Moralischer Totalausfall

„Die Partei“ verspottet gerne das politische System und vor allem ihre Gegner von „rechts“ an Straßenlaternen mit niederen Instinkten.

IMAGO

Satire darf laut Kurt Tucholsky „alles!“. Im Bundestagswahlkampf erlaubt sich „Die Partei“, diesen Vorsatz eines deutschen Dichters politisch auf den Straßen umzusetzen. „Hier könnte ein Nazi hängen“, droht die Truppe von Parteichef Martin Sonneborn, der vom Steuerzahler alimentiert seit 2019 sogar als Abgeordneter im EU-Parlament sitzt. Keinen Empörungsjournalisten regt dieses Hängen an den Straßenlaternen auf – es geht ja vermeintlich gegen Nazis.

Den sonst so kritischen Medien, die schnell verurteilen, wenn bürgerliche Parteien einmal im Wahlkampf austeilen, sind die moralischen Ausfälle der „Partei“ offensichtlich egal. Bestenfalls im Lokalen ploppen die aggressiven Plakate kurz mal auf. Ob in Leipzigs City auf dem Richard-Wagner-Platz oder in der Provinz von Husum darf sich „Die Partei“ von Satiriker Sonneborn mit Plakaten präsentieren, die Juristen womöglich als Aufruf zu einer Straftat sehen könnten. Lediglich den Husumer Nachrichten war das im Lokalteil die Frage wert: „Satire, Wahlwerbung oder schlicht der Aufruf zu einer Straftat?: ‚Die Partei‘ plakatierte am Wochenende in Husum ‚Hier könnte ein Nazi hängen.‘“ Aufforderungen zum Hängen an Straßenlaternen? – Folgen keine. Plakate einer rechtsextremen Splitterpartei mit der Parole „Hängt die Grünen“ wurden dagegen in Bayern von der Polizei entfernt. Zu recht.

Für die rotgrün ausgerichtete Leipziger Volkszeitung ist das „Partei“-Plakat ohnehin kein Thema. Leipzig hat sich ja zur Hauptstadt der linksextremen Szene entwickelt, die darf man nicht verärgern. In Kreisverband Dortmund kann man übrigens im „Partei-Shop“ zehn Plakate „Hier könnte ein Nazi hängen“ gleich für nur einen Euro erwerben.

Bereits vor einem Jahr bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen kaschierte der Express schon in der ersten Zeile den Skandal: „Satire ist nicht jedermanns Sache.“ Der Wahl-Skandal taugte 2020 in Düsseldorf bestenfalls zur Überschrift: „Hier könnte ein Nazi hängen“ Aufregung um Wahlplakat von Satire-Partei in Düsseldorf.“ Konsequenzen: keine.

Na klar, indirekte Aufrufe, Menschen an Straßenlaternen aufzuhängen, sind ja nur Satire und mit vermeintlichen Nazis kann man das schon mal machen. So tief ist die intellektuelle Elite in Deutschland schon gesunken.

Wir stellen uns nur vor, die AfD hätte im Bundestagswahlkampf ein Plakat mit „Hier könnte ein Grüner hängen“ aufgestellt. Die selbsternannten Qualitätsmedien mit ARD und ZDF an der Spitze hätten in ihren Hauptnachrichten und Talkshows Sonderberichte gesendet. Doch die fallen in dieser Bundestagswahl aus, weil die Alternative für Deutschland weitgehend auf solide Plakate setzt, wie „Grenzen schützen ist normal“, „Unser Land. Unsere Regeln.“ oder „Mut zu Deutschland“ – letzterer Slogan wurde wohl von der FDP-Kampagne „German Mut“ aus der Wahl 2017 übernommen.

Doch den selbsternannten Linkssatirikern ist „Hängen“ noch nicht genug – man greift auch den politischen Gegner persönlich an. Jedoch ist es im Wahlkampf unüblich und moralisch verwerflich, Konkurrenten zu stigmatisieren und zu verunglimpfen. „Die Partei“ schert das nicht und macht Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet als „Minion“ (Gehilfen/Lakaien) lächerlich – dargestellt wie die simple ovale Minion-Figur mit Stummelbeinen und Glotzaugen aus dem US-Trickfilm „Ich, einfach unverbesserlich“. Das alles ist ja nur eine Satire-Aktion, pfeif auf Wahlkampfkodex und Parteienstatus – wir sind „Die Partei“.

