Dr. Seltsam & Co. – Der nächste Rücktritt, bitte!

Jede Regierung ist dazu da, „Schaden vom deutschen Volk zu wenden“, wie es im Amtseid des Kanzlers heißt. Die „Fortschrittskoalition“ könnte es noch immer. Sie müsste nur die größte Bedrohung für das Land aus dem Spiel nehmen - sich selbst.

Es ist wirklich bedauerlich. Wenn überhaupt noch mal irgendjemand zurücktritt, dann treten immer die Falschen zurück.

I.

Wir hatten uns so sehr an an Ricarda Lang gewöhnt, sie geradezu ins Herz geschlossen. Als Fleisch gewordene Realsatire überstrahlte sie sogar noch unsere feministische Außenministerin. Jetzt müssen andere den Karren weiter in den Sumpf schieben. Eigentlich hätte Wohlstandsvernichtungsminister Habeck zurücktreten müssen. Der – wohl erzwungene – Rücktritt des grünen Parteivorstands dient aber nur ihm. Er wird eine Marionette aus seinem Ministerium an der Parteispitze installieren, um dann als „Kanzlerkandidat“ im Märchenerzählerton weiter von der Dekonstruktion der deutschen Wirtschaft zu predigen. Er wird von den meisten Medien noch immer als bürgerlicher Realo porträtiert, obwohl er nichts anderes ist als der Dr. Seltsam dieser Republik. Noch besser passt der alte Filmtitel von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1964 im Original: Dr. Strangelove or How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb. Habeck liebt das Flächenbombardement, mit dem er die deutsche Wirtschaft überzieht, ohne sich zu sorgen. Auch wenn er der „grünen Jugend“ noch nicht radikal genug ist. Das ist ein hierzulande immer wieder erfolgreicher Trick: Du kannst in der Politik so „strange“ sein wie du willst, vorausgesetzt, es gibt ein paar noch Verrücktere, die dich gemäßigt aussehen lassen.

II.

Bei der SPD tritt niemand zurück. Kandidaten dafür gäbe es genug. Ricarda heißt bei den Sozis Kevin – dasselbe in dünn. Bildungsnotstand als Karriereturbo. Kühnert findet es schon toll, dass es die SPD im Thüringer Landtag überhaupt noch gibt. Die Parteivorsitzende Saskia Esken, die weder aus dem Mord in Solingen etwas lernen zu können meint, noch überhaupt lernfähig ist, wird aus den eigenen Reihen ein Talkshowverbot empfohlen. Würde sie nach dem Modell der Grünen die Parteiführung der SPD abtreten, um den Kanzler zu entlasten – es hätte keinen Effekt. Denn Kanzlerdarsteller Scholz bringt politisch weniger auf die Waage als Habeck. Echt strange!

III.

Neuer Rücktrittskandidat ist Hubertus Heil, der ohne mit der Wimper zu zucken, das Bürgergeld im nächsten Haushalt um mindestens zehn Milliarden falsch berechnet hat. Es ist der Versuch fortgesetzter Irreführung. Dank Habecks Wirken auf dem Feld der Wirtschaft wird sich die Zahl der Bürgergeldempfänger erhöhen, nicht wie „berechnet“ verringern. Der Sozialstaat nach seinem Modell ist wahrlich eine Bombe. Mit Zeitzünder.

IV.

Weil all diese Tricksereien ja nicht ohne Tatbeteiligung des Finanzministers möglich wären, müsste auch der zurücktreten. Er täte nicht nur dem Land, sondern auch seiner Partei einen Gefallen, die nur noch als Zombie durch die deutschen Länder geistert. Wer sonst sollte die Verantwortung übernehmen, wenn nicht Christian Lindner? Der Dr. Seltsam der Liberalen macht nur noch in Berlin viel Lärm um fast nichts. Eigentlich müsste der Vorwurf des Steuerbetrugs nicht nur Steuerzahler sondern auch Steuerverschwender treffen. Doch die Strafjustiz ist nur für Bürger zuständig. Bei Finanzministern wird, wenn es gut geht, das Bundesverfassungsgericht eingeschaltet. Do it again, Sam!, könnte man den Karlsruher Richtern zurufen. Dann wäre endgültig Schicht im Schacht der Ampelregierung.

