Das ABC von Energiewende und Grünsprech 39 – Kohleausstieg

Die Heilige Grüne Einfalt in Reinkultur ist über uns gekommen. Realitäten spielen keine Rolle mehr und die Illusionen sind grün gestrichen. Wenn die Grünen aber gebraucht werden für Machterhalt oder Machterlangung, wird koaliert.

© Justin Sullivan/Getty Images

Täglich werden wir mit Begriffen konfrontiert, die im Ergebnis einer als alternativlos gepriesenen Energiewende verwendet werden oder durch sie erst entstanden sind. Wir greifen auch Bezeichnungen auf, die in der allgemeinen Vergrünung in den Alltagsgebrauch überzugehen drohen – in nichtalphabetischer Reihenfolge.

K wie

Kohleausstieg, der

Landläufige Bezeichnung für die Beendigung der Nutzung von Kohle als Brenn- und Rohstoff. Auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen im Juni wurde der Kohleausstieg mit Beschluss versehen und auf das Jahr 2030 terminiert. Zeitgleich soll der Verbrennungsmotor in Kraftfahrzeuge nicht mehr eingebaut werden.

Politische Willensbekundungen und Konferenzbeschlüsse sind nun mal wunschgetragen und hoch gesteckt, denn um Wirkung zu erreichen, bedarf es „ehrgeiziger“ oder „ambitionierter“ Ziele. Inwieweit die Delegierten über ihren Beschluss nachgedacht oder sich mit Realitäten beschäftigt haben, ist nicht bekannt. Es steht eher zu vermuten, dass in bewährter ideologischer Art die Welt, wie sie ihnen gefällt, grün angestrichen wurde.

Dabei wäre es nicht schwer gewesen, sich zu informieren. Kundige Leute wie Dr. Wolfgang Rasim aus Forst und andere haben sich die Mühe gemacht, Was-wäre-wenn-Rechnungen anzustellen:

Ein wenig Polemik muss sein
Grüne Zehn Punkte – ab ins Politik-Nirwana
Angenommen, zwei Drittel (221 Terrawattstunden) des wegfallenden Kohle- und Atomstroms sollen durch Windenergie ersetzt werden, ein weiteres Drittel durch Solar, Erdgas, Geothermie und anderes, so wären dafür etwa 44.200 Windkraftanlagen (onshore) der 3,2-Megawattklasse notwendig. Für zwei Drittel Ersatz der Kohle im Wärmemarkt (737 Terrawattstunden thermisch) bräuchte es, wenn hälftig Wärmepumpen und Elektroheizungen zum Einsatz kämen, 98.300 Windkraftanlagen. Da die Verbrenner-Autos ab 2030 durch E-Mobile ersetzt werden sollen, braucht man auch hier Strom: Für unsere betrachteten zwei Drittel des Strombedarfs (321 Terrawattstunden) wären theoretisch 64.200 Windkraftanlegen nötig.

Rein rechnerisch geht es also um eine Größenordnung von zusätzlich über 200.000 bis 2030 neu zu errichtende Windkraftanlagen im Land. Gegenwärtig drehen sich bei uns (zeitweise) 27.270 Rotoren. Der Fantasie der Leser sei jetzt Raum gegeben.

Da Wind und Sonne den Strom nur fluktuierend liefern, entstünde ein gigantischer Speicherbedarf in der Größenordnung einiger Tausend theoretischer herkömmlicher Pumpspeicherwerke. Speicher fressen über ihren Wirkungsgrad einen Teil der eingelagerten Energie wieder auf. Pumpspeicherwerke eher weniger, bei Power-to-Gas sollte man nicht den Begriff Speicher gebrauchen, sondern das entstehende Gas anderweitig nutzen. Bereits 2010 stufte die Deutsche Physikalische Gesellschaft P2G als Stromspeicher als „energetisch uninteressant“ ein. Es gilt weiter der Spruch: Ohne Speicher ist diese Energiewende nicht machbar, mit Speichern nicht bezahlbar.

So gleitet die Heilige Grüne Dreifaltigkeit aus Kohleausstieg, E-Mobilität und Ehe für alle dem Wahlkampf entgegen und mag belächelt werden. Wenn die Grünen aber gebraucht werden für Machterhalt oder Machterlangung, wird nicht mehr gelächelt, sondern koaliert.

