Afghanen in Ramstein – Deutschland hinter der Fichte

Der Luftwaffenstützpunkt in Deutschland ist für die US-Regierung sehr praktisch: Er dient als Filter, um die USA vor sicherheitsrelevanten oder jedenfalls unerwünschten afghanischen Evakuierten zu bewahren. Die werden in Deutschland bleiben. Der deutschen Regierung scheint das ziemlich egal zu sein.

IMAGO / photothek
Bundesaußenminister Heiko Maas und der amerikanische Außenminister Antony J. Blinken auf der Ramstein Air Base, 8.9.2021

Die Pressemeldungen über die Situation in dem pfälzischen Örtchen Ramstein, beziehungsweise dem dortigen Luftwaffenstützpunkt der USA, wären in einem Land, dessen Regierungspolitik sich um die innere Sicherheit schert, ein großes Aufregerthema. Doch Ramstein liegt ja in Deutschland.

Außenminister Heiko Maas hatte es mit den USA selbst ausgemacht: Ramstein wird zum „Drehkreuz“ der Afghanistan-Evakuierung. Die US-Regierung wusste wahrscheinlich schon, warum ausgerechnet Ramstein und nicht etwa einer ihrer Stützpunkte im Mittleren Osten oder in Südkorea oder Japan. Denn diese Verbündeten hätten vermutlich auf ihrem Staatsgebiet nicht zugelassen, was Deutschland ermöglicht. Natürlich geht es für die Amerikaner nicht nur ums Drehen, sondern vor allem ums Filtern. Was in Kabul auf die Schnelle nicht möglich ist, passiert nun offensichtlich eben in Ramstein: Die ausgeflogenen Afghanen werden in Ramstein überprüft, nur die unbescholtenen oder jedenfalls erwünschten werden in die USA geflogen. Nach Presseberichten sind das bislang rund 20.000 von 34.000.

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Was das für die Evakuierten bedeutet, die im amerikanischen Filter hängen bleiben, ist klar: Wenn sie wollen, bleiben sie eben dort, in Ramstein, jedenfalls Deutschland. Eine größere Zahl von ihnen hat bereits Asylanträge gestellt. Man muss kein großer Prophet sein, um zu ahnen, dass es sehr bald noch sehr viel mehr sein werden. Ob ihr Antrag abgelehnt wird, kann ihnen egal sein. Der absolute Abschiebestopp bedeutet: Wer einmal drin ist, darf bleiben, was immer auch eine Sicherheitsüberprüfung ergibt.

Ein Außenminister eines potentiellen Einwanderungslandes, der das Sicherheitsinteresse des eigenen Landes als oberste Priorität betrachtet, hätte mit allen Mitteln verhindert, dass im eigenen Land ein solches Drehkreuz aufgemacht wird. Aber für Deutschlands Regierung und besonders seinen Außenminister hat das eben keine Priorität. Im Gegensatz dazu ist in Washington – egal ob Republikaner oder Demokraten regieren – genau zwanzig Jahre nach „9/11“ der politische Wille groß, Gefährder nicht einreisen zu lassen.

Die Vereinbarung mit den USA, von der das Auswärtige Amt gegenüber Bild spricht, „dass alle Personen, die von den Vereinigten Staaten zur Weiterreise in die USA über Ramstein dort ankommen, Deutschland auch wieder verlassen sollen“, steht auf irgendeinem geduldigen Papier. Wohlweislich sagte der AA-Sprecher „sollen“ und nicht „müssen“. Die Amerikaner verweisen nach Aussage des US-Außenministeriums jeden Afghanen in Ramstein, der einen Asylantrag in Deutschland stellen will, an die deutschen Behörden. Und sprechen – reichlich scheinheilig – von der Ansiedlung in Albanien oder Uganda. So blöd wird kaum ein Afghane in Ramstein sein, sich darauf einzulassen.

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Nun gibt es ein bißchen diplomatisches Scheingeplänkel. Natürlich müssen deutsche Diplomaten empört sein – oder so tun. Und die Beamten im Innenministerium können sich über die Kollegen im AA mokieren. Aber alle werden wohl wissen, dass hinter ihren Beschwerden bei den Amerikanern kein unbedingter Wille der in Berlin Regierenden steht. In Maas‘ Pressestatement vor dem gestrigen Treffen mit dem amerikanischen Außenminister Antony Blinken in Ramstein selbst kam das Thema überhaupt nicht zur Sprache. Genau deswegen haben die Amerikaner vermutlich Ramstein und keinen anderen Ort auf der Welt zum Drehkreuz gemacht.

Aus dem Munde des Parlamentarischen Staatssekretärs im Innenministerium Stephan Mayer (CSU) klingt dieser Unwille so: „Selbstverständlich muss jeder Asylantrag individuell und gründlich geprüft werden. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass sich die afghanischen Staatsangehörigen in der Obhut der US-Behörden befinden, die sie nicht verfolgen, sondern die sie gerettet haben.“ Aber wieso muss dann jeder Antrag überhaupt geprüft werden?

