Ein neues „Sprachgesetz“, das jetzt in der Ukraine in Kraft getreten ist, zeigt den Versuch, alles Russische aus dieser Nation zu tilgen. Dieser Weg führt die Ukraine und Europa in eine Sackgasse.
Es war ein Artikel, den man leicht übersehen konnte – einspaltig im Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (18.1.2022) platziert. Aber die Überschrift ließ aufhorchen: „Das Russische abwürgen“ stand da. Die Autorin, Kerstin Holm, von 1991 bis 2013 als Russland-Korrespondentin in Kultur- und Gesellschaftsdingen tätig, berichtete über ein „Sprachgesetz“ in der Ukraine, das bereits 2019 beschlossen wurde und jetzt, nach einer Übergangsfrist, in Kraft getreten ist. Holm schreibt:
„In der Ukraine ist ein Gesetz in Kraft getreten, das im Zuge der Konsolidierung der Nation die Staatssprache schützen und das Russische zurückdrängen soll. Überregionale Zeitungen und Zeitschriften müssen nun auf Ukrainisch erscheinen. Russische Ausgaben sind nicht verboten, doch parallel dazu muss eine ukrainische Version in gleicher Auflage gedruckt werden. Für die Verlage ist das freilich unrentabel.“
So wurde die letzte landesweite russische Tageszeitung „Westi“ vor kurzem auf Ukrainisch umgestellt; andere Zeitungen erscheinen nur noch in digitaler Form. Dazu muss man wissen, dass es sich beim Russischen um eine Sprache handelt, die „von vielen Ukrainern zumal im Osten und Süden des Landes“ als Alltagssprache gebraucht wird, oder mindestens als eine dem Ukrainischen gleichwertige Sprache. Durch das Sprachgesetz werden „traditionell russischsprachige Städte wie Charkiw, Dnipro oder Odessa … vom Westen des Landes kulturell assimiliert“, schreibt Holm. Ausländische Filme, von denen es bisher oft nur eine russische Version gab, müssen nun eine ukrainische Version vorweisen, um öffentlich präsentiert werden zu können. Diese obligatorische Vorbedingung, die im Ergebnis einer Zensur gleichkommt, beschränkt sich nicht auf Filme:
„Auch bei Vorträgen, Shows, Konzertabenden muss der Redner, sofern er russisch spricht, obligatorisch ins Ukrainische übersetzt werden. Leidtragende sind russischsprachige ukrainische Schriftsteller und Wissenschaftler, deren Tätigkeitsfeld stark eingeschränkt wird.“
Sie können nicht mehr öffentlich auftreten, wenn die Mittel für einen Übersetzer nicht aufgebracht werden können. Und auch damit ist es noch nicht genug, denn das Sprachgesetz zielt nicht nur auf wissenschaftliche und künstlerische Veranstaltungen, sondern auf die alltäglichsten staatlichen und privaten Dienstleistungen – und damit elementare Lebensnotwendigkeiten der Menschen:
„Ab sofort sind zudem sämtliche Staatsangestellten, Verkehrspolizisten, Gerichtsdiener, Klinikärzte verpflichtet, die Bürger, sofern diese nicht um eine andere Sprache bitten, auf Ukrainisch anzureden. Das gleiche gilt für Dienstleistungsbetriebe, also Mitarbeiter von Supermärkten, Apotheken, Banken. Verstöße gegen das `Recht auf Bedienung in der Landessprache´ können beim Sonderbevollmächtigten zum Schutz der Staatssprache gemeldet und im Wiederholungsfall mit Geldstrafen geahndet werden.“
Mit dem „Sprachgesetz“ wird also eine tägliche intime Sprach-Überwachung installiert, an der sich auch die Bürger beteiligen sollen. Das kommt einem Stasi-System schon ziemlich nahe.
