Angela Merkel demütigt Friedrich Merz und die ganze CDU

Angela Merkel lehnt ein Angebot zum Abendessen mit Friedrich Merz ab – und will nicht Ehrenvorsitzende der CDU werden. Sie hat die CDU als Mittel zur Macht ausgebeutet. Nun ist sie fertig mit dem, was von der einst großen Partei bleibt.

IMAGO / Metodi Popow
Angela Merkel

Die CDU ist in einem erbärmlichen Zustand so kurz vor dem Parteitag, auf dem Friedrich Merz nun auch formal ihr Vorsitzender werden soll. Nicht etwa der politische Gegner (wenn man davon denn in der bundesrepublikanischen Politischen Klasse überhaupt noch reden kann) demütigt sie, sondern ausgerechnet Angela Merkel. Fast gleichzeitig lässt die Ex-Kanzlerin und Ex-CDU-Vorsitzende bekannt werden, dass sie weder den ihr angetragenen Ehrenvorsitz der Partei annehmen möchte noch sich mit Friedrich Merz zur quasi-offiziellen Versöhnung zum Abendessen treffen will.

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Merkels Selbstbedienungsladen – auf Lebenszeit
„Terminliche Gründe“ ließ ihr personell bekanntlich gut ausgestattetes Büro Merz als Absagegrund mitteilen. Das ist noch weniger als Verachtung für den Mann, den sie schon so oft gedemütigt hat. Sie demütigt aber auch die ganze Partei, indem sie dem Noch-Vorsitzenden Armin Laschet mitteilen lässt, „dass sie die Verbundenheit mit der CDU in der Zukunft in anderer Form als als Ehrenvorsitzende zeigen möchte“. Laschet erläutert das dann auch noch vor der Kamera. Die Ex-Kanzlerin sei „zu der Entscheidung gekommen: Es passt nicht mehr in die Zeit.“ Womöglich wollte Merkel eigentlich sagen: Eure ganze CDU passt nicht mehr in die Zeit!

Den Verdacht, dass sie die Partei nie liebte, sondern von Anfang an nur als Mittel zum Zweck ihrer Macht benutzte, hat Angela Merkel nun jedenfalls doppelt bestätigt. Sie hat ja selbst nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie in jenen Monaten nach dem Mauerfall, als sie auf der Suche nach einer Karrieremöglichkeit war, auch bei den Sozialdemokraten vorfühlte.

Merkel hat, so lernen wir, also drei Jahrzehnte lang diese einst große Partei, die untrennbar mit der deutschen Nachkriegsgeschichte und der Wiedervereinigung verbunden ist, zu eigenen Zwecken ausgeräumt, das programmatische Tafelsilber dem einstigen politischen Kontrahenten ausgeliefert, um die eigene Macht zu sichern. Und nun nach vollbrachter Arbeit lässt sie die wertlos gewordene Ruine achtlos stehen.

Und selbst jetzt noch, wo Merkel keine – zumindest keine direkte, offizielle – Macht mehr in der Partei hat, sind aus ihrer ersten Reihe keine Stimmen zu vernehmen, die diesen Affront als das benennen, was er ist. Statt wie Merkel es seinerzeit 2000 tat, mit den Machtstrukturen ihres Vorgängers radikal aufzuräumen, holen sich Merz und Co brav ihre Ohrfeigen ab. Es ist bezeichnend, dass fast die einzigen Meldungen, die es aus der CDU noch in eine größere Öffentlichkeit schaffen, sich um die Frage drehen, ob ein CDU-Mann, der Merkel scharf kritisiert, es aber nicht einmal in den Bundestag schaffte – Hans-Georg Maaßen –, die Partei verlassen müsse oder nicht.


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Kommentare ( 211 )

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Ch. Timme
7 Monate her

16 Jahre … und keiner hat es bemerkt?. Diese Kanzlerin entschied und diese Truppe „rannte“ hinterher. Egal wohin, nur hinterher und dranbleiben und nicht auffallen war das tragende Motto dieser Union von … Deutschland weiß immer noch nicht was mit: Wir schaffen das …“ gemeint war. Wie lange dauert das noch?

