Gut oder schlecht – Die Stunde der Phantasten

Augenhöhe, Respekt, Vertrauen: Schlagworte der Stunde. Gut: Nur die FDP kann die Grünen ernüchtern. Schlecht: Mit der FDP wird Freiheitsentzug demnächst zur Erneuerung verklärt.

Schon wieder scheint etwas alternativlos. Ob Ampel oder Schwampel: Klima, Klima, Klima, Klima, Klima, Klima ist der kleinste gemeinsame Nenner der deutschen Politik. Die Frage ist schon jetzt nicht mehr, was genau die nächste Regierung gegen die „Klimakatastrophe“ tun will. Eine „Klimaregierung“ (Baerbock) ist selbst eine Katastrophe. Was am Possenspiel der Regierungsbildung gut oder schlecht ist, ist dagegen von geringer Relevanz für dieses Land.

I.

Augenhöhe, Respekt, Vertrauen: Schlagworte der Stunde. Gut: Nur die FDP kann die Grünen ernüchtern. Schlecht: Mit der FDP wird Freiheitsentzug demnächst zur Erneuerung verklärt.

II.

Schlecht: Die Selbsteuphorisierung von Grünen und Gelben macht sie blind für die Tatsache, dass es zwischen Freiheit und Klimatotalitarismus keine tragfähige Brücke gibt. Die Frage ist nicht, ob das Bündnis zwischen Grün und Gelb vier Jahre hält, sondern wie lange es an den falschen Zauber glaubt. Schlecht: Die Macht der Gefühle besetzt ja auch die rationalen Gehirne der Liberalen. Die letzten Aufklärer werden zu Phantasten. Sie lassen sich auf die Aufklärungsresistenz der Klimasekte ein. Grün und Gelb tun gerade so, als hätten sie den tiefen Teller erfunden. Gut: In dieser Selbstüberschätzung liegt bereits das Scheitern.

III.

Die gute Nachricht: Einer der beiden Kandidaten wird nicht Kanzler. Die schlechte: aber der andere. Die gute: Ist schon piepegal, wer den Kanzler stellt. Die schlechte: Eben! Normalerweise bremsen die kleineren Koalitionspartner den jeweiligen Kanzler aus der großen Partei. Das ist jetzt anders. Die nicht mehr entscheidend größere Kanzlerpartei – gleichgültig ob SPD oder Union – wird den Elan der kleineren Partner bremsen müssen. Das wäre gut. Zu mehr wird es nicht reichen. Das ist schlecht.

IV.

Für Laschet spricht bei den Sondierungen, dass er aus Sicht von Grün-Gelb keinerlei Widerstand leisten wird, wenn er nur irgendwie Kanzler werden darf. Schlecht: Mit einem so schwachen Kanzler lässt sich kein Staat machen. Gut: Je weniger Staat, desto besser.

V.

Es ist ja noch nicht einmal erkennbar, ob Laschets eigene Leute ihn Kanzler werden lassen. Söders Invektiven machen Laschet noch schwächer, als er ohnehin bereits ist. Söder will Laschet als Kanzler verhindern. Sein parteischädigendes Verhalten dekontaminiert die Sondierungen mit Schmutzeleien. Scheitern die, hofft Söder, ihm werde die nächste Kanzlerkandidatur nicht mehr zu nehmen sein. Laschet ist wirklich nicht zu beneiden. Er kämpft im eigenen Laden gegen Söder, Spahn, Brinkhaus & Co. Sie haben sich in Covid-Zeiten als autoritäre Freiheitsfeinde und hemmungslose Merkel-Adepten disqualifiziert. Haben aber noch immer eine große Klappe. Gut: Die CDU lebt noch. Schlecht: Sie bringt es noch immer nicht fertig, den eigenen Absturz als Folge des Merkel-Regimes zu begreifen. Ersatzweise wird Laschet bestraft. Gut: Er hat es verdient. Schlecht: Er ist nur der Sündenbock.

VI.

Der Zwist in der Union ist jedenfalls das beste Argument für Grün und Gelb, die Sache platzen zu lassen. Allerdings ist Scholz kein weißer Ritter.
Er hat eine in Teilen grellrote Partei hinter sich. Die Mehrheit der Grünen findet das gut. Ein Teil der Gelben findet das schlecht, der andere Teil gut, könnten sie sich in einer Ampel doch leichter als liberale Kraft profilieren. Gut: Dann wäre der Spuk schnell zu Ende. Schlecht: Dann käme Söder.

VII.