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Eine Ausnahme für westliche Sprachen – Man könnte vielleicht einwenden, dass es hier um Maßnahmen für eine bedrohte Nation geht, um ihren innerlichen Zusammenhalt zu festigen. Im FAZ-Artikel taucht die Formel „Konsolidierung der Nation“ auf, und das klingt ein wenig nach Rechtfertigung des Sprachgesetzes. Aber dann wird in dem Artikel noch ein „Detail“ des Gesetzes erwähnt, das einem schlicht den Atem verschlägt. Die FAZ-Journalistin Kerstin Holm berichtet:
„Ausgenommen von der Pflicht zur Publikation auf Ukrainisch sind bezeichnenderweise Sprachen `angestammter Minderheiten´ im Land wie der Krimtataren, der Polen, Ungarn, Rumänen, Griechen, Bulgaren, aber auch das Englische sowie alle Sprachen der EU. Auch von der Pflicht ukrainischer Buchläden, mindestens fünfzig Prozent ihrer Bestände auf Ukrainisch anzubieten, gibt es Ausnahmen für die genannten Minderheiten und die EU-Sprachen.“
Hier wird schlagartig klar, dass das Sprachgesetz sich gezielt gegen die russische Sprache richtet. Es ist wirklich so, wie es in der Artikel-Überschrift steht: Das Russische soll „abgewürgt“ werden. Eine flächendeckende kulturelle Säuberung soll stattfinden. Und in der Geschichte fehlt es nicht an Beispielen, wo eine solche Sprach-Säuberung die Vorstufe zu einer ethnischen Säuberung war – zu einer Vertreibung eines bestimmten Bevölkerungsteils. Im gleichen Zug werden Sprachen von den Auflagen befreit, die allenfalls in bestimmten sozialen Milieus gesprochen werden: das Englische und die Sprachen aller EU-Länder. Das Sprachgesetz hat also nichts mit einer inneren Konsolidierung der ukrainischen Nation zu tun, sondern dient dazu, eine neue, einseitige Bindung nach außen kulturell festzuschreiben. Man will die Ukraine, die geschichtlich eine doppelte Bindung – nach Westen und nach Osten – hat, dem Osten entfremden und einseitig verwestlichen.
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Das törichte „entweder EU oder Russland“ – Dieser kulturelle Einschnitt in die Grundlagen der ukrainischen Nation findet jetzt vor unseren Augen statt. Aber wo wird darüber berichtet? Hierzulande wird die Ukraine-Krise so dargestellt, als habe sie mit einem Aufmarsch russischer Truppen an der Ostgrenze der Ukraine begonnen. Es handele sich also um eine willkürlich vom Zaun gebrochene Aggression von „Putins Russland“. In den westlichen Darstellungen der Ukraine-Krise wird meistens so getan, als gäbe es ein Staatsziel „in Moskau“, die ganze Ukraine russisch zu machen. Doch wer in den Darstellungen nach belastbaren Belegen sucht, wird enttäuscht. Man findet in den Artikeln eher psychologische Spekulationen über „Putin“ oder über einen „imperialen Geist“, der angeblich „von je her“ in Russland regieren würde. Sicher gibt es in diesem großen Land – wie in etlichen Ländern dieser Welt – großnationale Phantasien und Gruppierungen. Aber hat man je einen Plan auf Seiten der Regierung Russlands gefunden, der dem „Sprachgesetz“ der Regierung in Kiew vergleichbar wäre?
Wenn hier der Regierung in Kiew ein schwerer Eingriff in die ukrainische Nation vorgeworfen wird, so soll damit nicht der Politik Russlands in jeder Hinsicht Absolution erteilt werden. Es wäre auch ganz ungerecht, die Autorin Kerstin Holm als „Putin-Versteherin“ zu bezeichnen. Sie hat sehr kritische Berichte zur Entwicklung Russlands geschrieben. In dem hier zitierten Artikel wird keineswegs für eine einseitige Ost-Bindung der Ukraine plädiert, sondern für die Wahrung der kulturellen und gesellschaftlichen Offenheit eines Landes, zu dessen geschichtlich gewachsener Identität sowohl ein westliches als auch ein östliches Element gehört.
