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„Viel hilft viel“ und der Staat wüsste am besten, wie Bildung und dessen Erfolg auszusehen hat. Doch wenn das richtig wäre, dann müsste man im Bundesland Berlin die besten Schüler finden - und nicht die schlechtesten.

Wenn in diesen Tagen überall im Land die Sommerferien zu Ende gehen, dann gewinnt die Bildungspolitik wieder stärkere Aufmerksamkeit. Das ist gut und richtig. Eine gute Bildungspolitik wird oft in Statistiken gepackt. Gut ist, wenn ein Bundesland möglichst viel Geld pro Schüler ausgibt. Gut ist, wenn die Bildungsausgaben pro Wirtschaftskraft im internationalen Vergleich möglichst hoch sind. Und gut ist, wenn die staatliche Forschungsförderung möglichst ausgebaut wird. All diese Ansätze haben eines gemeinsam. Sie glauben, „viel hilft viel“ und der Staat wüsste am besten, wie Bildung und dessen Erfolg auszusehen hat. Deshalb muss er für das Bildungswesen verantwortlich sein – und das möglichst zentral gelenkt.

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Doch wenn das alles richtig wäre, dann müsste man im Bundesland Berlin die besten Schüler finden. Denn der Stadtstaat gibt pro Schüler am meisten Steuergelder aus (8.900 Euro pro Schüler/2015). Berliner Schüler schneiden aber beim Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft am Schlechtesten von allen Bundesländern ab. Ein wesentlicher Grund für die hohen Bildungsausgaben pro Schüler ist der hohe Anteil an Ganztagsschulen in der Hauptstadt. Auch daran sieht man, dass Ganztagsschulen nicht per se zu besseren Bildungserfolgen führen. Dennoch zeigt das Beispiel Berlin, dass der Wettbewerb im Bildungsbereich in Deutschland nicht gänzlich ausgeschaltet ist. Würde alles von Berlin aus für das ganze Land bestimmt, dann bräuchte es nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass nicht Sachsen (Platz 1) oder Thüringen (Platz 2) den Takt angäben, sondern eben Berlin (Platz 16) und Bremen (Platz 15)

Entscheidend ist, wofür Bildungsausgaben eingesetzt werden. Und hier läuft die Auseinandersetzung auf zwei Ebenen. Die erste Ebene ist zentral gegen dezentral. Die zweite Ebene verläuft zwischen Staat und Privat. Wenn der Staat seine Bildungsausgaben zentralisiert, glauben viele, würde es besser. Warum eigentlich? Eigentlich funktionieren die staatlichen Ebenen meist dann nicht, wenn Verantwortung verwischt wird. Wenn der Bund Bildungsausgaben bezahlt, die Länder das Personal einstellen und die Inhalte bestimmen, zusätzlich die Kommunen die Gebäude finanzieren, dann herrscht kollektive Verantwortungslosigkeit. Keiner kann für das Versagen in der Bildungspolitik verantwortlich gemacht werden. Eigentlich sind dann alle irgendwie schuld, wenn die Ergebnisse schlecht sind. Gleichzeitig verzerrt der Staat den Wettbewerb zu privaten Trägern. Letztere werden zwar auch vom Staat beaufsichtigt, aber irgendwie sind die Schulämter den „eigenen Schulen“ doch näher. Diese können die Lehrer verbeamten, private Träger können das nicht. Dort haben Lehrer dann schnell mal ein paar hunderte Euro weniger netto in der Tasche, nur weil sie Angestellte und keine Beamten sind.

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Der Vereinheitlichung und Verstaatlichung des Bildungssystems ist der falsche Weg in der Bildungspolitik. Daher muss eine erfolgreiche Bildungspolitik auf dem Wettbewerbsprinzip basieren. Bildungseinrichtungen, vom Kindergarten bis zur Universität, müssen nach ihren eigenen Kriterien und ihren Auswahlverfahren ihre Bildungsempfänger aussuchen können. Der Staat muss Kinder und Jungendliche unabhängig vom Träger der Bildungseinrichtung gleich fördern, am besten über Gutscheine, die die Nutzer für die Bildungseinrichtung ihrer Wahl einlösen können. Der Staat kann in diesem Bildungssystem vielleicht Mindeststandards vorgeben, aber ansonsten sollte er sich nicht einmischen. Weder mit einem zentralen Bildungskanon noch mit einem Zentralabitur. Warum müssen alle Schüler eines Bundeslandes oder in ganz Deutschland die gleiche Abiturprüfung machen? Welchem Ideal folgt diese Forderung? Dem Ideal des Einheitsschülers?