Aus diesen absurden Sätzen des Staatssekretärs wird die ganze Verzerrung der deutschen Asylwirklichkeit deutlich. Jeder weiß, dass Menschen in der Obhut der US-Behörden keinen Asylgrund haben können – aber sie werden dennoch so behandelt und können in Deutschland bleiben. Merkel selbst hat die einwanderungspolitische Grundhaltung 2015 weniger verdrechselt als der Staatssekretär und für alle Welt inklusive Amerikaner und Afghanen klar vernehmbar formuliert: „Nun sind sie halt da.“

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Kommentare ( 80 )

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Nibelung
3 Jahre her

Schönes Bild, der Hegemon trifft seinen Vasallen um ihn im eigenen Land Befehle zu erteilen, damit man selbst nicht direkt mit dieser widrigen Situation konfrontiert wird und die Deuschen wie immer die Drecksarbeit leisten können, wie gewohnt. Dieses Bild der immerwährenden Erniedrigung ist symtomatatisch für diese Nation und ganz besonders bei den Roten ausgeprägt, denn die haben schon immer gerne nach außen gekatzbuckelt und sind nach innen in Gutsherrenart verfahren, obwohl sie mal als Vertreter der kleinen Leute angefangen haben und heute genau diese im Regen stehen lassen. Wer so eine Politik betreibt und den Leuten jegliche persönliche Perpektive wegnimmt… Mehr

Magdalena
3 Jahre her

Solange die Democ-rats den Präsidenten stellen, können die USA von der deutschen Regierung alles haben. Ekelhaft, wie sich Merkel, Maas und Co unterwerfen.

Danny Sofer
3 Jahre her

Diese Regierung ist eine solche Katastrophe. Und dann liest man dieser Tage, dass das Parlament als Versorgungshort für konforme Parteimitglieder, die dort allerdings kaum etwas entscheiden dürfen, noch weiter aufgebläht wird obwohl es sowieso schon das größte Parlament der westlichen Welt ist. Es ist zum… Ich glaube allerdings, dass die Regierenden nach Plan handeln: Ein riesiges Versorgungsparlament, damit es demokratisch aussieht und die Helfer versorgt sind und stillhalten. Dazu ein Wassergraben um den Reichstag für den Tag, an dem das Volk aufwacht. Und ein gigantisches Kanzleramt in dem alles entschieden wird. Wenn man bedenkt, dass das Kanzleramt bereits heute 8… Mehr

SteffX
3 Jahre her

„ Afghanen in Ramstein – Deutschland hinter der Fichte“

Das deutsche Problem: Die Fichten werden wegen des Borkenkäferbefalls allerorten gefällt. Somit stehen wir ungeschützt im Wald und ein jeder kann sehen, wie dämlich wir alle sind.
Wir lassen uns von maximal 20% Linksideologen zu völligem Unsinn hinreißen – auf restlos allen Feldern der Politik! Das wird leider nicht ohne gravierende Folgen für unseren finanziellen und geistigen Wohlstand bleiben.

Kristina
3 Jahre her

Ehrlich gesagt erstaunt mich, dass die Amerikaner überhaupt so viele mitnehmen. Es ist nicht nur Ramstein, sondern auch noch andere Standorte, wo die Amerikaner Afghanen untergebracht haben. Und die, die dann in Albanien usw. landen, sind irgendwann auch hier. Es muss offenbar erst noch viel schlimmer werden, bevor die große Masse aufwacht. Offenbar sind die meisten bereit für die Rettung des Klimas und aller Wirtschaftsflüchtlinge der Welt enorme Belastungen zu schultern oder sie überblicken nicht, was auf sie zu kommt. Wahrscheinlich muss erst in den Vierteln der woken Gutsituierten die Hütte brennen, bevor sich etwas ändert.

GerdF
3 Jahre her
Antworten an  Kristina

… oder sie überblicken nicht, was auf sie zu kommt… Hierzu mein uneingeschränktes „Ja“! Dazu kommen grenzenlose Naivität, ein Nazikompensationskomplex in Form von überbordendem Gutmenschentum, der uneingeschränkte Glaube an die ausschließlich zu unserem Besten handelnden politischen Obrigkeit sowie der Wunsch nach Führung und betreutem Denken, z.B. in Form von gefilterten und aufbereiteten Nachrichten durch Propagandaschleudern wie ARD und ZdF.

Johann P.
3 Jahre her

Deutschland ist zur Mülldeponie der zivilisierten Welt verkommen, nicht durch unglückliche Umstände oder böswillige Nachbarn, sondern aus freien Stücken! Das war (seit nunmehr 16 Jahren) und ist immer noch so gewollt, und zwar von einer gottverlassenen Regierung unter der Führung einer kommunistisch sozialisierten und verblendeten Funktionärin. Und ein Großteil der „schon länger hier Lebenden“ hat das mit seiner „Willkommenskultur“ eindrücklich unterstützt. Insofern kein Grund zur Klage, denn wie bestellt, so geliefert! Dabei wird das ganze Ausmaß der sich anbahnenden Katastrophe erst in Umrissen deutlich, das richtig böse Erwachen werden erst unsere (meine) Kinder und Kindeskinder erleben, ich mag es mir… Mehr

JamesBond
3 Jahre her

Hier bleiben bestimmt die, die Deutsche Gärtnerin en, weil sie in der Öffentlichkeit arbeiten, mit dem Messer attackieren – das ist nur noch schlimm, was hier passiert: AfD wählen sonst sind wir hier bald erledigt.

