Es soll in Zukunft strengere Regeln für faule Kredite geben, wird stolz verkündet. Das Problem ist nur: Damit ist keines gelöst. Denn mit Hilfe der Null-Zins-Plitik werden kranke Unternehmen künstlich am Leben gehalten - und irgendwann werden sie schlagartige in die Pleite torkeln. Dann ist das Problem da und zwar riesengroß.
Es wird als großer Fortschritt verkauft: Die Einigung auf „strengere Regeln für faule Kredite“. Kommission, EU-Ministerrat und Parlament haben dies in dieser Woche ausgehandelt. Die Einigung soll die Gemüter beruhigen. Künftige notleidende Kredite (NPL) sollen schneller wertberichtigt werden. Unbesicherte schneller als besicherte und diese schneller als mit Immobilien unterlegte. Ansonsten müssen diese Banken Kürzungen der Eigenmittel hinnehmen. Auch soll ein Sekundärmarkt für faule Kredite geschaffen werden, um die Verwertbarkeit zu erleichtern. Daran scheint es noch zu mangeln. Wahrscheinlich ist dieser Markt aber deshalb nicht ausreichend entstanden, weil die Abschläge, die die Banken in Kauf nehmen müssten, sie zusätzlich in Schwierigkeiten bringen würde.
Die Europäische Kommission glaubt, dass durchschnittlich 4 Prozent der Kredite in der EU notleidend sind, das heißt, dass sie mehr als 90 Tage nicht oder nicht ausreichend bedient wurden. Vor einem Jahr betrugen die NPL noch 950 Mrd. Euro. Mitte des Jahres waren es „nur“ noch 820 Mrd. Euro. Griechenland führt mit 44,9 Prozent der faulen Kredite die unrühmliche Rangliste der Länder in Europa an, die den höchsten Anteil an NPLs haben. Danach folgen Zypern (28,1 %), Portugal (11,7 %) und Italien (10 %). Am besten stehen Luxemburg (0,6 %), Finnland (1,1 %), Schweden (1,3 %) und Deutschland (1,7 %) da. Soweit die offiziellen Zahlen. Doch was ist von der Einigung zu halten?
Nichts. Der Grund ist, dass die Regulierung der Kreditvergabe in der Zukunft nicht die Probleme der Vergangenheit löst. Der europäische Bankensektor ist zombifiziert. Die Zahlen sind nicht nur von den Banken selbst geschönt, sondern auch von der EZB und der Kommission. Denn alle Teilnehmer haben ein großes Interesse daran, dass die Zahl der NLPs sinkt. Sie wollen eine Europäische Einlagensicherung schaffen und deren Voraussetzung ist die Reduzierung der notleidenden Kredite auf 2,5 Prozent. So haben es die Finanzminister in der Euro-Zone vereinbart. Schon heute definieren EZB und die europäische Bankenaufsicht EBA die NPLs sehr unterschiedlich. Die EBA definiert ein Volumen von 820 Milliarden Euro (4 Prozent) als notleidend, die EZB jedoch nur 721 Mrd. Euro (3,4 Prozent). Schon daran sieht man, dass es an einer einheitlichen Definition fehlt. Im Zweifel nimmt man die Definition der NPLs, die besonders niedrig erscheint.
Der entscheidende Grund ist aber, dass die notleidenden Kredite nur deshalb so gering sind, weil die EZB ihren Leitzins auf Null hält und damit Insolvenzen von Unternehmen und Privathaushalten verhindert. Würden diese Marktteilnehmer Marktpreise für ihre Kredite bezahlen müssen, wären viele am Ende. Und viele Banken würde dann einen weiteren Anstieg der notleidenden Kredite nicht überleben. Die EZB hält alle am Leben, doch sie sind viele sind längst scheintot.
Die Gefahr ist aber nun, dass andere mit hineingezogen werden. Nicht nur durch eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung. Allein durch den Zinssatz für die Einlagefazilität, also das Übernachtparken von Geld bei der EZB, verlieren die Banken Milliarden Euro im Jahr. Das ist nicht unerheblich, wenn man bedenkt, dass US-Banken hierfür nicht 0,4 Prozent – wie bei der EZB – bezahlen müssen, sondern 2,5 Prozent verdienen. Allein dieser Sachverhalt macht sie europäischen Banken, die noch gesund sind, im internationalen Wettbewerb zu Nachzüglern. Soviel Geld können sie in ihrem klassischen Geschäft gar nicht verdienen, wie die US-Banken alleine durch diesen Umstand zusätzlich an Erträgen erzielen.
Was bleibt von der Einigung zu den NPLs übrig. Eigentlich nicht viel. Ohne eine Änderung der Zinspolitik der EZB wird es keine wirkliche Konsolidierung bei den NPLs geben. Im Gegenteil: durch diese Entwicklung werden auch weitere Banken zu Zombiebanken. Und ohne Reformen in den Mitgliedsstaaten, die über eine Haushaltskonsolidierung und einer Rückführung des Defizits hinausgehen, wird die Situation nicht besser. Wachstum entsteht nicht durch billiges Geld oder die Vergemeinschaftung von Risiken, sondern durch marktwirtschaftliche Reformen im eigenen Land, die die Eigentumsrechte und die Vertragsfreiheit des Einzelnen stärken.
