Zu Lebzeiten hätte sich ein Axel Springer wohl eher die Hand abgehackt, als dass er in seinen Blättern über Karl-Marx-Badeenten (5,95 Euro), Karl-Marx-Backformen (5,95 Euro) oder Karl-Marx-Schokolade (2,90 Euro) hätte berichten lassen.
So etwas ist wohl nur in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung möglich. Seit Tagen bereitet sich Deutschland auf den 200. Geburtstag von Karl Marx vor. Ganz besonders in seiner Geburtsstadt Trier. Dort werden die Gehsteige gefegt und die Fenster geputzt. Am Samstag wird sogar eine 5,50 Meter hohe Statue des Trierers enthüllt. Die Chinesen haben sie spendiert.
Marx wird auf Portraits meist als der nette Onkel mit dem Rauschebart dargestellt. Er sieht ein bisschen so aus wie man sich den Heiligen Nikolaus vorstellt. Sanftmütig und gütig, eben ein Menschenfreund.
Sogar Springers „Bild am Sonntag“ widmete in ihrer Feiertagsausgabe am „Tag der Arbeit“ dem „großen“ Sohn Triers eine Doppelseite. Schon das allein zeigt die veränderte Gemütslage im Lande. Zu Lebzeiten hätte sich ein Axel Springer wohl eher die Hand abgehackt, als dass er in seinen Blättern über Karl-Marx-Badeenten (5,95 Euro), Karl-Marx-Backformen (5,95 Euro) oder Karl-Marx-Schokolade (2,90 Euro) hätte berichten lassen.
Er ließ es nicht zu, dass in seinen Medien über kommunistische Theorien, Zeitgeister und Denker so verniedlichend berichtet wurde wie heutzutage. Er hatte noch einen Kompass. Diesen musste man nicht gänzlich teilen, aber reiben konnte man sich an ihm. Axel Springer hätte zum Jubiläum wohl eine andere Geschichte verfasst. Eine Geschichte der Irrwege, die Marx formulierte, und der Menschenverachtung jener, die sich später auf ihn berufen haben. Axel Springer hätte wohl das „Schwarzbuch des Kommunismus“ zitiert, das 100 Millionen Tote auf das Konto des Kommunismus verbucht. Allein Maos „Großer Sprung nach vorn“ soll zwischen 1958 und 1962 45 Millionen Opfer gefordert haben. Sie sind schlicht verhungert oder wurden ermordet. Der andere Großversuch in Russland war nicht minder „konsequent“. Hier verhungerten zwischen 1921 und 1922 bis zu 14 Millionen Menschen. In den beiden anderen kommunistischen Regimen Kambodscha und Nordkorea sind je 2 Millionen Tote zu verbuchen. Im eigentlich reichen Venezuela gibt es Güter des täglichen Bedarfs nur noch rudimentär. Die Bürger üben sich in Sarkasmus. Gelbe Aufkleber zieren den Straßenrand mit der Aufschrift: „Kommunismus ist Mangel für alle.“ Die Berichterstattung dieser Tage über Karl Marx erinnert zuweilen an die Verklärung der DDR-Diktatur. Auch hier wird die Geschichte vielfach auf Trabbi und Vita Cola reduziert. Nach dem Motto: Es war nicht alles schlecht …
Marx konnte ein Menschenverachter sein. So sagte er einmal über die Menschen, die seine Revolution verwirklichen sollten: „Komplettere Esel als diese Arbeiter gibt es wohl nicht.“ Seinen Text „Zur Judenfrage“ nennt Hannah Arendt ein „klassisches Werk des Antisemitismus der Linken“. Seinen eigenen Schwiegersohn Paul Lafarge bezeichnete er als „Abkömmling eines Gorillas“. Finanziell ließ er sich bekanntlich zeitlebens vom Industriellensohn Friedrich Engels aushalten. Erstaunlich ist, dass aus diesem zwielichtigen Charakter ein Vorbild einer ganzen Epoche werden konnte. Wahrscheinlich müssen wir uns alle fragen, wieso Sozialisten und Kommunisten immer wieder historisch so verklärt werden.
