Winfried Kretschmann will, dass Heranwachsende (noch) weniger lernen

Unterricht in Geographie, Fremdsprachen, Rechtschreibung – für Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann alles überflüssig im Zeitalter von Navis, Apps und KI. Aber: Wer kein Vorratswissen hat, wer sich alles aus dem Netz zusammenschustern muss, der hat das Reflektieren und Urteilen aufgegeben.

picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Stuttgart, 03.12.2024

Jetzt schwingt sich Baden-Württembergs „grüner“ Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum populistisch-pädagogischen und bildungspolitischen Visionär auf: Dass sich Lehrinhalte angesichts einer sich verändernden Welt ebenfalls ändern sollten und müssen, ist eine Binsenweisheit. Allerdings kann diese vollkommen richtige Einsicht zu völlig kruden Schlussfolgerungen führen.

Kretschmann etwa meint, der Geographieunterricht sei wegen Navis und GPS überflüssig. Was indes ohne solides geographisches und landeskundliches Wissen herauskommt, sehen wir an der die ganze Welt ungefragt bereisenden Ikone deutscher Unbildung in einem Ministersessel im Auswärtigen Amt.

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Auch eine zweite Fremdsprache ist dem vormaligen Chemie- und Biologielehrer Kretschmann ein Dorn im Auge. Dafür gebe es ja Handy-Übersetzungen in Echtzeit. Weil das von ihm regierte „Ländle“ allerdings plakatiert „Wir können alles außer Hochdeutsch“, muss man davon ausgehen, dass dort Hochdeutsch bereits eine Fremdsprache ist. Da ist das Englische dann bereits eine zweite exotische Fremdsprache. Etwa aus dem Munde der genannten Chefdiplomatin, deren Englisch laut Dieter Nuhr eher einem usbekischen Dialekt als einem Oxford-Englisch ähnelt.

Ein Dorn im Auge ist dem „Ländle“-Chef auch die Rechtschreibung. Dass das Beherrschen von Rechtschreibregeln eine Menge mit dem Erkennen und Durchdringen von Sprachstrukturen und Semantik zu tun hat, kommt dem Ministerpräsidenten nicht in den Sinn. Dass die bodenlos verkorkste Rechtschreibreform (Schlechtschreibreform) nicht nur ein Kniefall vor einer fortschreitenden Legasthenisierung der Gesellschaft und einem allgemeinen Sprachverfall gleichkam, hat Kretschmann nicht auf seinem KI-Schirm.

Alles überflüssig, meint Ex-Pädagoge Kretschmann. Denn wegen des Fortschritts eben etwa bei der künstlichen Intelligenz (KI) müssten sich auch die Unterrichtsinhalte an den Schulen verändern. Aufgabe der Schule sei es, dass Schüler sich in der Welt bewegen und bewähren könnten, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Etwa ebenso „klimaneutral“ wie Annalena Baerbock oder Schwesterchen im Geiste Luisa Neubauer.

KI also über alles? Kretschmann übersieht dabei eines: Bildung ist etwas anderes. Und KI ist eine Enteignung des Denkens, vermittelt nur flüchtige, ephemere Information und oft mehr oder weniger sinnfrei zusammengepackte Häppchen. Erst mit der aktiven Vernetzung von Information seitens des Lernenden entsteht Wissen, und erst reflektiertes Wissen macht Bildung aus. KI leistet das nicht. Die vormals lernenden Gehirne werden deshalb atrophieren wie ein Muskel, der nicht mehr beansprucht wird.

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Es kommt hinzu: Wer kein Vorratswissen hat, wer sich alles aus dem Netz zusammenschustern muss, der hat das eigene Reflektieren und Urteilen an der KI-Garderobe abgegeben. Wer zudem nichts weiß, kein Vorratswissen hat, muss alles Vorgegebene glauben. Indes: Wer füttert oder reglementiert KI und ChatCPT? Schlägt da nicht auch die DSA-Richtlinie der EU („Digital Services Act“) zu? Inhalte zensierend? Einseitig akzentuierend? Selektiv? Mit Algorithmen? Wird KI da nicht auch ein lukratives Betätigungsfeld für Meldestellen (vulgo: Denunziationsstellen), die jetzt schon – oft genug staatlich alimentiert und empfohlen – wie Pilze aus dem Boden schießen? Die den Wissens- und Meinungskorridor begrenzen? Wie die hysterische Debatte um die Netze eines Elon Musk und eines Mark Zuckerberg zeigt!

Kretschmann meint in Sachen KI auch noch: Man könne alles ausprobieren und müsse schauen, wie es wirke und ob es zuverlässig funktioniere. „Am Schluss muss aber immer in den verantwortlichen Fragen der Mensch entscheiden und nicht die Maschine. Etwa wenn es um Noten geht.“ Mit anderen Worten: Einmal mehr soll eine ganze Schülergeneration zu Versuchskaninchen werden. Das Problem ist nur: Was dabei verbockt bzw. versäumt wird, ist kaum reversibel, denn junge Leute haben in aller Regel nur eine Bildungsbiographie. Gescheiterte Bildungsexperimente hatten wir in dieser vormaligen Bildungsrepublik aber schon zu viele. Das Ergebnis ist bekannt.

