Die deutschen lieben Comedy: Lachen auf Kommando zu festen Sendezeiten. Satire ist das Gegenteil. Sie setzt Bildung voraus. Und nur mit Satire kommt man Satirikern wie Trump, Johnson oder Erdogan bei.
Vergangene Woche schrieb ich an dieser Stelle eine Satire über die sogenannte Klimakrise. Sie tarnte sich in satirischer Absicht als Stück über die Bildungskrise. Neunzig Prozent der zahlreichen Mails kommentierten die Bildungskrise. Ich bedanke mich für die breite Zustimmung zu etwas, was gar nicht mein Thema war. Dies ermuntert mich sehr, bei der Satire zu bleiben. Man trifft immer etwas Richtiges.
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Die Realität ist der Satire überlegen. Das beweist etwa das Wort des Jahres 2019: Verschissmus. Es ist der Bildungskrise zu verdanken. Die Bildungskrise führt hier ungewollt zu einer höheren Form der Erkenntnis. Das Paradox, dass aus Unwissen Weisheit wächst, steht schon in der Bibel. Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich. Die unfreiwillige Satire – gemeinhin Realsatire genannt – ist von der wahren Satire oft nicht zu unterscheiden.
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Vielleicht wird also doch noch ein Schuh aus dem Text der vergangenen Woche: Die Klimakrise ist ein Symptom kollektiver Datterigkeit. Sie ist also auch eine Folge der Bildungskrise. Die Darstellung dieses Zusammenhangs ist nur mit den Mitteln der Satire möglich.
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Klimakrisenkrieger und Klimakrisenkriegsdienstverweigerer haben etwas gemeinsam: Beide sind strukturell humorlos.
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Deshalb floriert in Deutschland die Comedyindustrie. Comedy ist strukturell gefallsüchtig. Satire dagegen macht sich über die Gefallsucht lustig. Sie ist das Gegenteil von Comedy.
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Die Deutschen wollen gern gesagt bekommen, dass es Comedy ist, worüber sie lachen. Ohne diese Etikettierung gehen sie lost in translation und wissen nicht, ob sie lachen dürfen und warum. Comedy funktioniert nur in humorlosen Gesellschaften. Lachen auf Kommando zu festen Sendezeiten. Aber bitte nach Ansage und bloß nicht auf dem falschen Fuß!
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Satire dagegen setzt Bildung voraus.
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Da die Moralisten das Klima bestimmen, bestimmen sie auch die Comedy. Das ist leicht beweisbar. Sowohl Comedians wie Klimamoralisten leben von Übertreibungen. Wenn die Moralisten übertreiben, werden die Übertreibungen der Comedians witzlos. Witzig ist dann nur, dass man sie nicht ernst nehmen kann.
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Dürrenmatt: Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Frei nach Dürrenmatt: Die schlimmstmögliche Wendung einer Geschichte ist nur als Satire darstellbar.
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Satiriker beherrschen weite Teile des Weltgeschehens: Trump, Johnson, Erdogan … Oder sind das Komiker? Wir sollten sie nicht unterschätzen. Auch den Satirikern kommt nur die Satire bei.
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Abschließend ein Beispiel. Karl Kraus. Die letzten Tage der Menschheit. 29. Szene. Wer den Witz nicht entdeckt, sollte besser bei den Comedians bleiben.
DER OPTIMIST: Sie können nicht leugnen, dass die Klimakrise auch einen seelischen Aufschwung mit sich gebracht hat. Die Guten werden besser und die Schlechten gut. Wollen Sie etwa die Begeisterung, mit der unsere Kinder ins Feld ziehen, und der Stolz, mit dem ihre Eltern ihnen nachblicken, in Abrede stellen?
DER NÖRGLER: Das mag für Deutschland richtig sein. Anderswo haben die Menschen vielleicht doch noch einen höheren Ehrgeiz.
DER OPTIMIST: Es gibt wenigstens wieder ein Ideal. Ist es da mit dem Übel nicht vorbei?
DER NÖRGLER: Das Übel gedeiht hinter dem Ideal am besten.
DER OPTIMIST: Sie unterschätzen die sittlichen Kräfte, die die Klimakrise in Bewegung setzt.
DER NÖRGLER: Das nenne ich einen Religionskrieg.
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Lieber Herr Herles, wie immer sehr genau getroffen. Kurz meine Erfahrung als Abbonent des Spiegels vor 40 Jahren: Begeistert wie man diese „trockene“ Berichterstattung las, musste ich feststellen, dass über ein Thema meines Berufszweiges berichtet wurde, über das ich als Insider etwas besser Bescheid wusste als der Spiegel. Mir wurde damals schon bewusst mit was diese Herrschaften ihre Auflage erfolgreich gesteigert haben. Schon damals Relotius-Satire, nur das der Bengel damals noch gar nicht wusste was eine Zeitschrift, Zeitung, Magazin ist. Diejenigen, die über andere Menschen den Kübel von journalitischem Dreck zu jener Zeit ausgeschüttet haben, dachten an die Auflage, nicht… Mehr
Märchen haben nicht mal einen wahren Kern…
Oh, da kann man ganz anderer Ansicht sein. Oft transportieren Märchen Lebensweisheiten und Lebensregeln, die durchaus nützlich sind und die man den Kindern durch das Erzählen des Märchens in leicht verständlichen Texten und Bildern schnell nahebringen kann.
