Das Klima hat den Weltklimavertrag nicht unterschrieben

Der Weltklimavertrag ist in Wahrheit ein zahnloser Tiger in Bezug auf den Klimaschutz. Als diplomatisches Werkzeug für Forderungen an andere Vertragspartner (man denke an die Geldgier vieler Drittweltpotentaten) eignet er sich aber schon.

Einstimmig hat der Bundestag vor gut zwei Wochen entschieden. Über alle Parteigrenzen hinweg gab es nicht einen Abgeordneten, der das Gesetz über den Beitritt Deutschlands zum UN-Klimavertrag von Paris abgelehnt hätte. Ein solcher Mangel an Opposition kommt selten vor. Nicht einmal der überhastete Atomausstieg des Jahres 2011 übte eine derartige Gleichschaltungskraft aus. Nachdem auch Bundesrat und schließlich das europäische Parlament zustimmten, gehört Deutschland nun zum Ensemble des großen Weltklimatheaters. Es ist nur noch nicht ganz klar, unter welchem Titel das Stück in die Geschichte eingeht. „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ wäre ebenso passend wie „Viel Lärm um nichts“. Wenn es schlimm kommt, könnte es am Ende auch heißen „Die durch die Hölle gehen“. Denn sollten unsere Parlamentarier und unsere Regierung das Abkommen wirklich ernst nehmen, stünde Deutschland ein Sturz in den Abgrund bevor.

Denn sie wissen nicht, was sie tun

Natürlich, das durch die Verbrennung fossiler Energieträger durch den Menschen in die Atmosphäre eingebrachte Kohlendioxid verändert das Klima. Jede Verdoppelung seiner Konzentration erhöht die Temperatur am Erdboden um etwa ein Grad – wenn sich sonst nichts ändert. Nun kommt das farb- und geruchlose, nicht toxische Gas nur in Spuren in der Atmosphäre vor. Unter einer Million Luftteilchen hätte man vor der industriellen Revolution im globalen Mittel dreihundert Kohlendioxidmoleküle gefunden, heute sind es vierhundert. Um von vierhundert auf achthundert Kohlendioxid-Teilchen pro Million Luftteilchen zu kommen, wäre mehr als die doppelte Menge der bislang genutzten fossilen Energieträger zu verfeuern.Das kann der Menschheit in einem absehbaren Zeitraum wirklich nicht gelingen. Die entscheidende Frage beinhaltet also der Halbsatz „wenn sich sonst nichts ändert“. Angefeuert durch umfangreiche staatliche Fördermittel versuchen zahlreiche Klimaforscher seit Jahrzehnten, Verstärkungsmechanismen zu finden und zu beschreiben, die die harmlose Erwärmungswirkung des Kohlendioxids potenzieren. Mehr Wasserdampf durch Verdunstung oder die Verminderung der Rückstrahlfähigkeit durch Abschmelzen der Polkappen scheinen derzeit die aussichtsreichsten Kandidaten für die Konstruktion von Szenarien, in denen der vergleichsweise geringe anthropogene Kohlendioxideintrag den Anstoß für einen hohen Temperaturanstieg gibt. Solche Vorstellungen werden mit Rechenmodellen begründet. Die Klimakatastrophe ist eine simulierte Apokalypse, keine gemessene oder beobachtete. Sie ist, das und nichts anderes lehren Klimamodelle, im Rahmen der Physik auf Basis des gegenwärtigen Kenntnisstandes über das irdische Klimasystem möglich, aber nicht zwangsläufig.

Denn der Weg vom Treibhauseffekt zur menschgemachten Klimakatastrophe ist gepflastert mit zahlreichen Annahmen. An die genannten Verstärkungsmechanismen kann man glauben oder nicht. Auch darf die Natur den Untergangspropheten nicht ins Handwerk pfuschen. Sehr viele Faktoren, die zu einem großen Teil nicht menschlicher Kontrolle unterliegen, stellen in Ausmaß und Wirkung noch immer große Unbekannte dar. Was geschieht mit der und durch die Wolkenbildung? Was macht die Sonne? Welche Folgen hätten häufigere Vulkanausbrüche? Was treibt die Strömungssysteme in den Ozeanen und wie werden diese sich entwickeln? Das Klima könnte sich aufgrund dieser Einflüsse beliebig schnell in eine beliebige Richtung wandeln, wärmer oder kälter, feuchter oder trockener, in vollständiger Gleichgültigkeit gegenüber unseren Anstrengungen.

