UN-Klimakonferenz in Bonn – Helau, wir retten das Klima!

Selbst wenn Deutschland sein "Klimaziel" erreichte, wofür es wegen der "Energiewende" keine Chance gibt, begänne sein Sparanteil mehrere Stellen hinter dem Komma.

© Sean Gallup/Getty Images

Das ist doch mal eine Saisoneröffnung. 25.000 vom Klimaglauben in Lohn und Brot Gebrachte flogen aus aller Welt nach Bonn, legen Millionen von Flugkilometern zurück mit dem entsprechenden CO2-Ausstoß und beklagen fast zwei Wochen lang den zu hohen CO2-Ausstoß der Menschheit. 55.000 Quadratmeter schöner Wiesen in den Bonner Rheinauen wurden mit Zelten überdeckt, 70 Handwerksunternehmen und viele Bonner Betriebe freuen sich über guten Umsatz und der Steuerzahler über rund 120 Millionen Euro, die ihn der Spaß kostet. Plus Nebenkosten. Dafür soll er dann ein sogenanntes »Regelbuch« lesen dürfen, in dem steht, wie die Beschlüsse des vergangenen Klimagipfels in Paris verwirklicht werden sollen.

Wir erinnern uns: Das war jener Budenzauber, bei dem sich am Ende Mädels aus aller Welt, die was mit Klima machen, in den Armen lagen und feuchten Auges ausriefen: »Sie haben Ja gesagt!« Ja, zu zwei Prozent weniger CO2. Daraus leitet dann eine weniger begnadete Regierung den Handlungsauftrag ab, eine Wirtschaftsnation zugrunde zu richten.

Ideologie trifft Wirklichkeit
Zwischenfazit DENA Energiewende: Hilfe, es funktioniert nicht
Die darf dafür Josaia Voreqe Bainimarama oder kurz: Frank begrüßen und bewirten, der als Präsident der Klimakonferenz vorsteht. Die Präsidentschaft Fijis wurde bei der letzten Konferenz in Marokko beschlossen. Aber die Fiji-Inseln saufen bekanntermaßen gerade ab, zu riskant also, und – entscheidender – sind gerade etwas klamm. Gut, dass Deutschland sich großzügig erboten hat, als »technischer Gastgeber« einzuspringen, sprich zu bezahlen.

Frank also, Frank Bainimarama, Militärchef und derzeitiger Premierminister der Republik Fiji, der sich notfalls mit Armeehilfe auf den Machtsessel hievt, betont in Bonn, dass das in Paris gegebene Versprechen gehalten werden müsse. Also: Kohle her! Hoffentlich rückt er nicht auch in Bonn mit seinem Militär an. Aber das wäre altmodisch. Wozu hat man Klima?

Kein Problem, also noch eins draufgepackt. Weitere 50 Millionen Euro in den sogenannten Anpassungsfonds der Vereinten Nationen, was auch immer das ist, sagte Bundesumweltministerin Hendricks zu. 190 Millionen Euro hat Deutschland schon eingezahlt. Unsere Fachfrau für Margarine, Grenzwerte und Schummeln musste besonders betonen, niemand dürfe schummeln können.

Deutschland wird wohl sein Klimaziel für 2020 weit verfehlen. Das kann keine Regierung hinnehmen, stampfte die geschäftsführende Umweltministerin Barbara Hendricks mit dem Fuße auf. »Dass jene Bundesregierung, die demnächst in die Verantwortung kommt, im Jahr 2018 die Entscheidungen treffen muss im Hinblick auf weitere Schritte zum Kohleausstieg. Das steht schon im Klimaschutzplan, den die Bundesregierung beschlossen hat, und da wird sich auch eine neue Bundesregierung nicht von verabschieden können!«

Die SPD-Frau hat zwar nichts mehr zu sagen, aber für ein paar warme Händedrücke gibt sie sich doch gern großzügig: »Deutschland steht den Menschen, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, solidarisch bei.«

Das haben die Bewohner der von heftigen Überschwemmungen im vergangenen Jahr heimgesuchten Gebiete in Baden-Württemberg anders in Erinnerung, als der grüne Ministerpräsident Kretschmann den Opfern der Unwetterkatastrophe beschied: »Mir könnet doch ned mit dem Geldsack komme!« Tusch und Bonn Alaaf!