Gut ist, dass sich das System unaufhaltsam verändert. Die beiden 20-Prozent-Ex-Volksparteien bestimmen nicht mehr die Richtung. Es wäre ein Irrtum, an die Wiederauferstehung der SPD zu glauben. Ihr Erfolg ist einem Sonderfaktor geschuldet: Scholz gilt vielen Wählern als Fortsetzung von Merkel mit anderer Frisur. Wird Scholz jetzt nicht Kanzler, war es das auch für ihn. Und für die SPD sowieso. Wird er’s doch, wird seine bürgerliche Fassade schneller fallen als einst die von Merkel. Auch gut.

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Kommentare ( 82 )

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Wolfgang Schuckmann
3 Jahre her

Die Wahlen haben gezeigt, dass die überwiegende Zahl jener, die das Spiel nicht durchschaut haben unverändert hoch ist. Der CDU kann nur helfen, wenn sie sich aus der Umklammerung einer fehlgeleiteten Meinungsdiktatur lösen kann. Sollte diese Partei nicht erkennen wollen, das Merkel ihr Todengräber war, wird sie in die Kruft fahren wie alle anderen Parteien mit dem “ C“ im Namen in Europa vor ihr. Nur wenn sachbezogene, reale Politik das Credo der Union wird, kann die Hoffnung für die Partei stehen, dem Untergang zu entkommen. Die völlig falschen Strophen einer Kanzlerin, die nur Rache auf ihrem Paneel stehen hatte,… Mehr

Nibelung
3 Jahre her

Sagen wir es doch kurz und bündig, die deutsche Einheitspartei hat sich durch die Möglichkeit des Koalitionsgeschacheres selbst ein diktatorischen Plattform entgültig geschaffen und auf die Idee kam die Rote, aufgrund ihrer Herkunft, hat sich aber nicht gewagt es nach SED-Art zu vollziehen und nun sind sie alle willige Helfer um den Rest einer Opposition entgültig auszuschalten und dazu sind ihnen alle Mittel recht und Erich hätte seine hellste Freude, wenn er das noch erleben dürfte. Die Volkskammer ist damit wieder in Berlin etabliert und damit es nicht auffällt spricht man von edlem Wettstreit und ist gefesselt durch eine Idiologie… Mehr

Robert Ballhaus
3 Jahre her

Es ist vollkommen egal, wer da mit wem koaliert: Am Ende steht immer die Klimadiktatur. Diese ist nicht auf Deutschland beschränkt, sondern wird weltweit etabliert. Der Mensch als Schädling, der eingehegt werden muss. Wenn sich die Menschen nicht weltweit dagegen auflehnen, dann war es das mit der Demokratie.

ioeides
3 Jahre her

Nach dem ersten landesweiten Stromausfall von mindestens einer Woche Dauer wird msn dieses Land nicht wiedererkennen,.

Sani58
3 Jahre her

Also, liebe User,Leser, Mitforisten,Herzlichen Glückwunsch zum 3.Oktober, dem Tag der Bundesdeutschen Demogratschen Rebuublig! Uns und Ihnen der großen Mehrheit, die paar Mitteldeutschen (ca ¼ Bevölkerungsanteil – haben ja nach wie vor kein/kaum Gewicht und Stimme) muss man konstatieren, wir haben es verkackt.. Nach der Übernahme und dem Auslutschen Ostdeutschlands, hätte aus unserem Gesamtdeutschland ein blühendes, mit allgemeinen Wohlstand und guter Lebensqualität und Sicherheit gesegnetes, hochmodernes, mit bester Infrastruktur, modernsten Gesundheitswesen,Schulen und Universitäten ausgestattetes Land, mit Europas bestem Rentenniveau, ausgeglichenem Haushalt und allseits zufriedenen Einwohnern werden können. Sie/wir aber haben uns am Nasenring von einer FDJ-Sekretärin, ehemaligen SED-Funktionären und 68ziger Grünen… Mehr

Robert Ballhaus
3 Jahre her
Antworten an  Sani58

Ja, aber Merkel ist lediglich das Werkzeug einer globalen sog. Elite. Wie Biden. Wie Trudeau. Wie Macron. Wie Kurz. Wie Draghi. Die Entscheidungen werden von supranationalen Organisationen gefällt und von den Lakaien in den Nationalstaaten dem jeweiligen Wahlvolk verkauft . Alternativlos.

