Putins Ukraine-Krieg hat auch die strategische Ausrichtung Deutschlands über den Haufen geworfen. Doch kaum ein Politiker gesteht eigene Fehler ein. Stattdessen sollen wieder einmal die Bürger für die Versäumnisse geradestehen und in düsteren Zeiten den Gürtel enger schnallen.
Nichts tun Politiker in jüngster Zeit lieber als „Zeichen setzen“. Ständig fordern sie die Bürger auf, für oder gegen alles Mögliche endlich „Zeichen zu setzen“. Das passiert vor allem dann, wenn die von ihnen betriebene Politik versagt. Die „Zeichen“ sollen offenbar davon ablenken, dass ihnen die Welt aus dem Ruder läuft. Statt nachzudenken über die wahren Ursachen, sollen die Bürger dann aufmarschieren, Wink-Elemente schwenken, Strom und Gas sparen, kein Fleisch essen, Fahrrad statt Auto fahren, aber besonders gerne den Gürtel enger schnallen. Plötzlich haben westliche Werte ihren alltäglichen teuren Preis.
Kiesewetter war Oberst der Bundeswehr, trieb sich in vielen Führungsstäben herum und die „Eiserne Ration“ für Soldaten kennt er bestenfalls nur noch vom Hörensagen. Strom, Gas und Essen sparen oder gar den Gürtel enger schnallen (derzeit sein Lieblingsappell an uns Bürger) musste er mit Sicherheit nie. Der Fahrdienst beim Bund und im Bundestag war ihm stets ein Freund.
Der hart arbeitende Steuerzahler alimentiert so einen Bundestagsabgeordneten immerhin mit monatlich üppigen 10.012,89 Euro Diäten sowie noch einer steuerfreien Aufwandspauschale in Höhe von 4.583,39 Euro im Monat obendrauf. Hinzu kommen noch die Vorzüge einer DB-Bahncard 100 für die 1. Klasse im Wert von 7.010 Euro im Jahr, Inlandsfreiflüge bei der Lufthansa, Taxifahrten in Berlin, der Bundestagsfahrdienst und noch einiges mehr. Wenn alles im politischen Sonderversorgungssystem läuft wie üblich, erhöhen sich dieses Jahr die Diäten noch um 310,40 Euro pro Monat
Politiker haben schon immer alles besser gewusst
Wer in so einem politischen Elfenbeinturm seit über zwölf Jahren sitzt, hat schon immer vieles besser gewusst. Im Grunde konnte doch Oberst a.D. Kiesewetter Kreml-Herrscher Wladimir Putin nie über den Weg trauen. Umso härter müsse die westliche Welt jetzt gegen den Aggressor vorgehen. Schließlich hatte Kiesewetter während seiner „Verwendung“ sogar „dienstliche Aufenthalte“ im erfolglosen Afghanistan-Krieg des Westens für Freiheit und Menschenrechte.
Statt Russland soll nun ein ebenfalls despotischer Staat wie Katar für Gaslieferungen einspringen. Kommt hier die nächste schlechte Abhängigkeit, Herr Kiesewetter, fragt ein MDR-Hörfunkmoderator? Es könnte etwas dran sein, aber jetzt gehe es doch in allererster Linie um die „Eigenstaatlichkeit der Ukraine“, verteidigt sich der Oberst a.D., der heute im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages sitzt. Maximaler Druck auf Russlands Autokraten Putin müsse her. Da scheint es Kiesewetter im Grunde egal mit wem: „Kurzfristig können wir uns die Partner nicht aussuchen.“ Es gehe doch nur um ein halbes Jahr, in dem sich Putin vielleicht nicht mehr an der Macht halten könne und Deutschland seine Energielieferungen neu aufstellen müsse.
Außenpolitiker Kiesewetter weiß schon wieder vieles, von dem er früher offensichtlich nichts ahnte. Aber es kommt noch besser: Weil er die Energiepolitik unter Führung seiner CDU-Kanzlerin Merkel nun komplett über den Haufen wirft, sollen die Bürger dafür leiden. Deswegen müsse die Politik jetzt „die Bevölkerung darauf vorbereiten, den Gürtel enger zu schnallen“. Damit auch „unsere Bevölkerung weiß, Freiheit hat seinen Preis.“
Wenn die Ukraine fiele, wäre das westliche Lebensmodell nicht mehr glaubwürdig, Nachbarn zu helfen. Ganz im Sinne von Ex-Bundespräsident Joachim Gauck, der seinen Bürgern eiskalt empfahl, in diesen Kriegszeiten „für die Freiheit auch mal zu frieren“.