V.

Es ist schon toll! Alle drei Ampelparteien zusammen repräsentieren nicht einmal ein Drittel der Wähler. Aber Olaf Scholz glaubt noch immer an ein Wunder. Das schließt er aus den jüngsten Wahlen in Brandenburg. Es reichte mit knapper Not nur zu einem astreinen Pyrrhussieg des Amtsinhabers, weil sich Dietmar Woidke Wahlkampfauftritte des Kanzlers ausdrücklich verbeten hatte. Scholz sieht nicht ein, dass er sich Joe Biden als Vorbild nehmen und als Kanzlerkanditat zurücktreten müsste. Zwar ist Ersatzmann Boris Pistorius als Bundeswehrsanierer ein bereits in sich zusammensackendes Strohfeuer, aber verkaufen lässt er sich allemal besser.

VI.

Jede Regierung ist dazu da, „Schaden vom deutschen Volk zu wenden“, wie es im Amtseid des Kanzlers heißt. Die „Fortschrittskoalition“ könnte es noch immer. Sie müsste nur die größte Bedrohung für das Land beseitigen – sich selbst.

VII.

Vielleicht treten die seltsamen Deutschen ja selbst zurück, nur einen Schritt, um sich im Spiegel zu betrachten. Sie werden glauben, die Hässlichen vor ihnen seien andere.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 35 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

35 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
WandererX1
1 Monat her

Scholz will nicht wahrhaben, vor drei Jahren nur an die Macht gekommen zu sein, weil Merkel die CDU als mentale Ruine hinterlassen hatte (bei Schröder war es schon ähnlich). Und so etwas kann man 2025 dann nicht wiederholen oder dan nur in umgekehrter Richtung wiederholen: Merz wird Kanzler, obwohl er wenig geschätzt wird – als der weniger Gebrechliche, als das kleineres Übel. Kraftvolle stolze Männer, wie es Adenauer oder Schmidt waren, haben in dieser kaputten feminisierten Politwelt kaum noch eine Chance: es wird von ihnen schon in jungen Jahren zuviel Opportunismus verlangt, und das Ergebnis sind dann Kofferträger, also Dienertypen… Mehr

DELO
1 Monat her

Das neue Deutschland entwickelt sich doch erst gerade – nun mal langsam.
In Thüringen macht die geliebte CDU vor, wie man die Demokratiereste nach 16 Jahren Merkel nunmehr vollständig beseitigt. In Brandenburg bekommt Woidke, der ganz in Ordnung scheint, die Frau Wagenknecht als Vorbeterin. Oskar wird sich dafür sehr ins Zeug legen. Und der CDU-Clown in Sachsen sagt gleich, man soll nicht CDU, sondern SPD wählen. Das ist Realsatire, wie sie kein Komiker hinbekommen würde. Wenn Dieter Nuhr nur annähernd so etwas von sich gegeben hätte, hätte man gesagt, der spinnt jetzt wohl total.

Maja Schneider
1 Monat her

Rücktritte gibt es inzwischen bei uns in der Politik nicht mehr. Unseren Politgrößen fehlt gänzlich des Gefühl für das eigenen Versagen, alles ist aus ihrer Sicht, die ganz weit entfernt ist vom Land und dem Volk, dem Souverän, für die sie eigentlich Verantwortung tragen und auf dessen Kosten sie gut leben, gut, und wenn es mal nicht so läuft, haben Herr Habeck und der Bundeskanzler immer einen klugen und von Lebensweisheit getragenen Rat, und die Schuld am Niedergang dieses einstigen Vorzeigelandes haben überhaupt nur Andere. Freuen wir uns doch auf die zukünftigen Veränderungen, das wird schon, nur Mut, wir fassen… Mehr

Oliver Koenig
1 Monat her

Aber Ihre CDU, die in Thüringen gerade ein Schauspiel aufgeführt hat, wie es peinlicher nicht sein konnte, incl. hysterisch kreischender Abgeordneten ohne jegliche Spur von Anstand und Erziehung – die wird deutschlands Regierung zu ungeahnten Erfolgen führen, was Herr Herles?

