Ungarns Asylpolitik: „Eine Zwangszuweisung können wir nicht akzeptieren“

Ungarns Amtschef des Ministerpräsidenten Gergely Gulyás spricht in Berlin Klartext über Europas Einwanderungspolitik. Was Deutschland heute plötzlich will, habe sein Land schon 2015 gefordert.

Foto: Olaf Opitz
Ungarns Amtschef des Ministerpräsidenten, Gergely Gulyás, beim Empfang zum Nationalfeiertag Ungarns

Wenn man sich als deutscher Bürger anders und direkt über Ungarn informieren will, braucht es schon spezielle deutsch-ungarische Gesprächskreise, bei denen auch Mitglieder der ungarischen Regierung auftreten können. In Berlin war diese Woche der Amtsleiter des Ministerpräsidenten Ungarns zu Gast.

Gerhard Papke, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft (DUG), hatte Gergely Gulyás zu einem Abend ins Berliner Collegium Hungaricum eingeladen. Gulyás ist Jurist und koordiniert als Minister seit 2018 die Amtsgeschäfte von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán. Der heute 42-Jährige hatte zuvor intensiv an der neuen ungarischen Verfassung mitgearbeitet.

Der ungarische Minister kommt schnell auf den Punkt und gesteht dem Berliner Publikum, er wundere sich, wenn er heute Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundestag zu Asyl und Kontrollen an europäischen Grenzen hört. „Denn das war schon immer unser Standpunkt, als wir 2015 der größte Kriegsverbrecher waren.“ Er kann heute darüber lachen.

Gastgeber Papke fragt ihn daraufhin: „Haben denn die Regierungen nichts gelernt, selbst Islamisten strömen weiter über Europas Grenzen. Wird es zu einem Kurswechsel kommen?“

Gulyás mag angesichts der deutschen Ampelregierung nicht so recht daran glauben. Vor allem die deutsche Rechtsprechung sei ein Problem, weil das „soziokulturelle Existenzminimum“ zum Beispiel in Griechenland für Gerichte nicht gegeben sei. Deswegen gebe es auch keine Rückführungen.
Obendrein werde die Binnenverteilung von Migranten nicht funktionieren. „Eine Zwangszuweisung können wir nicht akzeptieren.“ Zuerst müsse der Schutz der Außengrenzen stehen. Europa sei aber nicht in der Lage, diese zu sichern und dafür schnell einen Migrationspakt zu erzielen. Gulyás betont: Erste Ergebnisse so eines Paktes könnten bestenfalls erst in zwei Jahren wirken, und die eigentlichen Einwanderungsprobleme ohnehin nicht lösen.

Deutschlands Probleme mit der Integration beschreibt der ungarische Minister so: „Wenn jemand eine schlechte Entscheidung trifft, ist es schwer, sie zu korrigieren.“

Tichys Einblick fragte dazu den ungarischen Amtschef Orbáns, ob er mit einer Asylwelle aus dem Nahen Osten rechne, da der Premierminister Schottlands Humza Yousaf dieser Tage eine Umsiedlung von Hunderttausenden Palästinensern aus dem Gaza-Streifen nach Europa forderte.
Gulyás lehnt dies ab. Er meint: Hunderttausende Palästinenser werden Gaza nach Ägypten verlassen. „Aber wir müssen die Probleme nicht nach Europa holen, sondern vor Ort lösen.“ Dazu sei Ungarn bereit und nicht für weitere Einwanderung.

Ungarn steht bei der Europäischen Kommission auf dem Index

Die EU-Kommission hat im Grunde das einwanderungsunwillige Ungarn auf den Index gesetzt. Zum EU-Mittel-Boykott gegen sein Land entgegnet Ungarns Kanzleramtsminister. „Wir haben das Recht, die Mittel zu bekommen.“ Es gebe schließlich einen Binnenmarkt. Ungarn habe aus seiner Sicht alle EU-Forderungen erfüllt.

Gulyás verteidigte zudem die jüngsten Gespräche seines Regierungschefs Orbán mit Russlands Präsidenten beim Seidenstraßengipfel. „Es ist keine Sünde, mit Putin zu sprechen.“ Der Bundeskanzler und der französische Präsident hätten es zuvor auch getan. Den Krieg Russlands hätte Ungarn ohnehin sofort verurteilt. Aber: „Wir müssen Möglichkeiten für den Frieden suchen.“ Ungarn habe ohnehin sämtlichen Sanktionspaketen der EU zugestimmt.

