Das Feindbild USA und die Nato

Tomas Spahns sechster Teil seiner Antworten auf Leserkommentare zum Themenkreis Russland und Ukraine. – Die Kriege der USA unterscheiden sich von Russlands Expansionspolitik gravierend: Nach 1918 hat kein US-amerikanischer Feldzug zu einer dauerhaften, territorialen Ausdehnung des Landes geführt.

IMAGO / ITAR-TASS
Joe Biden und Wladimir Putin in Genf

Hinter den meisten Kommentierungen und Positionierungen gegen die Ukraine steht neben den traditionalistischen Sympathien für Russland und dessen Führer unübersehbar eine tiefwurzelnde Ablehnung, ja Verachtung gegenüber den USA. Hier summt Putins eurasische Vision gleich einer klassischen Radio-Röhre kaum hörbar aber konstant im Hintergrund – auch noch nach dem Überfall auf die Ukraine.

Die imperialen USA

Selbstverständlich: Auch die Vereinigten Staaten von Amerika sind keine Engel, waren es nie. Sie haben nicht nur militärische Aktionen durchgeführt, die völkerrechtlich fragwürdig waren. Auch die USA haben Kriege geführt, um ihre Interessen zu sichern. Und doch gibt es zu Russlands Expansionspolitik einen gravierenden Unterschied: Nach 1918 hat kein US-amerikanischer Feldzug zu einer dauerhaften, territorialen Ausdehnung des Landes geführt. Spricht Putin bei seinen Annexionen gegen die Ukraine von einer „militärischen Spezialoperation“, so scheint dieser Ausdruck, wenn überhaupt, eher auf jene US-Einsätze in Kuwait, Irak, Afghanistan, Syrien zuzutreffen.

Ukraine und Russland
Auf der Suche nach der Scheinwelt
Auch wenn die Ergebnisse so gut wie nie dem Ziel entsprachen: Die USA strebten mit ihren Militäreinsätzen in der Regel die Überwindung autoritärer Regimes an. Das dabei auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle gespielt haben mögen, liegt auf der Hand. Die Tatsache, dass die Hoffnung, eine Diktatur durch eine Demokratie ersetzen zu können, dennoch so gut wie immer gescheitert ist, ist einem klassischen Manko US-amerikanischer Außenpolitik geschuldet. Amerikaner sind nur selten in der Lage, die Welt anders denn als Amerikaner zu verstehen. Zwar eint sie das insofern mit Putin, als auch der die Welt nur aus seiner Brille betrachten kann – doch es hilft ebenso wenig die Vorstellung, eine junge Demokratie nach eigenen Systemvorstellungen in eine Vasallen-Autokratie wandeln zu wollen, wie die Vorstellung utopisch ist, eine Kultur mit patriarchalisch-autoritären Glaubenssätzen nur durch die Entfernung der gegenwärtigen Autoritäten in eine Demokratie nach westlichem Vorbild wandeln zu können.

Russland und die USA sind nicht vergleichbar

Gleichwohl und unabhängig von scheinbaren Parallelitäten in der Außenpolitik sind die USA und die Russische Föderation nicht vergleichbar. Die US-Verfassung hat ein Staatsmodell geschaffen, das durch Checks-and-Balances bislang immer noch in der Lage gewesen ist, Fehlentwicklungen aus sich selbst heraus zu korrigieren.
Seit der Gründung gab es in den Vereinigten Staaten keine politische Revolution, die ein an die Wand gefahrenes System gewaltsam wegfegen musste. Es gab lediglich in einer frühen Phase den Versuch einiger Unionsstaaten, das gemeinsame Dach zu verlassen.

Der fälschlich als „Bürgerkrieg“ bezeichnete Konflikt, der auf diesen Versuch folgte, war nicht revolutionär, sondern imperial-unionistisch versus föderal-souveränistisch. Das Ergebnis war eine imperialistische, demokratische Republik, am ehesten noch zu vergleichen mit dem antiken Rom vor der Einführung des Caesarentums unter Octavian-Augustus, aber aufgrund einer gleichzeitig als Unionsebene horizontal und im Verhältnis der Unionsstaaten untereinander und zur Union vertikal sortierten Machtverteilung nicht gekennzeichnet durch die Permanenz des römischen Bürgerkriegs, auch wenn manche Entwicklungen der jüngeren Zeit diese Gefahr zu beschwören scheinen.

