Windräder: Stillstand ist der typische Betriebszustand – Winddaten gefälscht

Längst sind sie stumme Zeugen einer verfehlten Politik: Windräder stehen zeitlich betrachtet die meiste Zeit still. Einer der Gründe sind gefälschte Daten über Windstärken. Den Schaden haben die betrogenen Betreiber.

© Frank Zeller/AFP/Getty Images

Stillstand ist die typische Situation eines Windrades in Baden-Württemberg. Das, was jeder beim Vorbeifahren an Windkraftanlagen im Süden Deutschlands häufig sieht, ist kein subjektiver Eindruck, sondern erweist sich als Normalfall.

Denn: Windräder stehen im Durchschnitt drei Monate still oder trudeln nur gemütlich vor sich hin und liefern fast keinen Strom. Das ist das ernüchternde Ergebnis, das aus dem neuen Windatlas von Baden-Württemberg resultiert. Der Grund: Es gibt nicht so viel Wind, wie die Landesregierung von Baden-Württemberg dem Land weismachen will. Die Winddaten und damit die Ertragsprognosen sind in der Regel viel zu hoch angesetzt.

Im Mai dieses Jahres stellte die Landesregierung Baden-Württemberg einen neuen Windatlas vor mit dem Resultat: Im Himmel ist Jahrmarkt und »wir« müssen nur viele, viele Windräder aufstellen und erzeugen so umweltfreundlichen Strom.
Doch da war viel von den zweifelhaften Rechentricks des Hockeystick-Erfinders Michael Mann dabei.

Mitglieder des Vereines Mensch Natur e.V. in Göppingen haben sich diese neue Version des Windatlass 2019 kritisch angesehen und die Werte mit realen Windmessergebnissen verglichen. Der Verein selbst setzt sich für die Bewahrung von Vielfalt, Schönheit und der Eigenart von Landschaften und Naturräumen ein und will, dass die Lebensräume als natürliche Lebensgrundlagen von Menschen, Tier und Pflanzen erhalten bleiben. Sie sind Mitglied in der Bundesinitiative VERNUNFTKRAFT.

Bereits in den 1990er Jahren wurden erste Daten veröffentlicht, im Jahr 2011 dann ein erster Windatlas von Baden-Württemberg. Damals hat der TÜV SÜD die Daten erarbeitet. Der Bundesverband Windenergie sah darin einen ersten Schritt zu einem verstärkten Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg.

Die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten wurden in einem Raster von 50×50 Meter in 100 und 140 Metern Höhe ermittelt. Grundsätzlich handelte es sich um hochgerechnete Windgeschwindigkeiten auf der Basis eines Höhenprofils der Landschaft, korreliert mit Daten von wenigen Wetterstationen. Betrachtete man die Messdaten an einem Standort und nahm die Daten des Deutschen Wetterdienstes, sowie konkrete Windmessungen vor Ort hinzu, klafften die Werte jedoch weit auseinander. Eine weitere Version stammt aus dem Jahre 2014, jetzt die neue Version 2019.

Allen Berechnungsergebnissen ist eines gemeinsam: Sie stellen das Windangebot immer als zu hoch da, haben die Kritiker der Studie herausgefunden. Zu denen gehören Physikprofessor Michael Torwart, die Diplom-Ingenieure Detlef Ahlborn für Statistik und Jörg Saur für Energietechnik: »Wesentliche Einflussgrößen wie Turbulenzen, Temperatur, Hochdruck- oder Tiefdruckwetterlagen, aber auch Luftfeuchtigkeit werden in den Gleichungen nicht berücksichtigt.«

Also: Auch der neue Windatlas ist geschönt. »Dabei konnten wir durch Rückrechnungen anhand frei verfügbarer Daten nachweisen, dass beim neuen Windatlas qualitativ und quantitativ unsauber gearbeitet wurde und die Berechnungen auf methodischen Fehlern aufbauen, die nicht nur für die Wirtschaftlichkeit künftiger Windanlagen weitreichende Konsequenzen haben.«
In ihrer »kritischen Betrachtung« Windatlas 2019 in Baden-Württemberg versus Realität konnten sie weiterhin zeigen, »dass der willkürlich und politisch festgelegte Wert der Kappgeschwindigkeit von 15 Meter pro Sekunde physikalisch-technisch nicht begründet werden kann und zu einer Überschätzung der Standortgüten von bis zu 20 Prozent führt.«

Die Kappgeschwindigkeit bezeichnet die Windstärke, ab der die umgesetzte Energie nicht weiter ansteigt, auch wenn die Windstärke noch weiter anwächst. Der Generator hat dann seine Maximalleistung erreicht. Er kann also auch noch heftigeren Wind nicht in weitere elektrische Energie umsetzen.

