Mit einem statistischen Kniff erweckt der Wetterdienst den Eindruck eines Temperaturanstiegs im vergangenen Jahr. Den gab es aber nur im Vergleich zu weit zurückliegenden Jahren, nicht zur jüngeren Vergangenheit.
In seiner Pressemitteilung zum Deutschlandwetter 2021 schreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD): „Die Durchschnittstemperatur lag im Jahr 2021 mit 9,1 Grad Celsius (°C) um 0,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. 2021 war damit das elfte zu warme Jahr in Folge.“
Warum benutzt der DWD die international nicht mehr gültige Referenzperiode 1961 bis 1990? Er schreibt selbst an anderer Stelle: „Zur Erfassung des Klimas und seiner Änderungen werden Mittelwerte über einen Zeitraum von 30 Jahren gebildet… Mit Ende des Jahres 2020 wurde die Vergleichsperiode für aktuelle klimatologische Bewertungen durch die Periode 1991 bis 2020 ersetzt.“
Der DWD folgte damit einer Empfehlung der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Aber in der Pressemitteilung nimmt man lieber noch die alte Periode. Die Referenzperiode von 1991 bis 2020 unterscheidet sich von 1961 bis 1990 um 1,1 Grad. Der DWD hätte also schreiben müssen: ‚2021 war mit 9,1 Grad um 1,3 Grad deutlich kühler als 2020 und liegt sogar um -0,2 Grad Celsius unter dem Mittel von 1991 bis 2020. Seit 1991 gab es nur 9 Jahre, die kälter waren als 2021‘. Aber 0,9 Grad mehr und das elfte zu warme Jahr in Folge (verglichen mit der kälteren Periode von 1961 bis 1990) passt natürlich viel besser in den Zeitgeist.
Wie lange noch ignoriert die Bundesregierung die Energiepreisexplosion?
Die ersten energieintensiven Unternehmen der Düngemittel-, Glas-, und Papierindustrie stellen ihre Produktion wegen zu hoher Strom- und Gaspreise ein und das Wirtschaftsministerium schaut zu. „Einige Unternehmen haben Schwierigkeiten, für Januar oder Februar Gaslieferverträge zu bekommen, die eine kostendeckende Produktion ermöglichen. Das könnte in Einzelfällen die Produktion gefährden“, sagte Christoph René Holler, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Keramischen Industrie dem Handelsblatt.
Aus Sicht von Gernot-Rüdiger Engel, Energierechtsexperte der Kanzlei Luther, ist die Entwicklung für viele Unternehmen des industriellen Mittelstandes eine schwere Bedrohung: „Die hohen Preise sind kein Alarmsignal mehr, sondern der Anfang vom Ende“, sagte er. Die Politik lasse die Industrie „am langen Arm verhungern“, kritisierte Engel. Das Bundeswirtschaftsministerium gibt sich gelassen. Man beobachte das Thema Preise und Preisentwicklungen „sehr genau“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage des Handelsblatts mit.
Wie dramatisch die Situation an den Strom- und Gasmärkten geworden ist, zeigt die Situation des Energiekonzerns UNIPER, einem der großen deutschen Strom- und Gasversorger. UNIPER hat sich nun mit Gas eingedeckt und musste – wie üblich – im Vorfeld Sicherungsleistungen an die Gasverkäufer leisten. Steigen die Rohstoffpreise, steigen auch die Sicherungsleistungen, die überwiesen werden müssen. Die Preise sind mittlerweile so extrem angestiegen, dass selbst ein Großkonzern wie UNIPER diese Anzahlung nicht mehr aus eigener Kraft stemmen kann. UNIPER rief die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) um Hilfe, die mit einem 2- Milliardenkredit einsprang. Andere Energieunternehmen könnten womöglich bald ebenso auf staatliche Unterstützung angewiesen sein. Wie das Handelsblatt berichtete, hat der Branchenverband BDEW für andere Versorger ebenfalls eine Absicherung durch die KfW gefordert.