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Henry Kissingers Warnung – Schon vor Jahren, als ein politischer Wechsel in der Ukraine stattfand und im Westen die „Majdan-Euphorie“ herrschte, gab es mäßigende Stimmen, die davor warnten, die Ukraine vor eine Wahl „entweder EU oder Russland“ zu stellen. Eine Stimme kam vom früheren US-Außenminister Henry Kissinger. Er schrieb am 9.3.2014 in einem Beitrag für die Tageszeitung Die Welt:
„Viel zu oft wird der Fall der Ukraine als Showdown dargestellt: ob die Ukraine dem Westen beitritt oder dem Osten. Wenn aber dieses Land überleben und aufblühen soll, dann kann es niemandes Vorposten sein. Nein, die Ukraine sollte eine Brücke sein.“
Und in einer anderen Passage von Kissingers Beitrag wird die Bedeutung des Doppelcharakters der ukrainischen Nation noch weitreichender erklärt:
„Der Westen ist weitgehend katholisch, der Osten russisch-orthodox. Der Westen spricht ukrainisch, der Osten größtenteils Russisch. Jeder Versuch eines Flügels, den anderen zu dominieren, wie es bisher der Fall war, würde zu Bürgerkrieg und Spaltung führen. Missbraucht man die Ukraine für eine Ost-West-Konfrontation, dann wäre für Jahrzehnte jede Chance vertan, Russland und den Westen (und besonders Russland und Europa) in ein kooperatives internationales System zusammenzubringen.“
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Vom klugen Gebrauch des Selbstbestimmungsrechts der Nationen – Es ist in diesen Tagen viel vom Selbstbestimmungsrecht der Nationen die Rede. Es soll der Ukraine gestatten, eine Mitgliedschaft in EU oder NATO frei zu wählen. Dieser plötzliche Enthusiasmus für die Nationen klingt irgendwie schräg, denn wir haben ja gesehen, welche Ressentiments man gegen die Briten mobilisiert hat, als sie den Brexit weg von der EU wählten. Oder gegen die Visegrad-Staaten, als sie sich der EU-Migrationspolitik widersetzten. Ja, das Selbstbestimmungsrecht der Nationen ist ein fundamentales gutes Recht. Man kann es nicht im Namen der Globalisierung für „überholt“ erklären – wenn einem der Weg einer Nation gerade nicht passt.
Doch im Fall der Ukraine gibt es ein Problem, das sich jeder einmal in Ruhe vorlegen sollte: Wie soll man vom Selbstbestimmungsrecht Gebrauch machen, wenn man eine Nation hat, die in sich zwei verschiedene Grundelemente hat – wirtschaftlich, kulturell und politisch? Wenn es geschichtlich zwei Traditionslinien gibt, und geographisch zwei Landesteile? Wie soll man in so einer „binären“ Nation vom Selbstbestimmungsrecht Gebrauch machen? Soll sie ihr Heil in einer einseitigen Festlegung suchen? Ist es klug und weitsichtig, die Zukunft einer solchen Nation nur in einer Richtung zu verorten? Zeugt es von europäischer Größe, wenn die Ukraine vor die Wahl „entweder EU oder Russland“ gestellt wird? Nie und nimmer. Die wirtschaftlichen, kulturellen, menschlichen Verluste einer so bedeutenden Nation wären immens. Und es würde eine tiefe Verbitterung zwischen verschiedenen Bevölkerungsteilen entstehen. Ein verdeckter oder offener Bürger-Krieg würde entstehen, der auf Basis der Einseitigkeit nie einen dauerhaften Frieden finden könnte.
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Rüstung gegen Russland als Bewährung deutscher Außenpolitik? – Die „grüne“ Außenpolitik Deutschlands ist peinlich und gefährlich vage. Man ist Anklage-Weltmeister gegen Russland (und viele andere Regierungen in der ganzen Welt). Aber wenn es dann zu blutigen Kämpfen kommt und die Außenpolitik Tote verantworten müsste, erklären uns die edlen Grünen, dass ihre Werte so rein sind, dass sie mit ihrer Durchsetzung auf Erden nichts zu tun haben wollen. Aber was wäre demgegenüber eine vernünftige Außenpolitik? Im Moment landen viele allzu schnell bei der Forderung, man sollte die Regierung in Kiew aufrüsten. Man sollte also die Politik der Einseitigkeit noch stärker bewaffnen. Will man im Ernst die Regierung in Kiew in die Lage versetzen, die östlichen „abtrünnigen“ Provinzen militärisch zu besetzen? Und die ganze Ukraine vom russischen Element – wirtschaftlich, politisch und kulturell – zu säubern? Das Sprachgesetz zeigt ja, in welche Richtung dann die Reise geht. Und in Kiew wird man diese Vereinseitigung der Nation als Herstellung der Einheit der Nation darstellen. In westlichen Ländern gibt es eine Tendenz, Waffenlieferungen an Kiew als Akt freiheitlich-demokratischer Entschiedenheit anzusehen. In Deutschland sucht auch manch einer, dem das Herumeiern der Grünen zuwider ist, die Lösung in militärischer Stärke.