Gleichzeitig wirft der Minister einen kritischen Blick auf die USA. Der 42-Jährige zeigte sich beim Energie-Boykott sehr nachdenklich: „Es kann ein Interesse der Amerikaner sein, Energiequellen aus den Vereinigten Staaten zu kaufen.“ Deswegen sollten die Europäer auch ihre Interessen stärker durchsetzen.

Ungarns Amtsleiter des Regierungschefs räumte an dem Abend ein, dass es nach den Wahlen in Polen schwieriger für Ungarn werde, aber die italienische Regierung sei jetzt näher an ungarischen Positionen. Doch die ungarische Meinung bleibe mit Ministerpräsident Orbán „eine starke Meinung“.

Ein Bonmot gab es noch zum Schluss. Eine Frage nach der Amtsführung von Deutschlands grüner Außenministerin Annalena Baerbock beantwortet der Ungar ironisch diplomatisch: „Als Regierungsvertreter müsse man höflich bleiben, deswegen sage ich besser nichts.“ Das Publikum lachte laut.

Jüdisches Leben ist in Ungarn durch Einwanderer nicht gefährdet

Gastgeber Papke hatte zu Beginn des Abends seine jüngsten Erlebnisse in Budapest geschildert. „Dort gibt es jüdisches Leben in einer Selbstverständlichkeit, die wir in Deutschland schon gar nicht mehr kennen.“ Die größte Synagoge Europas müsse dort nicht von der Polizei bewacht werden. Jüdische Mitbürger in Ungarn brauchen sich nicht fürchten, dass sie von Israelhassern auf den Straßen wie in Deutschland belästigt oder deren Synagogen von Islamisten mit Anschlägen gefährdet werden.

Es müsse endlich gefragt werden: „Wo werden unsere Werte in Europa verteidigt?“ Nicht Ungarn, sondern die Islamisten seien die Feinde von Freiheit und Demokratie. Papke erinnert dabei an die Asylwelle von 2015: „Die Ungarn haben sich standhaft der unkontrollierten Masseneinwanderung nach Europa in den Weg gestellt.“

EU lässt weiter Antisemitismus aus dem Orient einwandern

Eingewanderter Antisemitismus aus dem Orient sei anders als bei uns in Ungarn so gut wie kein Thema, resümiert DUG-Präsident Papke nach seinem Budapest-Aufenthalt. Während Hamas- und PLO-Unterstützer zu Tausenden auf deutschen Straßen gegen den jüdischen Staat Israel militant demonstrieren, können Juden in Ungarn also ungefährdet einem völlig normalen Leben nachgehen.

Eurokraten um Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) wollen diese andere Wirklichkeit in Ungarn nicht anerkennen. Stattdessen lassen sie weiter ungehindert Antisemitismus aus arabischen und afrikanischen Ländern einwandern. Die unbegrenzte Asyleinwanderung in die Sozialsysteme wird so auch eine Bedrohung für in Europa lebende Juden, wie immer wieder aktuelle Übergriffe in Frankreich, Belgien, Niederlande und Deutschland zeigen.

Schlimmer noch: Der schottische Premierminister Humza Yousaf will jetzt Palästinenser von Gaza nach Europa umsiedeln. Der 38-jährige Yousaf mit pakistanischen Wurzeln ist seit März Vorsitzender der Scottish National Party (SNP) und First Minister Schottlands. Er forderte die britische Regierung dazu auf, „sofort“ einen „Umsiedlungsplan für das Volk von Gaza zu schaffen“. Eine Million Menschen in Gaza bräuchten Sicherheit und Zufluchtsorte. Yousafs Frau Nadia El-Nakla wurde in Dundee als Tochter eines palästinensischen Vaters und einer schottischen Mutter geboren. Ihre Eltern sitzen seit Beginn der Kampfhandlungen im Gaza-Streifen fest.

