Wo sind die Plakate-Kleber für Laschet und die CDU geblieben?

Im Düsseldorfer CDU-Wähler-Stadtteil Oberkassel hängen kaum CDU-Plakate. Laschets Name fehlt dort ganz. Der alten Volkspartei fehlt offenbar ihr Fußvolk im Wahlkampf.

IMAGO / Udo Gottschalk
Plakate von CDU und SPD im Bundestagswahlkampf

Düsseldorf-Oberkassel auf dem linken Ufer des Rheins gelegen, ist ein bürgerlicher, überdurchschnittlich wohlhabender Stadtteil. In der Bezirksvertretung des linksrheinischen Düsseldorf ist die CDU mit Abstand stärkste Partei (CDU: 8, Bündnis 90/Die Grünen: 5, SPD: 2, FDP: 2, Die Linke: 1, AfD: 1). Bei der jüngsten Wahl des Oberbürgermeisters war Oberkassel eine Hochburg des Siegers Stephan Keller, CDU.

Düsseldorf hat nicht nur einen CDU-Bürgermeister, sondern auch zwei direkt gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete (darunter TE-Gastautorin Sylvia Pantel). Und nicht zuletzt ist Düsseldorf die Hauptstadt des vom christdemokratischen Kanzlerkandidaten Armin Laschet als Ministerpräsident regierten, größten Bundeslandes. 

Kurz gesagt: Es ist wahrlich nicht aussichtslos, hier für die CDU und Armin Laschet Wahlkampf zu machen. 

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Und dennoch ist die CDU und erst recht Laschet im Plakatwald hier kaum sichtbar. Am vergangenen Samstag hatten Grüne, FDP und SPD am zentralen Barbarossa-Platz Sonnenschirm-Stände mit Flyer verteilenden Wahlkämpfern errichtet. Die CDU war nicht zu sehen – und das auf einem den ganzen Ortsteil dominierenden Platz, der von Edel-Lokalen geprägt wird, die dem CDU-Lokalpolitiker Giuseppe Saitta gehören. 

Auf einem Spaziergang in der Mittagspause auf der Lueg-Allee vom Belsenplatz zur Oberkassler Rheinbrücke rauf und runter zähle ich an kleinen Plakaten: eins von der ÖDP, zwei von „Volt“, zwei von der Linken, fünf von der SPD, neun von der „Klimaliste“, 13 von den Grünen, 14 von der FDP – und nur sechs von der CDU. 

Auf keinem der CDU-Plakate ist Laschet zu sehen, auf allen der Direktkandidat für Düsseldorf-Nord, Thomas Jarzombek. Am Lueg-Platz, an der Straßenbahnhaltestelle direkt vor der Rheinbrücke, ist Platz für große Plakate. Hier sind die FDP mit einem über Akten brütenden Christian Lindner (und der Lokalmatadorin Marie-Agnes Strack-Zimmermann) dreifach, die SPD mit Olaf Scholz doppelt, Grüne, Linke und CDU mit je einem Großplakat vertreten. 

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Hier ist zum ersten Mal im Oberkassler Plakatwald ein Bild von Armin Laschet zu sehen. Auffällig ist allerdings, dass im Gegensatz zu den Großplakaten der anderen Parteien, der Name des Abgelichteten nicht dabei steht, sondern nur die Nonsens-Zeile: „Weil es um die Menschen geht, wenn es um Deutschland geht“. 

Vermutlich steckt hinter dieser Nichterwähnung irgendeine schlaue Idee aus dem Konrad-Adenauer-Haus oder der mit den Plakaten beauftragten Agentur.  Aber die Nicht-Präsenz des Namens des CDU-Kanzlerkandidaten passt zur geringen Präsenz der CDU-Plakate insgesamt: ausgerechnet in diesem CDU-affinen Teil der Stadt. 

Man könnte den Eindruck haben, die CDU sei nicht nur nicht besonders stolz auf ihren Spitzenkandidaten. Es könnte hier in Düsseldorf-Oberkassel auch der Verdacht aufkommen, dass der CDU ganz einfach die eifrigen Plakate-Aufhänger und Wahlkämpfer fehlen. Jene Leute also, denen Politiker an Wahlabenden stets als ersten danken. Im Wahlkampf braucht jede Partei genug Freiwillige, die Freizeit fürs Plakate-Kleben aufzuwenden bereit sind. 

Die Klimaliste scheint in Düsseldorf mehr von der Sorte mobilisieren zu können als Laschets CDU. Und das ausgerechnet dort, wo junge CDU-Mitglieder dies sozusagen direkt unter den Augen des Chefs tun und sich so Meriten erwerben könnten. 

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Plakate prägen sich ein. Präsenz ist, was zählt, die Texte sind, naja, Bullshit. Wer nicht auf Wahlplakaten zu sehen ist, verschwindet erst aus dem Straßenbild und dann aus dem Bewusstsein. Und Plakate werden meist von einfachen Parteimitgliedern geklebt. Kleben die nicht, argumentieren sie auch nicht. Und wer nicht wirbt unter Freunden, am Stammtisch, am Arbeitsplatz, produziert keine Stimmen. Die über 400.000 Mitglieder der CDU fallen als Botschafter offenbar weitgehend aus. 

Der innerliche Zerfall der Volkspartei CDU, der in den langen Jahren unter Merkel rapide voranschritt, blieb durch die Fassade der Macht lange verdeckt. Wie ein alter Baum oft noch äußerlich imposant wirkt, obwohl sein Inneres längst morsch ist.