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Kommentare ( 35 )

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Arthur Firmus
7 Jahre her

Es geht viel einfacher.
Im Jahre 2016, im Lande der fleißigen und dummen Klimaretter drehten sich
28217 Windenergieanlagen und lieferten 12,3% der gesamten Stromproduktion.
https://www.wind-energie.de/sites/default/files/download/publication/windenergie-factsheet-2016/wind-factsheet_deutsch_2016.jpg
Bis 2030 soll der Anteil von 12,3 auf 70% gesteigert werden. Wie viele Windenergieanlagen braucht das Land der Klimaretter in 2030? (28217*70)/12,3=160584,55 Anlagen. Jeder der nur ein bisschen bei Verstand ist, weiß, dass Das nicht machbar ist. Das ist aber wirklich bloß nur ein Peanut im Vergleich zu den gewaltigen Energiemengen an fossilen Energieträger die zusätzlich zum Strom ersetzt werden müssen.

Ivan De Grisogono
7 Jahre her

Also, Sie haetten (oder werden) ihre Plaene auch ohne Steuerzahlersubventionen verwirklicht? ?

berk
7 Jahre her

In Europa fahren etwa 300.000.000 PkW 3 Menschen atmen etwa im Jahr so viel kg CO² aus, wie 1 PkW mit ca 30.000 Km Jahresfahrleistung. Das künstliche Wachstum der Bevöklerung durch Einwanderung, lässt den CO² Ausstoß in Europa steigen, auch wenn die Pkws reduziert werden würden. Die Weltbevölkerung soll bis 2050 um 2.200.000.000 steigen. Das sind dann in Kg CO² etwa Atemluft 2.200.000.000.000 Kg im Jahr mehr oder dann durch 3 Menschen als Pkw mit 30.000 Km Fahrleistung, oder in etwa 600.000.000 Pkw mehr auf dem Globus Der Wald wird abgeholzt als natürlicher CO2 Speicher, für Windräder, die dann angeblich… Mehr

Hans Diehl
7 Jahre her

Ich hoffe es tut der Diskussion hier gut, wenn ich einzelne Ausführungen des Autors mal wieder bei Lichte betrachten Zitat aus dem Artikel. Dabei wäre es nicht schwer gewesen, sich zu informieren. Kundige Leute wie Dr. Wolfgang Rasim aus Forst und andere haben sich die Mühe gemacht, Was-wäre-wenn-Rechnungen anzustellen: Zitat Ende. So kundig scheinen diese Leute auch nicht zu sein, sonst wäre denen bekannt, dass z.B. Wärmepumpen mehrheitlich mit Photovoltaikanlagen vom eigenen Dach betrieben werden. Verbunden mit einem Speicher im Keller, brauchen die selbst im Winter nicht die Anzahl Windräder, die da reißerisch propagiert werden. Das Gleiche gilt für die… Mehr

berk
7 Jahre her

Der Grünenclub wird glaubwürdig, wenn neben ihren Wohnhäusern 3,2 Megawatt Rotoren kreisen, sie keinen Flieger benutzen und mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Ethelbert Hoppenstedt
7 Jahre her

Sehr geehrter Herr Hennig, unlängst konfrontierte mich ein Gründer mit folgenden Zahlen, zu denen ich mal Ihre Stellungnahme erbitte und erhoffe. Die jährliche Gesamtfahrleistung der in Deutschland zugelassenen Kfz betrug im Jahr 2016 laut Kraftfahrtbundesamt 725,8 Milliarden Kilometer. Ein e-Auto verbraucht ca. 18kWh pro 100km. Der Verkehr der in Deutschland zugelassenen Kfz würde also ca. 131 Milliarden kWh Strom benötigen. 2016 wurden in Deutschland etwa 50 Milliarden kWh für das Ausland produziert. Dabei handelt es sich überwiegend um Strom aus regenerativen Quellen, der nicht gespeichert werden kann. Das heißt, fast 40% des benötigten Stroms einer kompletten Elektrifizierung des KFZ-Verkehrs in… Mehr

