Die EU sendet mit ihrer Biomasse-Politik das besorgniserregende Signal an den Rest der Welt, dass das Fällen und Verbrennen von Bäumen in irgendeiner Weise gut für das Klima sei.
Am 14. Januar 2021 hat der Gerichtshof der EU die Klage von sechs Klägern aus den Ländern Estland, Rumänien, Irland, Frankreich, Slovakei und USA abgewiesen, die gegen die europäische Richtlinie für Erneuerbare Energien (RED-Renewable Energy Directive) geklagt hatten. Die Kläger führten in ihrer Klage an, dass die Richtlinie, die die Verbrennung von Holz als Null-CO2-Technologie aufführt, zur Zerstörung der europäischen und außereuropäischen Wäldern führt, eine zusätzliche CO2-Emission erzeugt und zu hohen Subventionen der Holzverbrennung in den EU-Ländern führt. Das Gericht wies die Klage mit der Begründung ab, den Klägern fehle die Klagebefugnis, da sie nicht individuell von der Politik der EU betroffen seien.
Worum geht es im einzelnen? Seit 2009, dem Inkrafttreten der ersten Europäischen Richtlinie für Erneuerbare Energien (RED I) ermuntert die EU die Mitgliedsstaaten, Forstliche Biomasse zur Energiegewinnung einzusetzen. In Deutschland entstanden eine Vielzahl von kleinen Biomassekraftwerken (bis 20 MW), die ein Vielfaches des Börsenstrompreises (bis 20 Ect/kwh) vergütet bekamen und sogar einen zusätzlichen Bonus von 6 Ect/kwh erhielten, wenn sie „nachwachsende Rohstoffe“ wie Pellets aus Forstbäumen einsetzten.
Mittlerweile stammen 60 % der erneuerbaren Energien in Europa aus Biomasse (Holz, Biogas,Biosprit) und davon wiederum stammen 60 % aus Holz aus Wäldern.
Das heisst, mehr als ein Drittel der Erneuerbaren Energien Europas stammt aus der Holzverbrennung.
Durch Holzverbrennung entsteht mehr CO2
Wie Timothy Searchinger von der Universität Princeton, zusammen mit anderen internationalen Wissenschaftlern, 2018 im Fachblatt Nature Communications („Europe’s renewable energy directive poised to harm global forests“) aufzeigte, emittiert ein Kraftwerk auf der Basis Holz 50 % mehr CO2 als ein Kohlekraftwerk, bezogen auf die gleiche produzierte Strommenge. Im Vergleich zu einem Gaskraftwerk ergeben sich sogar dreimal soviel CO2.
Die EU macht daraus Null, indem sie annimmt, dass ja durch die nachwachsenden Bäume das CO2 wieder aufgenommen wird und somit neutralisiert wird. Dies ist aber auf der Zeitachse ein schwerwiegender Irrtum, der 800 Wissenschaftler dazu führte, 2018 die EU aufzufordern, die Richtlinie hinsichtlich der Biomasseverbrennung zu ändern. EU-Kommission und EU-Parlament setzen sich darüber hinweg und hielten auch in der neuen Richtlinie (REDII) von 2018 an der Linie fest: Biomasseverbrennung emittiert kein CO2.
Dabei gab es zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die den auf der Hand liegenden Umstand problematisierten, dass es Jahrzehnte benötigt um das beim Verbrennen von Holz entstandene CO2 durch nachwachsende Bäume wieder einzufangen. In einer umfassenden Studie bestimmten Wissenschaftler der kanadischen Forstverwaltung um Jerome Laganiere den Zeitpunkt der Parität, also die Zeit, die benötigt wird, um im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk oder einem Gaskraftwerk zu CO2-Verminderungseffekten durch Holzverbrennung zu kommen. Nutzt man 45 Jahre alte Bäume, so benötigt man beim Ersatz eines Kohlekraftwerks 78 bis 100 Jahre, um zu einem Verminderungseffekt zu kommen. Anders ausgedrückt: fast ein Jahrhundert lang wird durch Holzverbrennung mehr CO2 ausgestoßen als durch ein Kohlekraftwerk. Nimmt man 75 Jahre alte Bäume, so ist die Paritätszeit mehr als 100 Jahre. Das wird verursacht durch die höhere Emission bei der Verbrennung und das jahrzehntelange Fehlen des Baumes als CO2-Senke. Bei einem Gaskraftwerk sieht es noch dramatischer aus: Dort liegt die Paritätszeit weit über 100 Jahren, sowohl für 45 Jahre alte Bäume wie für 75 Jahre alte Bäume.