Nicht nur Preise steigen – auch die CO2-Ziele werden gerissen
Der CO2-Ausstoß in Deutschland ist im Jahr 2021 durch das schwache Windjahr und die hohen Gaspreise, die zu vermehrter Kohlenutzung führten, um 33 Mio. t CO2 angestiegen. Und in den nächsten Jahren werden dank des Kernenergieausstiegs nicht nur die Preise steigen, sondern auch die Emissionen. „Wir werden unsere Ziele vermutlich auch für 2022 noch verfehlen, sogar für 2023 wird es schwer genug», sagte Bundeswirtschaftsminister Habeck der Wochenzeitung «Die Zeit». Als Ausweg bietet der Wirtschaftsminister den verstärkten Bau von Windrädern an. Im Durchschnitt müssten es 1000 bis 1500 neue Windräder im Jahr sein, sagte Habeck in “ Die Zeit“. Wir rechnen nach.
Nehmen wir die größten onshore Anlagen der 4-5 MW Klasse mit 10 Mio. kWh pro Jahr, so erzeugen 1000 Anlagen 10 TWh, 1500 Anlagen 15 TWh. Multipliziert mit 8 Jahren bis 2030 sind das 80 bis 120 TWh. Das Ziel der Bundesregierung ist, 80 Prozent erneuerbaren Strom von 680-750 TWh (Koalitionsvereinbarung S.56) erzeugen zu lassen. Durch offshore Wind und Solar sollen 320 TWh gedeckt werden (Koalitionsvereinbarung Seite 57), durch Wasserkraft, Biomasse und onshore Wind werden heute 174 TWH gedeckt. Abzuziehen sind dann noch die alten bis 2030 abgängigen Solaranlagen (-25 TWh) und Windkraftanlagen (-35 TWh). Die Differenz zwischen diesen Zahlen müssen neue onshore Windräder abdecken. Die Differenz ergibt aber 120 – 176 TWh, und nicht 80 -120 TWh, die Herr Habeck bauen will. Kann er nicht rechnen? Und was passiert an Flautetagen?
Diese Menge ist aber auch nie und nimmer zu importieren. Und selbst wenn, wäre es überwiegend aus Sicht der Grünen ein abzulehnender Stromimport. Denn addiert man die Stromerzeugung der 9 Nachbarländer (einschließlich Norwegen), die uns beliefern könnten, so produzieren diese 568 TWh nach Auffassung der Grünen nachhaltigen „guten“ Strom ( Wasserkraft, Wind, Solar und Biomasse) , aber auch 847 TWh aus Sicht der Grünen nicht nachhaltigen „bösen“ Strom (Kernenergie, Gas, Kohle). Zwei von drei Kilowattstunden, die wir importieren, sind also „böse“ (siehe Grafik unten von Rolf Schuster).
Die überhebliche Arroganz, mit der in diesen Tagen grüne Wortführer die EU-Taxonomieverordnung (für Kernkraft- und Gaskraftwerke) bekämpfen, steht in diametralem Widerspruch zu der Importbilanz an „bösem“ Strom, den sich diese Regierung in den nächsten Jahren wird anrechnen lassen müssen, wenn sie nicht die Lichter ausgehen lassen will oder sich doch dazu entscheidet, „idealerweise“ bestehende Gas- und Kohlekraftwerke einfach länger laufen zu lassen. Es ist gut, dass dafür dann die Grünen über Umwelt-, Wirtschafts- und Außenministerium verantwortlich zeichnen.
Der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle- und Kernenergie wird zur Strommangelwirtschaft führen. Schon der Ausstieg aus 20.000 MW Kohlekraft europaweit in den letzten drei Jahren hat mit dem Anspringen der Konjunktur nach der Lockdown-Coronazeit zu massiven Strompreiserhöhungen in Europa beigetragen.Im Verlauf des Jahres 2021 wurden in Deutschland 11 Steinkohlekraftwerke stillgelegt oder in Kaltreserve überführt. Am Endes des Jahres kamen drei Kernkraftwerke mit rund 4000 MW hinzu sowie die drei RWE-Braunkohlekraftwerke (Neurath B, Niederaussem C und Weisweiler mit jeweils 300 MW). Weitere 1600 MW Braunkohlekraftwerke von RWE kommen im Jahr 2022 hinzu.