Der neorussische Napoleonismus

Imperien agieren imperial. Das gilt auch dann, wenn sie das demokratisch verankerte Führungsprinzip über Wahlen und Amtszeitbegrenzungen vor dem fließenden Übergang in den totalitären Führerstaat abzusichern suchen. Es ist dieses der entscheidende Unterschied zwischen den Herrschaftsmodellen der USA und des postsowjetischen Russlands. Boris Jelzin, nach der kurzen Kerenski-Zwischenphase des Jahres 1917 der einzige führende Politiker Russlands, der eine demokratisch organisierte, russische Republik anstrebte, versuchte die revolutionäre Russische Föderation durch die Übernahme des US-Prinzips gegen die Gefahr eines neorussischen Napoleonismus abzusichern.

Ukraine und Russland – Teil 2
Patrioten, Nationalisten, Faschisten, Antifaschisten
Spätestens als Jelzins Nachfolger Putin nach zwei präsidialen Amtszeiten im Jahr 2008 die Rochade zwischen ihm selbst und seinem Getreuen Medwedew organisierte, hätte jedem Bobachter klar sein müssen, dass der Leningrader den demokratie-erhaltenden Sicherheitsmechanismus seines Vorgängers erfolgreich auszuhebeln suchte. Russlands postrevolutionärer Napoleon hatte die Republik übernommen, ohne sich jedoch den progressiven Reformeifer des Franzosen zu eigen zu machen. Ein „Code civil des Français“, die Grundlage eines jeden neuzeitlichen Rechtsstaats, war und ist von einem Wladimir Putin nicht zu erwarten. Der Leningrader verharrte stattdessen fast schon unvermeidbar in der orthodoxen Unbeweglichkeit, die Russlands Entwicklung seit Generationen hemmt. Seine Staatsdoktrin beruht auf hemmungsloser Ressourcenausbeutung, Militärmacht und autoritärer Unterdrückung von Widerständen.

Die entscheidende Säule des US-amerikanischen Imperiums, jenes System der Checks-and-Balances, bei dem die staatlichen Institutionen derart aufgestellt sind, dass sie sich gegenseitig kontrollieren und in Schach halten können, hatte im postsowjetischen Russland Putins niemals eine Chance, weil letztlich auch der erfolgreiche Abwehrkampf Jelzins gegen die Sowjet-Restauratoren nicht aus einem nach Mitbestimmung lechzenden Volk heraus operierte, sondern diesem ein unfertiges, anfälliges Politikmodell überstülpte, welches in Russland ohne traditionelle Verankerung über den Massen schwebte.

Putin, der noch 2001 von Demokratie und Recht erzählte, hatte dieses schnell erkannt – und er bediente wie einst Napoleon die Seele des in den Irrungen und Wirrungen einer chaotischen Demokratisierung und ungeordneten Entstaatlichung der Wirtschaft versinkenden, einfachen Menschen mit der Attitüde des starken und durchsetzungsfähigen Führers, der ein durch revolutionäres Chaos in den Abgrund getriebenes und seinen äußeren Feinden ausgeliefertes Altreich zu neuer, alter Größe führen konnte.

Führerstaat statt demokratische Republik

Unbeantwortet bleiben muss die Frage, ob Putins Agenda seit dem ersten Tag seiner Machtübernahme feststand. Dagegen sprechen die Bekenntnisse aus der Bundestagsrede. Es sei denn, auch diese wären nichts anderes als perfekte Mimikri gewesen, um einen potentiellen Konkurrenten zu manipulieren und in die Abhängigkeit zu manövrieren.

Demokratie als Camouflage?

Es ist durchaus vorstellbar: Putins Denken als Geheimdienstler gebot es ihm, sich dem Feind, den er in den politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen des westeuropäischen Kulturkreises erblickte, als „lupenreiner Demokrat“, so die Formulierung seines deutschen Mitwirkenden, anzudienen, solange er davon ausging, dass russische, „von außen“ gelenkte Kräfte ihn ohne allzu großen Aufwand aus seinem Präsidialamt verdrängen konnten.