Hans Diehl
7 Jahre her

Ethelbert Hoppenstedt sagt. Der Punkt ist doch: Wir können hier schreiben und uns aufregen, wie wir wollen. Wenn sich etwas ändern soll, müssen wir die Menschen in der Masse überzeugen. Und dafür braucht es gute, nachvollziehbare Argumente. Und vor allem Argumente, um solche Simplifizierungen zu kontern. @ethelberthoppenstedt:disqus Das wird deshalb nicht gelingen weil die Menschen – noch nicht die Masse – sondern die sich echt dafür interessieren, der Realität näher sind, als es in solchen Artikeln dargestellt wird. Gehen Sie doch mal in die einschlägigen Foren z.B PV Forum wo solche Themen von Leuten die Wärmepumpen – mit Strom vom… Mehr

Ethelbert Hoppenstedt
7 Jahre her
Antworten an  Hans Diehl

Mir sind solche Lösungen im Einfamilienhaus-Bereich durchaus bekannt. Diese Lösungen sind vereinzelt und lassen sich nicht zur Begründung einer „Energiewende“ verwenden, weil sie nicht skalierbar sind. Nur 40% der Einwohner in D leben in selbstgenutztem Eigentum, nur 30% in Einfamilienhäusern. Mieter haben faktisch keine Chance, etwas zu gestalten. Wir brauchen aber Lösungen, die für das Land im Ganzen taugen, keine Insellösungen. Allerdings: Alle, die ich kenne, haben sich auch an das öffentliche Stromnetz anschließen lassen, Begründung: „Man weiß ja nie…“. Einerseits koppeln sie sich also aus der Gemeinschaft ab, andererseits brauchen sie dann doch deren Rückendeckung. Sorry, aber an dem… Mehr

HD
7 Jahre her

Zum Flottenverbrauch:18 kWh/100km ist für einen PKW schon die Untergrenze. Realistischer sind sicher 20 bis 25 kWh. Zu allen zugelassenen Kfz gehören ja auch Transporter, LKW, Busse usw, die ein vielfaches Verbrauchen und größere Strecken zurücklegen. 50 kWh sind es dann im mittel der Kfz Flotte mindestens. An der Steckdose braucht man dann aufgrund der Ladungsverluste 60kWh.Mit den 725 Milliarden Kilometern kommt man dann auf über 400 Milliarden kWh. Zu den Stromexporten des „Überschussstromes“: Das ist meistens der Solarstrom zur Mittagszeit, hier werden aber die meisten KFZ nicht an der Steckdose hängen, und die, die schon seit letzten Abend angeschlossen… Mehr

R.J.
7 Jahre her

Sehr geehrter Herr Hennig, wieder einmal herzlichen Dank. Sehen Sie mir nach, wenn ich, was Berechnungen zu den Erfordernissen und Perspektiven sog. erneuerbarer Energien angeht, erneut auf das Buch von Dietrich Pelte “ Die Zukunft unserer Energieversorgung. Eine Analyse aus mathematisch-naturwissenschaftlicher Sicht“ verweise, auch auf seine Internet-Seite bei der Universität Heidelberg. Ein Vademekum, das ich jedem naturwissenschaftlich halbwegs vorgebildeten Leser empfehle. Was die Speicher anbelangt, rechnet Herr Pelte vor, dass man ganz Deutschland mit einer 20 m hohen Schicht leistungsfähiger Kondensatoren überziehen müsste, um eine Energiereserve für ca. 10 Tage zu speichern (2 x 10 hoch 12 kWh/a). Das verdeutlicht… Mehr

Frank Stefan
7 Jahre her

Dieses Parlament ist gelebte Inklusion.
Von einem Apologeten dieser Utopien bekam ich zur Antwort: na dann muss eben weniger Strom verbraucht werden.
Inklusion halt.

Sabine Ehrke
7 Jahre her

Noch sind die Kühlschränke voll, die Spiele laufen und der Feind heißt AfD.

rainerugi
7 Jahre her

Wenn man jetzt noch die „Terrawattstunden“ durch die richtige Schreibweise „Terawattstunden“ ersetzt, wäre der Artikel noch richtiger. Mit Terra=Erde hat das nichts zu tun, es ist die Vorsilbe für 1 Billion von etwas.