Die sich entwickelnde, multipolare, konfliktreiche Welt, wird in den kommenden Jahren zu einer neuen Aufrüstung der westlichen Welt führen. Auch in den US: ob Clinton oder Trump - beide haben Investitionen in das Militär angekündigt.
In den letzten Jahren haben sogenannte Ethik-Fonds einen Aufschwung genommen, die den Anlegern neben Rendite auch noch versprechen, sich dabei ethisch „gut“ fühlen zu.
Das passt zu einer von mir persönlich wahrgenommenen, gesellschaftlichen Entwicklung. Denn in den letzten Jahrzehnten, scheint es mir immer wichtiger zu werden, sich sozial zu den „Guten“ zugehörig zu inszenieren, als real und oft mühselig, tatsächlich „Gutes“ für die Gesellschaft zu tun.
Denn um „Gutes zu tun“, müsste man sich ja mit den oft komplexen Folgen des eigenen Handelns auseinandersetzen und eine eigene Verantwortungsethik entwickeln, die den Wert der Handlungen an den real daraus erwachsenden Konsequenzen misst. Das Handeln in der Flüchtlingskrise, ist ein wunderbares Beispiel für dieses Problem.
Auch dazu gab es früher von Kurt Tucholsky ein passendes Sprichwort, dass da lautete:
„Das Gegenteil von gut, ist gut gemeint.“
Verantwortungsethik ist aber mühselig und intellektuell anspruchsvoll, denn da gibt es keine einfachen Antworten. In einer komplexen und zunehmend vernetzten Welt, sind die Folgen des eigenen Handelns eben höchst selten einfach und simpel. Da ist es doch viel einfacher, einer eher simplen Logik zu folgen und sich zu den „Guten“ durch reines Bekenntnis zugehörig zu fühlen, in dem man sich zum Bespiel einen „bekennenden“ Aufkleber ans Auto pappt.
Schon in jungen Jahren, habe ich mich zum Beispiel gefragt, was Menschen dazu treibt, sich in eine Spendengala – und das vielleicht noch in die erste Reihe – zu setzen oder sich das im Fernsehen anzuschauen.
Denn würde es dort primär darum gehen, armen bedürftigen Menschen Spenden zu kommen zu lassen, könnte man das viel effektiver im „stillen Kämmerlein“. Man hätte dann auch Zeit gewonnen, die man statt vor dem Fernseher sinnvoll dafür verwenden könnte, das richtige Ziel der Spende zu identifizieren, so dass das eigene Geld auch dort ankommt, wo es soll.
Aber in einer Spendengala geht es eben primär um etwas Anderes. Es geht darum, zu den „Guten“ zu gehören. Das wärmt das eigene Ego und hat eine höchst eitle Motivation. Und in der ersten Reihe der Gala, ist es sogar eine Art „Geschäftsmodell“, denn man kann sich öffentlich als „guter Mensch“ inszenieren, das hebt den sozialen „Marktwert“.
Um die Bedürftigen geht es dabei aber bestenfalls am Rande. Der Kern scheint mir die Selbstdarstellung zu sein und das wohlige, öffentliche Suhlen im Habitus des Menschenfreundes.
Von Charles Eugène Vicomte de Foucauld, gibt es zu derart öffentlich vor sich her getragenen Haltungen, den sehr treffenden Aphorismus:
Bescheidenheit ist die schlimmste Form der Eitelkeit
Gemeint ist natürlich nicht die wirkliche Bescheidenheit, die braucht keine öffentliche Plattform, die agiert einfach unerkannt – bescheiden im Sinne des Wortes eben. Gemeint ist die selbstgefällig und eitel zur Schau getragene „Bescheidenheit“, die vor allem der eigenen, sozialen Selbstdarstellung dient.
Genau genommen gibt es echte Selbstlosigkeit und Altruismus eben höchst selten und überwiegend nur im engen persönlichen Umfeld, wenn Eltern zum Beispiel in Krisenzeiten lieber selber hungern, als ihren Kindern Hunger anzutun. Gegenüber unbekannten Dritten aber, ist in uns Menschen in der Regel eben keine Selbstlosigkeit, sondern fast immer auch eine Eigenmotivation am Werk und sei es nur der Wunsch, zu „den Guten“ zu gehören. Wir Menschen sind eben soziale Wesen. Das ist ja auch nicht schlimm und auch nicht verdammenswert, wenn man sich dessen bewusst ist. Genau diesen psychologischen Mechanismus, machen sich nach meinem Eindruck, aber die sogenannten „Ethik-Fonds“ zu Nutze.
