Triell ohne Migration: Das Thema Nr. 1 blieb ausgeblendet

Fazit nach dem Triell: Moderatoren und Kandidaten hatten Erfolg beim gemeinsamen Versuch, das wichtigste Thema zu verschweigen. Um Migration ging es so gut wie gar nicht, um die anderen zentralen Fragen der Zeit auch nicht. Laschet hat eine Chance vergeben.

IMAGO / Jan Huebner
Armin Laschet (CDU) vor dem Fernseh-Studio in Berlin-Adlershof vor dem Triell, 12. September 2021

„Gute Nacht, Deutschland!“ möchte man konsterniert ausrufen, wenn man sich die beiden „Triells“ angetan hat. Diese drei Figuren aus der Berliner, Potsdamer und Düsseldorfer Blase sollen Deutschlands Zukunft sein!? Jedenfalls sind hier drei Bewerber um den Chefposten im – so nennt es Baerbock – „Kanzler:innenamt“ angetreten wie die Vertreter von drei Blockparteien: ein am Parteivorsitz kläglich gescheiterter SPD-Vertreter mit erheblichen politischen Amnesien, eine aufgesetzt grimassierende grüne Viel- und Schnellsprecherin und ein Unionsmann, den man nicht einmal mehr mit einer Adrenalinspritze zum Jagen bringt. Ein bisschen Attacke hier, ein bisschen Attacke dort, ansonsten vor allem seichtes Geplätscher. Motto: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!“

Herauskam der von den Moderatoren brav assistierte und solchermaßen erfolgreiche Versuch, das eine große nationale Spalterthema zu vertuschen. Auch andere Spalterthemen hätten wir ja genug: Energiewende und Energiepreise, Inflation, Corona, Klima, Brüsseler Wasserkopf, EU-Transferunion, Aufhebung der horizontalen und vertikalen Gewaltenteilung, politische Willfährigkeit der Karlsruher Richter und anderes mehr. Aber über diese Themen wurde eine schier „diverse“, aber doch sehr konforme Harmoniesoße gegossen. Irgendwie sind alle drei ja für all diese Entwicklungen und politischen Setzungen. Mit Unterschieden allenfalls im Nuancenbereich. 

Laschet kann es nicht
Haken wir Scholz’ens Wirecard- und CumEx-Amnesien und Baerbocks Logorrhoe an dieser Stelle einfach mal ab und widmen uns Armin Laschet. Nein, er kann es nicht. Da kriegt er tags zuvor – reichlich scheinheilig zwar, aber immerhin – noch ein wenig Rückenwind vom Nürnberger Parteitag der CSU. Und schon vergeigt er wieder alles. Vergeigt hat er alles mit zwei unübertrefflich dümmlichen Aussagen. Erstens meinte Laschet, „2015“ sei kein Fehler gewesen. Und zweitens: Die größte Gefahr für die Sicherheit Deutschlands komme von rechts.

Wenn sich Laschet wenigstens ein wenig von seinem NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hätte „briefen“ lassen. Dann hätte dieser ihm vielleicht zugesteckt, dass etwa bei Brandanschlägen in Deutschland die Linksextremen ganz weit vorne sind. Dann hätte er auch – vielleicht – erfahren, dass die überproportional meisten politisch, ideologisch oder gar „religiös“ motivierten Gewaltverbrechen einen Migrationshintergrund haben. Er hätte sich auch daran erinnern können, dass „seine“ Kanzlerin wiederholt selbst meinte, „2015“ dürfe sich nicht wiederholen. Er hätte sich durch den Kopf gehen lassen können, dass für Deutschlands renommierteste Verfassungsrechtler die 2015er Grenzöffnung rechts-, ja grundgesetzwidrig war. Nicht umsonst machte – ursprünglich sogar aus Horst Seehofers Munde – die Kritik an der „Herrschaft des Unrechts“ die Runde. Dann hätte Laschet vielleicht seinen Blick nach Afghanistan lenken können, wo aktuell mehrere Millionen Fluchtwillige auf gepackten Koffern auf dem Weg – wohin schon? – nach Deutschland sitzen.

