Vor 35 Jahren ging plötzlich die ostdeutsche Grenze auf. Wir waren ein glückliches Volk. Heute ist die Euphorie verflogen, das vereinigte Deutschland tief gespalten. Der Ost-Berliner Olaf Opitz schildert seine Erlebnisse in der Zeit des Umbruchs und des Erwachens am Grenzübergang Sonnenallee.
Für viele ist die Zeit des Mauerfalls vor 35 Jahren schon in Vergessenheit geraten. Sollte sie aber nicht. Schließlich erlebten wir im November 1989 eine Woche der Wunder. Millionen DDR-Bürger demonstrierten für Demokratie und Meinungsfreiheit im Arbeiter- und Bauernstaat. Die SED-Diktatur wankte, wollte jedoch nicht weichen. Mit dem Honecker-Protegé Egon Krenz als Partei- und Staatschef wollte sie sich an die Spitze der Wende stellen. Der Sozialismus in den grauen Farben der DDR war noch nicht am Ende.
An diesen wunderbaren, rauschhaften Tagen durfte ich dabei sein. Als Redakteur der Ost-Berliner Tageszeitung „Der Morgen“ hatte ich mich nach dem Studium in eine Nische zurückgezogen – ohne Aussicht auf eine DDR-Karriere. Das Blatt gehörte nämlich der LDPD (Liberaldemokratische Partei Deutschlands), eine der sogenannten „Blockflöten“. Wir trällerten lieber ein kleines, privates Liedchen, das nicht die herrschende SED diktiert hatte, hörten bei der Arbeit den Feindsender RIAS, fanden den Westen gar nicht feindlich und versuchten, das eine oder andere sozialismusfreie Stück ins Blatt zu hieven.
Heute hingegen verstehen sich die meisten Journalisten mehr als links-grüne Aktivisten, die zwar von Toleranz und Vielfalt reden, doch Meister im Ausgrenzen und Stigmatisieren anderer Meinungen sind. Insofern bin ich froh, ihnen nicht vor über 35 Jahren in der SED-Diktatur als Kollegen begegnet zu sein.
Denn der Unterschied zu uns Blockflöten von damals ist: Wir mussten die ADN-Propaganda abdrucken und bewahrten innere Distanz zum sozialistischen Regime. Heute sind diese Journalisten-Aktivisten freiwillig und aus eigenem Antrieb bereit, ihre Leser und Zuschauer oder gleich die ganze Bevölkerung zu erziehen und zu belehren. Und Andersdenkende, die ihre sogenannte Haltung nicht teilen – in der DDR hieß das „Klassenstandpunkt“ – brandmarken sie ganz ohne Anweisung und grenzen sie aus.
Wir Glückskinder des Mauerfalls treten da inzwischen aus eigenem Erleben erfahrener für den Erhalt von Demokratie und Meinungsfreiheit ein. Nach 30 Jahren Sozialismus hatte ich endlich Karl Marx verstanden, aber nicht so, wie die Regierenden es seinerzeit wollten. Revolutionäre Situationen entstehen immer dann, wenn das Volk nichts zu verlieren hat als seine Ketten. Genauso fühlte ich damals.
Wenn das Volk nichts zu verlieren hat
Im Mai 1989 ging ich mit gleichgesinnten Freunden zur Kommunalwahl. Wir kreuzten „Nein“ an, jeder mit einem anderen Farbstift, um bei der öffentlichen Auszählung die eigene „Nein“-Stimme zu erkennen. Wir brachten es in Berlin-Hellersdorf auf über 15 Prozent. Der SED-Wahlbetrug mit manipulierten 98,85 Prozent „für den Wahlvorschlag“ wurde immer offensichtlicher. Danach war ich bei den ersten Demonstrationen am 7. Oktober in Berlin und am 9. Oktober in Leipzig dabei.