P.S.: Wenn Sie in Ihrer Nachbarschaft oder auf dem Weg zum Arbeitsplatz oder wo auch immer ähnliche oder ganz andere Beobachtungen über die Zahl und Art der Wahlplakate gemacht haben, lassen Sie uns das bitte wissen!

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Kommentare ( 91 )

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Christa Born
3 Jahre her

Wenn schon grün-rot dann mit den entsprechenden Parteien. Die CDU hat fertig, Flasche leer. Ab in die Opposition zusammen mit der AFD. Das spüren doch die Stammwähler selber. Die nächsten 4 Jahre sind auf jeden Fall von der allgemeinen Klimahysterie geprägt, das muss jetzt durch wie eine Pandemie. Sollen die dem Volk die Staatspleite und die Blackouts verkaufen. Danach Wiederaufbau.

SekarDadu
3 Jahre her

Im roten Potsdam kaum CDU aber eben auch deutlich weniger als sonst. Scholz haben sie ja extra hier eingeflogen als Direktkandidat. Die Mieter in seiner Nähe sind gerade extrem begeistert vom ganzen Personen- und Polizeischutz. Zu den Plakaten: das ist Absicht. Ein letztes Nachtreten von der Raute des Grauens. Damit dann festgestellt werden kann, dass es eben noch schlimmer geht und wie wundervoll doch die Merkelzeit war.

ErwinLoewe
3 Jahre her

Ein Bericht. Vor Wochen bat ich die 6 im Bundestag vertretenen Parteien per Webseiten-Formular oder per E-Mail um Zusendung der Programme zu Bundestagswahl 2021. Zuerst lag das der AfD im Briefkasten. Nach etwa 14 Tagen wurden die anderen 5 an die Bitte erinnert. Die SPD fragte nach, ob die Bitte tatsächlich so gemeint sei, das Programm sei schließlich online als PDF erhältlich. Der wiederholten Bitte folgend traf dann auch die SPD ein. Es folgten die FDP mit einem am Drucker erstellten und mit Klammeraffen gehefteten Exemplar und die Linke. Bis heute, viele Wochen später, kamen nicht: Die Grünen und das… Mehr

Wilhelm Roepke
3 Jahre her

Hier in Luxemburg wird natürlich nicht für die Bundestagswahl plakatiert, aber an den Orten jenseits der Grenze in Deutschland sieht es ähnlich aus. Viel SPD und FDP, relativ viel Grün und Volt, wenig CDU und die paar Plakate von der AFD haben deren Feinde mit irgendeiner dunklen Farbe hastig verunstaltet, da sie zum Wegreissen wohl etwas zu hoch hängen.

Carlos
3 Jahre her

Die CDU muss weg von der Regierungsbank. Das ist die Rache an Merkel und ihrem Hofstaat. Egal was dann kommt. Schlimmer, als diese unsägliche GROKO kann es nicht werden. Vier Jahre sind schnell vorbei.

Johann Thiel
3 Jahre her

Bei uns in Ostholstein nehme ich am meisten SPD-Plakate mit Scholz wahr. Muss allerdings sagen, dass der gute Mann darauf irgendwie gruselig aussieht. Diese offenbar bearbeitete Frontalansicht kommt Maskenhaft rüber, dazu dieses deprimierende Schwarz-Weiss auf roten Grund. Wie eine Einstimmung auf den grauen Alltag im tiefroten Sozialismus. Der Kandidat entmenschlicht, tritt wie ein zweites Logo der Partei auf. Das steht uns allen dann wohl bevor.

Werner.K
3 Jahre her

Herr Knauss, können Sie auch sagen, wie viele Plakate der AfD Sie gesehen haben? Hier im Ort hängen seit 4 Tagen 5 unversehrte Plakate der AfD. Während in Recklinghausen 90 Prozent der aufgehängten AfD Plakate zerstört waren.

Biskaborn
3 Jahre her

Folgt man dem Artikel findet die größte Oppositionspartei in Düsseldorf gar nicht statt. Traurig, Gott sei Dank ist es hier an meinem Wohnort anders! Zur CDU erübrigt sich jeder Kommentar, die haben wohl schon aufgegeben!

Andreas aus E.
3 Jahre her

Farbwahl schwarz-weiß-rot stieß hier auch schon Genossen auf, aber Erklärung des VEB BT-Wahl21 klingt plausibel: Es sei zwar an Regenbogenfarben gedacht worden, aber die Farben seien a) teuer und b) nicht umfeldfreundlich, zudem hätte es c) deshalb wohl ünnötiges Gezänk mit den „Grünen“ gegeben, die gleiche Idee hatten. Darum beließ man es bei jetziger Farbzusammenstellung, zumal die, welche diese Farben noch so bevorzugen, als unverbesserliche Reichsbürger und Bismarck-Wilhelm-Monarchisten kaum die SPD wählen würden, wohl aber Anhängerschaft jener anderen sozialistischen Bewegung, welche, geschichtlich in ganz großem Bogen betrachtet, es ermöglichte, daß heute die SPD für die in Linkspartei umbenannte SED Koalitionsoption… Mehr

Andreas aus E.
3 Jahre her

Ich sehe hier Stegner, Stegner, Stegner.
Kein Wunder, ist er doch wohl der mit großem Abstand beliebteste Politiker dieser Republik, viele Menschen werden, auch ohne Mitgliedschaft in der SPD, bei sich daheim diese Plakate gedruckt und dann auf eigene Kosten und mit eigener Mühe ausgebracht haben.