Bauernfängerei: EEG-Umlage sinkt 2022 – nicht wirklich

Die Übertragungsnetzbetreiber verkündeten am Freitag, dass die EEG-Umlage im kommenden Jahr auf 3,723 Cent pro Kilowattstunde vor derzeit 6,5 Cent sinken wird Ein durchschnittlicher Haushalt wird etwa 100 Euro im Jahr weniger für den direkten Strompreis bezahlen - und dafür über höhere Steuern geschröpft werden.

IMAGO/photothek

Die EEG-Umlage soll bekanntlich den Ausbau der »erneuerbaren Energien« finanzieren und ändert sich jährlich. Im Vergleich zum Jahr 2012 mit 3,59 Cent/kWh ist die Finanzierung der erneuerbaren Energiequellen durch die Umlage mit 6,5 Cent/kWh drastisch angestiegen. Bundeswirtschaftsminister Altmaier wollte die Umlage seit längerem reduzieren, gar zu häßlich klingen die Worte von Deutschland als dem Land mit den weltweit höchsten Strompreisen. Kerstin Andreae, die Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW, meinte gar: »Die gesunkene EEG-Umlage ist eine gute Nachricht.« Sie will die EEG-Umlage am liebsten abschaffen. »Die gesunkene EEG-Umlage darf jedoch nicht davon ablenken, dass die neue Bundesregierung als eine ihrer ersten Amtshandlungen die komplette Abschaffung der EEG-Umlage in der kommenden Legislaturperiode beschließen sollte. Das würde Stromkundinnen und Stromkunden und nicht zuletzt den Mittelstand dauerhaft entlasten.« Entlasten? Es ist der glatte Hohn. Es bezahlt der Steuerzahler; die Öko-Strom-Lobby hat sich nur aus der Schusslinie der Kritik gebracht.

Diese Umlage könnte in einer neuen Koalition wegfallen. Im Sondierungspapier von SPD, Grüne und FDP steht der Satz, dass die Finanzierung der EEG-Umlage über den Strompreis so schnell wie möglich beendet werden solle. FDP-Mann Kubicki meinte gar: »Wir müssen aufpassen, dass die Energiekosten nicht ins Unermessliche steigen.« Wie das finanziert werden soll, darüber verlieren die Koalitionäre kein Wort. Kubicki müsste dazu sagen, dass die komplette Energiewende verfehlt und zu teuer ist.

Entlastet werden Stromverbraucher natürlich nicht. »Linke Tasche – rechte Tasche« heißt das Politprinzip. Allein der direkte Bundeszuschuss beträgt 3,25 Milliarden Euro. Ohne diese zusätzlichen Milliarden würde die EEG-Umlage bei 4,657 Cent pro Kilowattstunde liegen. Dieser Zuschuss wiederum wird aus den Einnahmen jener CO2-Steuer bezahlt. Den Verbrauchern wird also lediglich vorher aus der Tasche gezogen, was ihm jetzt so großzügig nachgelassen wird.

Nach wie vor bleiben die Kosten für Strom auch im Jahr 2022 hoch. Die Betreiber der Windrad- und Photovoltaikanlagen wollen weiterhin die Gelder bekommen, die ihnen beim Bau zugesagt wurden.

Die sinken zwar etwas, weil eine Reihe von Altanlagen nicht mehr gefördert werden. Aber ohne kräftige Zuschüsse würden in Baden-Württemberg beispielsweise keine weiteren 1000 Windräder in die Wälder gepflanzt werden, wie das die grün-schwarze Landesregierung plant. Immer teurer wird auch der Ausbau der Stromtrassen quer durch Deutschland, über die »Windstrom« von der Nordsee nach Süden fließen soll – wenn der Wind weht.

Neben der EEG-Umlage setzt sich der Strompreis noch zu über der Hälfte aus anderen Steuern und Abgaben zusammen: 51,4 Prozent sind Steuern, Abgaben und Umlagen, 24,5 Prozent bekommen die Netzbetreiber für die ihre Stromnetze und 24,1 Prozent der Stromanbieter. Damit liegen die staatlichen Belastungen auf einem sehr hohen Niveau.

Mit diesen Umlagen und jetzt auch noch neuen CO2-Steuern bezahlen alle Stromverbraucher Windräder, Photovoltaikanlage und Biomassekraftwerke. Diese Energien sollten zwar angeblich alle nichts kosten, oder höchstens eine Kugel Eis mehr, wie Trittin als damaliger Umweltminister seinerzeit vorschwindelte. Dennoch steigen die Kosten rapide an.