Danach hatte ich mir fest vorgenommen, unbedingt ein Interview mit der Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley zu führen über den desolaten Zustand der DDR und das oppositionelle Neue Forum. Ja, wer war denn diese Frau, die das SED-Regime infrage stellte? Was hatte sie uns zu sagen? 1982 hatte sie mit ihrer Freundin Katja Havemann, der Witwe des bekanntesten DDR-Dissidenten, die Gruppe „Frauen für den Frieden“ gegründet.
Also besuchte ich am Montag, dem 6. November 1989, Bohley in ihrer Altbauwohnung in der Fehrbelliner Straße am Teutoburger Platz in Berlin. Die Malerin war Kettenraucherin, und ihre Wohnung im „Prenzlberg“ roch intensiv nach Zigarettenqualm – meine Kleidung später auch.
Sie zeigte sich erstaunt, dass der „Morgen“, die Zeitung der LDPD, ein Interview drucken wollte. Ich gestand ihr, in erster Linie wolle ich es versuchen – mit der Hilfe eines mutigen Kulturredakteurs, der bereit war, es auf die Kulturseite zu nehmen. Das konnte gelingen, weil der Kulturchef nicht da war und der trottelige Chefredakteur die Kulturseiten kaum las. Zudem war sie ja freischaffende Malerin und für die Kulturseiten wie geschaffen. Bohley schmunzelte und zündete sich eine neue Zigarette an.
Nebenbei schoss ich ein paar aussagekräftige Bohley-Porträts mit viel Korn dank eines NP27-Schwarz-Weiß-Films: Bilder eines bescheidenen Menschen. Die zierliche Künstlerin wirkte auf mich faszinierend, und ich fragte mich, wie der sonst so allmächtige SED-Staat plötzlich eine solche Angst vor so einer kleinen Frau haben konnte. Sie selbst erzählte später: „Angst hatte ich nie.“
Gefährlich, anders zu denken
Unser Interview war Zündstoff: Es ging um die Flucht aus der DDR, freie Wahlen, Meinungsfreiheit, Demokratie und das Ende des SED-Führungsanspruchs. Obendrein forderte die von Bohley mit-gegründete Bürgerbewegung Neues Forum ihre Zulassung als gesellschaftliche Organisation. „Es gab in diesem Land nichts Gefährlicheres, als anders zu denken,“ betonte sie. Immer mehr Menschen begannen im Herbst 1989 anders zu denken.
„Leute wurden dafür bestraft, weil sie selbstständig dachten. Seit vierzig Jahren vertrieb man damit Menschen. Das hat mit Arroganz der Macht zu tun, denn es wurde nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg bestimmt. Wer den Weg, selbst wenn er zum gleichen Ziel führen sollte, anders gedacht hatte, wurde schon kriminalisiert.“
Diese Worte Bohleys im „Morgen“-Interview vom 9. November 1989 könnten auch heute wieder die politische Lage für Andersdenkende beschreiben. Genauso wie dieser Satz: „Eigentlich gehört das Land uns und nicht denen, die es regieren.“ Bohley blieb damals im Gespräch ernst, doch zum Schluss lachten wir noch gemeinsam über die Zustände in der DDR. Würden wir das heute über Deutschland tun?
„Das tritt nach meiner
Kenntnis … ist das sofort,
unverzüglich.“
Günther Schabowski in einer Pressekonferenz
zum neuen DDR-Reiserecht
Rückblickend muss ich heute ihrem Misstrauen gegenüber dem Parteienstaat recht geben. Das hatte sie mir schon im Gespräch nach unserem Interview zu bedenken gegeben. Sie setzte vor allem auf direkte Demokratie durch ein selbstbestimmtes Volk. Ich zweifelte damals an ihrer Skepsis und gebe heute unumwunden zu: Bärbel Bohley hatte mit ihren Zweifeln recht.
