Wenn sich die Union nach der Bundestagswahl in der Opposition wiederfindet, kann sie sich bei ihrer langjährigen Vorsitzenden und Langzeitkanzlerin bedanken.
Die einen reagieren panisch, die anderen mit Galgenhumor. Egal, in welchen Regionen der Republik man mit CDU- oder CSU-Mitgliedern spricht: Immer mehr rechnen inzwischen mit einer nicht mehr abwendbaren Niederlage bei der Bundestagswahl. Man macht sich zwar offiziell Mut für den Endspurt, aber die Motivation an der Parteibasis tendiert gegen Null. Denn was der demoskopische Absturz von rund 10 Prozent binnen der letzten Monate zeigt, deckt sich auch mit den Erfahrungen, die viele Unionswahlkämpfer tagtäglich machen. Nicht nur die vielen „links- oder grüngestrickten Journalisten“ in den Leitmedien, so klagen sie, schreiben und senden die Union und ihren Kanzlerkandidaten in den Keller, sondern auch viele Wähler schreckt die Aussicht keineswegs, die Union nach 16 ewigen Regierungsjahren mal wieder in die Opposition zu schicken. Je nach künftiger Gesamtstärke des Bundestags könnte die bisher 245 Abgeordnete starke Unionsfraktion um bis zu 100 Mitglieder schrumpfen, während sich die Grünen mit bisher 67 Mandaten mehr als verdoppeln und die SPD, die bisher über 152 Mandate verfügt, mit bescheidenem Zugewinn die CDU/CSU voraussichtlich als stärkste Fraktion ablöst.
Panisch reagieren im vertraulichen Gespräch vor allem die Unions-Abgeordneten, die ihr noch vor Monaten sicher geglaubtes Mandat zu verlieren drohen. Weil nicht einmal bisher sicher gewonnene Direktwahlkreise den Einzug ins Parlament garantieren, werden manche ihre zusätzliche Listenplatz-Absicherung in Anspruch nehmen müssen und dafür andere Kollegen aus dem Mandat drängen. In diesen Kreisen wird nicht mit Kritik an einer Kanzlerin gespart, deren betonte Distanz zur eigenen Partei immer mehr harsche Reaktionen provoziert. Namentlich will sich in der heißen Wahlkampfphase immer noch niemand zitieren lassen, vielleicht auch, weil nicht wenige von den heutigen Kritikern über Jahre klaglos abgenickt haben, was unter Angela Merkel in der Euro-Krise, der Massenmigration oder der EU-Schuldenvergemeinschaftung als „alternativlos“ durchgesetzt wurde. Peinlich wird dort nicht nur ihre Lobhudelei für Greenpeace empfunden, wo sie persönlich mitten in der heißen Wahlkampfphase zum Fünfzigsten gratulierte, während sie sich bei Parteiveranstaltungen äußerst rar macht. Wohl noch nie hat eine langjährige Parteivorsitzende und Kanzlerin so wenig Herzblut und Leidenschaft für ihre eigene Partei ausgestrahlt wie Angela Merkel. Selbst ihre jüngste kleine Attacke in Richtung Olaf Scholz, mit der sie – allerdings erst auf Nachfrage eines Journalisten bei einem Pressetermin und nicht aus eigenem Antrieb – einer Koalition mit der Linken eine Absage erteilte, im Gegensatz zu ihrem Vizekanzler, ändert an dieser Einschätzung nichts mehr.
Wenn sie sich nur da nicht täuschen. Die Siebziger Jahre der alten Bonner Republik, in der sich die Union in der Opposition tatsächlich regenerierte, sind vorüber. Die konservativen Volksparteien CDU und CSU sind ausgeblutet, haben ihre Markenkerne längst verloren. Die Sklerose der Union ist in den vergangen eineinhalb Jahrzehnten in atemberaubenden Tempo vorangeschritten, weil sie fast ausschließlich Themen der politischen Konkurrenz übernommen und keine eigenen Visionen formuliert hat. Dass die Unionsparteien vor allem Regierungsparteien sind, die ohne Regierungsmacht buchstäblich implodieren, belegen die Länder, in denen die Union einst der Platzhirsch war. In Baden-Württemberg ist die CDU nur noch ein Schatten ihrer alten Herrlichkeit, obwohl sie sich – nach einer fünfjährigen Auszeit in der Opposition – zum zweiten Mal als Juniorpartner der Grünen wenigstens noch Ministerposten gesichert hat. Berlin, Hamburg, Rheinland-Pfalz oder die ostdeutschen Länder: die CDU ist meilenweit von der Regierungsfähigkeit entfernt. Über Jahre sonnte sie sich im Glanz der letztverbliebenen Volkspartei Deutschlands und merkte nicht, wie sie personell und programmatisch immer mehr ausblutete. Plötzlich wird sie selbst von den totgesagten Sozialdemokraten überholt, auch wenn die SPD deshalb lange nicht zur Volkspartei aufsteigt. Wie überhaupt die Bonner Republik mit ihrer alten Volksparteienherrlichkeit, wo sich Union und SPD um die Herrschaft stritten und meist die kleine FDP als Steigbügelhalter brauchten, endgültig vorüber ist. Denn auch die Grünen werden diese Rolle nicht ausfüllen. Die Berliner Republik wird sich an ein sehr heterogenes Mittelparteien-Spektrum gewöhnen müssen, in dem Dreier-Koalitionen zur Normalität werden.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Das Problem sind leider die vielen „Alten“, die gemäß Tagesschau treu der Union hinterherlaufen und die Zukunft eines ganzen Landes mit aufs Spiel setzen.