Alt-Badener
2 Jahre her

Für mich ist es das größte Rätsel in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte, dass im Prinzip die gesamte Führungsebene der CDU, bis hinab in die kleinsten Parteibonzen, dieser Frau regelrecht in den politischen Allerwertesten gekrochen sind, obwohl wahrlich das einfachst gestrickte CDU-Mitglied gemerkt haben müsste, dass diese Frau ihrer Partei und erst recht ihrem Land riesigen Schaden zufügt. Und selbst der Merz, der doch bei seinen verlorenen Wahlen gemerkt haben müsste, wer im Hintergrund die Fäden für seine Nichtwahl zog, lässt sich noch dermaßen demütigen. Wann endlich merken es denn diese ganzen Versager, dass diese Frau nur Unheil über ihre Partei und… Mehr

Th. Radl
2 Jahre her

Bemerkenswert an dieser Geschichte ist ja nicht einmal, dass Merkel absagte. Das ist bei einer Einladung von Merz m.E. sogar noch nachvollziehbar. Viel aussagekräftiger ist, dass Merz sie überhaupt noch einlädt, statt sich an ihr selber ein Beispiel zu nehmen und sie gnadenlos abzuräumen, wie sie das mit ihrem Förderer und Vorgänger machte, um der CDU wieder Platz für gestalterischen Spielraum zu verschaffen, mit dem Wahlen zur Abwechselung auch mal wieder „gewonnen“ (im Wortsinn, also im Sinne von „mit Stimmenzuwachs“ und nicht unter Zuhilfenahme irgendwelcher anderen Parteien als Steigbügelhater) werden können. Aber so? Der erste Schritt aus dem Startblock weg… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Th. Radl
Schonclode
2 Jahre her

Tja, da fehlt nur noch Merkels Mittelfinger in Richtung CDU.

Th. Radl
2 Jahre her
Antworten an  Schonclode

Wieso fehlt er? Hat Sie doch gezeigt. Mit ihrer eindrucksvollen Gestik, die wir nun ja leider höchstens noch in ständigen Rückblicken im öffentlich-rechtlichen Hoffernsehen vorgeführt bekommen werden, würde eine stramme, knackige Geste, wie sie Peer Steinbrück leicht fiel, dieser Frau doch gar nicht gelingen – oder in ihren eigenen Worten: Das ist nicht mein Duktus! (Herrlich hierzu von Volker Pispers: https://www.youtube.com/watch?v=yt4aBaptV0E)
Nein, die Absage und die Ablehnung des Ehrenvorsitzes SIND der Stinkefinger, so wie sie ihn gerade zustandebringt! Und um ehrlich zu sein: Wäre ich Parteimitglied, ich würde mich über beides gleichermaßen freuen!

w.k.
2 Jahre her

Da würde ich keine Träne vergießen. Ist für die CDU eine gute Gelegenheit sich von der „Mutti“ und ihren „Parteikindern“ endgültig zu trennen. Die wären wirklich nicht bei Trost, diesen Ballast sich nicht vom Leib zu schaffen.

Sani58
2 Jahre her
Antworten an  w.k.

Die CDU hat fertig, ob mit oder ohne.
Und Kollege Frühling mit seiner strikten Ablehnung zu auch nur ansatzweisem Zuhören der …..ich darf’s ja nicht nennen, Partei, wie will er glaubwürdige Opposition machen ? Nö, hat fertig.

Last edited 2 Jahre her by Sani58
country boy
2 Jahre her

Gerade ging der Parteitag der CDU zu Ende. Zum Schluss wurde der dritte Vers der Nationalhymne gesungen. Da muss man sich wundern, dass die CDUler, nachdem was diese Partei 2015 abgezogen hat, sich überhaupt noch trauen, das Wort „Vaterland“ in den Mund zu nehmen.

Gerro Medicus
2 Jahre her

Also, ich würde es nicht als Demütigung empfinden, wenn diese Zerstörerin der Welten nicht mit mir essen und nicht an meiner Party teilnehmen wollte. Ich würde im Gegenteil aufatmen und mich freuen, dass ich dieses Gesicht nicht mehr sehen muss.
@Brusselmans: es ist ein sehr guter Vergleich. Die CDUler, aber nicht nur die, verhielten und verhalten sich tatsächlich wie Ameisen. In deren Bau dick und fett die Ameisenkönigin liegt und sich von allen Seiten betütern lässt.

Paul Brusselmans
2 Jahre her

Ophiocordyceps unilateralis faellt mir nur dazu ein. Einfach nachschlagen.

alter Preusse
2 Jahre her

Unbegreiflich an dem Vorgang ist m. E. nur das Herr Merz mit dieser Frau freiwillig Essen gehen wollte. Wer weiss, vielleicht übernimmt er ja doch große Teile der Agenda Merkel. Die Ampel würde sich dann vermutlich in den Schlaf lachen.