Massenarbeitslosigkeit? Für politische Eliten kein großes Thema
Nachdenklich fragt der MDR-Moderator im Radio, bei Außenpolitiker Kiesewetter klinge es immer nach einfachen politischen Stellschrauben, doch selbst in der Bundesregierung gebe es Warnungen vor Massenarbeitslosigkeit. Auch diese Existenzfrage für hunderttausende Arbeitnehmer lässt Kiesewetter mit Propaganda abtropfen: „Ich erwarte Mut von unserer Politik.“ Er meint damit wohl Sprüche wie seine Forderung: „Wir müssen den Gürtel enger schnallen.“ Jetzt sollten Regierung und Kanzler die deutsche Bevölkerung auf ein hartes Jahr vorbereiten: „Die Freiheit der Ukraine hat einen Preis.“
Doch laut Kiesewetter müssten auch Arbeitnehmer für die „westlichen Werte“ einen Preis zahlen. Selbst wenn das in der Endkonsequenz den Verlust des Arbeitsplatzes und die Gefährdung der Existenz einer Familie bedeutet. Aber diese brutale Wahrheit wagt der Oberst a.D. so nicht auszusprechen. Den Gürtel enger schnallen, umfasst ja alles.
Für solch zackige Sparappelle an die Bürger kann sich der heutige Oppositionspolitiker Kiesewetter sogar auf seinen Bundesfinanzminister Christian Lindner stützen. Der FDP-Vorsitzende verkündet in der Augsburger Allgemeinen kühl, „dass der Staat einen allgemeinen Verlust an Wohlstand, der sich aus steigenden Weltmarktpreisen für Energieimporte ergibt, ebenso wenig ausgleichen kann, wie das individuelle unternehmerische Risiko.“ Das ist doch einmal eine Ansage des Bundeskassenwarts an die Bürger – sie sollen für strategische Fehler des Staates einfach mal ins Risiko gehen.
Selbst SPD-Chef Lars Klingbeil will keine generellen Entlastungen an den Zapfsäulen mit abgedroschenen Politikerargumenten wie: „Wichtig ist, dass wir das Geld nicht mit der Gießkanne ausschütten.“ Nur kleinen Einkommen solle man gezielt helfen. „Ein Politiker wie ich kann für 2,30 Euro tanken, dem muss der Staat nicht helfen“, verkündet Sozialdemokrat Klingbeil scheinbar selbstlos. Na klar, er genießt als Abgeordneter den Bundestagsfahrdienst und viele weitere Vorteile wie die steuerfreie Kostenpauschale, die sich der Preisentwicklung anpasst. Man lässt halt tanken.
Also: Gehen Sie einfach ins persönliche Risiko werte Abgeordnete! Zahlen Sie von dem kleinen Einkommen für ein Jahr wie Millionen andere ohne Wohngeld- und Heizkostenzuschüsse die explodierenden Energierechnungen, steigenden Lebensmittelkosten und horrenden Spritpreise an den Tankstellen. Dann werden Sie am eigenen Leib spüren, was es heißt, „den Gürtel enger zu schnallen.“ Sie können es nicht wissen, denn Sie werden von hart arbeitenden Steuerzahlern großzügig alimentiert.
Politische Moral taugt nur für Sonntagsreden
Doch CDU-Politiker Roderich Kiesewetter ist nicht allein beim Verzicht predigen und Zeichen setzen. An seiner Seite steht auch ein grüner Bundeswirtschaftsminister wie Robert Habeck. Stets haben der Schriftsteller und seine Außenministerin Annalena Baerbock samt ihren Ökopaxen die Regimes der Öl-Scheichs im Nahen Osten wegen deren Brutalität und Menschenrechtsverletzungen gegeißelt. Aber im vereinten Kampf des Westens gegen Putin versickern Vorwürfe und Kritik an arabischen Herrschern ganz schnell im Wüstensand. Gegen den großen russischen Beelzebub darf man auch schon mal einen Pakt mit kleinen Dämonen schließen.
Katar – da war doch was? Richtig. Die Fußball-Weltmeisterschaft findet dieses Jahr extra vor Weihnachten wegen der Hitze in einem Staat von Despoten statt. Die Vorwürfe der Terrorunterstützung (Hamas/Taliban) und Menschenrechtsverletzung verwehen jetzt wie Saharastaub. Dabei hatte die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin der Grünen und heutige Kulturstaatsministerin Claudia Roth jahrelang eine Verlegung der Spiele gefordert: Katar sei „als Austragungsort für eine Fußball-WM denkbar ungeeignet.“
Denkste, Puppe – der Gaspakt mit den Öl-Scheichs beweist bald das Gegenteil für die grüne Moralistin. Die Kritik des Westens und die Betonung seiner Werte werden ganz leise ausfallen, damit die Kataris mit ihren Herrschern ein schönes Fußballfest im europäischen Winter feiern können. Grau ist im moralischen Leben alle Theorie – entscheidend ist auf‘m Öl- und Gasplatz.
