Weihnachtswunsch: Nicht mehr, sondern weniger Staat

„Wir leben nicht mehr in Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat“, schreibt Peter Handke. Trotzdem wünscht sich der Autor an sentimentalen Tagen wie diesen von der Politik: Lasst den Leuten endlich mehr von den Früchten ihrer Arbeit.

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Die Politik hat Ruh‘. In diesen Weihnachtstagen verstummen Politiker und Journalisten wie auf Kommando – in der Regel fast bis Dreikönig. Wir alle können Politikabstinenz praktizieren. Nur die fast immer gleich salbungsvollen Neujahrsansprachen von Bundespräsidenten, Kanzlerinnen und Ministerpräsidenten unterbrechen die Politikstille. Seit Jahrzehnten genieße ich diese gut zwei Wochen von Weihnachten über den Jahreswechsel bis zum 6. Januar. Selbst die Aufregungskurven in den sozialen Netzwerken verflachen in diesen Tagen – welch‘ eine Wonne!

Doch in diesen politikfreien Zeiten kommt man auch auf manch‘ seltsame Gedanken. Was wäre, wenn Politiker sich viel weniger in das Alltagsleben der Menschen einmischten? Sie nicht ständig für sich in Anspruch nähmen, besser zu wissen, wie wir zu leben, was wir zu essen und zu konsumieren hätten? Ob wir Flugzeug, Auto, die Bahn, das Fahrrad oder die eigenen Füße zur Fortbewegung nutzten? Sie dem Volk nicht vorhielten, dass es die falsche Partei wählt und auf Populisten hereinfällt? Und ein immer noch größerer Teil der Menschen den dringend notwendigen Kampf gegen rechts nicht verstanden habe?

METZGERS ORDNUNGSRUF 50-2019
Der grüne Etikettenschwindel beim „Klimaschutz“
Was wäre, wenn wir uns als Bürger wieder mehr darauf besännen, dass wir auf eigenen Füßen stehen wollen und können? Dass wir nicht alle Verantwortung auf den Staat und damit auf die Politiker abwälzen möchten? Dass ein gesunder Mensch arbeiten kann und nicht vom Staat leben muss? Dass Eltern die Hauptverantwortung für ihre Kinder tragen und nicht die Gesellschaft? Dass Chancengerechtigkeit für alle Menschen gilt, unabhängig davon, wie dick der Geldbeutel der Eltern ist oder wie es um deren Bildungsniveau steht? Dass ein falsch verstandener Gerechtigkeitsbegriff aber nicht zu einer leistungsfeindlichen Einkommensnivellierung umgedeutet werden darf?

Wenn sich Millionen von Menschen in den leistungsbereiten Schichten unserer Gesellschaft bewusst machten, dass sie die Rechnung für die sozialpolitische Großzügigkeit der Politik zu bezahlen haben, auch dann, wenn sie vermeintlich selbst davon profitieren? Das Prinzip „linke Tasche, rechte Tasche“ scheint nicht mehr verstanden zu werden. Was großzügige Sozialpolitik für eine Sogwirkung entfaltet, wenn wir das deutsche Asylsystem im Kontext der globalen Armutsmigration bewerten? Welch‘ aberwitzige Konsequenzen die praktizierte deutsche Umweltpolitik hat, deren ökologische Effekte bescheiden, deren ökonomische Folgen für die Energiepreise aber katastrophal sind?

Lasst den Leuten endlich mehr von den Früchten ihrer Arbeit, möchte man auf den politischen Weihnachtswunschzettel ganz oben schreiben. Schröpft endlich den Faktor Arbeit im Steuerrecht deutlich weniger! Flacht den Mittelstandsbauch ab und sorgt für eine massive Erhöhung der oberen Proportionalzone, damit nicht immer mehr Facharbeiter in die Nähe des Spitzensteuersatzes geraten. Sorgt in der Sozialpolitik für Anreizstrukturen, die Arbeit belohnen und nicht das Nichtstun! Lasst Freiberuflern, Selbständigen und Unternehmern Luft zum Atmen, weil sich nur aus unternehmerischer Freiheit kreative Wertschöpfung entwickeln kann! Sorgt in der Umweltpolitik für marktwirtschaftliche Lösungen statt auf die vermeintliche Allwissenheit der Politik zu setzen!