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Als sehr viele Bürger in 2009 FDP ( 13% ) gewählt haben wurden sie bereits bei der Koalitionsvereinbarung, und weiter in den Folgejahren, bitter enttäuscht, dass die FDP kein ordnungspolitisches Korrektiv zur ordnungs- und prinzipienlosen CDU/CSU war. Selbst ein Gauweiler hat sich mehr aufgelehnt als die ‚Ordo-Liberalen‘. Aus dieser Zeit stammen dann mehrere Finanzkonstruktionen auf europäischer Ebene, die uns heute, und jedes Jahr ein bisschen mehr, in den Abgrund ziehen. Die FDP hat alles mit konstruiert. Wie es aussieht, möchte Herr Schäffler, und die FDP-Fraktion insgesamt, einerseits als minimalinvasive Opportunisten im Bundestag sitzen, und andererseits in kleinen Publikationen Opposition spielen.… Mehr
Sobald es an die „Freßnäpfe“ der Regierung geht, wirft die FDP ihre Wahlplakate weg…
Wir haben als relativ kleines Land grds. 2 Strategien in der Globalisierung: 1) Eine kleine, aber feine, national-gesteuerte, aber innerhalb der Grenzen dezentral koordinierte (Föderalismus) Bundesrepublik. Eine größere Schweiz sozusagen, mit eigener Währung, idealerweise ergänzt um Volksabstimmungen, also echter, nachhaltiger Demokratie. Es findet eine umfassende Abstimmung mit den Nachbarländern statt, ohne dass nationalstaatliche Souveränität gefährdet wird. 2) Das Modell, welches von allen Parteien im BT, mit Ausnahme der AfD, favorisiert wurde: Zentralistisch und planwirtschaftlich (nichts anderes sind bspw. die Umweltvorgaben für die Autoindustrie). Dieses Modell meint, dass „only size matters“ und sich möglichst viele Staaten darin verbünden müssten. Abweichler darin… Mehr
Könnte es nicht auch auf die japanische Dauerniedrigzinslösung hinaus laufen? Funktioniert schon fast 30 Jahre.
Glauben Sie etwa das dort die Probleme gelöst sind? Japans Exportindustrie ist aber so bärenstark, dass System am Laufen zu halten.
Es war die einzige Aufgabe Draghis mit seiner Bazooka, den Banken zu ermöglichen, noch viel Geld auf die Seite zu schaffen, obwohl sie bankrott waren und das anscheinend auch bleiben wollen. Wo ist das Geld? Es ist halt woanders und viele haben daran verdient aber die Banken bleiben bankrott. Ich habe keine Ahnung von Geld (deshalb erlaube ich mir auch keine Schulden) aber als der DAX unaufhörlich hochging nach Draghis Wahnsinn, konnte ich gar nicht mehr hinsehen. Keine Firma gewann an Wert, eher im Gegenteil aber es musste einfach nur das Geld, das der wie wahnsinnig druckte, irgendwo deponiert werden.… Mehr
Der Crash ist sicher, die Frage ist nur wann und was kommt danach?
Aber die mögliche Freiheit für Europa nach der EU und Euro durch ein Reset zum Europa
der Vaterländer hat natürlich einen hohen Preis.
Aber ein Weiter so Richtung noch mehr Sozialismus ist noch teuerer.
Und nicht nur Zombiebanken, sondern auch Zombieunternehmen. Diese werden in der nächste Krise ihre Kapitalkosten nicht decken können. Man nehme die Zahlen der BIZ und extrapoliere.
Was sind denn Marktpreise für Kredite? Wodurch ergeben sich diese? Marktpreise sind eine Knappheitsfunktion, wenn ich nicht irre. Wenn Kreditgeld nicht knapp ist, hat es keinen Preis. Wie Sand am Strand. Ich habe gerade die „Schatzsammlung“ eines Sohnes aufgelöst, weil er jetzt groß ist. Sie wurde anderen Kindern angeboten. Die Begeisterung hielt sich in engen Grenzen. Als ich jedoch einzeln, ohne den ganzen Rest, zwei Stücke einem kleinen Jungen anbot, mit der Bemerkung, er könne sich eines aussuchen, das andere wolle ich lieber behalten, da leuchteten seine Augen, und er strahlte übers ganze Gesicht. Das Knappe ist kostbar. Die Mehrzahl… Mehr
In Schlüsselpositionen (EU, Politik etc.) sind zu viele Verantwortliche die, ich denke das hat oft mit dem Alter oder/und Kinderlosigkeit zu tun, nicht mehr in die Zukunft schauen können oder wollen.
Lieber Herr Schäffler,
ein Finanzexperte muss ich nicht sein, um zu wissen was passieren wird. Man muss lediglich den Saftladen EZB kennen, dann ist klar wie die Hasardeure handeln werden. Auf wundersame Weise, quasi mit Taschenspielertricks, werden die Polit-Ökonomen die EPL auf das nötige Maß bringen, um mit der europäischen Einlagensicherung wieder etwas mehr “Europa“ zu schaffen. Was darunter auch immer verstanden wird und ob uns in die Katastrophe führt oder nicht – egal, what ever it takes!
Ach Herr Schäffler, das mit den Eigentumsrechten wird bald ausgiebig getestet werden. Glauben Sie denn noch an diese, wenn die EU immer mehr zum sozialistischen Alptraum wird? Ich nicht. In Berlin wird schon an Enteignung von Wohnungsunternehmen gedacht. Wenn das Wolkenkuckuckheim zu trudeln beginnt, dann wird es kein halten mehr geben. Dann wird der Staat zum Brandschatzer und Plünderer. Der deutsche Michel wird sich verwundert die Augen reiben, aber letztendlich alles lethargisch hinnehmen.