Neben dem Beschäftigungswunder gibt es eine gravierende Veränderung des Arbeitsmarktes. Der Drang zur Selbstständigkeit und neue Beschäftigungsformen wie die Clickworker, die über Portale Aufträge akquirieren, kommen zunehmend.
Der Arbeitsmarkt verändert sich. Auf vielfältige Weise. Auf der einen Seite erlebt Deutschland ein Beschäftigungswunder. Seit der Deutschen Einheit gab es noch nie so viele Beschäftigungsverhältnisse. Aktuell sind es 44,5 Millionen. Inzwischen sind nur noch durchschnittlich 2,53 Millionen als arbeitslos registriert. Die Bundesagentur für Arbeit meldet nur noch eine Quote von 5,7 Prozent. All diejenigen, die bislang meinen, es würde die Arbeit in Deutschland ausgehen, sind eines Besseren belehrt. Natürlich sind das nicht alle, die Arbeit suchen. In vielen Bereichen wird die Statistik geschönt. Der Bereich der ALG II-Empfänger gehört nicht dazu, auch diejenigen, die ein Asylverfahren durchlaufen, fallen raus und viele andere mehr. Dennoch ist die Entwicklung positiv. Denn vor 15 Jahren, als Gerhard Schröder die Reformen am deutschen Arbeitsmarkt eingeleitet hatte, lag die Arbeitslosenzahl bei rund 5 Millionen, bei nahezu ebenso Vielen, die aus der Statistik herausgeschönt wurden.
Eine Analyse des Status Quo
Überall werden Facharbeiter und Handwerker gesucht. Nicht nur Elektriker und Fliesenleger fehlen, sondern auch LKW- und Gabelstaplerfahrer. Gerade hier liegt eine große Herausforderung für die Weiterbildung. Doch man muss sich fragen, ob dazu die Bundesagentur für Arbeit die richtige Adresse ist. Sie hat nur noch die Hälfte der „Kunden“ gegenüber Anfang des Jahrtausends, aber beschäftigt immer noch fast die gleiche Anzahl an Mitarbeitern. Ende 2016 waren es 96.800 Vollzeitkräfte und sie verwaltete einen Etat von über 35 Milliarden Euro. Wer über die Effizienz des Staates nachdenkt, muss hier ansetzen. Denn bereits vor 15 Jahren war die Nürnberger Behörde ein fast unmanövrierbarer Tanker. Unter dem langjährigen BA-Chef Frank-Jürgen Weise, der bis Ende 2017 Vorstandsvorsitzender der Behörde war, hat sich die ehemalige Bundesanstalt für Arbeit unbestritten weiterentwickelt. Dennoch herrscht Reformbedarf. Die Qualifizierung und Weiterbildung ist keine staatliche Aufgabe, sondern eine privatwirtschaftliche. Dazu bedarf es Freiräume für Unternehmen und Marktteilnehmer.
Denn neben dem Beschäftigungswunder gibt es eine gravierende Veränderung des Arbeitsmarktes. Insbesondere der Drang zur Selbstständigkeit hält an. Neue Beschäftigungsformen, wie die der Clickworker, die über Portale Aufträge akquirieren, kommen zunehmend in Mode. In Deutschland, so berichtet die FAZ, arbeiten inzwischen eine halbe Million in diesem Sektor. DGB-Bundesvorstand Annelie Buntenbach, die auch Vorsitzende des BA-Verwaltungsrates ist, hat jetzt verlangt, dass Portale wie Myhammer Sozialabgaben für diejenigen bezahlen sollen, die auf ihrer Plattform Aufträge entgegennehmen. Sie gehörten in den „Schutz der Sozialversicherungen“.
