee sowohl in der Ostsee als auch an den Grenzen zum Deutschen Reich bereits, bevor die K.u.K-Monarchie Serbien am 28. Juli den Krieg erklärte. Das wiederum ließ die Mobilmachung Deutschlands unvermeidlich werden.
Tatsächlich hatte das Deutsche Militär als Konsequenz aus dem Kriegsverlauf von 1870/71 und in Erwartung eines irgendwann unvermeidlichen, weiteren Landkriegs gegen den auf Revanche bedachten, westlichen Nachbarn Stabspläne eines Präventivkriegs gegen Frankreich entwickelt. Diese Planungen waren den Franzosen ebenso bekannt wie der sogenannte Schlieffen-Plan, der die Umgehung der französischen Forts durch den Bruch der belgischen Neutralität vorsah. Die Überlegungen der deutschen Militärführung basierten maßgeblich auf einer Einschätzung, die – wie die Geschichte zeigen sollte, zurecht – das Reich durch die Tripple-Entente von Briten, Franzosen und Russen eingekreist sah und darauf drängte, im Ernstfall die Franzosen, die man am ehesten zu überwinden meinte, in einem kurzen Krieg aus dem Rennen zu nehmen.
Wie wenig das Reich in diesem Jahr 1914 auf einen Krieg vorbereitet war, zeigt sich exemplarisch an der Situation in den deutschen Kolonien. Militärisch völlig unterbesetzt, da Deutschland auf die Vereinbarungen der Kongo-Konferenz von 1885 vertraute, wonach sich alle Kolonialstaaten zur friedlichen Lösung möglicher Konflikte in den Kolonien verpflichteten, konnten sie den einfallenden Truppen der Entente wenig entgegensetzen. Togo, Kiautschou und die ozeanischen Gebiete waren Ende 1914 von Engländer, Franzosen und Japanern besetzt. Die 5.000 Mann starke Schutztruppe in Deutsch-Südwest kapitulierte nach heftigem Widerstand im Juli 1915 gegenüber einer zehnmal stärkeren, britisch-südafrikanischen Interventionsarmee. Im Februar 1916 zogen sich die Deutschen angesichts einer Übermacht von 19.000 Soldaten und 24 Kriegsschiffen aus Kamerun in das benachbarte Rio Muni (Äquatorial-Guinea) und damit unter spanische Neutralität zurück. Lediglich in Deutsch-Neuguinea unter Hauptmann Hermann Detzner und in Deutsch-Ostafrika mit Oberstleutnant Paul von Lettow-Vorbeck an der Spitze seiner schwarzafrikanischen Soldaten führten die Deutschen einen erbitterten Guerillakrieg gegen die Briten, legten die Waffen erst nach Kriegsende nieder.
Auf dem europäischen Kriegsschauplatz bissen sich die Kontrahenten in einem massenmörderischen Zermürbungskrieg fest. Als am 6. April 1917 die Vereinigten Staaten an der Seite der Entente in den Krieg eintraten, waren die Machtverhältnisse zu Lasten der Mittelmächte entscheidend verändert. Nachdem im Herbst 1918 das Habsburger Reich zerfallen war, akzeptierte das Reich am 11. November angesichts der Unmöglichkeit, die Kämpfe fortsetzen zu können, die Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten.
Der Versuch der Vernichtung Deutschlands
Mit dem aufgezwungenen Vertrag von Versailles setzten das Vereinigte Königreich und Frankreich 1920 ihre gegen die deutsche Konkurrenz gerichteten Interessen umfassend durch. Elsass und Lothringen wurden ohne Volksabstimmung erneut von Frankreich annektiert, das Saarland ebenso wie das Ruhrgebiet – die beiden westdeutschen Schwerpunkte der Industrie – besetzt beziehungsweise wirtschaftlich durch Frankreich ausgebeutet. Auf massives Drängen Frankreich ging das ostdeutsche Industriezentrum Oberschlesiens nach einer Volksabstimmung, die bei einer Wahlbeteiligung von 97,5 Prozent einen Zuspruch von 59,4 % für den Verbleib im Deutschen Reich erbracht hatte, an Polen. Frankreichs wichtigste Kriegsziele – erneute Übernahme der Eroberungen des Ancient Regime sowie die nachhaltige Zerstörung der deutschen Wirtschaftskraft, schienen erreicht.