Wer hätte 1989 jemals eine grenzenlose Asyleinwanderung in die Sozialsysteme oder ein freiheitsfeindliches Corona-Regime für möglich gehalten? Oder dass sich etablierte Parteien wie CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne sogar mit den SED-Erben zusammentäten, um eine umstrittene, aber zugelassene Partei wie die AfD und somit Millionen Wähler auszugrenzen.
Überhaupt: Es ist inzwischen gefährlich, das gesellschaftliche Zerstörungswerk der Ampel kritisch zu benennen, wenn der (grüne) Wirtschaftsminister Robert Habeck Kraftwerke abschaltet, die Industrie vertreibt und demnächst noch Gasnetze abbaut. Zeitgleich versuchen SPD-Innenministerin Nancy Faeser und die grüne Familienministerin Lisa Paus jede Kritik als „Delegitimation des Staates“ zu verleumden und zu bestrafen.
Obendrein schwärmt der Verfassungsschutz zur Beobachtung aus, um Material für die Diffamierung Andersdenkender zu liefern. Also genau das,wogegen wir DDR-Bürger in der friedlichen Revolution 1989 auf die Straßen gingen. Heute will sich erneut eine politische Elite mit allen Mitteln von Kritikern und Volk abschotten. Bohleys Befürchtungen bestätigen sich.
Die weitsichtige DDR-Bürgerrechtlerin sagte bereits im Frühjahr 1991 dem Schriftsteller Chaim Noll:
„Alle diese Untersuchungen, die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen. Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derer, die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“
Der Tag, an dem die DDR stillstand
Zurück zur Geschichte vom Herbst 1989: Das Interview war geführt, jetzt musste das Stück ins Blatt. Am Dienstag, 7. November, schrieb ich das Interview nieder und entwickelte die Bilder im Labor; am Mittwoch, 8. November, ging es in Satz und Druck. Im Druckzentrum des „Neuen Deutschland“, wo die Stasi alle überregionalen Zeitungen kontrollierte, schienen sie nur (noch) die Politikseiten zu durchleuchten. So hatte ich Glück, mein Interview rutschte durch – im Normalfall wäre wegen Bohley die Auflage eingestampft worden. So veröffentlichte „Der Morgen“, noch vor dem Mauerfall am Abend des 9. November 1989, das Bohley-Interview; das erste in einem DDR-Medium, wie die „Chronik der Wende“ vermerkte.
Dass ausgerechnet an diesem Tag die DDR stillstand und die Mauer fiel, hatte niemand ahnen können. Richtige Freude kam bei mir zunächst auch nicht auf; ich war froh, dass man mir für den Alleingang nicht den Kopf abgerissen hatte. Zu viel braute sich an diesem Tag im SED-Politbüro zusammen. Das hielt alle in Bann. Und es sollte noch ein Wunder folgen.
An diesem 9. November 1989 war ich der „Spätdienstmann“ der Schlussredaktion im Gebäude des Berliner Verlags. Es begann der Abend, an dem die DDR stillstand. Mehrere Blockflöten-Zeitungen erstellten dort ihren Bleisatz für die Rotationsplatten. Dem SED-Gastgeber war das gerade recht: Vertrauen ist gut, Kontrolle viel besser. Der Spätdienstjob bedeutete meist nur organisierten Stumpfsinn.
Nachdem ich um 17 Uhr seitenweise langweilige Meldungen der heiligen DDR-Nachrichtenagentur gelesen hatte, fiel mein Blick auf eine ADN-Meldung, in der plötzlich von einem Reisegesetz die Rede war. Visa könnten ab Freitag, 10. November, 8.00 Uhr beantragt werden. Wieder so ein SED-Bürokratenmist dachte ich zuerst, einTrick, ein neuer Fall von sozialistischer Wartegemeinschaft – stundenlanges Schlangestehen, nur um am Ende zu hören: Wird nicht genehmigt. Ich hatte die Pressekonferenz mit Günter Schabowski leider nicht sehen können – wir hatten im Büro keinen Fernseher. Dort hätte ich mitverfolgen können, wie das Politbüromitglied auf Nachfrage, ab wann das neue Reisegesetz denn gelte, im Grunde die Mauer mit einem Satz öffnete: „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“
Volksfest am Grenzübergang
Also fuhr ich ahnungslos nach Hause ins Plattenbaugebirge von Berlin-Hellersdorf. Meinen Freund Christian wollte ich um 21 Uhr noch zu einem Bierchen überreden, und ihm mein gedrucktes Bohley-Interview zeigen. Doch er war schon zu müde. Während ich allein in der Kneipe eine Molle zischte, hörte ich, wie RIAS 2 via Live-Einblendung den Hörern von einem Volksfest am Grenzübergang Sonnenallee berichtete. In wenigen Stunden ginge die Mauer auf, schwor der Reporter.