Die Folge: Eine unglaubliche Familienpolitik auf Kosten Europas und auf Kosten der Sicherheit von europäischen Bürgern und Juden. Die Transformation der europäischen Bevölkerung soll künftig also verschärft werden. „Islamic Republic of Scotland, here we come“, kommentiert ein Leser der Jerusalem Post Yousafs Forderung.

Dahingegen hat die EU-Kommissionschefin Ungarn praktisch zum Schurken Europas abgestempelt. Dessen Regierung revanchierte sich jüngst mit Kritik an der fehlerhaften Politik seiner Intimfeindin. Die Präsidentschaft von Ursula von der Leyen sei sehr schlecht für Europa gewesen, erklärte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó. Er betonte zudem, dass die Europäische Kommission unter von der Leyens Führung Polen und Ungarn im Vergleich zu anderen Mitgliedsstaaten ständig benachteiligt habe. Ein solches Verhalten sei von einer Kommissionspräsidentin inakzeptabel. Obendrein gibt es keine Garantie, dass die ungarische Regierung von der Leyen erneut zur Präsidentin wählen würde.

Vergessen wir nicht: EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen kannte keine Anstandsgrenzen, als sie Mitte September 2022 einem Mitgliedsland der Europäischen Union wie Ungarn vorwarf, inzwischen eine „Wahlautokratie“ geworden zu sein. Was für ein ungeheuerlicher Vorwurf, obwohl gut 200 OSZE-Wahlbeobachter bei der Ungarnwahl am 3. April 2022 keine Unregelmäßigkeiten feststellen konnten.

Für von der Leyen und ihre Euro-Technokraten haben die renitenten Ungarn nur den „falschen“ Ministerpräsidenten zum vierten Mal zuletzt sogar mit Zwei-Drittel-Mehrheit gewählt – den konservativen Viktor Orbán (Fidesz).

Dabei könnte die deutsche CDU-Politikerin an der Spitze der EU wahlautokratische Züge inklusive Pannen, Mauscheleien und Chaos ganz locker in ihrem Heimatland und vor allem in ihrer Bundeshauptstadt finden. Dort musste die Abgeordnetenhauswahl im Februar dieses Jahres deswegen wiederholt werden.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 35 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

35 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Fatmah
1 Jahr her

Wer in unserer „demokratischen Welt“ eine andere Meinung als die Deutschen hat, wird sanktioniert. Das ist eine neue Form deutschen totalitären Größenwahns. Deutschland ist überall Vorreiter und alle anderen Länder müssen alles genau so machen. Das hatten wir schonmal in der Geschichte und ich will das nicht!

Reinhard Schroeter
1 Jahr her

Man kommt um 22:00 Uhr aus der grossartigen und frisch renovierten Oper und man kam völlig frei von Angst, mitten in der Nacht, durch Ungarns Hauptstadt spazieren. Nirgens Gruppen von Vorderasiaten oder Afrkanern. Es begegnen einem neben vielen anderen auch vollkommen entspannte junge Frauen ohne Begleitung. Die Terassen der Caffeés und Restaurants in der Andrássystrasse sind gut besucht, es herrscht eine heitere Atmosphäre. Auch in der Stassenbahn, die einem zum Hotel bringt und ausgerechnet die drehte als “Diskobahn” ihre Runden , mit mit Musik bei der die Leute in der Bahn tanzten. Im Park neben dem etwas abgelegenen Hotel führten… Mehr

U.S.
1 Jahr her

“ Kein Mensch ist illegal“, auch Islamisten sind Menschen Germoney nimmt aus Humanität Gründen jeden auf und weist keinen ab, auch nicht Islamisten, auch nicht Aktivisten zur Befreiung von Palästina. Der Riesenkontinent Afrika mit über 2,x Mrd (!!) Menschen und die arabischen Länder mit über 1,x Mrd Menschen haben mindestens 999 Mio Geburtenueberschuss. Diese 999 Mio Menschen sitzen auf gepackten Koffern und Taschen, und warten auf Transporte nach EU und Germoney. Rot grün Politik: Es ist aus Humanität unsere Pflicht, diese 999 Mio Menschen aufzunehmen und zu versorgen mit Wohnungen, und Geld, und auch die nächsten Generationen aus Afrika und… Mehr

willy
1 Jahr her

Man blickt fast neidisch auf Länder wie Polen u. Ungarn: Solche Zustände wie im linksgrünen Woke-Land gibt es dort nicht, u. das hat ganz bestimmte Gründe…