Das mit dem »Wir saufen ab und ihr seid Schuld!« müssen die Schwaben mit Blick zur Republik Fidschi noch üben. Die gehen auch regelmäßig rechtzeitig vor Klimakonferenzen unter. Unsere Qualitätsjournalisten berichten immer wieder über drohende Katastrophen und Umsiedlungspläne. Doch das dauert vermutlich noch, bis die Inseln vulkanischen Ursprungs und dem 1.324 Meter hohen Tomanivi untergegangen sind.

Was allerdings regelmäßig regnet, sind hohe Geldbeträge zur Rettung des Klimas. Es geht zu wie beim billigen Jakob. UN-Klimachefin Patricia Espinosa klagt in ihrer Eröffnungsrede, 2017 werde wahrscheinlich zu den drei heißesten der bisher gemessenen Jahre gehören. „Wir müssen jetzt handeln!“ Währenddessen melden die ersten Skigebiete in den Alpen schon Schnee. Draußen ist es ziemlich kühl geworden.

Nach Bonn sollen auch der weltbekannte Klimaexperte Arnold Schwarzenegger sowie Klimaphilosoph Leonardo DiCaprio kommen.

Keine Besserung in Sicht
Merkel und Decarbonisierung
Was uns noch fehlt: Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Rita Schwarzelühr-Sutter, warf während der internationalen Konferenz zwar die Frage auf: »Climate Action and Human Well-being at a Crossroads: Historical Transformation or Backlash?« Nirgendwo findet sich allerdings das Thema »Klima und Frauen«. Da ist für die nächste Konferenz noch Raum ebenso wie für »Gendergerechtes Klima«. Dann ist Frank auch nicht mehr Präsident. Schön, dass 650 Freiwillige für ein Verpflegungspaket und die Chance, »zum Erfolg der Konferenz beizutragen«, mitmachen. Uns ist also nicht bange um das Engagement »der Jugend«. Jeder packt an, wenn das Klima gerettet wird.

Aufblühen dürfte auch der Markt für die noch so lange nicht hier Seienden. Immerhin 25.000 potentielle neue »Kunden« aus aller Welt ergießen sich über Bonner Straßen und Plätze, wenn die Konferenzteilnehmer aus aller Welt das Bonner Nachtleben erkunden wollen und die Polizei angesichts der sowieso prekären Sicherheitslage in Bonn vollends ins Schwitzen kommt.

Am Elfen im Elften um Elf Uhr Elf wird die diesjährige Session auf dem Bonner Marktplatz eröffnet. Wer erkennt dann noch den Unterschied? Bonn Alaaf!

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Kommentare ( 88 )

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88 Comments
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Peter K
7 Jahre her

Das ist ja der springende Punkt. Wäre das Klima noch das selbe wie vor 150 Jahren, hätte der Mensch nicht „eingeriffen“? Man hat schlicht gar keinen wirklichen Vergleichswert, um irgendwelche Veränderungen realistisch vorher/nacher Situation zu beschreiben. Man versucht auf sich stätig veränderlichen Werten ein stabiles System zu pflanzen, deshalb gibt es nicht DAS Klima sondern nur Klima. Und wenn Sie schon eine die Menschengemachte Veränderung ansprechen, dann sollte man sein gesamtes dasein auf den Prüfstand stellen und nicht selektiv, etwas irgendwo weglassen und meinen die Party geht dann munter so weiter! Das ist für mich auch die grösste Lüge an… Mehr