Wolfgang Schuckmann
3 Jahre her
Antworten an  Robert Ballhaus

Da widerspreche ich Ihnen entschieden. Die Agenda Merkels Überschnitt sich nur temporär mit den Entwicklungen weltweit. Merkel ist und war nicht fremdgesteuert. Merkel hat ihre ganz persönliche Agenda durchgezogen. Sie hatte erkannt, was für ein wertfreier Haufen die CDU geworden war und diesen Umstand gnadenlos aus genutzt. Sie ist eine kleinliche, nachragende Matrone, die den Niedergang der DDR nicht verkraftet hat. Ihre einzige Agenda, die sie verfolgte war ein Rachefeldzug gegen die vermeintlich Schuldigen in unserem Land, die ihren sozialistischen Traum beendet haben. Merkel ist so klein, in ihrer armseligen Verfassung gegenüber den Menschen dieses Landes, das noch nicht mal… Mehr

Nibelung
3 Jahre her

Dazu muß man die grünen Maoisten und Stalinisten noch aus früheren Tagen kennen um deren Klima-Motivation beurteilen zu können. Manche von ihnen sind ja heute noch in Amt und Würden und unterstützen die zweite Generation in ihren kommunistischen Bemühungen, die zunächst ganz harmlos angefangen haben, indem man den Muff unter den Talaren vertreiben wollte, als Vorwand für eigene geplante Umtriebe über ihre Vordenker, die allesamt ebenfalls Kommunisten waren. Die haben es ja mit sehr unterschiedlichen Mittel seit den achtundundsechziger Jahren betrieben, beim Wiederstand gegen Pershing-Raketen angefangen bis hin zum Hardcore-Widerstand durch die RAF über die extremen Teile ihrer Weltanschauung und… Mehr

ISC
3 Jahre her

Aber wie lange soll denn ihre Geduld noch reichen? Schon unter Kohl waren 16 Jahre Investitionsstau und verlorene Zeit. Unter Merkel auch und jetzt wird es noch lausiger die nächsten 4 Jahre . Das mindeste wäre doch sie würden die Bundeswehr mal zu einem flotten Militärputsch aufrufen, um eine Ausweg aufzuzeigen anstatt immer diese Artikelchen zu schreiben!

Wolfgang Schuckmann
3 Jahre her
Antworten an  ISC

Und was, bitte schön, soll eine solche Truppe, die nicht mal weiß, was Staatsführung ist, bewirken. Wenn die Führung dieser Bundeswehr nicht mal in der Lage ist den Menschen in Deutschland zu erklären, was der Unterschied zwischen Brunnenbauen und Schulbau gegenüber den tatsächlichen Aufgaben ist, dann dürfte ihre Anregung schon etwas ungewöhnlich anmuten.

Ticinese
3 Jahre her

Europa ist dankbar, dass in Deutschland keine linke Volksfront die Macht ergreifen konnte. Im Land der Schwarzseher aber kein Jubel, nur Jammern. Ob Ampel oder Schwampel, vorläufig wird weitergemerkelt.
Herr Herles Ansicht, die Liberalen könnten das Land vom deutschen Klimawahn heilen, scheint naiv: Das Volk will es so und eure FDP kann allenfalls das Schlimmste verhindern.
Das Land muss noch viel tiefer ins Tal der Tränen, bis es Vernunft erlangt, – oder (wieder mal) Heilsbringern aus den extremistischen Ecken erliegt.
 

Hueckfried69
3 Jahre her
Antworten an  Ticinese

Glauben Sie, das Volk will es so? Gibt das Wahlergebnis das her? Keineswegs! Der Klimawahn existiert bei den Grünen und in den Hauptstadtredaktionen; das Volk ist schlauer, als ich dachte!

Wolfgang Brauns
3 Jahre her

Allein der Satz: „Scholz gilt vielen Wählern als Fortsetzung von Merkel mit anderer Frisur.“ ist das Lesen des Artikels wert!

Maja Schneider
3 Jahre her

So richtig sicher kann man sich bei den aktuellen Treffen der vier „Zitronen“ nicht sein, dass es in erster Linie eben nicht um Posten sondern tatsächlich um Sachfragen geht, und die liegen nun wirklich auf der Hand, und zwar die, die im Wahlkampf aus gutem Grund ignoriert wurden. Man wollte die Wähler nicht „beunruhigen“. Die Elefantenherde im Raum wird unübersehbar, als erstes nahm sich „Talk im Hangar“, Servus TV die drohende Energiekrise und ihre Folgen für die Bürger vor, da wurden so manchem Zuschauer doch die Augen geöffnet. Die Lösung auch für Pflege, Rente, Migration, Sicherheit, EU-Finanzen muss sehr schnell… Mehr