Wenn man schon eine über neunzig Jährige wegen ihrer Bürotätigkeit als Achtzehnjährige über 75 Jahre später anklagt, sollte es doch möglich sein, selbiges den „Alten“ in Aussicht zu stellen. Vielleicht werden sie dann mal wach.
Wieviele Gelegenheiten in 16 Jahren Kanzlerschaft gab es, um sie davonzujagen?
Merkel hätte ohne ihre treuen Mitglieder und Wähler gar nichts machen können.
Im Prnzip das gleiche wie vor 88 Jahren, nur mit dem Unterschied, das da bis zum Kriegsausbruch was gewaltig voranging.
Merkel hat nicht nur Deutschland und Europa in ein Chaos gestürzt, sie hat die letzte, neben der AfD, frühere konservative Partei die CDU zerstört.
Merkel ist eine Linke.
Glauben Sie an solche Zahlen? Siehe Wahlerfolge der SED, die bei ca. 98 % lagen, oder 100 % in Nordkorea für Kim Jong-un. 2014 entlarvte das „Handelsblatt“ das ZDF, indem ersteres die riesige Manipulation bei der Beliebtheitsskala von Deutschen aufdeckte. Es ging um die Sendung „Deutschlands Beste“, bei der angeblich Angela Merkel die beliebteste Frau war. Hierzu interviewte das Meinungsforschungsinstitut Forsa viele Deutsche, aber auch die Leser der „Hör zu“ waren aufgerufen. Letzteres Medium wurde völlig vom ZDF ignoriert, und auch die Forsa-Ergebnisse wurden heftig manipuliert. Der Sender bestreitet nicht diesen „Irrtum“! Hier ging es nicht um marginale Änderungen in… Mehr
Selber schuld,es konnte den CDU/CSU Politchargen gar nicht mehr ökosozialistisch genug sein.Gewählt werden jetzt die Orginale. Die Werteunion steht ja auch in der Ecke. Wissen sie übrigens,warum der Beton in diesem Land so knapp und teuer ist??? Die rechte Ecke wird ständig erweitert
Die CDU hat sich selbst zugrunde gerichtet ! Jeder der Parteigranden der CDU der ein wenig christliches Parteigefühl sein Eigen nennen wollte hätte sofort nach den ersten 4 Jahren dieser Kanzlerschaft die Notbremse ziehen müssen . Zu faul ,zu plump,zu feige die Herrschaften dort oben in der Parteiführung . Merkel hätte ob ihrer Fehlleistungen ( zT. aufgezählt) achtkantig rausfliegen müssen . Statt dessen hat sie sich einen Seehofer ,einen Söder einen Laschet geknetet ,weich wie Lehm zur Chefin; brutal zu den Wählern ( siehe Coronapolitik ) . Auf diese Weise wurden die Werte der CDU geschreddert und das Tafelsilber Richtung… Mehr
Eine in zu weiten Teilen völkisch-nationalistische Partei führt nur zu weiteren, zu anderen Krisen! Nationalismus und Internationalismus sind nur zwei Seiten einer Medaille: Mangelnder Patriotismus!
Die CDU war seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Partei meines Vertrauens und meiner Wahl. Rund zehn Jahre lang war ich zudem vor Ort in der CDU aktiv, bis ich dann nach einer weiteren Wahl Angela Merkels zur Bundeskanzlerin nach langem Zögern aus der CDU und einer ihrer Unterorganisationen ausgetreten bin, da ich das Desaster, das Herr Metzger beschreibt, kommen sah. Was mich zudem bis heute beunruhigt, ist die vermeintlich stoische Gelassenheit vieler CDU-Mitglieder und auch Wähler, mit der sie die Entkernung der „erfolgreichsten und wichtigsten Partei Europas“ (sinngemäßes Zitat aus der NZZ) nicht nur hinnahmen, sondern um… Mehr
„Wenn eine Partei gegen solche Betrugsmanöver nicht vorgeht scheint sie verlieren zu wollen.“
Eben weil sie selbst zu viel Dreck am Stecken und ihre Wähler allzu oft betrogen hat. CDU und CSU haben einfach zu viel zu verbergen, um nun auf den Tisch zu hauen. Und das miese Bild, dass die sogenannten C-Parteien in den letzten 18 Monaten als fanatische Corona-Hardliner abgegeben haben, ist natürlich besonders miserabel. Was Merkel, Söder und Co. an diktatorischem Wahn offenbart haben, ist einfach nur abartig und krank. Somit können sie eigentlich froh sein, dass das C-Thema nicht abgefragt wird.
Natürlich wäre Laschet eine Art kleineres Übel für unser Land, doch von sogenannten kleineren Übeln habe ich nach 16 Jahren Merkel-Regiment die Nase gestrichen voll und will nur noch, dass die Unionsparteien die verdiente Quittung für ihren Verrat am Bürgertum und an den bürgerlichen Werten erhalten.