Some like it hot

In seiner Verwirrtheit will dem deutschen Klimakiller die Eiszeit als Goldenes Zeitalter erscheinen. Die Apokalypse trägt bereits einen neuen Namen: Heißzeit. Dieser Ausdruck des Schreckens suggeriert: Bald ist die Erde unbewohnbar.

Die Heißluftmaschine der Medien läuft auf Hochtouren. Hierzulande bricht eine Hysterie aus wegen schönen Wetters. Die meisten Deutschen haben einen Stich. Sie glauben, es sei ein Sonnenstich. Es ist aber etwas anderes.

I.

Wer das Wort Hochsommer mit Behagen ausspricht, muss aufpassen. Es besteht der dringende Verdacht, ein Klimaleugner zu sein. Auch wenn er sich bei weitem angenehmer anhört, ist der Ausruf „Herrlich, dieser Sommer!“ ungefähr so verwerflich wie „Merkel muss weg!“

II.

Wer endgültig für unzurechnungsfähig gehalten werden will, weist darauf hin, dass im Mittelalter die Temperaturen annähernd so hoch waren wie heute – ohne Industrie, ohne Verbrennungsmotoren. Einfach nur der Sonnenaktivität wegen. Das Klima erlaubte Weinbau überall in Europa, selbst in Skandinavien. Die Kleine Eiszeit ließ im fünfzehnten Jahrhundert die Durchschnittstemperatur in Mitteleuropa sinken. Hunderttauende von Kleinbauern verelendeten, wurden vertrieben und verdrängt. Aber die Not führte, wie so oft in der Wirtschaftsgeschichte, zu Umstrukturierung und Innovationen. Es gab bald weniger Bauern, aber größere, die für einen größeren Markt produzieren. In den Hungerjahren der kleinen Eiszeit wuchs auch der internationale Handel mit Getreide, um Ernteausfälle zu kompensieren. Neue Getreidesorten, Kartoffeln, verbesserte Viehzucht, Düngung machte die Landwirtschaft intensiver und effizienter.

III.

Auch schon die Warmzeit davor beflügelte den menschlichen Erfinder- und Entdeckergeist: Die Wikinger erreichten mühelos über das grüne Grönland das fruchtbare Neufundland. Jede Klimaänderungen kreiert technologischen Fortschritt und ökonomische Konsequenzen. Es gab und gibt immer Klimagewinner und Klimaverlierer. Richtig, der Wandel hat sich beschleunigt. Aber auch der technologische Wandel. Den aber lehnen wir ab. Zum Beispiel Gentechnik, obwohl ohne sie die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft nicht zu bewältigen sind.

IV.

Der Klimawandel wird als Strafgericht für den Frevel der Menschheit an Mutter Natur verstanden, Buße durch Wohlstandsverzicht gepredigt. Mit Fakten hat das nichts zu tun. Es ist die sinnlose Vergötzung von Naturgewalten. Ein Rückfall also in Zeiten, als die Menschen noch Wotan und Neptun anbeteten.

V.

So erzeugt das angenehm warme Wetter Schuldgefühle. Wir sind schuld, dass Sommer ist. Wer sonst! Wir haben ihn nicht verdient. Wir haben ihn verursacht. Mit Schuldgefühlen kennen sich die Deutschen aus. Sie wissen, was zu tun ist. Sie öffnen ihr Herz dem Klimaflüchtling. Übrigens ist er nicht neu. In der Kleinen Eiszeit war der deutsche Romantiker ein typisches Exempel für Klimaflucht. Das Land, wo die Zitronen blühen, besucht er mit Hingabe. Später siedelte er in Mallorca. Des Klimas wegen.

VI.

Die amtlichen Klimahysteriker kapieren nicht den Widerspruch, in dem sie stecken. Wer die Natur zur höchsten Macht erklärt, kann nicht gleichzeitig glauben, die Vereinten Nationen könnten den Klimawandel per Beschluss entscheidend bremsen. Die Welt als Wille und Vorstellung. Auch dies ist pure Romantik. Der deutsche Romantiker verheddert sich seit jeher zwischen Fortschrittsglauben und Technologiefeindlichkeit.

VII.

In seiner Verwirrtheit will dem deutschen Klimakiller die Eiszeit als Goldenes Zeitalter erscheinen. Die Apokalypse trägt bereits einen neuen Namen: Heißzeit. Dieser Ausdruck des Schreckens suggeriert: Bald ist die Erde unbewohnbar.

VIII.

Die der Heißzeit folgende Stufe kann nur noch die Hölle sein. Wir wandern also gerade durch die Vorhölle. Woran das zu sehen ist? Selbst das deutsche Bierflaschenleergutmanagement versagt.

IX.