Höchste Zeit zur Entbürokratisierung
Ob die Selbstständigen dies wollen, mag man bezweifeln. Die allermeisten habe ihre Selbstständigkeit ja freiwillig gewählt. Die Nachfrage von Handwerksunternehmen nach ausgebildeten Gesellen ist besonders hoch. Daher haben die Selbstständigen, die Portale nutzen, um Aufträge zu gewinnen, ihr Geschäftsfeld selbst gesucht und gewählt. Der Gesetzgeber hat gutgetan, bislang die Einbeziehung von Selbständigen in die Sozialversicherungen nur sehr behutsam zu veranlassen. Die Freiheit der Selbständigkeit beinhaltete historisch auch die Freiheit, seinen Krankenversicherungsschutz frei zu wählen oder auch seine Altersvorsorge. Wer diese Freiheit einschränken will, schafft Markteintrittshürden für Existenzgründer und verhindert so die Flexibilität in einer Marktwirtschaft. Das schadet allen. Nicht nur den Existenzgründern selbst, sondern auch den Kunden. Sie müssen in einem engeren Markt mehr für die angeforderte Dienstleistung bezahlen. Dem Millionär mag das egal sein, dem Arbeiter jedoch nicht. Er muss für eine eingekaufte Dienstleistung einen höheren Anteil seines Nettogehalts aufwenden. Er bezahlt also die Regulierungswut des Staates. Dabei profitiert der klassische Arbeitnehmer mit geringen oder durchschnittlichen Einkünften besonders von innovativen Konzepten wie Myhammer und anderen.
Erstmalig kann er ohne aufwändige Ausschreibung Aufträge vergeben und so qualitative oder preisliche Bewertungen vornehmen. Der Dienstleistungsmarkt wird so für viele Privatkunden transparenter und erschwinglich. Mehr Marktwirtschaft hilft daher dem kleinen Mann, er ist dann wirklich als Kunde König.
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Bei dem „Jobwunder“ sollte man nicht vergessen wieviele Jobs dadurch geschaffen wurde daß so viele Asylbegehrer gekommen sind. Dadurch ist eine Menge Bedarf entstanden und hat die Inländische Nachfrage enorm angekurbelt, wie dies auch vielfach von „Star Ökonomen“ wie dem Leiter des DIW in den Massenmedien getan bzw. präsentiert wird wie dadurch „die Wirtschaft profitiert und die Arbeitslosenzahl sinkt. Allerdings wird da fast immer vergessen bzw. vergessen zu sagen, daß der ganze entstandene Bedarf vom Staat bzw. der öffentlichen Hand bezahlt wird. Vergleichbar mit einem Ladenbesitzer der vor seinem Laden Geld verteilt damit die Leute damit bei Ihm einkaufen können… Mehr
Weil der Handwerker schon mal nur so 60% seines Bruttos ausbezahlt bekommt. Aber nicht nur den Bruttolohn, also 100% zahlen muss, sondern mind. 150% zahlen muss, denn Urlaub, Feiertage, Unfallvers. etc. müssen vom Arbeitgeber auch bezahlt werden, die rechnet der halt aud den Stundenlohn drauf. Dadurch werden aus 12 Euro, die der Handwerker ausbezahlt bekommt 30 Euro, die er den Arbeitgeber kosten, die dieser also in Rechnung stellen muss. Dazu kommen dann evtl. noch Maschinen, Kleinmaterial, Auto etc. und der Gewinn des Arbeitgebers. Da ist man ganz schnell bei 50 Euro Stundensatz für den Handwerker.
„Mehr Freiheit für Otto Normalverbraucher“
Wieso nur mehr Freiheit und nicht Freiheit?
Typisch FDP. Liberalala….
„Sie müssen in einem engeren Markt mehr für die angeforderte Dienstleistung bezahlen. “
Aha! Wie war das noch mit der Geiz ist Geil Mentalität? Geht`s auch noch ein bisschen billiger???
Sorry, gute Arbeit kostet gutes Geld. Wer für gute Arbeit nur wenig bezahlt nutzt den Arbeitenden bzw. dessen Notlage schamlos aus.