Die Autoren weisen daraufhin, dass diese Relation nur für die langsam wachsenden Wälder der Nordhalbkugel gilt.
Die EU sendet mit ihrer Biomasse-Politik das besorgniserregende Signal an den Rest der Welt, dass das Fällen und Verbrennen von Bäumen in irgendeiner Weise gut für das Klima sei. Länder wie Südkorea, China und Japan folgen bereits dem Beispiel der EU und wechseln von Kohlekraftwerken auf Biomasse – im sehr viel größeren Stil.
Da ja definitionsgemäß Holzverbrennung kein CO2 emittiert, sind Holzkraftwerke in Europa auch von den Kosten der CO2-Zertifikate freigestellt. Und auch für die Erfüllung der CO2-Ziele nach dem Pariser Abkommen sind die gewaltigen CO2-Mengen durch Holzverbrennung, die heute und in Zukunft augestossen werden, nicht existent.
Auch für die Bundesregierung sind diese CO2-Emissionen nicht existent, denn sie fördert in großem Stil den Ersatz von Gasheizungen durch Pelletheizungen.
Soviel zu „Follow the Science“.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Zunächst stelle ich fest, dass ich die Beiträge von Herrn Vahrenholt und das Forum hier allgemein sehr schätze. Als Forstwirt und Waldbesitzer möchte ganz kurz den Begriff der Nachhaltigkeit (stammt ursprünglich aus der deutschen Forstwirtschaft ) erklären und damit die ganze Diskussion geraderücken. Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft bedeutet, dass man grundsätzlich genau die Menge Holz entnimmt, die pro Zeiteinheit nachwächst. Ich weiss sehr genau, wieviel Volumen pro Jahr in meinem Wald zuwächst und ich entnehme maximal diesen Zuwachs. Ziel meiner Waldwirtschaft ist die Erzeugung von Wertholz. Ca. 70% meiner Holzentnahme ist Bauholz z.B. für Dachstühle, Holzhäuser etc. Dieses Holz bindet… Mehr
Unfassbar. Absurd auch das der deutsche Zweig von „Fridays for Future“ die Spendensammelei an den Verein „Plant for The Planet“ überlassen hat.
Man müsste ja meinen, dass man sich bei der EU mal entscheiden kann, ob nun Bäume hochnotwichtig für den Klimaschutz sind und man Greta Thunberg hoffieren soll oder ob Bäume doch eh nachwachsen und damit schon irgendwie erneuerbare Energieressourcen sind.
Sollte es in dieser EU einschließlich Deutschland mittlerweile überhaupt noch mal eine sinnvolle, vernünftige Entscheidung zum Wohle unserer Gesellschaften und seiner Bürger geben, die Hoffnung für die Zukunft machen, dann bitte verratet sie mir!
CO² ist gut, es lässt Pflanzen wachsen und uns atmen. Die Geschwindigkeit der Erddrehung (um die eigene Achse und erst Recht um die Sonne) lässt aber manche schwindelig werden und es vergessen. Die wähnen sich dann als die Spitze des Fortschritts, heute in grün.
Naja, was erwarten Sie von einer Politik, die Elektroautos mit null Emissionen rechnet? Grüne Politik darf alles und ist nachher für nichts verantwortlich, denn „hätten wird das nicht gemacht, wäre alles noch viel schlimmer geworden“, lol.
Schauen Sie sich die prophezeite und die eingetretene EEG-Umlage an, die höchsten Strompreise des Planeten, 16,8% der Primärenergie 2020 wurde regenerativ erzeugt. Was will dieses Land – deindustrialisieren? Pferdekutschen, Wasserräder, Lastenfahrräder, Lenkdrachen?