„Weitere Unstimmigkeiten im neuen Windatlas treten zu Tage, wenn man die vom Umweltministerium Baden-Württemberg neu geforderte Flächenleistung von 215 Watt pro Quadratmeter betrachtet. Durch Validierung anhand von real existierenden Ertragsdaten des »Vorzeige-Windparks« Lauterstein auf der Ostalb zeigen wir, dass diese in der Realität nicht erreicht wird. Weiterhin weisen wir systematisch nach, dass die meisten Windkraftanlagen in Baden-Württemberg weit unterhalb ihres prognostizierten Referenzertrags von 60 Prozent bleiben und somit hätten gar nicht genehmigt werden dürfen.«

Die Autoren vermissen vor allem die Originaldaten der Berechnungen: »Die verwendete Datengrundlage wurde zudem nicht öffentlich gemacht und kann damit keiner unabhängigen Prüfung unterzogen werden. Die Landesregierung als Auftraggeber ist somit ihrer Pflicht und Verantwortung gegenüber den Landkreisen, den Kommunen und der Bürgerschaft nicht nachgekommen, Transparenz und Objektivität der Studie zu gewährleisten.«

Wieder lässt Michael »Hockeystick« Mann grüßen. Nur mit massiver Manipulation von Daten gelingt es offenbar, die Ertragsmöglichkeiten von Windrädern in Schwachwindregionen als effektiv darzustellen. Die Autoren der kritischen Studie über den Windatlas vermuten, »dass der Bundesverband Windenergie gemeinsam mit der Firma AL-PRO als Mitglieder im Fachbeirat ihre Interessen an einem Ausbau der Windkraft wahrgenommen haben.«

Die praktischen Folgen erleben mittlerweile immer mehr Beteiligte an sogenannten »Bürgerwindparks«: Zu hohe Annahmen über die Winderträge münden häufig in einem wirtschaftlichen Desaster. Windräder liefern oft nicht genügend Strom, damit die Kosten gedeckt werden. Rechtsstreitigkeiten sind die Folge, wenn »Bürger« ihre Ersparnisse in den Bau von nutzlosen Windrädern gesteckt haben. Die Projektierer und Erbauer sind meistens fein heraus; sie verdienen am Bau der Windräder. Was dann geschieht, kann ihnen gleichgültig sein.

Die Frage muss jetzt gestellt werden, was mit einem Staat zu tun ist, der nicht Artikel 20a des Grundgesetzes befolgt: »Der Staat schützt«, so steht darin, »auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.«

Zerstörte Landschaften, Hunderttausende von gekillten Vögeln und Fledermäusen und zu wenig produzierter Strom geschweige denn eine Versorgungssicherheit – das Ergebnis der grünen Politik von Ministerpräsident Kretschmann, Umweltminister Untersteller und Co in Baden-Württemberg. Das alles sind Fakten, die nicht  zu wiederlegen sind. Da muss mit anderen Mitteln gekämpft werden. Die Heute-Show etwa erklärte, dass Windkraftgegner irgendwie AfD seien. Merke: Wer etwas kritisiert, kann nur rechts sein. Solche heißt Luft allerdings macht Wind in der Glotze, aber nicht für die Windräder.


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Kommentare ( 75 )

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75 Comments
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mlw_reloaded
5 Jahre her

Werte Redaktion. Laut BNA Monitoringberichten wird mit dem Export Strom seit 2012 gigantisch viel Geld verdient, aktuell fsat 2 Millarden jährlich, tendenz steigend. Das ist Gewinn, bereits abzüglich Importkosten! Von null auf 1,7Mrd in 5 Jahren, aber der Strom wird teurer? Das hätte ich gerne mal von einem Experten beleuchet…

gmccar
5 Jahre her

Seit drei Tagen ist auf der Straße zwischen Pfungstadt und Biebesheim dank guter Fernsicht das ganze Desaster im Malu Dreyer-Land westlich des Rheines zu beobachten. Hunderte Windräder stehen still bis hin zum Donnersberg; ein einziges lullert ein wenig vor sich hin. Ich hoffe, die Investoren haben ihr Sparbuch schon aufgelöst.

J. Werner
4 Jahre her
Antworten an  gmccar

Aber die Landbesitzer, die die Flächen verpachten, sind fein raus! Pro Windrad im Schnitt 50000€ Pacht – nicht einmal in Hongkong läßt sich pro Quadratmeter mehr rausholen! Deshalb lohnt es sich für die immer maximal. Witzigerweise laufen die “ Bürger“ genannten Investoren die Bude ein, um ihr Geld endlich in Luft aufgehen zu lassen. Danke an die Nullzinspolitik und dem Anlagenotstand! Bis zum Zusammenbruch wird das weiter so laufen.

mmn
5 Jahre her

Warum überrascht uns das nicht? Politisch Verantwortliche, ihre Unterstützer und wirtschaftlich interessierte Gruppierungen beschönigen, täuschen, lügen, um ihre Projekte zu legitimieren. Ist im Grunde schon die Standard-Vorgehensweise.

Arminius
5 Jahre her

Ich besorge mir schon mal einen Dieselgenerator, solange man die noch kaufen darf.