thilospahl
7 Jahre her

Der Autor vermisst das Thema „Gender“. kann ja wohl nicht sein. Und ist auch nicht so: Die städtische Veranstaltungsreihe „Klima-Tour Bonn“ geht in den Endspurt. Rund um das Thema „Gender und Klimawandel – Wie gehen Klimagerechtigkeit und Gendergerechtigkeit zusammen?“ findet am Dienstag, 14. November 2017, um 18.30 Uhr eine Veranstaltung im Frauenmuseum, Im Krausfeld 10, statt. Es gibt Führungen durch die Ausstellungen „Ikonen der Nachhaltigkeit“ und „Gender-Just Climate Solutions“. Anschließend besteht die Möglichkeit, mit Vertreterinnen des Frauenmuseums, des Vereins Oikocredit Westdeutscher Förderkreis und des Vereins Women in Europe for a Common Future (WECF) ins Gespräch zu kommen. http://www.focus.de/regional/bonn/stadt-bonn-klima-tour-bonn-gender-und-klimawandel-wie-gehen-klimagerechtigkeit-und-gendergerechtigkeit-zusammen_id_7824098.html Bezahlen tut… Mehr

Guy Montag
7 Jahre her

Die übliche Besserwisserei halt.

logan4
7 Jahre her

Ja, ich kann Ihnen sagen, warum Sie das an Galileo erinnert: Weil er das ganze damalige Geistes-, Macht- und Wissenschafts-Establishment des 16. Jahrhunderts gegen sich hatte. Die hatten auch eine Sch…Angst, daß sie die Macht über die Massen verlieren würden, da sie das Monopol und die Deutungshoheit über die „Gott-gegebene Konstruktion des Himmels“ verlieren könnten. Sie wollten das Monopol als einzige „anerkannte Vermittler zwischen Gott und den Menschen“ und damit Macht über sie behalten. Ja, Sie haben schon recht, die Situation ist heute sehr ähnlich. Sie glauben doch nicht daß die Herde von Gläubigen (25.000, Mann, was haben die ein… Mehr

Davy Crocket
7 Jahre her

Immerhin hätte man so vielleicht Air Berlin retten können?

Wenn mir das früher eingefallen wäre, hätte ich damit vielleicht in der „Höhle der Löwen“ reüssiern können.

Davy Crocket
7 Jahre her

Mich eher an Al Gore – und abgebrochene Theologiestudent_x.

Davy Crocket
7 Jahre her

Die fröhlichen Gesichter unterstützen dieses Gefühl.

Peter Gramm
7 Jahre her

Herr Schultze-Rhonhof führt in seinem Buch „Der Krieg der viele Väter hatte“ auf Seite 14 aus…“Erst später fiel mir auf, daß diese Nachkriegsausgabe der Akten des deutschen Auswärtigen Amtes von amerikanischen, englischen und französischen Wissenschaftlern und Archivaren herausgegeben worden ist. Es darf nicht wundern,daß die Akten dabei zu Gunsten der Sieger auch ausgewählt und „gewaschen“ worden sind“….So viel zur Aufarbeitung historischer Ereignisse. Wenn die Quelle vergiftet ist, ist auch das erfrischende Nass welches man zu sich nehmen möchte vergiftet. Aufarbeitung geschichtlicher Ereignisse durch die Sieger ist immer problematisch. Ähnlich verhält es sich bei den von Siegern lizensierten Medien. Interessant ist… Mehr

Davy Crocket
7 Jahre her

Da lässt doch glatt einer die ‚Sau‘ raus:

„«Klimapolitik verteilt das Weltvermögen neu»“
https://www.nzz.ch/klimapolitik_verteilt_das_weltvermoegen_neu-1.8373227

Wie immer: Folge der Spur des Geldes – Ablasshandel war schon immer geeignet.

Es grünt so grün – auch nach der Dekonstruktion Deutschlands.

Th. Radl
7 Jahre her

Lieber Herr Douglas, die Klimakonferenz findet aktuell in Bonn statt. Dort wird nicht „Helau!“ sondern „Allaaf!“ gerufen! Bitte zur Kenntnis nehmen, das sind im Rheinland – zumindest im Karneval – mitunter gewichtige Unterschiede!
(Nachtrag: Zu spät gesehen, dass der Ausklang das dann ja doch richtigstellt!)