Doch auf andere Weise könnten die Landschaften nicht mit Windrädern und Millionen Dächer nicht mit Photovoltaikanlagen zugekleistert werden. Was kein vernünftiger Mensch tun würde, macht er allerdings dann, wenn ihm der Staat genügend Geld hinterherwirft. Windräder und Fotovoltaikanlagen bringen zu wenig Leistung, nur große Kraftwerke sind in der Lage, den erheblichen Energiebedarf eines Industrielandes zu decken. Mit Windrädern wäre ohne irrsinnige Milliardenhilfssummen kein Geld zu verdienen.

Doch Wind und Sonne können zudem oft nicht liefern, wenn Industrie und Haushalte Energie benötigen würden. Die vergangenen Wochen zeigen deutlich den Unsinn: Kaum Wind, kaum Sonne – ohne konventionelle Kraftwerke säße Deutschland im Dunkeln. Die Situation wird dramatisch, wenn Ende des Jahres 2022 die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet werden und in einer Reihe von Kohlekraftwerken bis dahin das Feuer gelöscht wird. Insgesamt 20 GW an Leistung geht verloren. Um die 70 GW allerdings benötigt Deutschland im Durchschnitt.

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Kommentare ( 25 )

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Or
3 Jahre her

Wenn doch „der Wind umsonst weht“ und „die Sonne keine Rechnung stellt“ !
Wozu braucht es dann die EEG Umlagen ?

Konventionelle Kraftwerke benötigen die ja auch nicht, haben dazu auch noch ordentliche Betriebskosten zu stemmen und werfen normalerweise auch noch Gewinn ab.

Was hab ich da nicht verstanden ? ?

Mikmi
3 Jahre her
Antworten an  Or

Nordseekrabben müssen nicht gefüttert werden, kein Stall gereinigt werden, sie vermehren sich von selbst.
Nur, es müssen Schiffe gebaut werden, Personal eingestellt werden, Diesel getankt und dann gefangen werden, gekocht natürlich auch(mit Nordseewasser), im Sommer zahlt man trotzdem bis zu 20 Euro für ein Kilogramm und das ungepult.

Or
3 Jahre her
Antworten an  Mikmi

Heijeijei.
Ich muss die Ironie Tags deutlicher setzen. ?

Ingolf
3 Jahre her

Die Politik könnte doch nun in Vorbildfunktion „Zeichen“ setzen: Absenkung der Temperaturen im Bundestag (natürlich inkl. der Konferenzräume und Abgeordneten-Büros auf 16Grad). Streichung gepanzerter Limousinen der Fahrbereitschaft von Bundestag und Landtagen (und des Bundespräsidenten). Senkt den Spritverbrauch erheblich. Die ehemaligen Scooter der Post werden schwarz lackiert und fertig ist das neue „Politiker-Fahrzeug“. Ok, Klimaanlage bei Wärme oder Heizung bei Kälte schränken die Reichweite ein, aber für längere Strecken kann man ja auf den „Öko-ICE“ umsteigen. Für die Grünen gibt es Lastenfahrräder. Der Bonn-Berlin-Flugverkehr verschiedener Ministerien wird komplett eingestellt und auf Gleitschirme umgestellt. Der ressourcen-fressende „Wanderzirkus“ des EU-Parlaments von Brüssel nach… Mehr

Eberhard
3 Jahre her

„Wenn Ende des Jahres 2022 die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet werden“, geht nicht nur Leistung verloren, sondern ein erheblicher Teil noch vorhandener Sicherheit. Bezahlen dafür müssen dann noch ausgerechnet die Abhängigen, deren Energiepreise dadurch noch zusätzlich erhöht werden. So weit scheinen die Hirne vieler Menschen, besonders aber in Bezug auf Sicherheit auch die unserer Katastrophenschützer nicht zu reichen. AKWs machen nicht nur effektiv klimaneutralen billigen Strom, sondern sie sind auch enorm Versorgung relevant. Sie sollten eigentlich schon allein als Eckpfeiler einer hohen Versorgungssicherheit auch für einen Katastrophenfall eingesetzt werden. Es sind die einzigen derzeitigen effektiven Energieerzeuger, die auch bei einem totalen… Mehr

Politkaetzchen
3 Jahre her

Smartphones, Kühlschränke, Computer, Klospülung und Heizung sollen in Deutschland wortwörtlich durch Luft und Liebe betrieben werden.

Dass es nicht funktioniert, wird der Michel herausfinden müssen.

Eberhard
3 Jahre her
Antworten an  Politkaetzchen

Mit Luft und Liebe ließ es sich vielleicht in der Steinzeit leben. Ein längerer großflächiger Totalstromausfall aber würde viele wieder beinahe in die Steinzeit zurückversetzen. Da nutzt z.B. weder Verbrenner noch Elektromobilität noch sonst was, sondern nackte Füße werden auf unsicheren dunklen Straßen und Wegen wieder gebraucht. Und wir müssen selber auf die Jagd gehen, um am Feuer unserer Möbel zu überleben. Wohl dem, der dann mit so einem vereinfachten Leben überhaupt noch zurechtkommt. Der hat endlich ein Leben im grünen Stil.