Fast hätte ich mich verschluckt. Unglaublich! Ich zahlte, rannte in die Wohnung zurück, schnappte die Kamera, fand Gott sei Dank gleich ein VEB-Taxi, und ab ging’s zur Sonnenallee. Meine Ruhla-Uhr (geht nach wie vor) zeigte kurz vor 23 Uhr. In der Baumschulenstraße stauten sich Trabbis, Wartburgs und Ladas bis zum S-Bahnhof. Vor dem Grenzübergang wartete eine unüberschaubare, hoffnungsvolle Menschenmenge. Ich schoss „historische“ Fotos – sie hängen heute bei mir im Flur. Es sind auch seltene Bilder, denn die meisten Reporter und Fotografen lichteten in dieser Nacht vor allem die jubelnden Menschen an der Bornholmer Brücke oder am Brandenburger Tor ab.
Am Grenzübergang Sonnenallee versuchten manche in der Enge noch ihre „Zählkarten“ für die Ausreise auszufüllen. Doch bald gaben sie es auf. Die Menschenmasse drückte unaufhaltsam gegen die Grenzschranken. Eine halbe Stunde vor Mitternacht riefen wir laut: „Tor auf, Tor auf!“ Jetzt oder nie – die Schlagbäume hoben sich tatsächlich. Alle rannten los. Endlich im Westen. Wir fielen uns in die Arme, heulten vor Glück. Menschen aus Ost und West, fast für die Ewigkeit getrennt und doch so nah. Auch wer Dienst tat, jubelte mit. Ob Polizeibeamte im Osten oder Journalisten im Westen. Ein Reporter vom niederländischen Rundfunk holte erst, nachdem wir uns umarmt hatten, sein Mikro hervor, fragte, was ich fühlte. „Dass ich das noch erleben durfte“, antwortete ich selig, „mit 31 Jahren und nicht erst als Rentner.“ Nie wieder lebenslänglich eingesperrt und für unmündig erklärt! Unbeschreiblich.
Einmal Ku’damm und zurück
Schon hakten mich Leute unter, zogen mich weiter. Auf einer Bank breitete eine Frau einen Stadtplan aus. Plötzlich hielt ein VW-Bus-Taxi. „Wohin soll’s denn gehen?“, lachte der Fahrer. „Zum Ku’damm, zum Ku’damm“, sprudelten wir wie Kinder mit dem Stadtplan in der Hand hervor. Sechs Ost-Berliner, die sich überhaupt nicht kannten, auf der aufregendsten Reise ihres Lebens. An einer Bushaltestelle setzte uns das Taxi ab, um die Nächsten von der Sonnenallee abzuholen. Wir stiegen dann in den Doppeldecker Richtung Ku’damm. Der Fahrer winkte uns einfach durch. West-Berlin war eine einzige Freifahrt und eine Welt neuer Düfte dazu. Ein ungewohntes Gemisch aus Abluft von Restaurants, Pommesbuden, Pizzerien und Katalysatorabgasen. Wir waren nur Broilerläden und Trabis gewohnt.
