Mit jedem Kohle- und mit jedem Kernkraftwerk, das vom Netz genommen wird, vermindert sich die Zuverlässigkeit unserer Stromversorgung. Denn politische Kompromisse können die Gesetze der Physik nicht aushebeln.
Die mit der deutschen Energiepolitik verknüpften Risiken sind schon in ihrem konzeptionellen Fundament angelegt. Man will, so heißt es seitens der Bundesregierung, eine Energieversorgung etablieren, die gleichzeitig zuverlässig, bezahlbar und umweltschonend ist. Dieses sogenannte energiepolitische Dreieck hat sich als Dogma etabliert, dem niemand mehr widerspricht. Aus guten Gründen, eröffnet doch die Verknüpfung dreier miteinander unvereinbarer Zielmarken so manchen ideologisch gefestigten, aber von technischem Wissen eher unbelasteten Zeitgenossen einmalige Möglichkeiten, ihrer Agenda Gehör zu verschaffen. So unterliegt die Antwort auf die Frage, was als umweltfreundlich anzusehen ist, einer vielstimmigen emotionalen Beliebigkeit, deren zusammengefasstes Optimum in einem Energiesystem besteht, das auf vogelschnetzelnde Windräder, emittierende Kohle- und strahlende Kernkraftwerke ebenso verzichtet, wie auf toxische Solarzellen und intensivlandwirtschaftlich produzierte Biomasse. Die einzig wirklich umweltschonende Versorgung ist offensichtlich gar keine Versorgung. Die natürlich auch nichts kostet. So könnte eine Rückkehr zum steinzeitlichen Nomadenleben zwei der Anliegen des energiepolitischen Dreiecks bestmöglich erfüllen. Und das dritte wäre dann schlicht irrelevant. Was ist von einer Aufgabenstellung zu halten, deren unterschiedliche Vorgaben nur durch eine solche Lösung gleichermaßen perfekt umgesetzt werden?
Obwohl der Begriff solches leider nahelegt, besteht Strom nicht aus Elektronen, die durch Drähte fließen wie Gasmoleküle durch Rohrleitungen. Es wandern keine geladenen Teilchen aus Kraftwerken durch unsere Lampen, Waschmaschinen oder Fernseher, wenn wir diese einschalten. Vielmehr sind sie schon da, in den elektrischen Bauelementen unserer Geräte, völlig orientierungs- und richtungslos zwischen den in einer Gitterstruktur angeordneten Atomen eines metallischen Kabels herumirrend. Dieses Gewimmel kann zu Strom werden, wenn es einen Dirigenten gibt, der ihm Struktur verleiht.
Dies leisten die durch Turbinen in den großen thermischen Kraftwerken angetriebenen Generatoren, in denen rotierende Magneten die Elektronen in den Leitungen der sie umgebenden Spulen in einem exakt festgelegten Takt anstoßen. So wird Ordnung dem Chaos aufgeprägt. Exakt fünfzigmal pro Sekunde hüpfen die Ladungsträger auf der Stelle hin und her, eine regelmäßige Bewegung, zu der sie über die elektromagnetische Wechselwirkung auch alle anderen Elektronen in den angeschlossenen Leitungen und Geräten anregen. Es ist die durch diese Schwingung transportierte Energie, die wir anzapfen, wenn wir ein Endgerät einschalten, es ist die Dynamik dieses Tanzes, die wir über geeignete Mechanismen in Wärme, Licht oder mechanische Bewegung umsetzen.
Es ist nicht ganz so einfach, dies zu gewährleisten. Jede Energieentnahme verlangsamt die Schwingung der Elektronen, die Netzfrequenz sinkt. Jede Energiezufuhr beschleunigt den Formationstanz der Ladungsträger, die Netzfrequenz steigt. Energiezuflüsse und Energieabflüsse müssen sich also immer die Waage halten, um der Anforderung nach einer konstanten Netzfrequenz zu genügen. Im alltäglichen Betrieb kann man das regeln. Zumal man über genug Erfahrungswerte verfügt, die es gestatten, den voraussichtlichen Bedarf für einen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu prognostizieren. Wind- und Sonnenstrom allerdings stellen in dieser Hinsicht Störfaktoren dar. Denn sie beteiligen sich aufgrund ihrer technischen Eigenschaften und ihrer volatilen, wetterabhängigen Erzeugungscharakteristik weder an der Definition der Netzfrequenz, noch an deren Haltung. Sie sind über Umrichter an das Netz angeschlossen, die sich eben nach irgendetwas „richten“ müssen, um die elektrische Energie aus Solarzellen und Windrädern an die Erfordernisse anzupassen. Die volatilen Quellen bedürfen dazu des konventionellen Kapellmeisters, der sie anleitet, sonst zerstören sie den Gleichklang des Erzeugerorchesters und verwandeln den Formationstanz der Elektronen in ein Durcheinander.