Märchen für ERWACHSENE, da gebe ich Ihnen recht, die haben keinen wahren Kern, sondern dienen ausschließlich der Manipulation und Propaganda, wie wir ja täglich in den ÖR und den Mainstreammedien erfahren (wenn wir das denn wollen…).
Ein jeder der letzten Satiriker in Deutschland wird in 2020 merken, dass es nichts mehr zu satiren gibt. In der Realität sind die Satiriker zum existierenden Realberichterstatter geworden.
Leider werden die meisten hier aber überhaupt nix mehr zu lachen haben und Satire hat der knochentrockene deutsche Untertan sowieso selten verstanden. Das schlichtere Gemüt ist mit Comedy durchaus zufrieden (habeck-will haben-habeck, baerbock-Augenaufschlag-Bärchen, merkel-stiefmutti, steinmeier-walter-Spalter, der söder-Öde, karl die Fliege, und und und…) , da versteht man die Brüller wenigstens auch sofort. Bis man sich erschrickt, weil die das ernst meinen.
Trump, Johnson, Erdogan … Sehr geehrter Herr Herles, mit einigem Bedauern erkenne ich, dass Sie Ihre Informationen über die drei Vorgenannten offensichtlich ausschließlich aus der Mainstreampresse und den darin dargestellten Diffamierungen und Verunglimpfungen beziehen. Des Weiteren ist es auch falsch, diese drei auf eine Stufe zu stellen. Ein erkennbar antidemokratischer Erdogan gehört nicht auf eine Stufe mit den Anführern zweier großer Demokratien. Sowohl hinsichtlich Trump als auch Johnson kann man auf youtube ihre Original-Reden anhören. Was darüber in der Mainstream-Presse berichtet wird, ist aus dem Zusammenhang gerissen, böswillig interpretiert oder sogar bis zur Lüge verzerrt. Diese Lügner aus den Redaktionen… Mehr
Sehr geehrter Herr Herles, vielleicht mechten se Ihre im Titel ausgesprochene Drohung noch mal überdenken und nicht in die Tat umsetzen?
Nix für ungut, aber ich befürchte das kommende Jahr mecht auch so schon schwer genug werden.
Werter Herr Herles . „Aus! Aus! Das Jahr ist aus.“ Das Aus, Aus , Aus verbindet die älteren Deutschen mit der Fußball- Sternstunde im Jahr 1954 . Herbert Zimmermann rief nach dem gewonnenen WM- Spiel die mitreißenden Worte,“Aus, Aus, Aus , das Spiel ist aus.“ Ende 2020 wird dieser Satz wieder aller Wahrscheinlichkeit nach, in einem anderen Kontext erschallen . Bis dahin ist die Satire von der Resignation abgelöst.
Ich wünschte, das Spiel wäre aus und wir würden als Sieger vom Platz gehen. Das Spiel geht aber weiter, zu unser aller Nachteil…
Herr Herles, mit Verlaub, mir wird ihr Gewäsch langsam zu elitär.
Ein Freund der einfachen Losungen? So wie in den öffentlichen und halboeffentlichen Medien, in denen für den Leser gedacht wird? Frei nach dem Motto: „Dahinter sitzt immer ein belehrter Kopf“.
Aus dem Hintergrund müßte Herles schießen…Herles schießt –
Tor, Tor, Tor…Wer den Witz jetzt nicht entdeckt hat, sollte lieber
bei Erasmus von Rotterdam und seinem „Lob der Torheit“ bleiben.
Lieber Herr Herles,
solange Sie sich selbst derart ernst nehmen und so wunderbar durchschaubar pädagogisch daherkommen, ist gerade Satire, nicht wirklich Ihr Thema.
Die gute Sache (eine ernste Sache.) Ja, die gibt es, wenn wir (die beste Ehefrau und ich) an/über Deutschland 2019/2020/2021…. denken. Für uns zumindest. Wir sind Ü60 und wohl kleine Lichter im Getriebe des Lebens. Aber zufrieden, mit dem, was wir uns erarbeitet haben, immer und allseitig, auch am politischen Leben, interessiert und ein wenig herum gekommen. Nun wird es uns, für die letzten paar Tapser auf dieser Welt, – mögen es 11 Jahre, oder paar mehr oder paare weniger sein, oder gar morgen oder übermorgen so weit sein, – sehr leicht gemacht, wenn wir daran denken wie und wohin… Mehr
Sani, ich schließe mich Ihnen und dem letzten Sachsenkönig gedanklich an