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„dass der Staat einen allgemeinen Verlust an Wohlstand, der sich aus steigenden Weltmarktpreisen für Energieimporte ergibt, ebenso wenig ausgleichen kann, wie das individuelle unternehmerische Risiko.“ -Ähnlich wie Lindner hatte Merkel auf der Sommerpressekonferenz 2020 zu Ihrer Rolle bei Wirecard argumentiert: „Aber daß es passieren kann, dass man zu einem Zeitpunkt, wo man von solchen Unregelmäßigkeiten keine Kenntnis hat, man sich für ein Unternehmen auch einsetzt, das halte ich auch für gegeben. Das war ein DAX-30-Unternehmen. Und insofern haben wir da, glaube ich, nach dem damaligen Kenntnisstand verantwortlich gehandelt. So wie wir überhaupt natürlich immer den Unterschied sehr deutlich machen zwischen… Mehr
Welche Werte gibt es den im Westen noch zu verteidigen? Alle Grundrechte und mit ihnen die Demokratie wurden in den letzten zwei Jahren endgültig geschreddert. Es gibt nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Deutschland erbringt mit seiner rückgehenden Bevölkerung bereits den besten Beitrag zum Klimaschutz. Da braucht es nicht auch noch die ganze Abzocke. Darüber hinaus ist in ganz Europe die „indigene“ Bevölkerung im Abbau. Hinsichtlich Klimaschutz sind also andere Länder und Kontinente gefragt.
Was beschweren wir uns? Es ist typisch deutsch, am Stammtisch die Klappe aufzureißen und dann bei jeder Wahl wieder dieselben Versager ins Amt zu wählen. Bei den anstehenden Landtagswahlen wird das genau wieder passieren.
Ich lese gerade bei Steingarts Morning Briefing, dass alle deutschen Gasspeicher in russischer Hand sind. Das hat Merkel sauber hingekriegt: Die alte DDR war fest in sowjetischer Hand. Die Bundesrepublik ist von diesem Zustand nicht mehr weit entfernt. Putin hat einen sowjetrussischen Terrorstaat installiert. Die Bundesrepublik auf dem Weg zur DDR 2.0 windet sich unter dem Würgegriff dieses skrupellosen Kriegsverbrechers. „Väterchen“ Stalin 2.0!
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/lichtblicke-kolumnen/erdgasspeicher-nord-stream-gasprom/
Wie es möglich war, Deutschland ohne Krieg so herunterzuwirtschaften? Ganz einfach: Das ist (Öko)Sozialismus. Der schafft das!
Was die westlichen Werte betrifft, so bin ich mittlerweile zu der Ansicht gelangt, dass diese seit Jahrzehnten nur noch in Stellung gebracht werden, wenn es um geostrategische und wirtschaftliche Interessen sowie um Ressourcen geht. Dann wird der Macht- und Geldgier das moralische Mäntelchen der „westlichen Werte“ umgehängt, damit das Geschäft nach außen ein bisschen hübscher aussieht.
„Wir“ haben uns in diese Situation gebracht? Wer ist „wir“? Politiker sind nicht schuld, wenn es zu viele Menschen gibt? Doch, sind sie, zumindest mittelbar! Es gab und gibt – auch in Deutschland – schon lange und immer noch kluge Leute, die warnten und warnten und warnten, was bei der Politik der letzten Jahrzehnte, vor allem der letzten Jahre, herauskommen MUSSTE, egal ob bezüglich der Migration, des Klimas, des Euros usw. Hat nur keiner hingehört. Was die explosionsartige Vermehrung betrifft, so findet die ja nicht in den indigenen europäischen Völkern statt, sondern anderswo, z.B. in Afrika und im Orient. Statt… Mehr
Es gibt eine Partei, deren Parteiprogramm sich so liest, dass man ihr zutrauen kann, Deutschland wieder „in die richtige Spur“ zu bringen. Diese Partei hat auch fähiges Personal mit Realitätssinn. Nur wird diese Partei nicht gewählt, weil die Hetze gegen sie allzu erfolgreich ist.
Dem Altparteienklüngel von CDU/CSU/SPD/Grüne/Linke/FDP traue ich NICHTS mehr zu, was geeignet wäre, Deutschland zu retten. DIE werden das Ruder nicht herumreißen, sondern weiter auf ihrem bunten Narrenschiff Utopia in den Untergang segeln – aber nicht in den Sonnenuntergang, sondern in den Untergang Deutschlands. Und uns alle haben sie dabei leider im Schlepptau.
Das Parteiensystem ist das Problem.
Egal welche Opposition kluge Ideen und Partei- Programme aufstellte, sobald sie an der RegGierung sind…..
Sie tragen Eulen nach Athen, denn die Bevölkerungszunahme dürfte als solches allgemein bekannt sein. Nur – was soll uns Ihr Beitrag sagen? Dass der Ex-Name der BuM-Gates-Stiftung endlich Programm sein und konsequent durchgezogen werden sollte?
„Politiker sind nicht schuld, wenn es viel zu viele Menschen gibt“ – für unser Bundesgebiet stimmt das schon mal nicht. Das Bevölkerungswachstum in Deutschland liegt schon mal nicht an der autochthonen Bevölkerung. Der Rest ist politischer Wille.