Kretschmann, der das „Ländle“ seit 2011 regiert, könnte es besser wissen. Als er dort 2011 die Regierungsverantwortung übernahm, stand Baden-Württemberg bei allen Leistungstests zusammen mit Sachsen, Bayern und Thüringen unter den ersten vier in den Tabellen. Mittlerweile teilt sich Baden-Württemberg einen Platz am Tabellenende zusammen mit Bremen, Berlin und Brandenburg.

Oder will Kretschmann, dass Heranwachsende zukünftig weniger lernen, damit sie mehr Zeit für woken Polit-Aktionismus haben?


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Kommentare ( 120 )

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Christa Born
3 Stunden her

Diese Grünen müssen weg! Ich kann das Gesindel nicht mehr ertragen. Wie konnte es nur soweit kommen? Ich hab sie nie gewählt!

horrex
4 Stunden her

Es ist „unsäglich“ – um es bildungssprachlich zu sagen – was K. leistet.
Was ich verstehe ist, dass das enorme Potetial der bequemen „dummen Wähler“ eben weit besser einzulullen und zu manipulieren sind als Leute die gelernt haben selbstständig zu denken.
Selbstdenker – „denken Lasser“.
Wie meinte etwa – deutlich pointierter – Tetzlaff so treffend:
Wer denkt kann irren, wer nicht denkt irrt regelmässig. –

Magdalena
4 Stunden her

Das Selbstdenken soll verlernt werden, denn wer selber denkt, denkt anders und wird womöglich zum Querdenker und „gehorcht“ nicht, was Kretschmann und Co. jedoch ganz wichtig ist („Man muss gehorchen“, war einer seiner Lieblingssätze während der Plandemie).

derostenistrot
5 Stunden her

Kretschmann hatte großes Glück: als Kommunist (Mao, Trotzki etc.) wäre er damals nie und nimmer in den Schuldienst übernommen worden, wenn sich nicht ein einflußreicher Politiker (CDU) für ihn eingesetzt hätte. Es ist so ein Fall wie „Lenin-Deutsches Reich“. Baden-Württemberg wäre viel erspart geblieben, wenn der Radikalenerlaß nicht ausgehebelt worden wäre.

Wilhelm Rommel
5 Stunden her

Es ist schon eigenartig, dass gewisse Leute im Alter wieder zu den ‚Idealen‘ der eigenen Jugend zurückkehren bzw. diese immer ungenierter durchblicken lassen: Erst der stramme ‚Gehorsams-Appell‘ während der ‚Corinna-Zeit‘ – nun die Formulierung eines ‚Unbildungs-Ideals‘, wie es auch der ‚Große Vorsitzende‘ weit, weit im Osten nicht besser hätte formulieren können! Danach würde es ja völlig ausreichen, das rund um die Uhr in ‚einfacher Sprache‘ aus zentralen Lautsprechern dröhnende linksgrüne Propaganda-Geplärre kritik- und reflexionsfrei zu ‚inhalieren‘ und ansonsten – materiell und intektuell verarmt – zu kuschen: Eine Weltsicht, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt…

Toby
5 Stunden her

Frei nach dem Motto: „Sagt der Kaiser zum Papst: Halt du sie dumm, ich halt sie arm.“

Die Grünen schaffen das heute ganz alleine.

Paul987
5 Stunden her

Man liest ja immer wieder, dass es Menschen gibt, welche blind den Anweisungen des Navis folgen und dann unter Ausschaltung jedwedes Verstands in Flüssen, Bächen und Seen ihre Autos mit samt sich selbst versenken.
Solche Meldungen wird man in Zukunft wohl öfters aus dem grün regierten Ländle lesen dürfen.

Hieronymus Bosch
5 Stunden her

Jeder, der ChatCPT verwendet, weiß, dass das Programm auf alle Fragen eine Antwort hat. Selbst ärztliche Befunde werden verständlich erklärt. Man kann mit dem Program seit kurzem auch in einen Dialog eintreten und Verbesserungswünsche äußern. Das Programm macht alles! Gerade aus diesem Grund ist sein Einsatz in Schulen problematisch: Ohne Vorwissen nimmt der Schüler für bare Münze, was das Programm ihm sagt. Jedes Referat, jede Hausarbeit und auch jede Klausur kann so mit fremder Hilfe erstellt werden, ohne dass der Lehrer die Möglichkeit der Nachprüfung erhält Ein eigener Lernerfolg ist so nicht erkennbar! Was sich Leute wie Kretschmer also von… Mehr

Innere Unruhe
5 Stunden her
Antworten an  Hieronymus Bosch

Die Arbeit mit KI basiert darauf, die richtige Frage zu stellen. Prompt Engineering.
Nur wer eine gute Frage stellt, bekommt auch eine gute – hoffentlich – Antwort.
Ich wäre dafür, Hernn Kretschmer KI Arzt zur Verfügung zu stellen… Wozu braucht er schon einen echten Mediziner? Und auch keinen KI-Klempner, wenn das Haus etwas braucht.

Der Person
5 Stunden her

„Oder will Kretschmann, dass Heranwachsende zukünftig weniger lernen, damit sie mehr Zeit für woken Polit-Aktionismus haben?“

Ja, denn nur ein dummer Kommunist ist ein guter Kommunist! Schüler müssen nichts können und nichts wissen, sie bekommen alle von der PartAI gesagt. Und das reicht. Denn…die PartAI, die PartAI, die hat immer recht und Genossen, es bleibet dabei….

murphy
6 Stunden her

Kretschmann braucht weniger Bildung. Sonst gehen ihm die Wähler aus.