Johann Thiel
2 Jahre her

Im Grunde ist das Ganze doch eine Demütigung der Deutschen durch sich selbst, die mit der CDU ihren Spiegel vorgehalten bekommen. Wer vom Untergang der CDU spricht, scheint nicht zu sehen das Deutschland der CDU vorangeht und nicht etwa umgekehrt. Hätten die Deutschen einen Funken Ehre im Leib, wäre die AfD bei den Wahlen stärkste Partei geworden. Aber nein, man hat sich lieber wie Friedrich Merz verhalten und die Deutschlandzerstörer wieder bestätigt, nur in anderer Kombination. Und so wie sich Friedrich Merz regelmäßig sein Tritt in den Hintern abholt, holt man sich brav seinen Buster ab, selbst nachdem man zum… Mehr

Fritz Goergen
2 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Lieber Herr Thiel, leider Wasser in Ihren Wein. Die AfD wie die FPÖ in der jeweiligen Regierung hätten natürlich alles mitgemacht oder gar noch angefeuert.

Johann Thiel
2 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Das, lieber Herr Goergen halte ich für eine Schutzbehauptung, da sehr unwahrscheinlich. Wozu sollten diese beiden Parteien all die Anfeindungen auf sich nehmen, wenn sie es doch als Steigbügelhalter, wie die „Freien Wähler“, viel einfacher haben könnten.

Das würde überdies bedeuten, dass es gar keine Menschen mehr mit anderen als rotgrünen Überzeugungen gibt oder wir alle einfach nur noch korrupt sind.
Das will selbst ich nicht glauben.

Aber es ist auch keine Frage des Glaubens sondern des Ausprobierens ohne Risiko, denn was bitteschön könnten diese Parteien denn verschlechtern?

Man muss sich nur von den Denkverboten und der P.C. befreien.

Fritz Goergen
2 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Die FPÖ hat bei Kurz alles mitgemacht (Haider bei Schüssel auch schon), die AfD hatte nicht die Gelegenheit.

Grenz Gaenger
2 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

„die AfD hatte nicht die Gelegenheit.“
Dann sollten Sie ihr das nicht vorauseilend unterstellen, sondern abwarten, bis der Fall eintritt.

Fritz Goergen
2 Jahre her
Antworten an  Grenz Gaenger

Politische Erfahrung erleichtert die Wahrcheinlichkeitsrechnung.

Grenz Gaenger
2 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

„… erleichtert die Wahrcheinlichkeitsrechnung“ – garantiert aber das prognostizierte Ergebnis nicht. Oft genug überholt echte Lebenserfahrung die Vorhersagen – wir erleben es derzeit hautnah, live und in Farbe, 😉

Nibelung
2 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Sehe ich ähnlich, denn politische Erfahrung selbst auf Kreisebene, verbunden mit Erfahrungen im Wirtschaftskreislauf auf höherer Ebne läßt den Blickwinkel größer werden und da treten oftmals merkwürdige Dinge auf, wenn sich ein Opponent plötzlich mit seinem Widersacher aus übergeordneten Überlegungen heraus verbündet oder ein Betriebsratsvorsitzender sich den Wünschen der Geschäftsführung ergibt, warum auch immer. Wer das kennt, weiß daß die Messlatte nicht für alle gilt und das wird zwar als Erklärungsnotstand wahrgenommen, wird aber von den Protagonisten völlig ignoriert.

Fritz Goergen
2 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Nein, das tun die mit Erfahrung, die ich kenne, nicht.

Grenz Gaenger
2 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Ist Ihnen die BT-Wahlempfehlung Ihres Kollegen Herles entgangen?

hansmuc
2 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

Die FPÖ hat Maßgebliches in der österreichischen Migrationspolitik beigetragen, und zwar Kritisches zum Glück!

Fritz Goergen
2 Jahre her
Antworten an  hansmuc

Das ist kein Widerspruch.

Grenz Gaenger
2 Jahre her
Antworten an  Fritz Goergen

„Die AfD ….. hätten natürlich alles mitgemacht oder gar noch angefeuert.“
Das sehe ich komplett anders: weder Alles mitgemacht noch angefeuert. Aber ich respektiere Ihre Auffassung.

Sani58
2 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Komisch. Wenn ich sowas schreibe , oder anfrage, obs auch mal ne Rede von nem AfDler ( z.B. zur Gesundheit Top 2.14 am 13.1.22 BT von Martin Sichert oder Anderes) zu besprechen gäbe, wird mein Kommentar/Meinung der Öffentlichkeit vorenthalten. Liegt es an Rechts.schreibfehlern, oder generell an der Ausrichtung? Beleidigend oder ungehobelt, oder unfreundlich war ich nie.

Johann Thiel
2 Jahre her
Antworten an  Sani58

Manchmal muss man einfach etwas neutraler neu formulieren. Frage mich bisweilen auch, warum „dürfen“ das die anderen, ich aber nicht. Aber das ist, glaube ich, von der Moderation zu viel verlangt, die Beiträge auch noch gegeneinander abzuwägen. Deswegen – nicht entmutigen lassen.