Der Klimawahn ist weniger eine Frage der Politik als der Psychologie. In den Gehirnen wirft die Hitze Brandblasen. Nur eines ist sicher: Sie kommen nicht vom Klima.

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Kommentare ( 90 )

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anita b.
6 Jahre her

Tja Herr Herles, es sind die Hysterie der Politiker und Pressemenschen, die auch über Chemnitz schreiben.

P.Reinike
6 Jahre her

Wäre der Sommer verregnet gewesen, so hätten wir medial nie wieder richtige Sommer, nur einen warmen und nassen Übergang zum Winter. Über den konnte man vor ein paar Jahren lesen, daß es nie wieder richtige Winter geben würde, bevor es richtig winterlich kalt wurde. Um 1980 las man jahrelang in der Angstpresse, daß es nie wieder warme Sommer geben würde, es drohe eine Eiszeit. Das war vor der geschürten Heisszeit Hysterie, von der viele Medien und Lobbygruppen im Sommerlich profitieren wollen. Mit Bildern kranker Eisbären, die wie suggeriert am Klima verenden, real aber laut Tiermedizinern an einer Infektionskrankheit, wird die… Mehr

Hadrian17
6 Jahre her

Tja, … … „Am Tag, als der Regen kam, langersehnt, heisserfleht … . Vielleicht sollte man mal wieder in Omas Plattenschrank kramen. 1959 … . Wenn wir demnächst wieder einen kontinentalen Winter haben, der uns die Eisluft aus der russischen Steppe herüber weht und wir bei Minus 20 Grad bibbern, dann liegt es – natürlich – daran, dass wir Auto fahren … . Infantilismus, wohin man blickt. Aufgeregtes Geschrei, die Nutzbarmachung jedes Naturphänomens für die eigene „Sache“ … und eine träge Politik, die an ihren uneingestandenen Fehlern lustlos herumlaboriert. Auch hier Kinderkram: Der Stuhl ist schuld an der Beule, nicht… Mehr

Luisa Nemeth
6 Jahre her
Antworten an  Hadrian17

Hadrian 17 – es ist unwichtig, dennoch – ich habe es schon mal geschrieben – ich habe beim Kramen einen Brief von meinem Großvater gefunden. 20. Juli 1959. Er schreibt, dass Badische Kleinstadt) auf den Feldern Dürre herrscht und fragt, ob wir auch so sehr unter der Hitze leiden! Lg.

Th.F.Brommelcamp
6 Jahre her
Antworten an  Hadrian17

Wer seine Kinder auf staatliche Ideologie Schulen schickt darf sich später nicht über Unwissenheit und Alternativreligionen wundern. Titus Gebel lesen.

Karl Heinz Muttersohn
6 Jahre her

Vor zehn Jahren wurde die Sau „Peak Oil“ durchs Dorf getrieben. Die These war, dass ab 2007 immer weniger Erdöl gefördert wird, weil das Ende der Ressourcen vor der Tür stehe. Das sollte vor allem dazu dienen uns zu sparsamen Energieverbrauchern zu erziehen. Heute redet kein Mensch mehr von „Peak Oil“, das schlechte Gewissen wird statt dessen durch Klimawandel befördert.

Wolfgang Wegener
6 Jahre her

Na ja, dass die Ölvorräte nur noch 30 Jahre reichen, das wird schon seit 1930 behauptet.. Den Witz habe ich mal vor 30 Jahren auf einer einschlägigen Tagung gehört.

Luisa Nemeth
6 Jahre her

Lieber Herr Herles. Danke für diesen wahrhaftigen Beitrag. In der Klimatologie und Biologie ist bekannt, dass die Natur photobiologischen, jahres- und tageszeitlichen Schwankungen unterliegt. Entsprechende Daten liegen seriösen Instituten vor. Daten von Meßwerten, nicht von furchterregenden Computersimulationen. Die Sonne bestimmt unseren Tag-Nachtrhythmus. Damit unser Hormon-, Immun- und Nervensystem. Wenn die saisonalabhängigen Winterdepressionen (SAD) wieder nahen, wird man sich rasch nach Licht und Wärme sehnen. Das Geschäft mit der Angst ist generell zu verurteilen, aber in diesen ohnehin chaotischen Zeiten verwerflich. Übrigens war die „Klimagöttin“ bereits nach der Wende im Umweltministerium tätig. Zu Zeiten, da die Ozonloch-Hysterie blühte. Vor noch gar… Mehr

Frau Holle
6 Jahre her

Vor Jahren erklärte mir Jörg Kachelmann, dass die jährliche Durchschnittstemperatur seit Jahrhunderten annähernd gleich ist. Wenn es einen heißen Sommer gibt, ist der Winter umso kälter, damit sich die Werte ausgleichen. Diese Theorie habe ich in den letzten Jahren verfolgt und es stimmte jedes Jahr. Die Heißzeit findet genausowenig statt wie das in den 80ern prophezeite Waldsterben. Das warme Wetter scheint aber einen anderen Effekt zu haben. Es schmurgelt bei manchen Menschen das Hirn zusammen bis zur Walnußgröße und verklebt die Synapsen!