Memphrite
1 Jahr her

Seit 2015 das selbe Lied. Das ist schon mehr als 8 Jahre her seit dem September 2015. Was ist seitdem alles passiert: Abschiebeoffensive, Integrationsoffensive, EU-Verteilung, EU-Asylsystem, unzählige Morde und Totgeschlagene etc. etc. Jetzt wird natürlich alles besser, nach 8 Jahren ungeregelter Einwanderung ??. Ich denke sogar das ein Großteil der „liberal-konservativen“ Deutschen das sogar glaubt :). Die Wahrheit ist, das Kind ist längst im Brunnen ertrunken und verrottet dort. Die Messe ist gelesen. Die Klappe ist zu, der Affe ist tot. Ob jetzt noch 200 TSd pro Jahr mit der „Großen Koalition“ oder doch 300-400 TSD mit „Ampel“ kommen werden… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Memphrite
Maja Schneider
1 Jahr her

Endlich jemand, der Klartext spricht und die Realität klar und unmissverständlich beim Namen nennt! Die dauernden von U.v.d.L in den Hinterzimmern ausgeklüngelten Angriffe gegen Ungarn dürfen wahrlich nicht unerwidert bleiben. Das Land hat einen eigenständig denkenden Staatschef, dem es tatsächlich um sein Land und dessen Bürger geht – für sowohl v.d..Leyen als auch Deutschland undenkbar, sie träumen eher vom Wegfall der Nationen – und der zu Recht die EU und ihre Machenschaften kritisiert. Deshalb muss er aus Sicht der Kommission am liebsten aus dem Amt gejagt werden. Möge er sich weiter so erfolgreich zur Wehr setzen!

Biskaborn
1 Jahr her

Ungarn ist das einzige Land mit Mut und Anstand in der EU, das die einstigen Werte dieser Gemeinschaft noch hochhält. Bewundernswert.Selbst Meloni und die Konservativen in Schweden sind eine einzige Enttäuschung dagegen. Auf die EU Wahlen zu hoffen ist naiv, irgendwie schaffen es die Linken immer, siehe aktuell Polen, die Hoheit zu behalten, weil die Konservativen schwach und nicht einheitlich dagegen agieren!

hoffnungstirbtzuletzt
1 Jahr her

Der Herr Diplomat von Ungarn hat vollkommen Recht, was Ungarn macht, ist genau richtig, so war es vor zwanzig Jahren in Deutschland auch üblich, dass man zunächst sein eigenes Land schützte und nachrangig die Asylanten Thematik regelte, aber heutzutage lässt man sich überrennen, um „Big Brother“ zu dienen, damit deren Vorgaben zu erfüllen. Passt zwar nicht zusammen mit den Grünen ihren Klimazielen, aber die Grünen schweigen dazu wie immer, wenn sie nicht weiter wissen und nur Deutschland ruinieren wollen. Denn sonst würden sich die Grünen selbst abschaffen müssen und bei den üppigen Posten Gehältern, werden sie einen Teufel tun.

Atheist46
1 Jahr her

Wer einen noch tieferen Blick in die ungarische Seele tun will, dem sei dieses Interview zwischen Prof. Werner Patzelt und Roger Köppel auf YouTube empfohlen: https://youtu.be/F2rPzbSFivs?feature=shared . Das dort angeführte Buch „Ungarn verstehen“ von Werner Patzelt habe ich schon gelesen und muss (als regelmäßiger Ungarn-Urlauber und Kenner seit 1974!) gestehen: Es war sein Geld wert.

Emsfranke
1 Jahr her

Die Kommissionspräsidentin von Angelas Gnaden hinterlässt jeden Ort ihres Wirkens in Schutt und Asche. Die Bundeswehr ist heute ein Pflegefall u.a.wegen des Größenwahns der ehemaligen Chefin. Die Dieses Schicksal droht nun auch der NATO. Denn diese Organisation soll wohl gem. Weisung von „Sleepy Joe“ ihr nächster Ort des destruktiven Wirkens werden.
Man sollte sich schon mal einen guten Platz auf den Zuschauerrängen der Weltbühne des Westens sichern.