Nicht mehr, sondern weniger Staat tut not, wenn die Menschen dauerhaft in Frieden und Wohlstand leben sollen. Den Satz sollten sich allerdings auch die Wähler hinter die Ohren schreiben, die einerseits ständig über hohe Steuern und Abgaben klagen, andererseits aber immer weitergehende Forderungen an den Staat stellen. Denn auch beim Staat gilt: „Wer bestellt, bezahlt!“

Doch: „Wir leben nicht mehr in Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat.“ (Das Zitat habe ich mir aus Peter Handkes Roman „Wunschloses Unglück“ geliehen.) Deshalb bin ich mir sicher, dass mein sentimentaler letzter Ordnungsruf des Jahres 2019 wirkungslos verpufft. Es geht in vertrauten Bahnen im kommenden Jahr weiter. 

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Kommentare ( 14 )

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Gisela Fimiani
4 Jahre her

Sie sprechen mir aus der Seele, Herr Metzger. Die offenbare Entmündigung der Bürger ist furchterregend. Leider hat man jedoch in diesem Land die „Staatsanbetung“ nie ernsthaft in Frage stellen wollen. Den Parteien kommen „Vater Staat“ und „Mutti Merkel“ entgegen. Kann man doch über die, für „unmündig“ erklärte „Bürgerhülle“ trefflich verfügen. Der Parteienstaat hat das Ab-Wahlrecht ad absurdum geführt. Direktwahl? One man, one vote? Wer aber wollte ein neues Wahlrecht durchsetzen? Deutschland ist zum Selbstbedienungsladen der Cleveren und der Opportunisten verkommen. Gemeinwohl? Consent of the governed? Abgeschafft zu Gunsten von Beliebigkeiten aller Art.

barth68
4 Jahre her

Wie krank sind unsere Politiker, wenn sie sich über einen (möglichst) hohen CO2-Preis freuen – je linker sie sind, desto höher soll er sein. Ein Überbietungswettbewerb, der sich um die Konsequenzen für uns nicht kümmert. Dies trifft aber gerade deren Klientel, die ohnehin nicht besonders viel Einkommen hat. Von den Grünen kann man außer Bevormundung ohnehin nichts Gutes erwarten. Bald sind wir also bei 2,50€ – sprich 5,00 DM – angekommen – der Wunsch der Grünen seit vielen Jahren. Wie schon oft von Realisten gesagt: Dem Klima nutzt der CO2-Preis rein gar nichts – nicht nur wegen der Kleinheit Deutschlands… Mehr

Ego Mio
4 Jahre her

Es ist klar, dass DIE das in den „vertrauten Bahnen“ weiterversuchen werden. Allerdings spielt da der Chinese („der kürzer und kälter duscht“) einfach nicht mehr mit. Der müsste, um die deutsche Politik auf Kurs zu halten, weiter in dem vergangenen Ausmaß Autos und Maschinen bestellen. Aber der Chinese braucht jetzt keine mehr. Der hat erstmal genug gekauft. Und er hat gelernt, wie er das Zeug in Zukunft selbst herstellt.

Arbeitslose, Kurzarbeiter und Ausgewanderte kann man nur schlecht besteuern. Vor allem, wenn man bald abgewählt wird.

T. Pohl
4 Jahre her

Ja aber wenn ich den Leuten mehr von den Früchten ihrer Arbeit lasse, an wem spare ich dann ? An denen die noch nicht so lange hier leben (aber vollversorgt sind; ich denke, die werden dann ganz undeutsch reagieren); Minderleistern wie Maas, C. Fatima Roth, KGE, Schulze, Scheuer und so weiter ? An Herrn Pofalla, der, mir unverständlich, 1 Mio € für seine „Bemühungen“ für die Bahn bekommt (ich habe nicht gesagt: verdient) ? Fragen über Fragen, die aber beantwortet werden müssen…… Und das in Zeiten in denen die Politik drakonische Steuererhöhungen (CO2!!-Steuer; wird zur Verteuerung von ALLEM führen) in… Mehr

