Antisemitismus ist Programm

Israelhasser – von den amerikanischen Eliteunis bis in die bundesdeutschen Parteien – halten sich nicht für Antisemiten, sondern für Postkolonialisten. Juden als Bürger eines in jeder Hinsicht freien, westlichen Landes können in ihren Augen nicht Opfer, sondern nur Täter sein. Israel gilt als kolonialistisches Regime.

Die Fälle häufen sich, in denen SPD-Politiker, Grüne und Linke antisemitische Propaganda teilen und verbreiten. Gerade haben deshalb fünf Berliner Abgeordnete, darunter zwei frühere Senatoren, ihre Partei verlassen. Antisemitismus ist überwiegend ein linkes Phänomen.

I.

Annalena Baerbock spricht nicht bloß für sich. Als Außenministerin schadet sie ihrem Land, wenn sie prominente linke Antisemiten zum Dinner lädt wie die Journalistin Alena Jabarine und die Berliner Politologin Emilia Roig. Beide lassen die israelischen Opfer des 7. Oktober 2023 unter den gedeckten Tisch fallen und bekämpfen allein Israel als Aggressor. Das hat Methode. Baerbock und ihr Parteifreund Habeck verhinderten monatelang Waffenlieferungen an Israel. Sie versuchten, Israel auf typisch deutsche Art moralisch zur Ordnung zu rufen, und verlangten die schriftliche Zusicherung, die Exporte nicht für „Völkermord“ zu benutzen. Im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die terroristischen Milizen Hamas und Hisbollah ist der Begriff eine Frechheit.

II.

In Deutschland demonstrierten wieder Tausende. In Bonn war auf einem Transparent zu lesen: „MAY EVERY DAY BE OCTOBER 7“. So weit ist es also wieder: Auf den Straßen wird nicht nur die Auslöschung Israels, sondern der tägliche Massenmord an Juden gefordert. In der Masse der „normalen“ Israelhasser fühlen sich Extremisten aufgehoben. Von der Justiz haben sie kaum etwas zu befürchten. So ist es auch an Universitäten. Mit freundlicher Zurückhaltung haben Antisemiten zu rechnen. Aber wehe, jemand artikuliert die Ablehnung islamistischer Ein- und Unterwanderung. Es ist diese Stimmung, die auch in der Regierung zu spüren ist. Das Auswärtige Amt unterstützt offen die Journalistin eines islamistischen Fernsehsenders, der unter Kontrolle der iranischen Revolutionsgarden steht. Das läuft dann unter „feministischer Außenpolitik“.

III.

Besonders dreist ist der Fall der SPD-Spitzenpolitikerin Aydan Özoguz. Sie war stellvertretende Bundesvorsitzende, Staatsministerin im Kanzleramt, zuständig für Integration. Damals meinte sie, eine „spezifische deutsche Kultur“ sei jenseits der Sprache „schlicht nicht identifizierbar“. Dahinter steckt nicht bloß atemberaubende Ignoranz der Dame mit türkischem und deutschem Pass, sondern latenter Hass auf das Land, das sie an herausragender Stelle repräsentiert. Was das mit Antisemitismus zu tun hat? Eine ganze Menge. Sie mag die westliche Kultur nicht. Jüngst teilte die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags einen von antisemitischem Hass geifernden Instagram-Beitrag. Sie weigert sich zurückzutreten. Kanzler Scholz schweigt dazu. Nicht geschwiegen hat er, als auf Sylt ein paar Betrunkene Döp sangen und das gesammelte deutsche Gutmenschentum auf Hubert Aiwangers vermeintliche Jugendsünde losging. Die Maßstäbe verrutschen. Der Ältestenrat des Bundestags befand im Fall Özoguz: Schwamm drüber. 1988 musste Bundestagspräsident Philipp Jenninger, CDU, auch auf Drängen von Kanzler Kohl gehen. Er hatte eine inhaltlich tadellose, doch wegen unhörbarer An- und Abführungszeichen missverstandene Rede gehalten. Die Verfehlung der Aydan Özoguz wiegt ungleich schwerer – doch die Sitten sind verwildert. Die moralintrunkenen links-grünen Gesinnungsfanatiker legen Wert darauf, selbst zu bestimmen, was Antisemitismus ist, und was nicht.