So konnte er ohne relevante Einmischung von außen seine innere Position durch die Beseitigung der Opposition ausbauen, während er gleichzeitig den Gegner mit dessen Instrumenten der Marktwirtschaft beharrlich in seine Abhängigkeit manövrierte, bis er sich kräftig genug wähnte, auf entsprechende Mimikri und Rücksichten verzichten zu können.

Die Illusion von 1813
Die deutsch-russische Superweltmacht
Statt das chaotische und unvollständige Demokratisierungswerk seines Vorgängers in dessen Sinne nach dem US-Modell der „checks-and-balances“ zukunftsfähig zu machen, drehte Putin Pendelschlag für Pendelschlag die Zeituhr zurück: Die Reanimation der sozialistischen Wirtschaft in der Version eines staatsgesteuerten und staatsabhängigen Oligarchentums; dieses wiederum stehend auf den Säulen des korrupten Nepotismus als „slawisch-orthodoxe Krankheit“ seit Byzanz; dann die schrittweise Rehabilitierung des größten Massenmörders der russischen Geschichte als Leitmotiv für eine auf Kontrolle und Unterwerfung beruhenden, inneren politischen Ordnung; zuletzt die Ersetzung der pränationalistisch-imperialen Vielvölkerstaatsidee des zaristischen Panslawismus durch eine nationalfaschistische Blut- und Bodenphilosophie eines mit göttlichem Auftrag versehenen Allrusslandanspruchs; dieser wiederum getragen von der Vorstellung des russischen Herrenmenschen mit natürlichem Überordnungsanspruch über die nicht-russischen oder sich Russland verweigernden Nationen von Portugal bis Alaska als Legitimation neo-kolonialer, imperialer Machtexpansion.

Denkbar ist es, dass Putin Ingewahrsamnahme der Macht nach diesem Kalkül ablief.
Denkbar ist allerdings auch, dass 2001 tatsächlich ein „lupenreiner Demokrat“ vor den Deutschen Bundestag getreten war – ein Demokrat allerdings, um dessen moralische Festigkeit es bereits zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich gut bestellt war. Denn nur sieben Jahre später schien von dem weltoffenen Demokraten wenig übrig geblieben zu sein. Hinsichtlich der Überlegungen der Ukraine drohte er, dass dieses Land eher von der Landkarte verschwinden würde, als Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses zu werden. Der polnischen Regierung soll er seinerzeit angeboten haben, die Ukraine zwischen Russland und Polen aufzuteilen – gleichsam eine Wiederholung des Ribbentrop-Molotow-Abkommens zu Lasten der mittelosteuropäischen Staaten.

Ist es denkbar, dass sich ein Mensch innerhalb nicht einmal einer Dekade um 180 Grad wendet? Vorstellbar ist immerhin, dass Putin nach zwei Perioden als Präsident in einem Maße desillusioniert gewesen ist, welches eine solche Wende erklärlich erscheinen lässt.

Statt, wie von ihm 2001 erhofft, enger in die NATO eingebunden zu sein, hatte sich die NATO von ihm inhaltlich entfernt und sich im räumlich genähert. Die Schuld daran fand Putin nicht darin, dass das Auftreten „seiner“ russischen Föderation zunehmend mehr von alten Hegemonialallüren geprägt wurde, sondern in einer aus seiner Sicht aggressiven Politik der USA und ihrer Vasallen.

Das Konzept eines deutsch-russisch geführten Eurasien war ebenfalls nicht einen Schritt vorangekommen. Statt durch diesen Schulterschluss, den er 2001 den Deutschen angetragen hatte, einen weltpolitischen Gegenpol gegen die USA und China zu schaffen, verharrte die BRD fest an der Seite des mächtigen Partners auf der anderen Seite des Atlantik. Putin musste seine Ambitionen zu Grabe tragen, sich stattdessen mit dem Versuch begnügen, der Europäischen Union eine auf einige Ex-Sowjetrepubliken eingedampfte Eurasische Wirtschaftsunion einzurichten, deren Bedeutung jedoch marginal bleiben sollte.
Es ist möglich, dass sich Putin 2008 bereits das Scheitern seiner hochtrabenden Pläne des Jahres 2001 eingestehen musste. In diesem Falle folgte sein Handeln dem klassischen Ablauf eines in seiner Emotionalität Zurückgestoßenen: Liebe wird zu Hass, Kooperationswille zur Destruktivität.