Nun ist Armin Laschet als Kanzlerkandidat der Union wahrlich keine Leuchte, eher schon ein Ausfall, aber auffällig ist doch, dass Diskriminierungen von politischen Bewerbern aus dem rotgrünen Lager – da lägen bei Annalena Baerbock, Dietmar Bartsch oder Olaf Scholz die Satire-Bälle schon auf dem Elfmeterpunkt – seltsamerweise durch „Die Partei“ von Martin Sonneborn nicht stattfinden. Das ist auch kein Wunder, weil die linkselitäre Die-Partei-Truppe im grünen Milieu der Sehr-Gut-Menschen zu Hause ist. Das eigene Heim beschmutzt man natürlich nicht. Die vermeintlichen Satire-Aktionen richten sich immer gerne gegen Parteien, die politisch bürgerlich (FDP/CDU) oder rechts stehen (DVU) oder schon ganz unten darniederliegen wie 2003 Bayerns SPD bei der Landtagswahl. Was auch noch feige ist.

Mutig wäre anders, denn dann müsste „Die Partei“ von EU-Parlamentarier Sonneborn auch die seit Jahren hochfliegenden Grünen scharf angehen. Aber das – würde „Die Partei“ doch nicht machen. Lieber stellen sie aufgeweckte Sachsen, die als erste 1989 schon Widerstand gegen den SED-Staat geleistet haben, heute mit Plakaten wie „Leipzig raus aus Sachsen“ als tumbe Rechte dar. Also die deutsche Hauptstadt der linksextremen Szene Leipzig und natürlich mit linksgrüner Mehrheit multikultimäßig regiert, soll weg von den bösen, konservativen Sachsen, die dann selbstverständlich in altdeutschen Lettern geschrieben werden, damit auch der letzte Sehr-Gut-Mensch den Verweis auf potenzielle Nazis versteht.
Alles Satire versteht sich. In Wahrheit primitiv und hohl. „Weltniveau“ (Walter Ulbricht) eben à la „Die Partei“.

Allerdings bekleckern sich auch die politischen Konkurrenten nicht gerade mit Ruhm. Herzhafte Lacher auf den Straßen erzeugt das CDU-Plakat „Mehr Klicks für Kriminelle“ – eine ziemlich plumpe Propaganda. Vor allem die organisierte Kriminalität aus dem Ausland kann sich unter CSU-Innenminister Horst Seehofer in Deutschland tummeln. Erwähnt sei hier nur der arabische Remmo-Clan aus der Bundeshauptstadt mit seinen sensationellen Einbrüchen ins Berliner Bode-Museum und ins Dresdner Grüne Gewölbe. Dessen Mitglieder kommen nach kurzer Untersuchungshaft immer wieder schnell frei. Sie werden sich über das CDU-Plakat sicher in den Schlaf lachen.

Aber auch die Grünen glänzen großformatig mit billiger Propaganda und sorgen für Brüller bei Wahlbürgern mit Langzeitgedächtnis. „Klimaschutz mit Wirkung: sichere Arbeitsplätze“. An diese märchenhaften Versprechen und grünen Wahllügen können sich die vielen entlassenen Arbeitnehmer vor allem in der Solarindustrie aber auch in der Windanlagenbranche erinnern. Gut 80.000 Arbeitsplätze sind allein bis 2017 verloren gegangen, weil China viel billiger produziert. Und in der von Stilllegung betroffenen Braunkohleregion der Brandenburger Lausitz hat Windkraftanlagenhersteller Vestas vor knapp zwei Jahren erst 500 Arbeitsplätze gestrichen – damit fast jeden zweiten Arbeitsplatz.

Seit fast zwei Jahren führt auch die sogenannte „Transformation“ in der deutschen Kernindustrie bei Automobilherstellern und ihren Zulieferern, aber auch in der Chemie-Industrie zu Massenentlassungen. Staatlich verordnete und immer höher steigende Energiepreise wie Umweltauflagen, das Sterben des spritsparenden Diesel zu Lasten der Elektroautos wird die Entlassungswelle weiter vorantreiben. Sichere Arbeitsplätze a la grüne Plakat-Propaganda waren einmal. Aber vielleicht geht es ja auch nur um die lukrativen Arbeitsplätze von Annalena Baerbock und Robert Habeck als Minister in einer Bundesregierung.