Eigentlich müsste die Stadt Trier nicht Karl Marx ein Denkmal setzen, sondern dem Begründer der modernen Wirtschaftswissenschaft, Adam Smith. Zwar ist der nicht in Trier, sondern in Schottland geboren. Dennoch hat er für den Wohlstand, auch der Menschen in Trier und selbst in China, mehr geleistet als alle kommunistischen Theoretiker und Führer zusammen. Denn nicht Karl Marx und seine Theorien haben die Welt verbessert, sondern die Marktwirtschaft und der Kapitalismus. Erst der individuelle Einsatz von Kapital ermöglichte die entscheidenden Produktivitätsfortschritte. Erst die internationale Arbeitsteilung schuf die Basis für Wirtschaftswachstum weltweit. Und erst das Privateigentum ließ die Menschen im eigenen Interesse kreativ werden. Adam Smith hat früh erkannt, dass nur die dezentrale Selbstorganisation in einer Marktwirtschaft geeignet ist, Produkte in ausreichender Zahl, am richtigen Ort und zum richtigen Preis zur Verfügung zu stellen. Ein System, das auf die zentrale Wirtschaftslenkung setzt, auf die Enteignung von Privateigentum baut und auf die marktwirtschaftliche Preisbildung verzichtet, ist zum Untergang bestimmt.
Zum Glück haben die Mehrzahl der Staaten und deren Bürger den Versuchungen von Marx und anderer widerstanden. Nur so lässt sich die Erfolgsbilanz der letzten 200 Jahre erklären. So stieg die Lebenserwartung in Europa seitdem von 35,6 Jahren auf 83 Jahre. Die Kindersterblichkeit ging in der gleichen Zeit weltweit von 42,7 Prozent auf 4,3 Prozent zurück. Der Anteil der Menschen, die 1820 in absoluter Armut lebten, lag bei 94 Prozent. Heute sind es weltweit noch 4,3 Prozent. Und auch die Arbeitszeit ging zurück. In Deutschland betrug 1870 die Wochenarbeitszeit noch 67,7 Stunden, heute sind es noch 35,6 Stunden.
Jene, die Marx und seine Gesellen heute noch verehren, sollten sich einmal die Frage stellen, ob es vorstellbar wäre, dass in einem sozialistischen Land eine Statue von Adam Smith enthüllt werden könnte? Und an die BamS gerichtet, gilt der Satz von Axel Springer: „Es ist die Aufgabe einer guten Tageszeitung, die Dinge beim Namen zu nennen, nicht sie zu beschönigen.“
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Ironischerweise ist das formal kommunistische China heute kapitalistischer als die meisten europäischen Länder – Deutschland eingeschlossen.
Was Marx wirklich wollte, bekämpfte Bakunin mit Leidenschaft und Seele, der gewaltsame Kampf gegen die Unterdrückung, und der schlimmste Unterdrücker von allen war in seinen Augen der Staat, zu dem er sich wie folgt äußerte: „Der Staat ist nicht die Gesellschaft, sondern lediglich eine historische Form davon, die ebenso brutal wie abstrakt ist. Historisch gesehen entstand er in allen Ländern durch eine Verbindung von Gewalt, Raub, Plünderung, in einem Wort, durch Krieg und Eroberung… Er war von Beginn an, und ist es heute noch, eine Absegnung brutaler Gewalt und triumphierender Ungleichheit. Der Staat ist Autorität; er ist Gewalt; er ist… Mehr
Ich vermute hinter dem Schreiber mal einen BWL’er oder VWL’er, der Marx nie wirklich gelesen hat und ihn deshalb auch nie verstehen wird. Man muss zwischen dem „Kommunistischen Manifest“ und dem „Kapital“ deutlich unterscheiden. Das eine bezieht sich nämlich auf den politischen, das andere auf den wissenschaftlichen Marx. Die entspannten Vertreter der Mitte sehen die Größe Marx‘ in seiner präzisen Darstellung der Schattenseiten von Industrialisierung und der Funktionsweise kapitalistischer Produktionsweise. Im Bereich der politisch-ökonomischen Theoretiker ist er nun mal einer der Größten neben Smith und anderen. Die Trierer verehren ihn übrigens genauso wenig wie sie Götzenkult für andere vermeintliche Genies… Mehr
Vielleicht fragen Sie diesbezüglich einmal die Bewohner der ehemaligen DDR, was die davon halten. Wenn wir Marx hochleben lassen, können wir das mit jedem anderen totalitären Denker auch. Die Trierer sehen in Marx ein reines Geschäftsmodell …. schon die absurde Veranstaltung, eine Ehrung Marx‘ in der Basilika abzuhalten, ist die Lachnummer schlechtin. Religion ist Opium des Volkes, den Rest kann man in der Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophe nachlesen.