Gert Friederichs
4 Jahre her
Antworten an  T. Pohl

Ich schließe mich diesem Gedankengang an: Es muss hier erstmal richtig krachen (Blackout, Börsen-Sturz, Euro-Down usw.), vorher geht alles wie gewohnt weiter oder mündet in rot-grünen Träumen. Aber auch dem sehe ich gelassen entgegen, denn Träume weichen jedesmal dem Aufwachen.

francomacorisano
4 Jahre her

Leider glauben in Deutschland noch immer sehr viele Menschen an das alte, preußische Märchen vom „Vater Staat“…! 🙁

Christian
4 Jahre her

Ihr Wort in Gottes Gehörgang.Es wird aber nicht so kommen. Die Politik hat es geschafft Abhängigkeiten zu schaffen. Jeder oder zumindest die Mehrzahl) glaubt vielleicht auch etwas von dem Sozialkuchen abzubekommen. Wie aberwitzig das ist ,zeigt schon die Rentenpolitik.Derzeit wird Geld verteilt, welches man jetzt schon nicht hat. Lebensleistungsrente nach 35 Arbeitsjahren?! Das bestätigt in der Regel noch die Faulenzer die zehn Jahre und mehr studieren und glauben nach 35 Arbeitsjahren genug geleistet zu haben.Blöd sind doch die, die 45 Jahre und mehr gearbeitet haben. Dabei vergisst man.dass ab Mitte der zwanziger Jahre pro Jahr doppelt soviel Leute in Rente… Mehr

T. Pohl
4 Jahre her
Antworten an  Christian

Alle die CDU, SPD, Grüne, Linke kritisieren sind qua Mainstream „Rechte“ oder noch was schlimmeres mit dem Buchstaben, der auf das „M“ folgt…
Kein Grund zur Sorge also.

Alf
4 Jahre her

Lasst den Leuten endlich mehr von den Früchten ihrer Arbeit, möchte man auf den politischen Weihnachtswunschzettel ganz oben schreiben.? Dann müßte man den Politikern unterstellen, daß sie Anstand haben und verstehen, daß es ihre Aufgabe ist, Schaden vom Volk und dem Land abzuhalten. Die Politik war immer schon ein Selbstbedienungsladen, doch unter Merkel wird selbst die Ladeneinrichtung veruntreut, werden das Land und die Bürger ihrer Lebensgrundlagen und Ersparnisse beraubt. Ein fauler Baum trägt keine Früchte. Um nur ein Beispiel zu nennen: Mehr als 2500 Brücken und Brückenabschnitte an Autobahnen sind dringend sanierungsbedürftig. Im Zeitraum von 2019 bis 2023 steht laut… Mehr

Willi4
4 Jahre her
Antworten an  Alf

Womit der alte Spruch in kleiner Abwandlung stimmt: „Ist der Ruf erst ruiniert, schläft man ruhig ungeniert“.

Knipser
4 Jahre her

Zitat: >>In diesen Weihnachtstagen verstummen Politiker und Journalisten wie auf Kommando<< Hm, keine Ahnung wie Sie darauf kommen, werter Herr Metzger – Systemtrompete "Welt-Online" jedenfalls haut schon die ganzen Weihnachtstage Schwachsinn am Band raus. Von "wir brauchen zu viel Platz zu Leben" über "im Osten ist wegen AfD die Wohnung billiger" bis zu "die SPD will jetzt Pick-Ups verbieten", um nur einige Beispiele zu nennen. Natürlich haben Sie Recht, das wird im nächsten Jahr nicht nur weitergehen, sondern noch wesentlich schlimmer werden. Ich frage mich schon länger, wer sich den ganzen Müll in den Redaktionen überhaupt (und gar in wessen… Mehr

paula
4 Jahre her

Wir MÜSSEN endlich friedlich auf die Strasse https://www.viva-la-revolution.de/

Strato
4 Jahre her

Leider werden sie mit dem letzten Satz Recht behalten.

Ewuites
4 Jahre her
Antworten an  Strato

Aber die Folgen werden wir ALLE mit Verzögerung zu spüren bekommen. Da kann keiner starr in seiner Ecke sitzen und zuschauen.