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Nie und nimmer – Wir dürfen nicht auf diesen Weg geraten. Diese „Entschiedenheit“ ist eine ganz falsche Entschiedenheit, denn sie übernimmt die verheerende Alternative „Entweder EU oder Russland“ und führt sie in die Nähe eines Krieges. Das bedeutet noch mehr Missbrauch der Kultur, noch mehr sinnlose Zerstörung und noch mehr Negativ-Politik. Als hätten wir in Deutschland nicht schon genug Trümmerlandschaft im Zuge von Corona-Ausnahmezustand und Klima-Feldzug. Die Ukraine-Krise lässt sich nur lösen, wenn man den binären Charakter dieser Nation aufrechterhält, und sei es erstmal durch provisorische Kompromisse. Die Bindungen nach West und Ost müssen gewahrt bleiben, und mit ihnen die Offenheit und innere Vielfalt der Ukraine. Gegenüber der ukrainischen Regierung müssen EU und NATO deutlich machen, dass sie für eine kulturelle und ethnische Säuberung nicht zur Verfügung stehen. Dazu muss sich auch die einseitige Berichterstattung ändern.
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Da hier weiter unten ein Kommentator „0816“ beständig fake news verbreitet, mal eine Klarstellung: Keineswegs stimmten alle Landesteile der späteren Ukraine begeistert für deren Einigkeit und Unabhängigkeit. Auf der Krim sprachen sich per Referendum 1991 satte 93% für eine von der Ukraine unabhängige Krim aus. Der dennoch folgenden Eingemeindung in die Ukraine widersprach das Regionalparlament, aber es wurde übergangen. 1994 wurde per Wahl, Referendum und Beschluss des Regionalparlaments mehr Autonomie der Krim innerhalb der Ukraine gefordert, alle diese Beschlüsse wurden von der ukrainischen Zentralregierung wieder kassiert; als Mittal dazu gehörte auch die massive Verstärkung des ukrainischen Militärs auf der Krim.… Mehr
Diese ausgewogene und besonnene Behandlung des Ukraine-Themas hebt sich wohltuend von recht eindimensionalen Beiträgen hierzu ab. Deutschland muss nicht jeden Unsinn seiner Nato-Partner mittragen. Das geht aber dann überzeugend, wenn man sich durch nachvollziehbares Handeln als grundsätzlich als verlässlicher Partner erweist. Eine für die „politische Klasse“ unseres Landes schier unlösbare Aufgabe.
Befremdlich, aber leider nicht einzigartig. In Estland wurde mir der Mund zugehalten, als ich mich mit meinem Ossi-Russisch verständigen wollte. Pst, Feind hört mit! Und in Katalonien wird versucht, das Spanische zurückzudrängen, es gibt ähnliche Vorschriften wie in der Ukraine, und auch ähnliche Strafen. Alberner Provinzialismus, zum Schaden des Landes. Welcher Ausländer kann schon Katalanisch, oder Ukrainisch, sprechen? In der Praxis läuft das auf Spanisch, das verstehen alle. Aber die Ostukrainer verstehen nicht alle Ukrainisch….
Nein, Herr Held, hier widerspreche ich Ihnen ausdrücklich. Die Ukraine hat als eigenständige Nation nur dann eine Daseinsbereichtigung – und eine Überlebenschance – wenn sie die Politik der konsequenten Ukrainisierung, die dann selbstverständlich immer auch eine Entrussifizierung ist, betreibt. Das mag nationalistisch sein und auf einen zeitgenössischen Deutschen, der “aus der Geschichte gelernt hat”, abstoßend wirken, oder gar verboten. Dafür, und das besagt auch der Teasertext zu Ihrem Beitrag, soll er sich dann als “Europäer” fühlen. Das gemeinsame Haus, Sie kennen ja die Versatzstücke. Nur wenn die Ukrainer durchhalten, das Russentum aus ihrem Land zu drängen, können sie beanspruchen, ein… Mehr
Die Ukraine ist ein Vielvölkerstaat. Neben den Russen , ca 22%, gibt es Rumänen, Belarussen, Bulgaren, Ungarn, Polen etc., die im Gegensatz zu den Einwanderern in Deutschland, schon seit langer Zeit in ihren jeweiligen Siedlungsgebieten ansässig sind. Wenn die Ukraine langfristig als uabhängiger Staat überleben will, geht das nur etwa nach dem Muster der Schweiz, die aus drei bzw. vier Ethnien besteht. Deutschschweizer, französische Schweizer, italienische Schweizer, Rätoromanen und einen modus vivendi gefunden haben in aller Unterschiedlichkeit eine gemeinsame Identität zu entwickeln und zu leben. Wenn die Deutschschweizer versuchen sollten, was völlig undenkbar ist, den französischen oder italienisch sprechenden Kantonen… Mehr
Genau so ist es.