Bildungsvielfalt könnte auf den Einzelnen Rücksicht nehmen. Sie könnte auf die Talente, auf die Begabungen und die unterschiedlichen Geschwindigkeiten im Lernen besser Acht geben. Bildungszentralismus schert alle über einen Kamm. Wir sollten in der Bildungspolitik mehr Wilhelm von Humboldt folgen: „Je mehr der Mensch für sich wirkt, desto mehr bildet er sich. In einer großen Vereinigung wird er zu leicht Werkzeug.“

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Kommentare ( 21 )

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Ronald Henss
6 Jahre her

„Berlin ist zwar in Sachen Bildungserfolg nur auf dem vorletzten Platz aller Bundesländer (Letzter ist Bremen).“ * Solange man nicht nach Einheimischen und Migranten differenziert und solange man bei den Migranten nicht nach der Herkunft differenziert, ist jeglicher Bundesländervergleich sinnlos. Der Unterschied Migranten/Einheimische sowie innerhalb der Migranten der Unterschied zwischen Moslems und Schwarzafrikanern auf der einen und den restlichen Migranten auf der anderen Seite ist mit Abstand der wichtigste Faktor. Alle anderen Faktoren sind dagegen lächerlich. Siehe die Serie „Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten“ von Teil 5 bis Teil 11 https://splitter1.wordpress.com/2017/10/30/iqb-2012-migranten-5/ Das zentrale Problem ist nicht die Bildungspolitik –… Mehr

rainer niersberger
6 Jahre her

Natürlich ist eine staatliche ( genauer parteipolitische) Schul -oder Bildungspolitik bei links/ grüner Macht verheerend und wird ( eher )früher oder später diese Gesellschaft zusätzlich massiv entbilden. Allerdings gehört dazu auch der elterliche Einfluss, der heute zunehmend von den Vertretern derselben Mainstreamideologie ausgeübt wird. Ob man daraus eine völlig Entstaatlichung des Bildungswesens ableiten kann oder soll, möchte ich bezweifeln. Richtig wäre eine totale Ablösung von links/grün, denn diese Ideologie wirkt sich ja auch auf anderen Feldern erwartungsgemäß desaströs aus. Ganz klar für vergleichbare Abforderungen bei Abschlussprüfungen spricht der Umgang mit dem aktuellen Befund und dies nicht erst seit gestern. Der… Mehr

Ronald Henss
6 Jahre her

Lieber Herr Schäffler, der entscheidende Punkt sind weder die Höhe der Bildungsausgaben noch die Schulpolitik. Der entscheidende Punkt sind die Schüler! Es ist richtig, dass Berlin und Bremen bei allen Bildungsstudien ganz am Ende und die Ostdeutschen Länder ganz weit oben stehen. Wenn man jedoch die Zusammensetzung der Schülerschaft berücksichtigt, dann gibt sich ein völlig anderes Bild. Das habe ich am Beispiel des IQB-Ländervergleichs 2012 klar aufgezeigt: https://splitter1.wordpress.com/2017/10/30/iqb-2012-migranten-5/ Betrachtet man die gesamte Schülerschaft, dann sieht es unter anderem so aus: Platz 1: Sachsen Platz 2: Thüringen Platz 3: Brandenburg Platz 5: Sachsen-Anhalt Platz 6: Mecklenburg-Vorpommern … Platz 15: Berlin Platz… Mehr

Thorsten
6 Jahre her
Antworten an  Ronald Henss

Richtig ist, dass die Migranten den größten Einfluss haben, aber die ist eher die Konsequenz aus deren Nicht-Integration. Eine weitere Ursache sind auch die Qualität der Schulen und die Herkunft der Migranten. Negativ fallen Türkei und Balkan, positiv Russland (und wahrscheinlich Asien) auf.

Ronald Henss
6 Jahre her
Antworten an  Thorsten

„Eine weitere Ursache sind auch … die Herkunft der Migranten.“
*

Ja, selbstverständlich!
Genau dieser Punkt wird in der Serie „Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten“ in den Folgen 5 bis 11 ganz detailliert herausgearbeitet.

Siehe insbesondere ab Teil 7
https://splitter1.wordpress.com/2017/11/01/iqb-2012-migranten-7/

*

„aber die ist eher die Konsequenz aus deren Nicht-Integration.“

Die Nicht-Integration ist aber womöglich nicht die Ursache, sondern lediglich eine Folge der geringeren Intelligenz und der kulturellen Vorbelastung.

ch
6 Jahre her

FDP oft am Ball – zuletzt ein Tor für die Hotelerie schießend. Mehr gibt es nicht zu sagen.

Berndi
6 Jahre her
Antworten an  ch

Bildungsminister sind seit 20 Jahren schwarz oder rot.