Seine Überseeischen Gebiete musste das Reich vollständig abtreten, die Kriegsflotte nach Scapa Flow überführen, wo sie den Engländern übergeben werden sollte, jedoch vor Übergabe durch die Besatzungen versenkt wurde. Gleichzeitig wurde Deutschland gezwungen, den Großteil seiner Handelsflotte an die Alliierten auszuliefern. Damit hatte auch das Vereinigte Königreich seine beiden wichtigsten Kriegsziele durchgesetzt: Die als Bedrohung der britischen Seemacht empfundene deutschen Marine war ebenso ausgeschaltet wie die Konkurrenz im Weltwarentransport. Der Wegfall der kolonialen Häfen sollte ein weiteres dazu beitragen, die wichtigsten, britischen Einnahmequellen dauerhaft vor entsprechenden Ambitionen der Deutschen zu schützen.
Um die bis 1913 neben den USA zur führenden Welthandelsnation aufgestiegene deutsche Konkurrenz nachhaltig klein zu halten, wurden dem Reich unter Androhung von militärischer Intervention im Mai 1921 Reparationsverpflichtungen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark im damaligen Gegenwert von rund 47.000 Tonnen Gold auferlegt, zahlbar in Jahresraten in Höhe von 2 Milliarden bis zum Jahr 1987. Im Vertrag von Versailles war noch von einer Summe in Höhe von 20 Milliarden Goldmark, zahlbar in drei Raten von 1919 bis 1921, die Rede gewesen. Das entspricht nach heutigen Kursen rund 1.680.555,4 Millionen (oder 1,68 Billionen) Euro und damit ungefähr dem sechsfachen des aktuellen Bundeshaushalts.
Zusätzlich wurde der Weimarer Republik auferlegt, 26 Prozent des Wertes seiner Ausfuhren an die Alliierten abzutreten.
Begründet wurden diese immensen Forderungen mit dem im Versailler Vertrag erzwungenen Artikel 123, wonach Deutschland anerkannte, gemeinsam mit seinen Verbündeten einen Angriffskrieg geführt zu haben und damit als Urheber des Krieges die Alleinschuld an allen Verlusten und Schäden zu tragen habe, „die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des Krieges erlitten haben“.
Diese einseitige Kriegsschuldlegende, die sich in manchen Kreisen bis heute hält, legte neben dem erzwungenen, wirtschaftlichen Niedergang des Reichs maßgeblich die Grundlage für den Aufstieg der nationalen Sozialisten und die Diktatur Hitlers in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts.
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Sehr richtig. Deutschland profitiert nur vordergründig vom Euro. Hintergründig bahnt sich allerdings eine – ich übertreibe nicht- epochale(!) Katastrophe an und wenn der große Knall kommt -und der MUSS aufgrund der enormen Ungleichgewichte, die aufgebaut wurden und weiter aufgebaut werden, irgendwann kommen- wenn also diese gigantomanische Blase platzt, dann werden sich all die ökonomischen „Erfolge“ Deutschlands, die die Politik jetzt noch eitel als ihr Werk für sich beansprucht, als lächerlicher Kleckerkram gegenüber den gigantischen negativen Folgen des Zusammenbruchs des Euro-Systems aufzeigen.
Gern geschehen
1914 war Italien nicht in einem Bündnis mit Österreich- Ungarn oder Deutschland, sondern neutral!
Der britische Gesandter ist im Herbst 1914 nach Rom gereist und versprach dem italienischem König für den Fall des Kriegseintritts gegen die Mittelmächte nicht nur Südtirol, sondern auch Gebiete in Griechenland.
Nein – seit 1882 befand sich Italien im sog. Dreibund mit Deutschland und Österreich, der ganz klar ein Bündnisvertrag war.