Selbst ein Anstieg der Temperaturen in den kommenden Jahrzehnten um vier, fünf oder gar sechs Grad im globalen Mittel wäre immer noch nicht zwingend katastrophal. Alles, was die Klimakatastrophe zu bieten hätte, Fluten, Dürren, Stürme, Hagelschauer und Starkregen, begleitet  die Menschheit schon immer. Statistisch valide Belege für eine Zunahme von Extremwetterereignissen als Folge der bisherigen moderaten Erwärmung (etwa ein Grad in den vergangenen hundert Jahren) gibt es nicht, weder hinsichtlich ihrer Häufigkeit, noch ihrer Stärke. Wo ausreichend lange Zeitreihen existieren, etwa bei nordatlantischen Hurrikanen, zeigt sich eher das Gegenteil. Und in vielen Fällen, in denen eine Wirkung eines Klimawandels vermutet wird, überlagern lokale Faktoren der Landnutzungsänderung die globalen Einflüsse. Selbst der Meeresspiegelanstieg stellt bislang keine besondere Herausforderung dar. Ganz im Gegenteil: Die Landflächen auf der Erde wachsen, sogar an den Küsten durch Sedimentation.Die Menschheit ist ohnehin ziemlich gut darin, sich gegen die zerstörerischen Einflüsse der Natur zu wappnen. Nicht nur konnte sie alle Klimazonen des Planeten besiedeln und überall prosperieren, auch fordert schlechtes Wetter heute so wenig Todesopfer, wie noch nie zuvor in der Geschichte.

Viel Lärm um nichts?

Schon die Idee, es gäbe eine Wasserscheide bei zwei Grad Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit, die eine erträgliche Zukunft von der Apokalypse trennt, stellt eine reine Spekulation ohne wissenschaftliche Basis dar. Trotzdem haben sich die Regierungen dieser Welt in Paris auf dieses Ziel verständigt. Im Rahmen einer „verbindlichen Absichtserklärung“, die keinerlei Sanktionsmechanismen enthält. Man hat sich zwar selbst aufgefordert, konkrete Emissionsminderungsziele zu benennen. Sollten diese aber in Summe nicht ausreichen, die Grenze einzuhalten, geschieht nichts. Sollte man die Ziele verfehlen, beispielsweise durch einfaches Nichthandeln, geschieht nichts. Der Weltklimavertrag ist in Wahrheit ein zahnloser Tiger in Bezug auf den Klimaschutz. Als diplomatisches Werkzeug für Forderungen an andere Vertragspartner (man denke an die Geldgier vieler Drittweltpotentaten) eignet er sich aber schon. Anders wäre eine solche globale Einigkeit auch kaum möglich gewesen. Denn zwei Grad erweisen sich bei näherem Hinsehen als allzu ehrgeizig.

Aus Klimamodellen kann man zwar keine Grenze zwischen vertretbarer und unerträglicher Erwärmung ableiten. Wohl aber liefern die Computer der Klimaforscher die Menge an Kohlendioxid, die die Menschheit noch emittieren darf, will sie das politisch gesetzte Temperaturlimit nicht überschreiten. Das Zwei-Grad-Ziel ermöglicht rund 840 Milliarden Tonnen, ein Budget, das nach den gegenwärtigen Trends in etwa zwanzig Jahren ausgeschöpft wäre. Die wirklich böse Überraschung lautet zudem: Allein die bereits erschlossenen Vorkommen fossiler Energieträger beinhalten rund 940 Milliarden Tonnen. Die Politik hat sich also nicht nur dazu bekannt, die Entwicklung neuer Öl- und Gasquellen und neuer Kohleminen ab sofort zu verhindern, sie hat auch implizit entschieden, bereits laufende Projekte zu beenden. Nun stellen die fossilen Energieträger die einzigen Primärenergiequellen dar, die weltweit unabhängig von Wetter und Geographie jederzeit und überall bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden können. Auf sie zu verzichten, würde daher automatisch Mangelsituationen hervorrufen und Optionen zur Generierung von Wertschöpfung und Wohlstand ausschließen. Das trifft die aufholenden Volkswirtschaften Südamerikas, Asiens und Afrikas besonders hart. Das trifft aber auch die etwa fünfzig Länder, die Kohle, Öl oder Gas exportieren und damit wesentlich ihren Staatshaushalt finanzieren. Wie will man eigentlich Staaten wie den Iran oder Kuwait, wie China, Russland oder Australien dazu bewegen, ihr schwarzes Gold im Boden lassen? Man sollte sich den ewig lächelnden Ban Ki Moon an der Spitze einer Kolonne aus UN-Elektropanzern ausmalen, die auf dem Weg zur Besetzung saudischer Ölquellen mangels Ladesäulen im Wüstensand steckenbleiben, um die Irrationalität des Pariser Vertragswerks zu erkennen.