Aber einen Knüller gibt’s noch zum Schluss. Womöglich folgt im Kanzleramt nach Mutti (Angela Merkel) auch noch Vati (Olaf Scholz). Bislang regierte er seit Jahren offensichtlich nur als Vizekanzler für unbezahlbares Wohnen. Das will er ändern. Auf seinen Großplakaten schwört der SPD-Kandidat künftig „Kanzler für bezahlbares Wohnen“ zu sein. Wenn das nichts ist.

Den tagesaktuellen Spritpreis kennt er übrigens als zuständiger Bundesfinanzminister ohnehin nicht. Muss er ja nicht, weil Vati sich nach der Bundestagswahl höchstwahrscheinlich weiter in seiner gepanzerten Staatslimousine fahren lässt.


Alle Fotos © Olaf Opitz

IMAGO/Manngold
Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 98 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

98 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Nibelung
3 Jahre her

Die treiben es immer wieder auf die Spitze mit ihrem Kampf gegen Rechts und damals waren alle gemeint, die abseits des Sozialismus standen das hat schon in der sozialistisch geführten Weimarer Republik begonnen und hat dann über Jahre den Führer begünstigt und wenn sie so weiter machen fördern sie das gleiche wieder und wollen wir hoffen daß alles nicht so endet wie damals, genau aus gleichem Grund wie heute nur mit neuen Generationen aber mit alten Handlungsmustern wenn die Zeit dafür reif ist. Diese menschliche Gesellschaft, die angeblich immer intelligenter wird, weil die Massen glauben über Abitur die richtigen Entscheidungen… Mehr

Juergen P. Schneider
3 Jahre her

„So tief ist die intellektuelle Elite in Deutschland schon gesunken.“ Das war doch wohl satirisch gemeint, oder? Wer sich in das Getümmel des politischen Streits wagt, ist in unserem Land sicherlich nicht Teil irgendeiner Elite. Viele dieser Herrschaften halten sich für eine Elite, ohne auch nur ein einziges Kriterium zu erfüllen, das man mit dem Begriff Elite in Verbindung bringen kann. In unserer politischen Landschaft dominiert das untere Mittelmaß. Dies gilt auch für einen Herrn Sonneborn. Negativauslese wohin man blickt. Im links-grünen Lager dominieren gescheiterte Existenzen und Zivilversager den Diskurs, falls man das allfällige Gestammel dieser Kretins als Diskursbeitrag deuten… Mehr

seine_lordschaft
3 Jahre her

In Karlsruhe zieht die Partei in ihren Wahlplakaten auch über die Grünen her: „Breit, weil ihr es seid!“ (dazu ein leicht bekifft aussehender Kandidat sowie Symbolbildchen für Bier- und Alkoholkonsum). Ich finde das witzig. Das Nazi-Laternen-Schild wäre auch witzig, würde einem das Lachen angesichts der jüngsten (Corona-)Eskalation eines woken Imperialismus der Unterdrückung abweichender Meinungen nicht im Halse stecken bleiben. Die Reaktionen hier im Forum erinnern mich ein bißchen an die Rezeption der Mohammed-Karikaturen in der islamischen Welt. Damit meine ich nicht die Kopfabschneider, sondern die allgemeine Ablehnung und das Gefühl verletzter Emotionen wodurch erst das emotionale Milieu entsteht das zu… Mehr

Physis
3 Jahre her
Antworten an  seine_lordschaft

Vielleicht sind die, die jetzt hier sind ja auch so einsichtig und leben ihre eigene Kultur im eigenen Land weiter.
Eines ist nämlich klar: eine über Jahrhunderte gelebte Kultur legt man nicht ab, wie ein Kleidungsstück…

Fulbert
3 Jahre her

Noch immer schlägt diese Zeile an satirischer Stärke jegliches Plakat der Partei. Die wahren Humoristen sitzen mithin in der Staatskanzlei:
„Markus Söder: 130.000 Menschen … in Bayern vor dem Tod gerettet“

Jatoh
3 Jahre her

Insgesamt befindet sich die Wahlpropaganda aller Parteien auf niedrigstem intellektuellen Niveau!
Wenn ich nur an den Slogan denke:
„Machen, was Arbeit schafft!“
He?
Geht es hier um meinen Hund?