zu Zeiten von Springer hätten es Qualitätsjournalisten vom Schlage eines Yücel im Traum nicht getraut, dort um einen Job nachzufragen. Gescheige denn, wären Sie überhaupt am Pförtner vorbei gekommen……..
Zeitungen, die früher ein gesundes, konservatives Weltbild vertraten sind (mit wenigen Ausnahmen) zur linksgrünen Mainstream-Propagandapresse verkommen.
Schade drum – Abo schon lange gekündigt
Wer denkt eigentlich noch an die Opfer in der ehemalgen DDR, die unter der SED verfolgt und eingekerkert wurden? Die in einem System leben mussten, das sich Staatssozialismus nannte und sich ausdrücklich auf Marx und Engels berief. Von den Linken hierzulande habe ich diesbezüglich noch nichts gehört ….
Wenn ein Theoretiker, wie Hr. K. Marx für das konkrete Tun seiner Nachfolger eine persönliche Verantwortung trägt, gilt das u. a. auch für den Theoretiker Hr. A. Smith. Beide beschäftigten sich mit dem Kapital – einer transzendenten Wirklichkeit, einer unsichtbaren Hand. Während Hr. A. Smith, die unsichtbare Hand Gottes in eine unsichtbare Hand vom Markt säkularisierte, versuchte Hr. K. Marx die Wirkkraft der Hand zu erkennen. Nach Hr. G. Hegel schafft das Sein das Bewusstsein: für das Sein gilt E = m*c² mit E konstant, was kaum ein volkswirtschaftliche Theoretiker in sein Theoriegebäude einbezieht. Ich hoffe, dass der Säkularisierungsprozess in… Mehr
Ein paar Einwände zu kleinen und großen Aussagen im Artikel: Die Wochenarbeitszeit fiel von 67,7 h auf 35,6 h. Das ist zwar richtig, aber irreführend, weil viel häusliche Arbeit verrichtet werden mußte, vor allem durch Frauen, die keinem Beruf zugerechnet wird und in diese Statistik nicht eingeht. Heute arbeitet z. B. die Waschmaschine, und zumindest Bau und Wartung derselben wird von Berufstätigen besorgt. Und die Frau ist auch berufstätig. Summa summarum werden also mehr Menschen mitgezählt. Und der Mann kann schon deswegen keine 67,7 h mehr arbeiten, weil auch er privat mehr beitragen muß. Ihr Vergleich ist zwar tendenziell richtig,… Mehr
Eine kleine Anmerkung zu diesem ausgezeichneten Kommentar sollte man allerdings noch machen: Eine Planwirtschaft zumindest sozialistischer oder kommunistischer Herkunft setzt die Abschaffung des Privateigentums und die Vergesellschaftung der Produktionsmittel voraus. Da der Einzelne so keinen Gewinn machen kann, fehlt ihm jegliche Eigeninitiative. Wenn es in der DDR keine Steine auf dem Bau gab, dann wurde eben nicht gemauert. Die Ermittlung der Planzahlen erfolgte zwar von unten nach oben, wurde von oben aber festgeschrieben. Das führte in der Regel zu einer Bevorzugung der Produktions- gegenüber den Konsumgütern, die gegen harte Devisen aus dem Westen nur einer kleinen parteihörigen Klientel verfügbar waren.… Mehr
Selbst die DDR war keine hundertprozentige „Plan“wirtschaft und hatte einen umfangreichen Privatsektor – meist „unter der Hand“. Die Bonzen mußten das dulden- sonst wäre alles schon viel eher auseinandergefallen.