2001 und 2022
Putin, die russisch-deutsche Großmacht und neue Bedrohungen
Sollte es so sein, dann wäre dadurch jedoch nur eine Komponente der psychischen Struktur des Wladimir Putin berührt gewesen. Und sehr wahrscheinlich, dass es so ist, ist es dann eben doch nicht. Denn auch wenn ungesteuerte, emotionale Ausbrüche des Menschen Putin in Situationen dokumentiert sind, in denen etwas nicht nach seinen Vorstellungen geschieht, so belegt doch seine bereits im Vorgehen gegen Tschetschenien gezeigte, bedenkenlose Bereitschaft, als Oberbefehlshaber zum Massenmörder an unbeteiligten Menschen zu werden, die Qualitäten eines Soziopathen. Hier wirkt er wie jener Harry Lime, der als „der dritte Mann“ seinen Jugendfreund Holy Martins vom Riesenrad im Wiener Prater auf die Menschen blicken lässt und ihn fragt, welche Bedeutung es hätte, wenn von diesen Punkten einige für immer verschwänden.

Für Putin rechtfertigt das Ziel jedes Mittel. Er scheint unfähig, sich emotional in andere Menschen hineinzudenken. Seine Kommunikation läuft ausschließlich in eine Richtung: Von ihm zum anderen. Eine Rückantwort ist nicht vorgesehen und sollte sie dennoch erfolgen, ist sie für Putin bedeutungslos.

Putins Stringenz der Macht konnte nicht übersehen werden

Gegen die Vorstellung, in Putin einen enttäuschten, frustrierten Demokraten zu erkennen, der sich zu einem psychopathischen, unberechenbaren Tyrannen wandelt, spricht zudem die Stringenz, mit der Putin seine Macht ausgebaut hat. Nichts daran wirkt spontan und improvisiert, alles hingegen, als ob es einem perfekt orchestrierten Masterplan gefolgt ist. Dabei ist stets er es, der die Regeln bestimmt und den anderen Akteuren aufzwingt.

Russland und die USA sind nicht vergleichbar
Wenn selbst ein intellektueller und weitsichtiger Mann wie der frühere Bürgermeister Hamburgs, Klaus von Dohnanyi, auch nach dem russischen Überfall die „Schuld“ am „Ukraine-Krieg“ bei den USA erblickt und dort wiederum darin, dass sie dem Schutzbedürfnis ehemaliger Sowjet-Kolonien und Vasallenstaaten durch die Aufnahme in ein Verteidigungsbündnis entsprochen haben, dann belegt dieses nicht zuletzt das deutsche Missverständnis infolge der Bundestagsrede. Und es verkennt die paranoide Logik, mit der der Ex-KGB-Mann im Kreml den inneren Um- und Rückbau des von ihm übernommenen, immer noch flächengrößten Landes des Planeten betrieben hatte.

Die NATO war nie eine offensive Bedrohung

Dabei war die von Putin beklagte, angebliche Bedrohung durch das Näherrücken der NATO niemals die reale Befürchtung, das Verteidigungsbündnis könne tatsächlich über Russland herfallen – hätte die NATO dergleichen jemals vorgehabt, so wären die chaotischen Neunziger dafür der ideale und einzig erfolgversprechende Zeitraum gewesen. Die vorgebliche Bedrohung Russlands bestand stets ausschließlich darin, dass durch den NATO-Beitritt ehemaliger Sowjetrepubliken und Sowjet-Satellitenstaaten deren angestrebte Rückeroberung und Eingliederung in Putins Großrussisches Reich erheblich erschwert, wenn nicht verunmöglicht wurde.

Flankiert wurde diese Scheinbedrohung der Russischen Föderation durch die reale Bedrohung des Putin’schen Herrschaftsmodells, wenn unmittelbar vor den Toren Russlands wirtschaftlich erfolgreiche, parlamentarische Demokratien die Fragwürdigkeit des putinschen Autokratismus dokumentierten. So diente auch die de-facto-Übernahme von Belarus angesichts der dort aufgrund offenkundiger Wahlfälschung ausgebrochenen Bürgeraufstände sowohl der Verhinderung des Entstehens eines weiteren, potentiellen NATO-Mitglieds, als auch der gnadenlosen Unterdrückung von Bürgerprotesten, die in Putins Dresdner Erfahrung ein autokratisches System wie ein Kartenaus in sich zusammenfallen lassen konnten.