Wabu
5 Jahre her
Antworten an  Arminius

… und ordentlich viel Diesel, dass es für einen einwöchigen Blackout reicht. In nicht allzu ferner Zeit werden wir Gelegenheit haben zu prüfen, ob Annalena Baerbock nun einfach nur dumm ist, oder ob Stromleitungen tatsächlich elektrische Energie speichern können.

chlodwig zwo
5 Jahre her
Antworten an  Wabu

Grundgütiger!!
Was wollen Sie da prüfen?

Richard Beuthler
5 Jahre her

Mal sehen was nach dem ersten großflächigen langerfristigen Stromausfall passiert … ich lege auch jeden Fall Wasser- und Nahrungsvorräte für eine Woche an, um meine Familie versorgen zu können.

Wie ich die Sicherheit meiner Familie bei einem solchen Zusammenbruch gewährleisten kann, habe ich allerdings noch keine Idee …

Richard Beuthler
5 Jahre her

Windräder lohnen sich m.E. nur im norddeutschen Tiefland und vielleicht an einigen wenigen Stellen im Binnenland.

Wabu
5 Jahre her
Antworten an  Richard Beuthler

Windräder lohnen sich nirgendwo auf der Welt für die Grundlaststromerzeugung, weil sie NULL Prozent gesicherte Leistung erzeugen und man deshalb IMMER 100% Erzeugungskapazität in Reserve haben muss, da die Speicherugn von Strom völlig unwirtshcaftlich ist und bleiben wird!
Windräder taugen, wo es viel Wind hat, allenfalls für fluktuativ benötigten Stromerzeugung, beispielsweise für Bewässerungsanlagen, Pumpen o.ä. zu betreiben, wo (auch längerer) Ausfall das Gesamtssystem (beispielsweise ein Bewässerungsspeichersee) nicht funktionsunfähig macht.

meckerfritze
5 Jahre her

Ich kann da nichts ungewöhnliches entdecken. Wer dem Staat glaubt, der ist halt gekniffen. Selbst schuld, wenn da Privatleute ihre Ersparnisse in Windrädern versenken…

der Doc
5 Jahre her

„Den Schaden haben die betrogenen Betreiber“ …
Das ist der einzige Lichtblick an dem ganzen!
Wer seine eigenen Basiskenntnisse in Physik und grundsätzlicher Logik so weit über Bord wirft und sich von Rot-Grün-Geseiere so weit einlullen läßt, in einen solchen leicht erkennbaren Blödsinn zu „investieren“, hat nichts anderes verdient.

Millionen Stromkunden werden abgezockt und nicht mal gefragt – hier trifft‘s ausnahmsweise mal die Richtigen – wie bei „Procon“ und den übrigen „grünen“ Weltverbesserungsprojekten.

Danton
5 Jahre her

Da wir das Klima beherrschen, laut 100% der Grün Wähler, sollten wir doch auch den Wind beherrschen. Entweder wird es bald einen Schuldigen geben der dafür verantwortlich ist das es nicht richtig bläst auf der Alb, Klimaleugner sollen ja mit den Gedanken Wind abhalten können, oder man ist sich einig noch mehr Windräder in die Landschaft zu pflanzen. Aber wie man die religiösen Eiferer für erneuerbare Energien kennt wird erst einmal Versucht alle WRäder Richtung Mekka auszurichten.

Doppelwopper
5 Jahre her

2002 haben wir etwas Kapital in einen Windfonds investiert (als Kommanditisten); die Prospekte versprachen über 20 Jahre eine Ausschüttung von 270% des investierten Kapitals, den Großteil am Schluss der Laufzeit. Heute nach 17 Jahren ist klar – die Erträge, die in dem Prospekt angeführt waren, konnten in keinem einzigen Jahr erreicht werden; von der prospektierten Ausschüttung von 270% des Kapitals kann keine Rede mehr sein; vielmehr sind wir froh, wenn wir das eingesetzte Kapital nach 20 Jahren zurückbekommen, was aber nur der Fall sein wird, wenn der Betreiber für den Rückbau der Anlagen auch hinreichend Rücklagen gebildet hat. Verdient an… Mehr

Fui Fujicato
5 Jahre her
Antworten an  Doppelwopper

Herzlichen Glückwunsch ! Sie müssen ein in der Wolle gefärbter Grüner sein. Jede auch nur ansatzweise in irgendeiner Form ökonomisch gebildete Person hätte eine zum damaligen Zeitpunkt prognostizierte Kapitalverzinsung von 8,5% p.a. und eine Ausschüttung der Erträge zum Ende der Laufzeit zumindest stutzig gemacht. Trösten Sie sich mit dem Gedanken : „Ihr Geld ist nicht weg – Es hat nur ein Anderer !“

Danton
5 Jahre her
Antworten an  Doppelwopper

Bauernfängerei auf staatlich subventioniertem Kapitalverflüchtigungs-Nivou. Da hat sich das Bundesumweltministerium, einmal mehr, hinters Licht führen lassen und puscht die Kurse mit denen diese Founds erst ins Laufen gekommen sind. Die Politik ist wie Anti- Kapital, sobald diese auf Kapital trifft passiert immer das was die Physik schon lange weiß. Oder eben nicht weiß.