W aus der Diaspora
6 Jahre her

“ Warum müssen alle Schüler eines Bundeslandes oder in ganz Deutschland die gleiche Abiturprüfung machen? Welchem Ideal folgt diese Forderung? Dem Ideal des Einheitsschülers?“

Nein, es folgt dem Ideal der Vergleichbarkeit des Wissens.

Wenn jedes Bundesland, oder gar jede Schule ihre eigenen Abschlussprüfungen entwirft, dann bekommt man demnächst in Brlin ein Abitur, weil man den Unterschied zwischen Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten erklären kann, und in Bremen, weil man Klima buchstabieren und 5 und 5 adieren kann und dabei auf 8 kommt, denn man kann ja 5 auch mal gerade sein lassen …

Berndi
6 Jahre her
Antworten an  W aus der Diaspora

Vergleichbare Prüfungsniveaus, ungeachtet des Lehrinhalts, bringen auf jeden Fall mehr, als nicht vergleichbare Prüfungen bei ungleichen Inhalten. So hat man ein Zeugnis und kann sich ein Bild machen, was jemandem beigebracht werden sollte und wieviel dabei rauskam. Dass Zeugnisse Blödsinn sind, ist allerdings dabei kein Geheimnis, egal wie viele „einheitliche“ Mechanismen (siehe Bolognese-Reform) eingeführt werden. Bildung ist und bleibt eine Einzelfallfrage.

chino15
6 Jahre her

Prinzipiell stimme ich zu. Bis auf die zentralen Leistungsprüfungen (z.B. Zentralabitur). Diese sind meiner Meinung nach für einen objektiven Leistungsvergleich nicht nur der Schüler, sondern auch der Bildungseinrichtungen erforderlich, am besten bundeseinheitlich. Wie man die Bildung gestaltet, sollten die Schulen möglichst frei selbst entscheiden können. Auch Aufnahmeprüfungen o.a. Auswahlverfahren sind zu begrüßen. Allerdings müssten dann auch die Ergebnisse der zentralen Leistungsvergleiche veröffentlicht werden, damit die Eltern ein objektives Kriterium für die Auswahl der richtigen Schule haben. Auch für spätere Ausbildungseinrichtungen/Universitäten ist es hilfreich, wenn alle Bewerber dieselbe Abschlussprüfung absolvieren mussten und so die Ergebnisse direkt verglichen werden können. Natürlich wären… Mehr

Grumpler
6 Jahre her

Es ist höchste Zeit die Schulpflicht, die wir dem Mann mit den langen Nasenhaaren zu verdanken haben, durch eine Bildungspflicht zu ersetzen. Es soll Eltern geben, denen das schulische Schicksal ihrer Kinder nicht gleichgültig ist. Also sollte man ihnen auch gestatten, die Bildungsmassnahmen zu ergreifen, die sie für richtig halten, z.B. Privatunterricht, Heimunterricht (zu Hause) etc.
Die Prüfungsstandards wären noch immer vorgegeben. Bei individuell unzureichendem Bildungserfolg könnte verbindlicher Schulbesuch auch angeordnet werden (bspw. diversen Glaubensgemeinschaften), sollte das für notwendig erachtet werden.

BK
6 Jahre her

Karriere kann man auch ohne jeden Berufsabschluß machen, und das am besten in Berlin, wo man bis zur Bundestagsvizepräsidentin aufsteigen kann. Wir sind doch eine offene Gesellschaft, und immer nur beste Noten zu verlangen, wäre unglaublich dirkriminierend. Ausserdem schränkt jedes Fachwissen unglaublich ein.

swengoessouth
6 Jahre her

Ach Herr Schäffler, nichts machen doch den Kultusministern lieber, als sich an Generationen von Schülern mit immer neuen Bildungsplänen zu vergreifen, die daß Bildungsniveau immer weiter absenken. Sexuelle Früherziehung , statt naturwissenschaftlicher Bildung, Inklusion statt Förderung nach den Möglichkeiten eines jeden Schülers, 35 Schüler Klassen, statt Kleinstklassen mit maximal 10 Schülern, Verfallende Schulgebäude statt modernster Bildungseinrichtungen, Versagen auf ganzer Strecke. Die Politiker schaffen es noch nicht mal mit 6 Jahren Vorlauf die Anzahl der Lehrer entsprechend zu planen. Die selben Politiker glauben, daß sie in der Lage sind das Klima zu steuern, was für eine Anmaßung und Selbstüberschätzung. Man muß… Mehr

Herbert Wolkenspalter
6 Jahre her

» Warum müssen alle Schüler eines Bundeslandes oder in ganz Deutschland die gleiche Abiturprüfung machen? «

Wegen der Vergleichbarkeit der Leistungen. Wofür sollen Prüfungen und Noten sonst gut sein?