Gegen zwei Uhr früh stand ich vor der Gedächtniskirche, machte die Augen zu und wieder auf. War das eine Postkarte, das Fernsehbild der SFB-„Abendschau“ oder ein Traum? Nein, das war die verdammte, schöne Wirklichkeit mit jeder Menge Tränen in den Augen. Ich kramte ein „Kriepa“-Papiertaschentuch hervor. Der Sandpapiercharakter der Ost-Tempos fiel mir gar nicht mehr auf. Trabis, Wartburgs und Ladas fuhren hupend den Kurfürstendamm rauf und runter. Jubelnde Menschen saßen auf den Kühlerhauben. Wir winkten und klatschten vom Bürgersteig zurück. Kamerateams filmten die exotischen Vehikel auf Westberlins Nobelmeile. Auch ich schoss ein Foto: Kameramann mit Wartburg vor Mövenpick. Das druckte „Der Morgen“ am nächsten Tag in seiner Wochenendausgabe.
So gegen vier Uhr morgens spürte ich zum ersten Mal die Kälte der Novembernacht. Mit dünnem Hemd und Blouson war ich nicht auf Berlins größte Freiluftparty vorbereitet. Und nun? Hierbleiben oder nach Hause? Trotz allen Glücks machte ich mich auf den Heimweg. Daumen raus, und schon fuhr ein netter West-Berliner seinen Ortsnachbarn zur Sonnenallee.
Vor dem Grenzübergang wurde mir wieder etwas mulmig. Freiwillig zurück hinter die Mauer? Ich hatte keinen Ausreisestempel, keine Zählkarte. Bevor ich weitergrübeln konnte, schallte mir von DDR-Grenzern ein überfreundliches „Guten Morgen!“ entgegen, und nach dem Passieren (ohne Kontrolle!) auch noch ein „Auf Wiedersehen, kommen Sie gut nach Hause!“. Da war mir endgültig klar – selbst wenn sie noch so trotzig und grau dastand – die scheiß Mauer war weg. Ku’damm, ich komme wieder.
Zu Hause in Hellersdorf angekommen, klingelte ich um fünf Uhr früh bei meinem Nachbarn Sturm. Tochter Melanie öffnete verschlafen, mein Freund Christian schlurfte hinterher. „Ratet mal, von wo ich gerade herkomme“, strahlte ich sie an und gab gleich die Antwort: „Direkt vom Ku’damm.“
„Du spinnst ja!“
Die zwei vermuteten sofort einen üblen Scherz im Morgengrauen. „Du spinnst ja“, sprudelte es wie aus einem Mund hervor. Doch ich hielt ihnen die Visiten- karte des West-Berliner Bustaxis mit Datumsstempel vor die Nase. Freude kam auf und Trauer zugleich: Beide hatten die schönste Nacht in Deutschland verschlafen. Kleiner Trost: Am Wochenende feierten wir gemeinsam in den verstopften Straßen im Westen Berlins.
Ich werde diese Zeit der gewonnenen Freiheit nie vergessen. Viel zu viele haben es leider schon. Damals gingen wir für Meinungsfreiheit auf die Straße. Die gebe es heute nach wie vor, glaubt Angela Merkel, wie sie kürzlich in Berlin vor geladenen Gästen verkündete. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) und die grünen Umerzieher glauben das auch. Für ihre Meinung gibt es die Freiheit. Eine andere aber dulden sie nicht, die lassen sie stigmatisieren und ausgrenzen. Meinungsfreiheit ist ein sehr hohes Gut, das gegen ein unaufhaltsam wucherndes politisches Haltungsdiktat abermals mit Vehemenz verteidigt werden muss.