Da gibt es wenig Aussicht, dass die preistreibende Verknappung nicht weiter durchschlägt. Ende 2022 folgen dann nochmal 4000 MW Kernenergie. Das hat dann nicht nur Auswirkungen auf die Preise, sondern auch auf die Stromverfügbarkeit. Der EON-Chef Leo Birnbaum hat schon darauf hingewiesen, dass man alles tun wird, um einen Blackout zu verhindern. Das glaube ich auch. Stattdessen stellt er allerdings in Aussicht, um dem Zusammenbruch des Netzes vorzubeugen, könne EON gezwungen sein, Verbraucher bewusst vom Netz zu trennen: „Bevor die Lichter überall ausgehen, schalten wir sie nur in einer Stadt aus.“
Dass der Jahreswechsel glimpflich verlief, ist dem Wetter zu verdanken. An Silvester und Neujahr war die Stromnachfrage mit etwa 40 GW geringer, aber dafür blies ein starker Wind, der 30 GW Windstrom erzeugte und die Strompreise auf Null purzeln ließ. Doch schon an den ersten Werktagen des Jahres gingen die Preise wieder in Richtung 10 bis 15 Ect/kWh. Nun darf es nur nicht noch kälter werden.
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Ich bin schockiert! Das bedeutet ja, dass wir in Rekordgeschwindigkeit auf eine neue Eiszeit zusteuern. Na vielen Dank Herr Vahrenholt, jetzt habe ich zum ersten Mal seit Beginn der „Klimakrise“ richtig Angst bekommen. ??
Die können es einfach nicht sein lassen. Die Klimawende ist gescheitert. Weil andauernde Propaganda schlicht nicht in der Lage ist, gute Organisation, gesunden Menschenverstand und Macherqualitäten zu ersetzen. Die Klimawende ist zuvorderst ein ideologisch-politisches Geisterschloss, forciert durch links-grüne Marketingleute, die zwar über etwas reden, aber es nicht real umsetzen können. Wirklich greifbar ist das alles bis heute nicht. Die paar Windräder auf dem Land und die paar Solaranlagen auf den vergleichsweise wenigen deutschen Eigenheimen reichen einfach für eine Industrienation nicht aus. Das greift nur bei denen, deren kurzer Horizont und deren Tunnelblick in ihrem eigenen persönlichen Umfeld so etwas suggeriert.… Mehr
Super Zusammenfassung von Fritz !
Also gerüchteweise soll es ja sowas wie einen Energieerhaltungssatz geben. Wenn wir also all den schönen Windstrom mit 25% Effektivität in grünen Wasserstoff und zurück in Strom wandeln — was passiert denn dann mit den übrigen 75%, die demnach nicht verloren gehen können? Die werden doch nicht etwa als Abwärme das Klima aufheizen, oder…? Wenn wir also die 680-750 TWh „klimaneutral“ durch H₂ schleifen, würden wir also 510-560 TWh im Jahr, bzw. 550TWh/365,25/24h=63 GW (ich hoffe, ich habe mich verrechnet), in die Luft pusten, sie also aufheizen, nur um poplige 21 GW nutzen zu können, die dann bei der Wandlung… Mehr
Nein, das ist genau richtig. Überall, wo Abwärme im Energieumwandlungsprozeß ensteht (also immer), heizen wir die Atmosphäre auf.
War vielleicht missverständlich von mir formuliert. Ich meinte, wir bremsen mit den Spargeln den Wind – und damit die Kühlung des Bodens – aus, nur um den eingefangenen Wind zu über 75% zur Aufheizung des Klimas zu verwenden – und nennen das dann „klimafreundlich“.
Ein Blackout für ein paar Tage oder eine Stromabschaltung in der Industrie nützen nichts. Auch daß eine Stadt mal eine Zeitlang schwarz ist, macht nur wenige hellhörig. Wirklich bewußt werden kann den Leuten der Irrweg erst, wenn Deutschland komplett und langanhaltend keinen Strom hat und die anderen Länder ringsherum keinerlei Strommangel leiden. Da aber der Strommangel in Deutschland dazu führt, daß keine Informationsgeräte mehr funktionieren, weiß kaum einer in Deutschland, daß woanders kein Problem ist. Und wenn das im nachhinein bekannt wird, ist der Ami schuld oder der Russe oder die AfD oder der alte weiße Mann schlechthin, und es… Mehr
„wenn Deutschland komplett und langanhaltend keinen Strom hat und die anderen Länder ringsherum keinerlei Strommangel leiden.“
Dieses Szenario gibt es nicht. Blackouts machen vor Ländergrenzen nicht halt.