BellaCiao
1 Monat her

Derweil kümmern sich die SPD-Granden um die wirklich wichtigen Themen –
»Queepolitische Menschenrechtskonferenz« der SPD Fraktion im Bundestag: https://tinyurl.com/nh9nphsj

Dafür hat sogar unser Bundeskanzler Zeit. Denn andere Probleme hat Deutschland ja gerade nicht.

Last edited 1 Monat her by BellaCiao
ratio substituo habitus
1 Monat her

Lasst sie bloss weitermachen! Nur so besteht eine geringe Chance, dass die Schafe endlich aufwachen. Sonst wird einem „Neuen“ vielleicht noch ein Vertrauensvorschuss gewährt und das Elend dauert noch länger. Die Esken in jede Talkshow neben die Sarah und den Kevin dazu. Den Robert mit Sachfragen überschütten, bei der AnnaLena die Reaktionen der Gegenseite auf ihr Geschnattere zeigen. Dann begreifen es hoffentlich immer mehr Wähler.

Dieter Rose
1 Monat her

Da unterliegen Sie einem Irrtum!
Die meisten Schafe werden nicht aufwachen,
das haben wir doch schon mal erlebt.
Sie warten auf den Zeitpunkt, wo sie sich den „Befreiern“ anschließen können und sagen:
“ Das haben wir nicht gewußt und nicht gewollt!“

Hendo Renka
1 Monat her
Antworten an  Dieter Rose

Das hört man jetzt schon zu 2015, dem Jahr der Öffnung der Grenzen!

verblichene Rose
1 Monat her

Frau Lang meinte in ihrer Abschiedsrede frei übersetzt, dass die Partei neue Gesichter benötige. Also bislang kenne ich das lediglich von „Germany’s Next Topmodel“, oder von „Shopping Queen“. Und ich habe mich noch nie von „Gesichtern“ ablenken lassen, um meine Entscheidung für eine Partei zu treffen. Frau Lang ist übrigens nicht hässlich! Sie hat nur das bewerkstelligt, was ihre Körperlichkeit heute so sehr prägt. Und dann kommen noch ihre Blubberblasen dazu, die zwar rein rhetorisch richtig klingen, aber leider absolut nichts zu meinem Wohlgefühl beitragen. Allerdings war sie GENAU dafür als Politikerin angetreten. Politiker sind daher m.M.n.dazu da, dem „Volk“… Mehr

Landgraf Hermann
1 Monat her

Verantwortlich für das Auflösen der Regierung ist Steinmeier. Na ja, SPD-Parteigenossen werden sich wohl nichts antun, oder?

Klaus D
1 Monat her

Der nächste Rücktritt, bitte!…..dann hätten Kohl, Schröder, Merkel und Scholz zurücktreten müssen denn alle haben unserem land massiv geschadet – mein ehrenwort! Am besten sieht man das an der energiewende und dem atomausstieg. Das fing ja schon unter Kohl an und wie wir heute wissen einer der größten fehler siehe explodierende strompreise die unsere wirtschaft immer weiter runterzieht. Hier haben alle parteien die das unterstützt und oder mitgemacht haben deutschland massiv geschadet.

Selbstdenker
1 Monat her

Blickt man auf die Gesellschaften, dann darf man wohl davon sprechen, dass es in jedem Land zwei Gruppen gibt, die nicht in der gleichen Welt leben. Beide Gruppen reden aneinander vorbei und haben ein völlig unterschiedliches Bewusstsein darüber, was die Probleme sind und wem man vertrauen darf. Das war zwar schon immer so, aber die eine Gruppe war früher nur die wirtschaftliche und politische Elite, also im Vergleich zum Rest sehr klein. Heute ist es anders, mindestens im Westen. Die Gruppe mit dem Kopf voller Illusionen über die Realität war bis vor kurzem ziemlich groß, aber nun schrumpft sie schnell.… Mehr