Gabriele Kremmel
6 Jahre her

Seit meiner Jugend erwarte ich die versprochene Erderwärmung mit endlich gescheiten und langen Sommern. Dafür, was in den 80ern prophezeit wurde, ist erstaunlich wenig bis jetzt eingetreten. Weder der um 5 m gestiegene Meeresspiegel (wir hätten es dann nicht mehr ganz so weit bis zum Meer gehabt), noch die andauernd heißen Sommer, noch die ausbleibenden Winter.

Eberhard
6 Jahre her

Das Klima ändert sich. Es war noch nie stabil und wir wissen immer noch nicht zuverlässig was das alles beeinflusst. Eben ein chaotisches System und daher wenn überhaupt, nur in annähernden Tendenzen beurteilbar. Wer alt genug stellt das aus eigener Erfahrung fest. Da braucht er keine Klimawissenschaftler. Solche Winter wie in meiner Jugend gibt es schon seit langem nicht mehr. Trotzdem ist mir der sehr heiße Sommer 1959 noch im Gedächtnis. Ob und wie der Mensch es beeinflusst ist auch keine Neuigkeit. Die Abholzungen im Mittelalter am Mittelmeer und heute am Regenwald usw. wirken bestimmt zumindest regional auf das Klima.… Mehr

Alf
6 Jahre her

Seit Jahren suche ich nach einer Erklärung für das unsägliche Handeln der merkelschen „Regierung“ . Was ist der Grund für ein Regieren am Grundgesetz und am Volk vorbei? Warum muß Deutschland von der Landkarte verschwinden; warum folgen alle im Gleicschritt Richtung Abgrund usw.
Kann es sein, daß Deutschland demnächst von einem Kometen getroffen wird? Steht die Apokalypse bevor? Haben unsere Parteien einen Sonnenstich? Wird Deutschland unbewohnbar? Gehen uns die Bierflaschen aus?
Anders läßt sich das poltische Handlen nicht erklären. Was haben unsere poltische Eliten (??) voraus, welches Wissen, das dem gemeinen Volk fehlt?
Feenzauber?
Ernstgemeinte Zuschriften bitte an TE.

Oblongfitzoblong
6 Jahre her
Antworten an  Alf

„Warum muss Deutschland von der Landkarte verschwinden?“ Inzwischen bleibt für mich nur diese Erklärung, dass es tatsächlich das Motiv der augenblicklichen Politik ist. Dafür ist jede Krise oder jedes Problem Anlass genug, es in diesem Sinne auszuschlachten.

Nachdenkerin X
6 Jahre her

Etwas seltsam finde ich, daß der unablässig klimpernde Schellnhuber, der ganz im Sinne eines Bußpredigers zur Umkehr mahnt (natürlich vor allem die Deutschen) und erklärt, Autos mit Verbrennungsmotor müßten bis 2030 abgeschafft sowie die Kohleverstromung beendet werden, nicht laut davor warnt, jährlich mehr als eine Großstadt an Menschen nach Deutschland hereinzulassen (zusätzlich zu den 2 Millionen, die schon gekommen sind), die doch haargenau nach der Lebensweise streben, die dieser Warner vor der Apokalypse so verurteilt. Überdies vermehren sich diese „Neubürger“ noch weitaus mehr als der alteingesessene Deutsche, führen also in Zukunft zu einem horrenden Mehrverbrauch an Energie. Nach der Logik… Mehr

Anne
6 Jahre her
Antworten an  Nachdenkerin X

Schellnhuber ist Gründungsdirektor des Potsdamer Institutes für Klimafolgenforschung und stand diesem PIK bis Februar 2018 vor. Ohne Schüre von Angst vor dem sogenannten Klimawandel, fließt kein Geld. So wie die Asylindustrie von der illegalen Migration lebt, lebt das PIK vom „Klimawandel“. Herr Schellnhuber ist sehr eng mit den Grünen verbunden.

Luisa Nemeth
6 Jahre her
Antworten an  Anne

Anne – Danke für diese Info. Das PIK (jetzt gibt es sogar eine Folge-Forschung??) war mir bisher nicht bekannt, aber seit die Grünen Umweltministerien, zusätzlich zum Forschungsministerium, gegründet und naherzu heilig gesprochen haben, läuft das so mit den staatlichen Fördermitteln. Hauptsache NEGATIV. Seit ca. 30 Jahren. Zustimmung.