Das ist viel zu kompliziert! Man braucht einen einfach zu benennenden Schuldigen, nicht komplizierte Erklärungen! Und es darf nicht die Sonne sein, weil man darauf keine Einflußnahme versprechen kann. Ist wie bei Inzidenzen, eine einzige, griffige Zahl, zwar völlig bedeutungslos, aber super propagandageeignet!
CO2 ist prima als Verursacher, wer es schafft, das zu besteuern, besteuert das Leben selbst, indem er den planetaren Stoffkreislauf von Produzenten und Destruenden ins Visier nimmt. Mit dieser Masche können riesige Vermögen eingesackt, ja ganze Volkswirtschaften ausgeplündert werden. Wir erleben es gerade.
Man muß den Leuten nur genug Angst einjagen
Habecks Rechnung. Ganz falsch ist sie nicht. Wie kann man Herrn Habecks Rechnung der Windräder für zusätzliche Windenergie deuten? Mit seinen zusätzlich geforderten Windrädern in jedem Jahr könnte er sein Ziel möglicherweise übererfüllen. Ganz falsch rechnet er ja theoretisch nicht, wenn er jährlich mit 1000 bis 1500 neuen Windrädern den über acht Jahre verteilten notwendigen Zubau an Windrädern meint. Dann würde er, anders als im Artikel errechnet, innerhalb von 8 Jahren die zusätzlich erzeugte Menge von grüner Energie um ca 360 TeraWh und nicht, wie vom Autor angenommen, nur um 80 TeraWh erhöhen, weil ja der Zubau eines Jahres kumulativ… Mehr
Windräder sind in jeder Hinsicht schädlich und ineffizient.
Man müsste zu allererst anfangen Stromspeicher zu bauen. Ohne die macht der Ausbau keinen Sinn, weil
Erstmal Danke fürs Nachrechnen, das mache ich auch immer gerne.
In dem Fall hat Herr Vahrenholt schon richtig gerechnet. Es geht schon um den Anteil am Strombedarf für jedes einzelne Jahr. Da wäre es nicht richtig die kumulierte Stromerzeugung von mehreren Jahren dem letzten Jahr hinzuzurechnen.
Scheint so zu sein! Wer heute in Rente geht, hat die beste Zeit erlebt, dessen Eltern mußten den Zweiten, deren Eltern gar den Ersten und Zweiten Weltkrieg ertragen. Sieht so aus, als stünde das dicke Ende noch bevor.
Mein Vater (1904-1989) sagte, dass die Zeit ab 1955 die beste Zeit seines Lebens gewesen sei. Er meinte, auch für Deutschland sei es eine Zeit, die es weder vorher gab noch jemals wiederkomme. Ich hielt das für Unsinn, aber inzwischen glaube ich, er hatte Recht.
Krise der Demokratie: Der normale Bürger weiß zu wenig, um die Sache selbst beurteilen zu können. Die Presse ist gleichgeschaltet. Im Zweifel traut der Bürger den Zahlen der Regierung, nicht denen der Regierungskritiker (wie hier des Autors Vahrenholt.
Das korrigiert sich erst, wenn die Katastrophe da ist, aber nicht wenn man sie noch verhindern könnte. Für mich wird der Blackout immer sicherer – aber auch ich weiß es natürlich nicht genau.
Arroganz?!? Entweder umgeben sich die Herrschaften nur mit „Experten“ die das „grüne vom Himmel“ versprechen, schönrechnen und fahren stur und stumpf ihre Schiene. Alle anderen sind eben Leugner, VTler usw. Wie bei quasi allen anderen Themen auch. Oder eben nicht. Es soll schließlich einen „Reset“, einen „Neustart“ geben. Beides hat nicht viel mit Arroganz zu tun. Die, oder wenigstens einige, wissen ganz genau, dass sie die theoretisch benötigte Anzahl neuer Windkraftwerke nicht schaffen werden. Das es kein back up gibt wenn zukünftig bei schlechten Wetterlagen 30-40 oder gar mehr % benötigten Stroms fehlen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein… Mehr