Die durch die Hölle gehen

Obwohl das Abkommen am Ende vielleicht nur ein Thema für die UNO bietet, mit dem sie ihre Existenz trotz jahrzehntelangem Versagens in ihrer eigentlichen Aufgabe, der Verhinderung von Kriegen, rechtfertigen kann, obwohl es vielleicht nur als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Diplomaten, Schlagzeilenlieferant für Medien und Geldquelle für mitunter dubiose Klimaforschungsinstitute und Klima-Denkfabriken taugt, kann man angesichts der Einigkeit der im Bundestag vertretenen Parteien in dieser Frage für Deutschland Schlimmeres erwarten.

Schließlich eignet sich eine Klimaschutzagenda besonders für die typische deutsche Leidenschaft, sich reale und konstruierte Probleme der Welt auf die Schultern zu laden, um diese entweder gleich im Alleingang zu lösen oder sich zumindest als leuchtendes Vorbild feiern zu lassen. Wer sich heute noch lustig macht angesichts der Forderung der Grünen, die Zulassung von Benzin- und Dieselmotoren im Straßenverkehr ab 2030 zu verbieten, dem könnte das Lachen bald im Halse stecken bleiben. Denn erstens versammeln die grünen Parteien (CDU, SPD, Grüne und Linke) hierzulande noch immer mehr als 70% der Wähler hinter sich und zweitens ist dieser Ansatz zwingend und folgerichtig. Die Klimaziele erfordern, Kohle, Erdöl und Benzin in den kommenden zwanzig Jahren vollständig aus allen Wertschöpfungsketten zu verbannen. Denn wo immer und wie immer sie gebraucht werden, Kohlendioxid fällt als Abfallprodukt aus energetischen Gründen auf jeden Fall an. Da kann ein Verbot von Verbrennungsmotoren in Automobilen nur der Anfang sein. Eisenbahnen, Flugzeuge und Schiffe gibt es auch noch. Bereits eingeleitet wurde eine Energiewende mit dem Zweck, Kohle und Gas aus der Stromproduktion zu entfernen. Hohe Stromkosten und sinkende Versorgungssicherheit sind gegenüber dem Weltuntergang das geringere Übel. Dann geht es der Grundstoffindustrie an den Kragen. Ohne Kohle gibt es keinen Stahl mehr, kein Glas, keinen Zement und keine Keramik und ohne Erdöl keine Kunststoffe. Letztere machen ja ohnehin nur Ärger, man denke an Plastikmüll. Wer mit Erdgas oder Öl heizt, kann schon mal anfangen, für eine neue Anlage zu sparen. Unvorstellbar? Der Staat könne doch nicht vorschreiben, welches Auto man kauft, wieviel Strom man verbraucht, welche Heizung man verwendet? Doch, kann er und wird er, solange die Deutschen nicht die Kraft aufbringen, ihn daran zu hindern. Er wird am Ende sogar die Größe des Bildschirms vorgeben, auf dem man Tichys Einblick liest und wann man ihn einschalten darf.

Die neue Wirtschaftsordnung, von der die Klimaschützer träumen, vernichtet nicht nur die Arbeitsplätze in der Öl-, Gas- und Kohleindustrie. Sie vernichtet auch die meisten Arbeitsplätze in den Wirtschaftszweigen, die mit der Weiterverarbeitung und Veredelung dieser Rohstoffe ihr Geld verdienen. Und das betrifft, genau betrachtet, fast alle Branchen. Bis auf das Friseurhandwerk vielleicht. Haare kann man auch bei Kerzenlicht schneiden, mit Scheren, die der Schmied um die Ecke im Holzkohlefeuer hergestellt hat. Holzkohle? Vermag Biomasse eine Zukunft zu vermeiden, in der wir alle davon leben, uns gegenseitig die Haare zu schneiden? Nein, Biomasse steht bei weitem nicht in den Mengen zur Verfügung, die zur Substitution fossiler Kohlenwasserstoffe erforderlich wären. Und außerdem weisen das Abholzen von Wäldern und die Anlage weiträumiger Monokulturen – man ahnt es schon – eine negative Klimawirkung auf.