Sehen Sie in folgendem Beitrag mehr Bilder aus dem Privatarchiv des Autors >>>
Der Autor Olaf Opitz (66) war 1989 Redakteur beim Ost-Berliner „Morgen“, später Bonner Korrespondent der „Berliner Morgenpost“ und berichtete danach als politischer Korrespondent und Reporter in Bonn und Berlin für das Nachrichtenmagazin „Focus“. Heute schreibt er als Kolumnist für Tichys Einblick. Sein Fotoarchiv und das seines Vaters hat er der Robert-Havemann-Gesellschaft zur Verfügung gestellt.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Aus eigener Erfahrung. Auch für mich, mit meinen 40 Jahre DDR und meinen Verwandten und Bekanntenkreis, war dieser heißersehnte Tag etwas ganz Besonderes. Endlich hatte sich erfüllt, woran wir über vierzig Jahre geglaubt und dafür moralisch wie Millionen anderer DDR-Bürger standgehalten habe. Erstaunt hat mich, wie schnell doch viele angeblich harte SED Genossen, die eigentlich bis zuletzt in den Großbetrieben die DDR Fahne zum 40. Jahrestag noch hochhielten und diesen groß feierten, dann auf einmal schnell ins neue Lager wechselten. Ich kann mich noch erinnern, dass mein Institutsdirektor in einer von ihm am gegen Ende Oktober 1989 angesetzten Belegschaftsversammlung androhte,… Mehr
Und exakt 35 Jahre später verkündet die Genossin Wahlleiterin, dass sie nicht genug Papier für die Stimmzettel für eine Neuwahl auftreiben kann…😂
Die erste DDR hat immerhin 40 Jahre durchgehalten, bis sie auf dieses Niveau abgesackt war, die zweite nicht mal vier…🤣
Ganze 35 Jahre haben die Deutschen gebraucht um diese, das deutsche Volk teilende Mauer einzureißen, die Linksextremen in die Wüste zu schicken und demokratisch zu werden. Hoffentlich schafft es das vereinigte deutsche Volk die undemokratische Brandmauer der heutigen vereinigten Linksextremisten schneller einzureißen. Am besten nächste Woche, spätestens bei den nächsten Wahlen.
Es war mir vergönnt, zu denen zu gehören, welche die Mauer aktiv zum Einsturz brachen, als politischer Referent beim Gesamtdeutschen Institut am Fehbelliner Platz in Westberlin und als „Mauerspecht“ ein paar Tage später. Da war ich aber bewaffnet, nicht als Mitglied der Freiwillen Polizeireserve mit Pistole und Sturmgewehr, sondern mit Hammer und Meißel als ziviler Bürger. Schabowskis unbedachte Worte hatte ich auch nicht mitbekommen. Der Arbeitstag war für mich schwer gewesen, über fünf Stunden Vertragsverhandlungen, Arbeitsakten auf den neuesten Stand zu bringen. Den Rest hatte ich abends zu Hause erledigt, denn als Leitender Angestellte im Rechtsbereich erwartete man es von… Mehr
Es ware nur unsere Großeltern, die damals aus emotionalen Gründen die Einheit wollten. Wir West Baby Boomer und auch unsere Eltern waren – so war mein Eindruck damals – dem eher abgeneigt. Oft genannter Vergleich: Wenn Du in eine Badewanne mit warmem Wasser einen größeren Teil kaltes einfüllst, kann dabei nur lauwarmes – also zum Wohlfühlen zu kaltes – Wasser herauskommen.
Noch heute wird die ach so schöne Geschichte von Schabowskis Zettel erzählt. Der gut inszenierte Notausgang der real und komplett gescheiterten DDR. Alles lief nach einem lange vorher ausgeheckten Plan, der auch da schon die Installation des FDJ Kaders Merkel (via Stasi Verein „Demokratischer Aufbruch“) unter Mitwirkung des de Maisiere Clans vorsah. Die Entmachtung UND Enteignung der SED wurde ebenso von der CDU verhindert. Und so nahm alles seinen geplanten Verlauf … bis hin zur SED Genossin Wagenknecht.
Was Schabowski s Zettel ist heute der Telepointer des Scholz, ein großes Theater für gutgläubig Westler.