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Kommentare ( 30 )

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30 Comments
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Dirk Weller
2 Jahre her

Zitat :
„Die USA strebten mit ihren Militäreinsätzen in der Regel die Überwindung autoritärer Regimes an. Das dabei auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle gespielt haben mögen, liegt auf der Hand. „

Naja, auch wenn mir die USA sympathischer als Russland sind, so dürfte es den USA eigentlich NUR um wirtschaftliche und geostrategische Interessen gehen.
Denn Diktaturen, die keine Bodenschätze haben oder geostrategisch keine Rolle spielen, wurden meines Wissens bisher von den USA komplett ignoriert.
So sind die USA moralisch gesehen auch alles andere als edel und gut.

Autour
2 Jahre her

Sehr geehrter Herr Spahn ich halte ihnen zu Gute, dass sie einige der Kommentare zu ihren Artikeln lesen und nun auch zu den aufgeworfenen Fragen Stellung beziehen. Allerdings sollte man völkerrechtswidrige Angriffskriege der USA auch als solches bezeichnen und sie nicht als „völkerrechtlich fragwürdig“ titulieren. Da sie hier ja mitlesen, vielleicht schaffen sie es ja auch mal die meiner Meinung nach völkerrechtswidrige Schenkung der Krim an die Ukraine zu beleuchten? Und dann auch die Abspaltung des Kosovos von Serbien mit der Abspaltung der überwiegend russisch bevölkerten Gebiete der Ukraine in Beziehung zu setzen, ach und wenn wir schon mal dabei… Mehr

Theo van Gogh
2 Jahre her

Die Eisenbahn: Ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtmassen, beziehungsweise die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften (Dampf, Elektricität, thierischer oder menschlicher Muskelthätigkeit, bei geneigter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung, u. s. w.) bei dem Betriebe des Unternehmens auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige (je nach den Umständen nur in bezweckter… Mehr

Dissident
2 Jahre her

Tja, wenn man geistig in der Vergangenheit lebt, glaubt man eben, die USA wären 2022 noch ein Freiheitsrechte garantierender demokratischer liberaler Rechtsstaat mit neutralen Institutionen und die NATO ein Verteidigungsbündnis.

Nun ja
2 Jahre her

Wenn es in der USA noch ein funktionierendes System der Kontrolle der Mächtigen geben würde, säßen heute einige führenden Demokraten im Gefängnis und Trump im Weißen Haus.
Das macht Putins Coup zur Erlangung der ewigen Präsidentschaft nicht besser, lässt aber die Frage aufkommen, wieso der Westen Dinge der Welt predigt, die er selbst nicht einhalten kann oder will. Die Demokratie ist nichts ohne den Rechtsstaat. Umgekehrt gilt das nicht in dieser Eindeutigkeit. Und damit wären wir auch schon an dem Punkt, an dem es müssig ist, über Putin herzuziehen, wenn man selber in einem immer kleiner werdenden Glashaus sitzt.

Exilant99
2 Jahre her

Die USA haben Militärbasen in 85 Staaten. In einigen Staaten nach einem Angriffskrieg errichtet wie z.b. der Irak. Das ist für mich schon eine indirekte territoriale Ausdehnung. Von Abermillionen Toten in Dutzenden Kriegen ganz zu schweigen. Hinzu kommen Farbenrevolutionen auf der ganzen Welt, angestiftet von den USA um andere Länder zu destabilisieren. Die Liste ist lang. Für mich sind die USA schlimmer als Russland. Russland mit Putin ist sicherlich kein Kind von Traurigkeit, aber an den Bodycount der USA kommt selbst Putin nicht ran. Die Deutschen sind den Russen kulturell erheblich näher als den Amerikanern. Es ist einfach schade, dass… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Exilant99
Wolfgang Schuckmann
2 Jahre her