Die beschriebene Ökodiktatur ist längst keine Phantasie mehr. Sie wurde unter der Bezeichnung „Große Transformation“ vom „Wissenschaftlichen Beirat für globale Umweltfragen“ bereits beschrieben. Neben der Energiewende und der Förderung der Elektromobilität orientieren sich auch aktuelle Strategiepapiere der Bundesregierungan dieser Vorgabe, vom „Grünbuch Energieeffizienz“ bis hin zum „Klimaschutzplan 2050“. Deutschland könnte tatsächlich der einzige Idiot sein, der wirklich ernsthaft versucht, die Vorgaben des Weltklimavertrags zu erfüllen. Zumindest lösen wir damit ungewollt das Problem des durch Wohlstandsgefälle ausgelösten Migrationsdrucks. Von dem 2014 verstorbenen Publizisten Peter Scholl Latour ist der Satz überliefert: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, der wird selbst Kalkutta.“ Ich möchte in Anlehnung an den CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer und ohne damit eine Geringschätzung von Senegalesen ausdrücken zu wollen, dieses Zitat ergänzen durch „Wer sich zum Senegal macht, ist für senegalesische Migranten nicht mehr attraktiv.“

Der Klimapräsident

Die Einheit, mit der der Bundestag dem Pariser Abkommen beigetreten ist, öffnet zudem der Kanzlerin einen Lösungsweg für eine weitere aktuelle Frage. Ein im Sinne des Zwei-Grad-Ziels wirksamer Klimaschutz würde unsere Gesellschaft tiefgreifender verändern, als die Zuwanderung der jüngsten Vergangenheit und der nahen Zukunft. Ein wirksamer Klimaschutz wäre ein Pfad in Mangel und Verzicht in jeder Hinsicht. Um die Bevölkerung auf diesem Weg anzuleiten und sie zu motivieren, bedarf es einer Führungspersönlichkeit mit Überzeugung und Überzeugungskraft, die jenseits des politischen Alltagsgeschäfts jederzeit die Menschen ansprechen und erreichen kann. Welch glücklichen Umstand daher die Vakanz des Amtes des Bundespräsidenten darstellt!

Wer könnte die bevorstehende Transformation besser verkörpern, als ihr Erfinder selbst. Wer könnte für das „Zwei-Grad-Ziel“ besser eintreten und werben, als einer seiner Väter? Wer könnte die Notwendigkeit zu einem wirksamen Klimaschutz besser erläutern, als ein mit akademischen Weihen versehener einflussreicher und mit Auszeichnungen überhäufter Klimaforscher? Der zudem allein durch seine persönliche Bekanntschaft mit allen moralischen Instanzen der Moderne, vom verstorbenen Nelson Mandela über den Papst bis hin zu Claudia Roth, selbst eine solche geworden ist? Der als überparteilicher Kandidat für ein Thema steht, dem sich fast alle Parteien verpflichtet fühlen, und dadurch für die breite Mehrheit der Delegierten der Bundesversammlung wählbar ist? Der die Kanzlerin seit vielen Jahren berät und ihr daher persönlich nahe steht? Genau, ich meine den jüngst erst mit dem „Energie-Effizienzpreis für Norddeutschland 2016 in der Kategorie Wissenschaft der Stadtwerke Hannover“ ausgezeichneten Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Schellnhuber, gegenwärtig noch Leiter des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung PIK und als solcher mit schmelzenden Gletschern ebenso vertraut, wie mit wutbürgerlichen Klimaskeptikern.

Ich bin zwar nicht vorschlagsberechtigt, aber auf diesem Weg möchte ich ihn trotzdem für das Amt des Staatsoberhauptes empfehlen. Klimaschutz bedeutet, einem Problem, dessen Existenz man lediglich vermutet, mit Maßnahmen zu begegnen, die es möglicherweise nicht lösen. Maßnahmen, die am Ende viel größere Verheerungen anrichten, als es ein Klimawandel je könnte. Dieser blinde Aktionismuswürde durch die Wahl Schellnhubers zum Bundespräsidenten wunderbar abgerundet.

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