Was geschieht, wenn etwas schiefgeht? Wenn etwa auf einen Schlag mehrere große Kraftwerke ausfallen? Die Folge wäre ein unmittelbares und unaufhaltsames Absinken der Netzfrequenz unter ein noch zu verkraftendes Niveau und damit der Blackout. Da sich dieser Effekt blitzartig mit Lichtgeschwindigkeit im Netz ausbreitet, gäbe es keine Chance auf Gegenmaßnahmen.
Wären da nicht die Schwungmassen der herkömmlichen Meiler. Einige Dutzend Tonnen bringt so ein Läufer auf die Waage und in zweipoliger Ausführung rotiert er fünfundzwanzigmal in jeder Sekunde um die eigene Achse. Etwa zweitausend Tonnen drehen sich in dieser enormen Geschwindigkeit zu jedem Zeitpunkt in den fünfzig größten deutschen Kraftwerken, die überwiegend mit Kohle, manche aber auch mit Erdgas und einige wenige noch mit Uran befeuert werden. Und diese träge Masse ist es, die dem Netz Widerstandskraft gegen Ausfälle und unvorhergesehene Bedarfsspitzen verleiht. Denn sie bremst jede Veränderung der Netzfrequenz auf ein beherrschbares Maß.
Die Geschwindigkeit, in der die Netzfrequenz ansteigt oder absinkt, darf nicht mehr als zwei Hertz pro Sekunde betragen. Nur dann können die verfügbaren Regelmechanismen greifen, die den Tanz der Elektronen zunächst stabilisieren, um ihn anschließend in die gewünschte Geschwindigkeit zurückzuführen. Wie hoch die konventionellen, auf rotierenden Massen beruhenden Erzeugerkapazitäten sein müssen, um dies zu gewährleisten, hängt vom Verhältnis der gesamten Netzlast zur Über- oder Unterdeckung ab. Will man einen Ausfall von zehn Prozent der aktuellen Netzlast überstehen, darf der Anteil der durch Schwungmassen eingespeisten Leistung 25% nicht unterschreiten. Will man sich gar gegen den plötzlichen Verlust von zwanzig Prozent der Erzeugerkapazität schützen, läge dieser Wert schon bei der Hälfte. Die Ausbaugrenze für volatile Erzeuger richtet sich nach dem angestrebten Sicherheitsniveau.
Mit jedem neuen Windrad, mit jeder neuen Photovoltaik-Anlage steigt also das Risiko für Störfälle und mit jedem konventionellen Kraftwerk, das zugunsten alternativer Erzeuger vom Netz geht, steigt die Gefahr, diese nicht mehr beherrschen zu können. Auf die Frage, wie viele Kohlekraftwerke in den kommenden Jahren vom Netz gehen könnten, ohne die Versorgungssicherheit zu reduzieren, gibt es daher nur eine Antwort: Kein einziges. Es sei denn, man ersetzt sie durch Gas- oder Kernkraftwerke.
Hierzulande diskutiert die Politik trotzdem über Kohlekapazitäten, die zusätzlich zu den Kernkraftwerken zeitnah abgeschaltet werden sollen. Das Lavieren im energiepolitischen Dreieck führt zu einer abstrusen Feilscherei, in der fünf, sieben oder gar elf Gigawatt ohne jede Scham in den Raum geworfen werden, als wären politische Kompromisse geeignet, die Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen. Angesichts der Bedeutung, die eine verlässliche Stromversorgung für unser Gemeinwesen hat, angesichts der katastrophalen Folgen, die ein flächendeckender Stromausfall mit sich bringen würde, bleibt festzuhalten: Im Energie-politischen Dreieck versinken die Interessen der Wähler. Und tauchen daraus auch nie wieder auf.
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Helmut Da stimmt etwas nicht. Bei 50 Hz muss er 2-pol. 3000 Umdr./Min. : 360 = 8,33 Umdr. /sec. haben. Ein Rotor mit 1,3 GW hat 95 to. Jetzt muss ich Annahmen treffen. Max. aufzubringende Leistung wenn Wind und PV ihren Dienst versagen (Dunkelflaute) Dez. 2017 und auch Jan. 2018 war es z. B. nahezu Null, Dunkelflaute 85 GW: 1,3 GW/Rotor = 65 Generatoren x 95 to = 6.175 to. da aber nicht so viele Große laufen sondern auch viele kleinere wird das Ges.-Gewicht der Rotationsmassen größer sein. Die langen Wellen am Rotor habe ich natürlich mit berücksichtigt. Aber der… Mehr
Helmut, Korrektur da habe ich einen schweren Fehler gemacht und zwar hat die min. 60 sec. und nicht 360. 3000 Umdr./Min :60= 50 mal/sec dreht sich der Läufer.