Peter Silie
3 Jahre her

Das Problem mit diesem Plakat ist, daß ja mittlerweile jeder Nazi ist, der nicht zu der Gruppe der guten Menschen gehört. Also alle, die nicht in den links-ideologischen Jubelklang des Mainstreams einstimmen. Das Plakat will lustig sein (und irgendwie ist es das ja auch), trotzdem ist die Intention eindeutig: Hass, Hetze und Tötungsfantasien für alles, was irgendwie „weiß“ und „Leistungsträger“ ist. Nazi eben.

Peter Silie
3 Jahre her

Salon-Kommunisten.
In meiner (mittelgroßen) Stadt hat es bislang kein AFD Plakat geschafft, hängen zu bleiben. Obwohl sie mittlerweile dazu übergegangen sind, ihre Plakate besonders hoch aufzuhängen. So, daß sie eigentlich kaum noch wahrnehmbar sind. Aber die Zerstörer kommen eben auch mit großen Leitern.

John Beaufort
3 Jahre her

„Hier könnte ein Nazi hängen“. Man stelle sich vor, die AfD würde mit „hier könnte ein Stalin-Fan hängen“ werben. Die Partei wäre schneller verboten, als sie „instrumentalisierter Verfassungsschutz“ sagen können. Langsam habe ich wirklich Angst, dass in Deutschland bald wieder Menschen an Laternen gehängt werden, wenn Sie der Regierung widersprechen. Die Enthemmung der Sprache schreitet voran, und die Enthemmung der Sitten auch. Regierungsnahe Schlägerbanden (damals in braun, heute in Schwarz mit Maske) ziehen wieder durch deutsche Straßen, Polizisten prügeln wieder auf unbescholtene Bürger ein, Berufsverbote werden allgemein diskutiert und teils auch praktiziert… Was kommt als nächste Eskalationsstufe? Wie weit ist… Mehr

Last edited 3 Jahre her by John Beaufort
Mampfred
3 Jahre her

Ich kann mir nicht helfen: Meiner Meinung nach sollten alle diese Laiendarsteller des Politbetriebes bei jeder Gelegenheit ausgelacht werden.
Sie der Lächerlichkeit preiszugeben scheint mir erste Bürgerpflicht, nachdem alle Politiker ab einem bestimmten Level komplett die Bodenhaftung verloren haben.

Anti-Merkel
3 Jahre her

Ist „Hier könnte ein Nazi hängen“ wirklich als Aufforderung, „Nazis“ an Strassenlaternen zu erhängen zu verstehen? Ich habe das Plakat auch schon gesehen, aber ganz anders aufgefasst: Ich hatte das eher interpretiert als „Hier könnte auch ein Plakat einer anderen Partei hängen, und da sind überall Nazis drauf!“ (oder „Hier könnte auch ein CDU-Wahlplakat hängen, das einen Nazi abbildet“). Oder natürlich meine eigene, aber sicher nicht von Sonnenborn+Co beabsichtigte, Interpretation: „Hier könnte ein Nazi hängen – wenn wir unseren Kandidaten abbilden würden, aber weil Ihr den Nazi nicht sehen sollt, seht Ihr nur unseren Slogan“ Wäre doch nur der Wahlkampf… Mehr

nachgefragt
3 Jahre her
Antworten an  Anti-Merkel

Selbstverständlich hat man es bei dem Plakat genau auf die Doppeldeutigkeit angelegt. ALLERDINGS, was ich gerade erst gesehen habe: Bei dem Plakat „Hängt die Grünen“ von einer rechtsradikalen Partei hat man das Prinzip 1:1 kopiert. Was nämlich kaum jemand gelesen hat: Im Subtext unter „Hängt die Grünen!“ heißt es auf dem dunkelgrünen Plakat „Macht unsere nationalrevolutionäre Bewegung durch Plakatwerbung in unseren Parteifarben in Stadt und Land bekannt!“ Auch hier gibt es mehrere mögliche Interpretationen, nämlich auch die, dass es eine Aufforderung ist, die grünen Wahlplakate dieser Partei aufzuhängen. Selbstverständlich ist es genau wie bei dem Plakat „Hier könnte ein Nazi… Mehr