Biskaborn
3 Jahre her

Wir sollten zwei Dinge nach dem lesen dieses interessanten Artikels bedenken: nicht Merkel allein trifft die Entscheidungen. Sie hat unglaublich viele Helfer, Speichellecker die versuchen Merkel in ihrem zerstörerischen Handeln nicht nur zu unterstützen sondern sie überbieten sie sogar noch. Das betrifft nicht nur den schwer erträglichen Außenminister. Vergessen wir außerdem nicht, Merkel war, ist und wird die beliebteste Politikerin Deutschlands bleiben. Es ist die Mehrheit der Deutschen die Merkels Politik stützen!

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  Biskaborn

Nun ja. Für die Meisten ist nicht zu begreifen, dass „das Böse“ in der Regierung Platz gefunden hätte. Aber das kommt schon.
Spätestens, wenn die tatsächlichen Daten, Zahlen und Fakten hinsichtlich Migration, Islam, Klima, Energie, Finanzen u.a. bekannt gegeben werden. Oder beim ersten flächendeckenden Blackout.

Last edited 3 Jahre her by Kassandra
Mausi
3 Jahre her
Antworten an  Kassandra

Fakten werden zu spät kommen, vgl. BBC zu Syrien. Und der Blackout ist ein Ereignis. Wenn es eintritt, ist es auch im Bereich Energie zu spät fürs Vermeiden.

Wir werden von Glück reden können, wenn wir keine chinesischen Verhältnisse bekommen, sondern Wiederaufbau in Freiheit leisten können.

jorgos48
3 Jahre her
Antworten an  Kassandra

Das Böse kommt immer in der Gestalt des Guten.

jorgos48
3 Jahre her
Antworten an  Biskaborn

Immer diese beliebtesten Politiker. Wie schrieb doch vor vielen Jahren ein Historiker, wäre der Mann aus Braunau 1938 gestorben, würde er zu den beliebtesten Politikern gehören. Es ist alles eine Frage des Zeitpunktes.

Sani58
3 Jahre her

Fein, die afgahnische Com­mu­ni­ty muss ja nun zügig gestärkt werden. Ich hoffe sie wissen schon, wo ihre Brüder und Schwestern so wohnen. Wer nicht so recht lesen und schreiben kann, und von der Sprache runrherum nur Bahnhof versteht, ist doch im Schoße seiner Brüder und Schwestern am besten aufgehoben. Und wo sowieso schon mal die Infrastruktur (Moscheen, Teehhäuser, Läden, Kultutvereine) vorhanden sind, fühlt man sich doch gleich ein bisschen wie zu Hause.

Last edited 3 Jahre her by Sani58
Innere Unruhe
3 Jahre her

Deutsche Fluge sind doch in Taschkent zwischengelandet.
Da wäre ja Zeit, zu sortieren, wer nach DE darf.
Es ist wirklich traurig, dass das wichtigste Thema, das die deutsche Gesellschaft in der Zukunft prägen wird, keinen Platz im Wahlkampf hat.
Es erschließt mir nicht, warum ein so wichtiges Thema von den Bildschirmen in die Küchen und an die Stammtische verdrängt wird.
Jeder sollte die Partei wählen, welche seine Interessen anspricht und deren Position in den wichtigsten Fragen für unsere Kinder bekannt ist.

country boy
3 Jahre her
Antworten an  Innere Unruhe

Warum das Thema von unseren Medien tot geschwiegen wird, liegt auf der Hand: Die Einwanderungspolitik soll dem demokratischen Prozess entzogen werden.
Wenn wir überleben wollen, müssen wir dringend die Sender, die wir von unseren GEZ-Gebühren bezahlen, auch wieder unter unsere Kontrolle bringen.

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  Innere Unruhe

Das ist alles gewollt. Der Exxpress schreibt, dass wir offiziell 2812 Migranten aus Moria aufs Auge gedrückt bekamen, tatsächlich aber zusätzliche 27.500 auf eigene Faust gekommen seien.
So ähnlich wird das Spiel mit den Afghanen uns zu Lasten auch laufen: https://exxpress.at/moria-deutschland-nahm-2812-migranten-auf-27-500-kamen-auf-eigene-faust/
Wie kann eine Regierung so was hinterrücks den eigenen Bürgern zumuten, wenn sie nicht bis über die Ohren verdorbene Mitglieder hat? Und das hin bis zu den willfährigen Schules und Beamten in den Kommunen!