Das war Anlass genug, uns in den letzten Wochen in der Mr-Market Community mal die Frage zu stellen, ob man denn durch Kauf einer Aktie überhaupt Einfluss nimmt? Sprich, was wäre eigentlich „ethisches Anlage-Verhalten“, wenn man zum Beispiel die Gentechnik von Monsanto ablehnt?
Die Antwort war recht klar. Ob man Monsanto an der Börse kauft oder nicht, hat auf das Unternehmen erst einmal keinerlei Einfluss und insofern gibt es da auch keine „ethische Komponente“, außer in der Einbildung. Denn die Aktie kauft man eben von einem anderen Marktteilnehmer und dadurch fließt Monsanto kein einziger Cent zu. Wenn es nicht eine Namensaktie ist, bekommt es das Unternehmen noch nicht einmal mit.
Nur wenn man sich an einer Kapitalerhöhung beteiligt, liegt die Sache anders. Dann stellt man Monsanto tatsächlich frisches Kapital zur Verfügung. Dann nimmt man damit Einfluss und stärkt das Unternehmen durch frisches Kapital. Nun könnte man argumentieren, dass durch den „Boykott“ der „unethischen“ Unternehmen, ja deren Finanzierungsbedingungen verschlechtert werden, man diese also mit dem Boykott sozusagen schädigt.
Theoretisch ist da was dran, aber wie bei allen Boykott-Maßnahmen nur dann, wenn sich fast alle daran halten würden, was hier aber völlig unrealistisch ist. Denn bei Aktien gibt es eben immer genug, die „billige“ Aktien gerade deshalb kaufen, weil sie „billig“ sind, womit der „Boykott“ schnell wieder ausgeglichen wird. Wie Wasser, fließt das Kapital des Marktes halt recht zuverlässig in die tiefsten Senken (= besten Chancen) und am Ende ist wieder alles wie vorher (= Mean Reversion).
Es gibt aber noch einen Aspekt. Als Aktionär ist man Miteigentümer des Unternehmens und hat daher Rechte, man kann zum Beispiel über die HV auf das Unternehmen Einfluss nehmen. Nur wer Aktionär ist, kann also mithelfen, das Management von beispielsweise Monsanto zu beeinflussen. Wer „ethisches Investieren“ also ernst nimmt und nicht nur als „Gutfühl-Placebo“ versteht, müsste gerade Aktionär der Unternehmen werden, deren Verhalten der Anleger aus ethischen Erwägungen ändern will. Solche Fonds sind aber höchst selten und erfordern wirklich aktives Management der Beteiligungen.
Das Gegenteil aber zu tun, Fonds zu kaufen, die diese „unethischen“ Aktien bewusst vermeiden, ist in meinen Augen ohne jeden Effekt und reiner Placebo. Es dient dem eigenen Wohlgefühl, aber nicht der Sache. Da kann man sich auch gleich einen Aufkleber „Ich investiere ethisch und nachhaltig“ an die Heckscheibe kleben, der hat ungefähr die gleiche Wirkung auf die Welt. 😉
Wie ich oben sagte, sich zu „den Guten“ zu zählen, ist nach meinem Eindruck zu oft wichtiger geworden, als wirklich „Gutes zu tun“. Letzteres ist ja auch wirklich mühselig.
Womit wir zur Rüstung kommen, eines dieser Themen, das in Ethik-Fonds gerne pauschal „boykottiert“ wird. Wobei ich mich wirklich frage, ob alle, die ein Investment darin vermeiden, dann wirklich keine Bundeswehr haben wollen, wenn es doch mal zum Krieg käme. Der Kreis derer, die anrollende Panzerkolonnen und einschlagende Cruise Missiles, dann real mit Sitzblockaden bekämpfen, dürfte doch recht begrenzt sein. Wenn man also die Notwendigkeit der militärischen Verteidigung nicht völlig negiert, können Rüstungsaktien auch nicht pauschal verdammt werden, sondern müssen – ich weiss, das ist wieder mühselig, tut mir leid – genau angeschaut werden, was sie denn tatsächlich machen. Denn Streubomben und Minenfelder, die keine klar defensive Logik haben, besitzen eben einen anderen Charakter, als beispielsweise ein Gewehr oder ein Schützenpanzer.
Das Paradoxe dabei ist, dass Rüstungsaktien in den kommenden Jahren, wohl absehbar zu den anlagetechnisch „sichersten“ Aktien der Welt gehören werden.
Thematisiert haben wir das auf Mr-Market schon mehrfach, zuletzt erst im September unter dem Titel: Sichere Geldanlage – immer noch Rüstung. Für diese „Sicherheit“ sorgt ein massiver Nachholbedarf bei den europäischen Armeen. So will Merkel mittelfristig den Bundeswehr-Etat fast verdoppeln.