Migration, zugewanderte Gewalt, milliardenteurer Asylmissbrauch: Das ist das Thema, das die Deutschen bewegt. Zu meinen, dass man der AfD das Wasser abgrabe, indem man diese Themen versiegelt und tabuisiert, zeugt von ausgesprochen begrenzter intellektueller Kompetenz, ja Ferne vom Volk.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 55 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

55 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Arminius
3 Jahre her

Migration wird verschwiegen.
Dafür wir der Klimawandel masslos aufgeblasen.
Ein Thema, bei welchem D so gut wie keine Rolle spielt.
Würden sich besser mal um Naturschutz bemühen.

seoul
3 Jahre her

Das Resümee dieser hirnlosen Veranstaltungen und der nichtssagenden Kandidaten MUSS sein: D bekommt eine rot-rot-grüne Regierung. Es wird so viel Sozialismus wie möglich eingeführt, die Vermögensteuer kommt und Steuererhöhungen. Die Rente bleibt ein ungelöstes Problem und woher der Strom kommen soll, wenn keiner mehr Benziner fahren darf, weiß eben keiner. Der Klimakäse wird sich totlaufen, weil keiner in der Welt mitspielt. Es werden weitere 2-3 Mio. „Schutzflüchtende“ kommen, die will ja auch Armin. In einigen Jahren knallt der Euro zusammen, Italien verschwindet aus dem Euro und wenn Polen weggejagt werden sollte, ist die EU beendet. Dann sollten die jungen und… Mehr

Regenpfeifer
3 Jahre her

Politisch ist Deutschland ein „Mikado-Land“: Wer als erstes etwas politisch Substantielles aussagt, verliert!
Aber der Fairness halber: Können wir das den Kanzler-Darstellern verübeln? Letztlich sind wir, der dumme Wähler, es ja, der es so will: Wer Tacheles redet, wird nicht gewählt. Michel will schön weiter vor sich hindösen, Warnsirenen stören da nur.. ☹

TschuessDeutschland
3 Jahre her

Das Thema Nr. 1 ist Hyper-Inflation. Dieser Begriff dürfte den Diskutant*Innen soviel sagen wie das Telefonbuch von Omsk in Rußland.
Frei nach Donald Rumsfeld: Es gibt Dinge von denen wir wissen, daß wir sie wissen, Dinge von denen wir wissen, daß wir sie nicht wissen. Und dann gibt es noch Dinge, von denen wir noch nicht mal wissen, daß wir sie nicht wissen. Und das sind die wirklichen Probleme.

Waehler 21
3 Jahre her

Einfach nur antidemokratisch. Diese Funktionäre benehmen sich wie die übelsten Aristokraten und Hochadel aus dem Mittelalter oder einfach nur wie grobschlächtige Despoten.

Mezi
3 Jahre her

Ich empfehle Laschet einen (Ver-)Geigerzähler.

Ansonsten kann man sich dieses Affentheater getrost sparen.

Wer was ändern will, muss halt so wählen.
In diesem Sinne: W A H L O M A T.

Schönen Tag noch

Mirabelle
3 Jahre her

Was passiert mit allen Erststimmen, die nicht für den späteren Sieger im Wahlkreis abgegeben werden. Fallen sie alle unter den Tisch? Dann wäre das schon so ähnlich wie in England.

Oliver Koenig
3 Jahre her

Berlin (epd). Der Kanzlerkandidat von CDU und CSU, Armin Laschet, hat sich für ein verstärktes Engagement der Bundesländer bei der Aufnahme von Menschen aus Afghanistan ausgesprochen.
Laschet erklärte, er gehe davon aus, dass das Innenministerium dies künftig ermöglichen werde.

Noch Fragen?

Ostfale
3 Jahre her

Alle dieser sogenannten drei *Kanditat:innen* sind damit heillos überfordert, im Gegenteil, die haben sie ja ‚auf die Welt‘ gebracht und sind – nun mal etwas flappsig gesagt – alle 3 kräftig motiviert, daß der ‚Nachwuchs an Problemen‘ nicht ausbleiben wird. Und dagegen hilft auch ein Stoßgebet nichts, >Wer oder Was< auch immer möge die Bevölkerung davor bewahren.
WIR werden alle drei Figuren nach dem 26. d.M. für mindestens 4 Jahre weiterhin auf dem Schirm und unseren Taschen und Nerven liegen haben.

H. Heinz
3 Jahre her

nicht nur bei den Triells wird das Thema Migration ausgeblendet. Die gestrigen Sendungen bei ARD und ZDF mit Lindner, Weidel, Wissler, Dobrint haben den Elephanten, der da groß im Raum stand, ebenfalls ausgeblendet. Dasselbe dann im Anschluß bei Hart aber Fair zum Thema Wohnraumknappheit und Mieten. Kein Wort davon, dass die hiesige Wohnraumknappheit insbesondere in den Städten der großzügigen Einwanderungspolitik Merkels & Konsorten zum Großteil zu verdanken ist. Die Zahl der jährlich benötigten Wohnungen entspricht gut zur Hälfte der Zahl Einwandernden, zuzüglich natürlich noch die, die seit 2015 sintflutartig hier angekommen sind. Zunächst zwar in Asylheimen unterkommend, nach und nach… Mehr