Deutschland hat im Vergleich zu anderen Ländern relativ wenig Selbstständige, was m. E. u. a. mit den horrenden Krankenversicherungsbeiträgen zu tun hat. Gesetzliche Versicherungen nehmen in der Regel keine Selbstständigen oder Freiberufler. Versichert man sich freiwillig bei ihnen, zahlt man einkommensunabhängig immer den Höchstbetrag. Das kann schon mal über 800 € sein, wie z. B. bei meiner Kasse. Die andere Alternative ist die private Versicherung. Da hat man aber noch keine andere Versicherung oder Rentenvorsorge. Ein Angestelltenverhältnis ist in Deutschland viel attraktiver, weil man sich für einen Bruchteil des Geldes zu viel besseren Konditionen absichern kann, Stichwort Rente. Die andere… Mehr
Das nennt sich nicht Freiheit, sondern Aufgabe der sozialen Marktwirtschaft. (bzw. der letzten reste davon, die noch existieren. Vor einigen Jahren wurde, insbesondere vom Arbeitamt (oder wie das Kind gerade momentan heißt) vielen die Ich-AG empfohlen. Tolle Idee, ich bin frei.. Ergebnis: das Amt war die Kunden los, die , oft wirtschaftlich vollkommen unbedarft, standen nach ein paar Monaten pleite, ohne Krankenversicherung etc. da. Oder besser: nicht wieder da, wo sie vorher standen, sondern flach auf dem Bauch liegend auf dem Boden der Gesellschaft. Click Working, das ideale Modell um Mindestlöhne, eine Partizipation am Sozialsystem zu unterlaufen (für alle die… Mehr
Ich arbeite in einer der hier hochgelobten freiberuflichen Positionen – nach 17 Jahren fester Tätigkeit und erhalt für due gleiche Arbeit nun weniger als ein Drittel der früheren Vergütung. Wahrlich ein Fortschritt für die Arbeitgeber.
Jahrelang Übersetzer, ca. 60.000 Jahresgehalt stets, mit der Zeit aber wandeln sich die Dinge, heute wohl eher nur noch 30.000 – natürlich blöd, aber so ist das Leben, man hat eben kein Anrecht auf 50k plus: wenn der Mehrwert für andere nicht mehr so hoch ist, ist es eben so
Wie man bei einem Artikel über die Freiheit von Selbständigen über Arbeitnehmer jammern kann, ist mir ein Rätsel. Deren Problem ist die Agenda 2010, die so gerne gelobt wird, obwohl die einzige Last, die sie gemindert hat, die des Arbeitsamts ist, weil die nichts anderes mehr tun als zu Zeitagenturen weiterzureichen.
Wer sich nun aber selbständig macht, aber doch gerne noch ne sichere Rente haben will, der hat das Thema nicht verstanden. Zumal für Nichtselbständige schon lange keine sichere Rente mehr unter dem Weihnachtsbaum liegt.
Es gibt aber ein gravierendes Problem beim „Job- bzw. Beschäftigungswunder“. Alle neuen Arbeitsverhältnisse (Clickworker, arbeiten auf Abruf) sind prekär. In den meisten Fällen sind es sehr schlecht bezahlte und sozial nicht abgesicherte Dienstleistungen. Eine Ausnahme bilden sicher Dienstleistungen, die einen subtanziellen Umfang haben und damit eine Selbständigkeit ermöglichen. Hier wären Programmierer zu nennen. Dann ist das Arbeitsverhältnis aber auch nicht wirklich neu. Ich halte das Konzept der Beitragsbemessungsgrenze für sinnvoll. Solange ein Selbständiger prekär arbeitet solltet er wie jeder andere Arbeitnehmer in einer Pflichtversicherung sein und gemäß seinem Einkommen (und nicht automatisch den Höchstbetrag) Beiträge zahlen. Sollte ihm nämlich etwas… Mehr
„… sondern auch LKW- und Gabelstaplerfahrer. “ LKW fahreer fehlen, weil große Firmen ihre Lagerhaltung auf die Straßen verlegten, just in time Produktion.
Gabelstaplerfahrer sind meist angelernte Lagerarbeiter, die einen Gabelstaplerführerschein machten. Dafü belegtdn sie einen Kurszur Erlangung des Führerscheins. Hier schon von Fachkraft zu sprechen, hölt die 2-3 jährige Facharbeiterausbildung aus.
Richtig! Und die Weiterbildung für Gabelstaplerfahrer sollte eigentlich vom Betrieb getragen werden.