Lieber Herr Spahn, ich weiß, und verstehe Sie vollkommen. Aber ein weniger dick aufgetragen hält die Farbe besser. Für jeden Staat, der zur Zeit im Westen mit den Tücken des kapitalistischen Systems kämpft, Inflation, Energieverknappung, sowie vielen anderen sehr stringenden Problemen des Wertewestens, was immer das auch ist, so ist dies ein Kampf um die eigene Existenz. Auch Sie, Herr Spahn, sind mit von der Partie, und es gefällt mir nicht, wie die Geschichte von Ihnen strapaziert wird, ohne Not. Und da ich mit meinem Verstand die Dinge seit 1956 sehr gut einordnen kann, glaube ich keineswegs daran, dass Sie… Mehr

GeWe
2 Jahre her

Der Schwall der Philippiken Herrn Spahns gegen Putin zeigen seine beharrliche Ignoranz geopolitischen Denkens der Großmächte, die für sein legalistisches Denken nur ein müdes Lächeln übrig hätten, sowie der grundlegenden historischen Ereignisse vom russisch-finnischem Krieg über die Kubakrise bis zum Krieg des NATO-Verteidigungsbündnisses gegen Serbien. Ferner fallen logische Schwächen auf: seitenlang werden USA und Russland verglichen aber anfangs eine Unmöglichkeit einer Vergleichbarkeit behauptet. Bekanntlich ist kognitives Denken ohne Vergleichen unmöglich. Dass Russland und USA nicht gleich sind, ist eine Binse. Dass es ein Demokratisierungswerk seines Vorgängers gegeben hätte, ist grotesk. Die Jelzinzeit, in der US-Berater eine traurige Rolle gespielt haben, war… Mehr

wl
2 Jahre her
Antworten an  GeWe

sensationell GeWe
Bislang hatte ich immer alles von Spahn gelesen und (ich bin ja Laie) immer gestaunt über seinen Kenntnisreichtum und seine hintergründigen Recherchen.
Die heutigen Ausführungen Spahns, in dieser nun 6-teiligen Reihe, haben mich bewogen, ihn nicht mehr so ausführlich zu lesen, zu sehr erinnert mich „sein Schwall“ an die MSM – es scheint, dass auch er nun „on a mission“ ist.

EinBuerger
2 Jahre her

„Die US-Verfassung hat ein Staatsmodell geschaffen…“: Bei verschiedenen anderen Punkten gebe ich Ihnen recht. Aber Sie machen hier wieder den Fehler, den auch ein Claus Kleber beim ZDF gerne machte: Sie tun so, als würde die Staatsverfassung eines Landes zwangläufig dessen Außenpolitik festlegen. Einfach ausgedrückt: Demokratien machen nette Außenpolitik, Diktaturen müssen böse. Das ist Schwachsinn! Die Wikinger auf ihren Raubzügen waren sehr demokratisch verfasst. Soldaten, die nicht plündern und vergewaltigen sollen, müssen diktatorische Befehle von oben bekommen. Könnten sie demokratisch entscheiden, sähe es für eroberte Zivilbevölkerung suboptimal aus. Demokratie regelt nur wie die Machtverhältnisse innerhalb eines Staates sind, nicht wie… Mehr

bkkopp
2 Jahre her

Russland ist in seiner staats- und bürgerrechtlichen Verfaßtheit noch größtenteils hinter der amerikanischen Republik von 1789 zurück. In Russland wurden intellektuelle Adelige, die sich mit den Gedanken der Aufklärung “ infiziert “ hatten, noch in den 1820ern als Dekabristen nach Sibirien verbannt um die Ideen aus St. Petersburg zu entfernen. Dorthin, nach Tschita, ca. 1000 km östlich von Irkutsk/Baikalsee, hat auch Putin seinen Widersacher-Oligarchen Chodorkowski ins Gefängnis gesteckt. Ein anderer Oligarch der ersten Stunden, Beresowski, konnte noch rechtzeitig nach England entkommen. Das Zarenreich war sehr weit hinter den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in Europa des 19. Jhdts. geblieben, und… Mehr

Wolfgang Schuckmann
2 Jahre her
Antworten an  bkkopp

Wie alt Sie sind weiß ich nicht. Ich tippe darauf, dass ein verhunzter Geschichtsunterricht ihre Sichtweise begründet. Demgegenüber gibt es Leute, die Geschichte als Anschauungsunterricht erlebt haben. Ich finde ihre Betrachtungsweise sehr bedenklich und hoffe für Sie, daß Sie niemand davon überzeugt, dass es auch anders gewesen sein könnte.