Auch die meisten anderen westeuropäischen Staaten haben die Friedensdividende der 90er Jahre zu lange genossen und haben nun massiven, rüstungstechnischen Nachholbedarf. Ich habe die friedliche Zeit der 90er übrigens auch genossen und trauere einigen verpassten weltpolitischen Chancen nach, die unser Leben heute deutlich sicherer machen würden. Wenn ich die Wahl hätte, müsste es wegen mir auch keine Armeen und keine Rüstung geben.
Aber die Welt ist eben, wie sie ist, und darüber zu jammern nützt eben so wenig, wie irreale Utopien. Die sich entwickelnde, multipolare, konfliktreiche Welt, wird in den kommenden Jahren zu einer neuen Aufrüstung der westlichen Welt führen, davon kann man ausgehen.
Auch in den US ist es aus diesem Blickwinkel egal, ob Clinton oder Trump gewinnen, beide haben schon Investitionen in das Militär angekündigt. Aktien aus dem Segment Luftfahrt, Raumfahrt und Verteidigung – in Englisch „Aerospace & Defense Sector“ genannt, werden also über die kommenden Jahre fundamental unterstützt sein. Und einen eingebauten Schutz für geopolitische Krisen, bekommt das Depot dabei gleich mit. Will man als Anleger da vielleicht nicht doch ein wenig „unethisch“ werden? 😉
Wir haben das Thema dieser Aktien auch bestimmt nicht als Erste entdeckt, der Markt ist klug und sieht diese Entwicklung schon lange. Schauen Sie mit mir auf das langfristige Chart des ETFs ITA, der die amerikanischen Aktien des „Aerospace & Defense Sectors“ abbildet:
Das nennt man einen sauberen Trend. Kluge Anleger haben den Sektor 2009-2011 gekauft und konnten damit nichts falsch machen.
Wunderdinge nach oben kann man hier also nicht mehr erwarten, was ich oben beschreibe, weiß der Markt schon seit Jahren, wie wir bei Mr-Market auch. Aber trotzdem bleibt der Sektor auch in den kommenden Jahren gut unterstützt.
Wenn Sie jetzt nach dieser langen Vorrede doch Aktien aus dem Sektor „Aerospace & Defense“ näher treten wollen, habe ich hier eine Liste von 22 Kandidaten für Sie.
Viele Firmen im Sektor machen wie Airbus nicht nur Rüstung, sondern *auch*, neben zivilen Gütern. Wer Rüstung ganz vermeiden will, vermeidet damit zwangsläufig auch große Teile der Luft- und Raumfahrt-Aktien.
Die Grenzen sind ja auch fließend, weil beispielsweise selbst ein überwiegend ziviles Raumfahrt-Unternehmen wie die deutsche OHB, Teile der Produktpalette im Verteidigungsbereich angesiedelt hat.
Hier sind nun die 22 Namen als Ideen. Was die Firmen machen, und welche davon für Sie in Frage kommen, müssen Sie selber herausfinden. Oder zu unserer Community dazu stoßen, in der wir einige Unternehmen aus der Liste besprochen haben.
1. Airbus Group (938914)
2. BAE Systems (866131)
3. Boeing (850471, BA)
4. Dassault Systems (901295)
5. Finmeccanica (A0ETQX)
6. FLIR Systems (917029, FLIR)
7. General Dynamics (851143, GD)
8. Harris Corp (851270, HRS)
9. Lockheed Martin (894648, LMT)
10. MTU Aero Engines (A0D9PT)
11. Northrop Grumman (851915, NOC)
12. OHB (593612)
13. Orbital ATK (A14NES, OA)
14. Precision Castparts (865685, PCP)
15. Raytheon (785159, RTN)
16. Rheinmetall (703000)
17. Rockwell Collins (694062, COL)
18. Saab (914879)
19. Teledyne Technologies (926932, TDY)
20. Textron (852659, TXT)
21. Thales (850842)
22. United Technologies (852759, UTX)
Man muss eben immer angestrengt nachdenken, um auch wirklich das Richtige zu tun und die Folgen des eigenen Handelns zu antizipieren. Gesinnungsethik, die pauschal ablehnt, hat es da viel einfacher. Da genügt vermeintlich alleine das öffentliche Bekenntnis, um zu den „Guten“ zu gehören.
Aber wer verändert die Welt wirklich, frage ich Sie? Die mit der laut zur Schau getragenen Gesinnung oder die, die sich für eine bessere Welt wirklich engagieren und sich den komplexen Widersprüchen der Welt stellen?
„Sicheres“ Investieren mit Aerospace & Defense Aktien, wünscht Ihnen
Ihr Michael Schulte (Hari)
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