Politkaetzchen
3 Jahre her
Antworten an  Eberhard

So ist es, nur wollen es die meisten Menschen nicht wahrhaben bis es passiert.

Thomas Holzer
3 Jahre her

Warum z.B. wird der Herr Trittin von keinem einzigen Journalisten auf diese Eiskugel festgenagelt?! Da sitzen zick Journalisten in allen möglichen Pressekonferenzen, und keiner stellt konkrete Fragen. Einfach eine Tragödie, dieser Berufsstand hat eigentlich seine Existenzberechtigung verloren ??????????

Or
3 Jahre her
Antworten an  Thomas Holzer

„ Warum z.B. wird der Herr Trittin von keinem einzigen Journalisten auf diese Eiskugel festgenagelt?! “

Bei dem Staatsfunk ? Ich glaube, da ist die Frage nur rhetorisch gemeint.

Rosalinde
3 Jahre her

Das aber wird nur ein Teil des „Klima- und Seuchensozialismus“ sein. Als ich diese Bezeichnung im neuen Buch von Markus Krall las, habe ich herzlich gelacht. Der gute Markus trifft immer den richtigen Ton.

Querdenker_Techn
3 Jahre her

Dass die staatlich geförderten Windkraft- und Solaranlagen nichts anderes als „grüne Klimakiller“ sind, weiß der TE-Leser seit einiger Zeit. Speziell die Windräder trocknen Luft und öden aus. Das kann jeder Leser mit seinen Physikkenntnissen selbst nachvollziehen. Die Windräder leben vom Staudruck, dadurch fällt in der Luft gelöstes Wasser als Regen aus, besonders durch die hoch gelobte Windkraft vor der Küste. Der Wirbel hinter den Rädern trocknet die Böden aus. Hinzu kommt die mit jedem Rad geringere Geschwindigkeit. Gut, Luftbewegung strömt von oben nach, aber auch dort wird die Strömung dadurch langsamer. Das wenige Wasser, das wir noch haben, soll für… Mehr

Westried
3 Jahre her
Antworten an  Querdenker_Techn

Wenn man vom Energieinhalt des im Wasser enthaltenen Wasserstoffes ausgeht, braucht man für 100 MW ca 50.000 Liter Wasser pro Stunde. Das entsprechend dem Verbrauch von ca. 10.000 Personen also etwa 3.000 Haushalten.
Habe ich wieder mal im Kopf ausgerechnet.
Davon abgesehen dürfte bei der Nutzung von Wasserstoff wieder in irgendeiner FormWasser entstehen. Zum Drinknen wäre das erstmal nicht geeignet da es keine Mineralien enthält, aber in den Kreislauf kann man es zurückführen.
Das mit dem Staudruck und dem Regen erschließt sich mir auch nicht. Gibt’s dafür eine Quelle? Ich lasse mich ja gerne eines besseren belehren.

Olaf W1
3 Jahre her

Schöner Bericht, Herr Douglas! Aber ganz im Ernst: erwarten wir wirklich eine Entlastung, wenn die EEG-Abgabe halbiert wird? In Deutschland hat es das noch nie gegeben, dass irgendwo was gestrichen oder reduziert wurde, um es dann an anderer Stelle doppelt oder direkt dreifach drauf zu hauen. Ich erinne mich an den Wahlkampf von Union und FDP, als sie Schröder und seine Stümper abgesägt haben. Die Ökosteuer auf Treibstoffe sollte sofort weg. Was ist passiert? NIX! Wir kennen alle die Ergebnisse. Sarkastisch gesprochen könnte man in den Raum stellen, man bekommt vom deutschen Staat nur wirklich was zurück, wenn man bei… Mehr

ketzerlehrling
3 Jahre her

Sicher nicht. Es kann gar nicht gespart werden, dafür sorgen einmal CO2-Steuer und zum anderen wird dies wirkungsvoll verhindert. Jeder spart, oder versucht, Strom zu sparen. Licht aus, neue Geräte, hat eine Wirkung. Dafür werden jedes Jahr die Strompreise erhöht, also bleibt alles beim alten. Die Stromerzeuger wissen spielen dumme Spielchen, Strom wird gebraucht und sie können es sich erlauben.

Ben Clirsek
3 Jahre her

Schauen Sie sich mal die aktuellen Intraday Strompreise an der EEX Leipzig an. Wenn sich dieser Trend stabilisiert, werden wir eher 35-40 ct/kwh, statt aktuell rd. 30 ct/kwh sehen.