25 Umdrehungen pro Sekunde für tonnenschwere Konstrukte erscheinen mir arg viel, wir wollen ja nicht die Raumzeit krümmen. Wikipedia behauptet ca. 1500-3000 Umdrehungen pro Minute.
25 Umdrehungen/s *60s/min = 1500 Umdrehungen/min
Die Werte sind also identisch!
Sie sprechen den springenden Punkt an – den CO2-Wahn.
Ich kenne Leute mit Wahnvorstellungen. Wenn man sie aus ihrem geistigen Gefängnis entführt – in die Realität – können sie mit viel Geduld und Opferbereitschaft ganz normal werden; keine Angst, kein Misstrauen, nix.
Kehren sie in ihren Lebensraum zurück, mit „Freunden“ die ihren Wahn oft ausnutzen, dann leiden sie wie gewohnt weiter.
So verhält es sich auch mit den vom CO2- Wahn Befallenen.
rotierende Schwungmassen? In Batterien? Sie haben den Artikel entweder nicht gelesen oder nicht verstanden.
Wer sich ein Bild davon machen möchte, was in diesem Lande alles nicht mehr funktioniert, sollte es zu Störungen in der Stromversorgung kommen, mag den Bericht
des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung aus April 2011 mit dem Titel „TA-Projekt: Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften –am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung“ (BT-Drks. 17/5672) einmal lesen:
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/056/1705672.pdf
Was die Politik mit der sog. Energiewende an Gefahren schafft, macht sie sehenden Auges. Denn jeder kann erwarten, daß Regierung und Abgeordnete den Inhalt der BT-Drucksache kennen.
Gerne vergessen wird ein weiteres schwerwiegendes Problem: Solche Umwandlungsanlagen müssten auf der einen Seite enorm dimensioniert sein, um möglichst viel des Überschusses abzufischen, auf der anderern Seite würden diese Anlagen im Schnitt aber nur eine kurze Zeit des Jahres auf Volllast laufen. Ökonomisch gesehen ist das Irrsinn.
>>Charakteristika der alternativen Quellen selbst. Man denke beispielsweise an große Offshore-Windparks, die nur über einige wenige Leitungen und einige wenige Konverterstationen mit dem Festland verbunden sind. Bereits der Ausfall nur einer Trasse vermag da eine Kettenreaktion auszulösen, die uns alle ins Dunkel taucht<<. + + + + + + + + + Brände sind bei (niemals ausschließbaren) gravierenden Störungen in Hochspannungsanlagen verheerend, da Lichtbögen entstehen. Wenn es da richtig rummst, könnten große Teile der Konverterstation für mehrere Monate unbrauchbar sein oder gar ganz abbrennen. Da es sich beim nachgeschalteten Netz um Gleichstrom-Trassen handelt, ist eine selektiv-örtliche Reserveeispeisung aus dem 380… Mehr
Wie immer super. Das Geschrei nach den ersten Blackouts wird fürchterlich sein.
… aber sicher wird man dann einen Betriebselektriker oder Wartungstechniker zu finden wissen, der an dem Malheur „Schuld“ sein wird.
Sehr schön!
Sehr deutlich wird das Wolkenkuckuksheim, die weltfremde BELIEBIGKEIT mit der nur im Traum erreichbare Ziele (nicht nur DIESES) versprochen werden. –
Siehe auch den gewaltig strapazierten Begriff „Gerechtigkeit“. Der – ganz nach Standpunkt und Betrachtungsweise der jeweiligen Situation – schillert wie eine BELIEBIGE Seifenblase. –
– EIGENTLICH kann man nur „Kindern“ solchen Blödsinn „verkaufen“. –
Wenn die Instabilität des Netzes zu immer häufigeren und längeren Blackouts führen wird, werden Politik und Medien reagieren wie in der Flüchtlingskrise: Schultz, Merkel,Kleber, Slomka, Will et al werden ein noch gigantischeren Ausbau der. regenerativen Energie fordern und den Untergang der Welt heraufbeschwören. Ingenieure und Physiker und Fachleute,die sich nicht kaufen liessen werden als die neuen Nazis und Rassisten denunziert werden, denen man das Recht auf ihre Meinung absprechen wird und die Fussballclubs werden sie aussperren.Das wird erst enden, wenn das Fernsehen nicht mehr senden kann, das Telekommunikationsnetz zusammenbricht, Züge nicht mehr fahren und das Flutlicht in den Arenen nicht… Mehr