Abgesehen von der Verbrennung des Holzes,wo mir noch nie klar war,warum hier auf 0%CO2 gerechnet wurde,gibt es doch überhaupt keine Gründe auch noch Subventionen dafür zu bezahlen.Grüne Politik ist unser Untergang!
Dass sowohl bei der EU in Brüssel als auch einzelnen Regierungen der angehörigen Staaten Fakten keine Rolle mehr spielen, zeigt sich doch auch auf anderen Gebieten. Es ist doch wohl nicht mehr mit einem gesunden Menschenverstand vereinbar, dass hunterttausende Tonnen Mais, der landwirtschaftlich sehr pflegeintensiv ist, zur Energiegewinnung missbraucht wird unter dem Vorwand von Umweltschutz! Würde man alle Faktoren der Energiegewinnung jedweder Form vom Anfang der Grundstoffe bis zur verbrauchsfähigen Energie zusammenrechnen, würden wohl alle sogenannten alternativen Energien miserabel abschneiden.
Es gab mal kurzzeitig öffentlich diskutiert den sogenannten ökologischen Fußabdruck. Warum wohl ist der auf einmal verschwunden???
Lobbyismus as its best. Der Holzpreis ist derzeit im Keller, weil zuviel Bruchholz auf dem Markt ist. Die Steuerzahler*Innen mussten schon einmal den Wald mit viel Geld „retten“ – damals war es der saure Regen und die Bilder aus dem bayerischen Wald waren erschütternd, also zahlten alle gerne. Dann forsteten die Waldbauern und Forstbetriebe wieder mit schnell wachsenden Fichten auf, da sich diese schnell vermarkten lassen. Und jetzt sterben diese Fichten wieder und wieder müssen die Steuerzahler*Innen den Wald „retten“. Jetzt halt gleich doppelt, die staatlichen Förderungen für Pelletheizungen sind Steuergelder.
Leider stimmt das nicht, sonst wäre das auch zu einfach. Die Bäume, die jetzt der Borkenkäfer frisst, sind größtenteils 80 Jahre+. Das Waldsterben war in den 80-igern. Man siehe also das Problem…
Und wer jetzt wissen möchte, wie es Buchen und Eichen mit den Trockenjahren ging, schaut sich den Nationalpark Hainich an. So einfach ist die Sache mit dem Wald also nicht, sonst müssten Förster auch nicht studieren.
Natürlich ist das ein Riesenschwindel. Unterstellen wir mal, CO2 sei tatsächlich der Auslöser des Klimawandels.Dann gelte es, in der Z u k u n f t einen Anstieg zu vermeiden. Dabei ist eine rückwärts gerichtete Betrachtung völlig kontraproduktiv, denn: die Vergangenheit läßt sich nicht mehr ändern. Die segensreiche Umwandlung von CO2 in Sauerstoff findet mit der Fällung des Baumes ihr Ende. Das Ergebnis finden wir heute in dem in der Luft befindlichen CO2-Anteil wieder. Ab dem Zeitpunkt der Fällung gilt: Der Baum ist ab sofort kein CO2-Vernichter mehr, sondern dessen Produzent. Und nur darauf, was ab heute geschieht, kommt es… Mehr
Der Vergleich mit Kohle, Erdöl und Erdgas mag in der Diskussion der Energieträger scheinbar auf der Hand liegen, aber im Vergleich mit der Reproduzierbarkeit und dem Zeitfaktor ist er schlicht untauglich. Es ist nicht zu bestreiten, dass es wie immer im Leben auch Einzelfälle gibt, wo auch Wälder zur Energiegewinnung gerodet werden. Das ist aber der Einzelfall und nicht die Regel. Vielleicht hilft es den Skeptikern meines Kommentars sich zu vergegenwärtigen, das der Holzvorrat in Deutschland in allen durchgeführten Bundeswaldinventuren gestiegen ist. Waldflächenentzug ist ein großes Problem in der Welt und hier müssen Antworten gefunden werden (siehe Schweizer Studie zu… Mehr