IV.

Die Israelhasser – von den amerikanischen Eliteunis bis in die bundesdeutschen Parteien – halten sich nicht für Antisemiten, sondern für Postkolonialisten. Juden als Bürger eines in jeder Hinsicht freien, westlichen Landes können in ihren Augen nicht Opfer, sondern nur Täter sein. Israel gilt als kolonialistisches Regime. Und umgekehrt kann der Islamismus als Teil des globalen Südens nicht Täter, sondern nur Opfer sein. Das ist widersinniger, ideologischer Unsinn. Doch er erklärt, weshalb die Linken antisemitische Ausfälle nur rechts anerkennen. Postkolonialismus ist in Deutschland längst Regierungsprogramm. Besonders deutlich im Amtsbereich der grünen Bundeskulturministerin Claudia Roth. Unvergessen, die antisemitischen Skandale bei der Kasseler Documenta und den Berliner Filmfestspielen. Roth war auch gegen ein striktes Verbot der antisemitischen BDS-Boykott-Kampagne. Sie, Baerbock, Özoguz und andere stehen für den woken, linksfeministischen Kulturkampf der Linken gegen das Abendland. Da kann, meinen sie, ein wenig Israelhass so wenig schaden wie Appeasement gegenüber mittelalterlicher Menschenfeindschaft von Islamisten.


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Kommentare ( 32 )

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32 Comments
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Judith Panther
1 Monat her

„Antisemitismus ist obsolet.
Amerikanische Wissenschaftler haben inzwischen herausgefunden, daß alle Menschen so schlecht sind für wie sie die Juden immer halten.
Und Antisemitismus ist dafür das beste Beispiel“
Aus meinem Buch
HABEN WIR NICHT GENUG EIGENE ANTISEMITEN, DASS WIR SIE JETZT AUCH NOCH ZU MILLIONEN IMPORTIEREN MÜSSEN?? 

Judith Panther
1 Monat her

Es muß Antialemannismus der Deutschen ist unheilbar.

Last edited 1 Monat her by Judith Panther
Judith Panther
1 Monat her
Antworten an  Judith Panther

Ein Königreich für einen Lektor …
DER ANTIALEMANNISMUS DER DEUTSCHEN IST UNHEILBAR.
So, jetzt stimmt der Satz und die gesenkten Däumlinge können sich wieder aufrichten.

WandererX1
1 Monat her

Auch Opferrollen lassen sich schlecht kontinuierlich durchhalten: und im Vorderen Orient sehen sich alle sehr gerne als Opfer: denn es gibt dort nur den Dualismus, nur ein Schwarzweissdenken: man ist immer Opfer oder Täter! Das Letztere will HEUTE in der MEDIENWELT natürlich niemand sein (niemand brüstet sich mehr seiner Massaker), also kämpfen alle um den anderen Status, und das heute über Internetmedien und an Frau und Mann und Kind gerichtet, und diee Medien beherrschen heute alle und nicht zur Westländer. Also ist die Konstellation heute eine ganz andere als vor 40 Jahren. In Zeiten der „alle sehen sich als Opfer“-… Mehr

RA.Dobke
1 Monat her

Herles fällt auf ?! Ja, es ist schon auffällig, in was für Kategorien er denkt und sich bewegt. Ein Warlord Netanjahu hat in dem einen Jahr weit mehr Tote und Verletzte in der nichtjüdischen Bevölkerung im sog. Nahen Osten zu verantworten, als ein ebenso unappetittlicher Warlord Putin in seinem nun fast drei Jahre währenden Angriffskrieg. Schlechter Vergleich,aber immerhin, ein Vergleich – so unmenschlich er uns in Mitteleuropa auch erscheinen mag! 3 zu 1bei den Opfern liegt innerhalb nur einem Kriegsjahr Netanjahu vor Putin. Auch sein Krieg ist kein gerechter Krieg. Wer das unterstellt ist in meinen Augen, menschlich betrachtet, ein… Mehr