Die Kommunisten der DDR waren nicht in der Lage, real durchführbare Pläne zu machen, liebe/r 89-erlebt. Es mag sein, dass einige Stasi- oder SED-Kader an solche Pläne gedacht haben, jedoch alleine konnten sie so etwas nicht „aushecken“. Das war nur möglich, weil sie von den Linken (SPD, kommunistische Splittergruppen, Gewerkschafts-Bonzen und vom Christentum abtrünnige Pfaffen) in der Alt-BRD unterstützt wurden. Das Bürgertum der BRD hat geschlafen.
Vieles, was wir jetzt erleben, war nur möglich durch Hochverrat, und die Verräter sitzen nicht nur im Osten!
Merkels Vater kam extra aus Hamburg um mit Clemens de Maizière die Ost Evangelen auf SED Linie zu bringen. Brands bester Mann kam auch von der Stasi. Der Unterschied zur BRD war, das die Partei – und Staatsführung wirklich viel für ihre Bevölkerung tun mussten, um das Land am Laufen zu halten. Einem Markus Wolf und seinem General Grossmann war einiges zuzutrauen. Bartsch und Gysi haben die SED Mio beiseite gebracht und die Linke lebt noch vortrefflich davon. Bsp gibt es genug und Scholz war nicht umsonst min. 8 x bei Krenz.
#Ampelaus #VertrauensfrageJETZT #Neuwahlen #Dasmussmalsogesagtwerden
35 Jahre später baut man wieder eine Mauer, sie nennen sie #Brandmauer.
Diese teilt nicht etwas Deutschland erneut, nein, sie ist viel gefährlicher sie teilt die Gesellschaft von Deutschland!
Und jetzt hat die DDR Westdeutschland sowie dessen Altparteien übernommen – und die Wessies finden das super (CDU bei 30%, ohne vergleichbaren AfD Prozentsatz)…
Falsch! Nicht die DDR hat Westdeutschland übernommen, sondern die Kommunisten der BRD und die der DDR haben den westdeutschen Staat okkupiert. Die damalige DDR war nicht in der Lage, die Alt-BRD zu übernehmen, sie wurde allen Linken zum Fraß vorgeworfen.
„Das Blatt gehörte nämlich der LDPD“
Die LDPD war, entgegen dem hier leicht mißverständlich entstehenden Eindruck, keineswegs eine Oppositionspartei. Hätte sie nicht Anfang der 50’er ihr Bekenntnis zur SED abgelegt und deren Führungsanspruch bis zur Wende vorbehaltlos unterstützt, wäre es sowohl mit den Ministernposten als auch mit dem Eigentum „Druckerei und Verlag Morgen“ ganz schnell vorbei gewesen.
Hat der Autor auch nicht behauptet. Genau lesen!
Von einer Behauptung hatte ich auch nichts geschrieben. Ich schrieb über einen „mißverständlich entstehenden Eindruck“ durch das „gehörte nämlich der LDPD“, ganz so, als hätte das zur damaligen Zeit irgend etwas zu sagen gehabt. Wär die LDPD nicht voll auf Linie gewesen, wäre aus dem „gehört“ schon damals und innerhalb von Stunden ein „gehörte“ geworden. Genau lesen!
Meine Eltern hatten damals “Die Union” abonniert, das Blatt der Blockflötenpartei CDU, weil – zumindest in Dresden der Kulturteil – sehr gut war. Politisch war es der gleiche Mist wie “Neues Deutschland”, was man als nicht linientreu nicht freiwillig anfasste oder die “Sächsische Zeitung”, dem regionalen SED-Blatt Dresdens. Das übrigens als einziges lokales Printmedium die Wende überlebte. Ja, den 9.11. habe ich auch verschlafen, da die Tage seit Oktober 1989 in Dresden sehr nervenaufreibend waren. Freunde und ich gehörten mit zu den ersten Demonstranten vor dem Dresdner Hauptbahnhof, dann später war die Kreuzkirche ein Anlaufpunkt usw. Die Dresdner und Leipziger… Mehr
Gilt besonders für die Ost CDU.