Die Leute, die sich gerade in Trier für Karl Marx begeistern, haben vom Leben und von der Welt nichts kapiert. Nach der Wiedervereinigung galt Karl Marx in Deutschland als Staatsfeind Nr. 1 und war politisch mausetot. Dass er später in universitären Kreisen wieder eine Auferstehung fand, ist nachvollziehbar. Schließlich zählt er zu den bedeutendsten Denkern des 19. Jahrhunderts. Dass sich jetzt gerade in Trier – katholisch bis auf die Knochen – Bürger und vor allem Politiker für ihn starkmachen, die mit seiner Gesellschaftslehre – die Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen – ja nicht das geringste gemein haben, ist nicht… Mehr
SPD… letzte Woche noch bei „Berlin trägt Kippa“, stehen die gleichen Pharisäer keine 7 Tage später in Trier und gedenken Marx… ist das nicht ein „wenig“ schizo :-/
Für mich ist diese ganze Karl Marx-Hype einfach nur bizarr und symptomatisch für eine Gesellschaft, die sich als „marktwirtschaftlich“ bezeichnet, jedoch die großen wirtschaftsliberalen Denker wie F.A. von Hayek, Ludwig von Mises und die Väter der ordoliberalen Schule nicht kennt und jenen Scharlatanen applaudiert, die die freiheitlichen Grundlagen unserer Wirtschaftsordnung als „Neoliberalismus“ abqualifizieren. Und so kann es nicht verwundern, dass es eben diese Gesellschaft, vertreten durch ihre politischen Funktionäre, goutiert, dass ihr durch einen autokratischen Staat ein „Denkmal“ für einen Mann gesponsert wird, der als „Philosoph“ verklärt wird und dessen krude Ideen Millionen von Menschen auf dem Gewissen haben.
@ Dirk Wolff-Simon: Absolut richtig! Die Ursache für den von Ihnen geschilderten Zustand liegt in dem verbreiteten ökonomischen Analphabetismus, der auch das Wissen um die Ideengeschichte der Wirtschaft und Wirtschaftsgeschichte umfasst. In den Schulen wird das von der Politik teilweise durch unzulängliche – sogar verfälschende Angaben – in Lehrmitteln gefördert, sofern Wirtschaftswissensbildung überhaupt stattfindet. Ein Großteil der Medien ist ohnehin „links“ gepolt. Die Marktwirtschaft wird hingenommen, weil man sich der Erkenntnis, dass sie für die Umsetzung der Sozialstaatsphantasien den Brennstoff bereitstellt, nicht verschliessen kann. Als Kronzeuge, dass die Marktwirtschaft oder der Kapitalismus (eine Unterscheidung findet hier gar nicht statt) schlecht… Mehr
Was können wir bzw. unsere Kinder staatlichen Schulen lernen? Daß der Staat nicht das allerschönste, allerreinste und die Lösung aller Fragen ist? Kaum. Sozialismus ist die Königsklasse des Staates und darum wird er in staatlichen Schulen gepredigt.
Deutschland ist das einzige Land mit einer Schul- statt eine Bildungspflicht. Aber unseren staatlichen Irrlehren kann man entkommen. Bei Amazon bspw. bekommt man für ’n Appel und ein Ei (gebrauchte) englischsprachige Lehrbücher zu sämtlichen Schulfächern, auch zum Wirtschaftswissen, für das „Homeschooling“. Dort ist das eine Alternative, bei uns kann es leider nur eine Ergänzung sein. Aber besser als nichts.