Danke Herr Spahn, für diesen fulminanten Ritt durch die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts auf der Schwelle zum 21. Jahrhundert, mit den beiden großen Kriegen, die die Welt nachhaltig erschüttert haben. Die Mär der (alleinigen) Deutschen Kriegsschuld am 1. Weltkrieg hält sich schon sehr lange und sehr hartnäckig. Der regelmäßige Tunnelblick, der jede Mitverantwortung anderer Großmächte ausblendet, ist vermutlich nur ideologisch erklärbar. Bis heute hält sich die historische Halbwahrheit hartnäckig, der 2. Weltkrieg habe seinen Anfang mit dem Deutschen Überfall auf Polen seinen Lauf genommen. Richtiger weise müsste der Überfall auf Polen, der Deutschen/sowjetRussische genannt werden, wie er im Hitler-Stalin-Pakt… Mehr
geschichte sind die lügen, auf die man sich geeinigt hat.geschichte wird von den siegern geschrieben. leider ist es seit jahrzehnten in deutschland üblich, sich mit „alleinschuld“ in allen bereichen zu ziehren. speziell die deutsche geschichte seit dem aufstiegs preußens wird um 180 grad verdreht, verfälscht. herr spahn ,sie haben einen wertvollen beitrag zur jüngeren deutschen geschichte geleistet. leider wird sich das in einer breiten öffentlichkeit nicht niederschlagen. machen sie weiter!!!
„Leider scheint es heute keine Friedensbewegung mehr zu geben“
So etwas wie Weltfrieden wird es nie geben, ganz gleich wie viele Bewegungen sich dafür einsetzen.
„Dieses Land ist besessen von der deutschen Kriegsschuld und völlig krank und kaputt, wenn es um die deutsche Geschichte geht!“
Meine These ist: die politische Linke braucht diese Kriegsschuld für ihr eigenes Selbstverständnis nur so läßt sich begründen alles andere als links ist böse, weil gewalttätig. Gleichzeitig verhindert sie so die korrekte Aufarbeitung der politisch Linken nach dem Weltkrieg und deren Anteil am Untergang der weimarerrepublik etc….
Hamburg ist tagesaktuell, man vernehme nur was aus dem Linken Lager kommt.
Deswegen wird die Besessenheit von der Kriegsschuld so befördert.
„In naiver Selbstüberschätzung in den Krieg“ Stimmt leider. Stefan Zweig beschreibt diese Attitüde gut in seinem Buch „Die Welt von Gestern“. Man glaubte, es würde ein Krieg wie 1866 oder 1870 werden. Man ahnte nichts von der neuen Waffentechnik und übersah die internationalen Bündnisverflechtungen. Aber vielleicht wollte wirklich niemand ernstlich Krieg. Noch einschneidender wirkte das „Danach“: der Versailler Vertrag und die Bornierheit der Deutschen, die sich als Opfer fühlten: sie wollten nicht einsehen, dass weite Gebiete, insbesondere in Nordostfrankreich und Belgien dem Erdboden gleich gemacht wurden, ganze Ortschaften verschwanden von der Landkarte, man versuchte sogar, eine fremde Kultur auszulöschen. Im… Mehr
Die überzogene These von einer deutschen Alleinschuld an WW1 ist nicht mehr haltbar, siehe dazu Christopher Clark – Sleepwalkers. Speziell Frankreich und das zaristische Russland, auch Grossbritannien haben sich in ‚Thucidides Trap‘ – siehe Graham Allison – hineinziehen lassen, sie konnten gewinnen, haben durch ihren Versuch, einen Newcomer [D] militärisch zurück zu drängen, gleichzeitig das Europa des 20. Jahrhunderts zerstört. Und noch im 21. Jahrhundert verlangt ein durch 2 nicht aus eigener Kraft verdiente Siege arrogant gewordenes Frankreich, dass Deutschland ihm (und anderen Ländern) seine permanenten Defizite und verlorene Wettbewerbsfähigkeit mit Milliardenbeträgen finanziert.
Ich habe Clark auch gelesen, halte mich aber lieber an das Original.
Wilhelm II: „Lebenserinnerungen“
Danke Herr Spahn und ich nehme an auch Mitarbeiter. Wer Zeit und die nötige Energie hatte, konnte sich in den vergangenen Jahren dieses Wissen selbst erarbeiten. Die Dokumente dazu sind weites gehend frei verfügbar. Man hatte aber in Diskussionsrunden stets schlechte Karten. Da die Mehrheit bei den faktenfreien Propagandagläubigen lag und liegt. Charakteristisch, das DDR Fernsehen 2.0 bringt eine Dokumentation zu den oben genannten Staaten und in etwa diesem Zeitrahmen. Für Frankreich, England und die USA werden die Erfolge herausgestellt. Während die deutsche Geschichte in etwa 1850 endet und erst 1914 als „militaristischer Staat“ wieder einsetzt. Die erfolgreichste Zeit Deutschlands… Mehr