Last edited 1 Monat her by RA.Dobke
Biskaborn
1 Monat her

Grandioser Artikel, auf den Punkt gebracht!

hert
1 Monat her

Alles korrekt, Herr Herles, und das muss jedem noch selbstdenkenden Bürger schwer im Magen liegen. Ja, der Frust der kritischen Bürger wird immer größer und der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. Mit anderen Worten, bis es tatsächlich zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommt mit unheilvollen Folgen. Und ja, Herr Herles, auch hier kann man die fatale Handschrift der Verursacher sehen. Immer wieder diese Uckermark-Pflanze, Merkel, die unser Deutschland-Schiff in eine gefährliche links-grüne Schlagseite gebracht hat, die dankenswert von der Ampel fortgeführt wird. Merkel und ihre devoten CDU-Lemminge, vdLeyen, Ampel, Medien, Kirchen, Gewerkschaften usw. sind die verantwortlich zumachenden Rädelsführer dieser verhängnisvollen… Mehr

Gunter Zimmermann
1 Monat her

Es ist eine Schande, dass diese links-grünen Antisemiten die deutsche Politik bestimmen dürfen. Wie die Wahlergebnisse in den drei östlichen Bundesländern zeigen, ist „der normale Deutsche“ inzwischen zwar aufgewacht, es ist aber zu wünschen, dass immer mehr Bürger zu dieser Kategorie gehören.

Karl Schmidt
1 Monat her

Die Einbeziehung Israels in eine Kolonialerzählung dient nur als Tarnkappe für den eigenen Antisemitismus. Da wurde nichts neu „begriffen“; hier wird nur neu formuliert. Das wird schon daran deutlich, dass das Volk Israel zu den Ureinwohnern der Region gehört, wie die Namen der Städte, die wir schon aus der Bibel kennen, bezeugen. Der Anspruch der Araber auf „Judenfreiheit“ ist eben kein Freiheitsrecht, sondern purer Imperialismus mit religiös getriggertem Antisemitismus, denn er ist in den Lehren des Islam fest verankert. Das macht diese Religion zu einem Sicherheitsrisiko für Europa und den Nahen Osten. Sie kann damit keinen Bestand haben: Auch Religionsfreiheit… Mehr

HeRo
1 Monat her

Ich kann so schon den Titel nicht nachvollziehen, denn das Wort „Israelhasser“ erscheint mir auf demselben NIe-Wo wie „Coronaleugner“ oder „Klimaleugner“. Jeder, der Israel kritisiert, ist gleich „Antisemit“: Wie war das am 7. Oktober: Die Palästinenser sind mehrere 100 km ins Land gefahren und haben dann duzende von Menschen ermordet. Richtig. Aber wie kann das sein, dass der Mossad das zulässt und viel irritierender – niemand wurde „abgesägt“. Da fällt mir nur Pearl Harbour ein. Die Flugzeugträger wurden da 2 Tage vorher herausgefahren. War natürlich(!) reiner Zufall. Kleiner Hinweis: Ich heiße weder Baerbock noch Habeck- genau wie nicht jeder jüdischen… Mehr

Deutscher
1 Monat her
Antworten an  HeRo

Jaja, Pearl Harbor, die Mondlandung, 9/11, alles Fake….🥱

Lächerlich.

Ho.mann
1 Monat her

Auf israelfeindlichen Demonstrationen werden Parolen gerufen, wie „Khaibar, Khaibar ya Yahud, jaysh Muhammad sawfa ya’ud!“ – auf Deutsch: „Oh Juden, die Armee Mohammeds wird zurückkehren“. Schöne Aussichten, die auch dem letzten Israelhasser links-grüner Prägung klarmachen sollten, was die ungezügelte Abneigung gegen Israel, die offensichtlich nicht nur im Kulturkreis vorzeitlicher Gesinnung stark ausgeprägt zu finden ist, auch für jene bereithält, die mit judenfeindlicher Gesinnung nicht das Geringste zu tun haben.