Leben und leben lassen.
Nicht Herrschen und Unterdrücken.
Wenn ein Vielvölkerstaat nicht zusammenhält, dann muss er sich eben teilen.
Großdeutschland gab es nie, Österreich-Ungarn ist zerfallen, kein Jugoslawien, keine Tschechoslowakei, kein Polen-Litauen, kein Großpolen usw. usf.
Wo ist das Problem?
Es liegt vielleicht bei den USA, oder doch bei den Russen, oder bei den Italienern oder, oder. So kann man den Unfrieden immer wieder und immer mehr anheizen.
Immer werden Menschen daraus Nutzen ziehen und immer werden Menschen darunter leiden.
Lieber Babylon, die Schweiz wird nicht von einem verbindenden Nationalgefühl zusammengehalten, sondern eher der Abneigung, den Anschlußräumen, denen man sich kulturell dennoch allgemein zugehörig fühlt, staatlich anzugehören. DIe deutsche Schweiz ist ohne Deutschland undenkbar, gleichwohl haben die Schweizer keinen Bedarf, in das darniedergehende Deutschland eingemeindet zu werden. Die romanischen Schweizer wollten nicht zu Frankreich, weil ihnen so das Schicksal der Hugenotten erspart geblieben ist. Heute sind sie froh, daß ihnen der Euro erspart bliebt – sonst ist ihr kultureller Mittel- und Sehnsuchtspunkt ebenso Paris wie es mehr Deutschschweizer in Berlin als in Basel gibt. Die Tessiner haben wenig Lust, im… Mehr
Guten Abend Herr Hellerberger, Sie haben natürlich Rech, bilinguale oder multiethnische Staasgebilde sind immer mehr oder weniger konfliktbeladen, trotzdem kann auch so ein Staat bei geschickter Führung und entsprechender Struktur, die immer förderalistisch und nie zentral sein darf, existieren und bestehen. Denken Sie an Belgien, dass seit der Revolution 1830 und der Ablösung von den Niederlanden mit ungefähr zwei gleich starken Poulationen, den Wallonen und den Flamen, trotz zahlreicher Friktionen, Rivalitäten und gegenseitigen Abneigungen inzwischen seit fast 200 Jahren als Staat besteht. Die Wallonen wollen wohl kaum Franzosen werden, während ein Teil der Flamen möglicherweise wieder gerne Niederländer wären, wie… Mehr
Die Ukraine ist kein Vielvölkerstaat. Die Zahl der Angehörigen nicht-russischsprachiger Minderheiten ist extrem gering. Nur die Rumänen im winzig kleinen nördlichen Teil des Buchenlandes spielen regional eine Rolle. Die Nachkommen der nach dem Holodomor angesiedelten Russen sind ortsfremd und gehören dort genau so wenig hin wie die Russen im Baltikum.
Die Gegend um Odessa, „Neurussland“ ist seit dem russisch-türkischen Krieg, 1768 – 1764, Katharina II, von Russen besiedelt, die also alles andere als „ortsfremd “ sind.
Kommunisten ermordeten während des Holodomor zwischen 4,5 und 7 Millionen Ukrainer und siedelten an deren Stelle loyale kommunistische Russen an. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine, für die es in sämtlichen Regionen überwältigende Mehrheiten gab, bekamen auch die Nachkommen der Besatzer ukrainische Pässe. Die Ukraine zeigte sich damit sehr viel großzügiger als die Balten, die selbiges den dort siedelnden Russen verwährten. Ein Zurückdrängen der fremden Sprache ist überlebensnotwendig für die ukrainische Nation und auch logische Folge der ständigen russischen Aggression. Der neo-sowjetische Diktator und Kleptokrat Putin beginnt immer wieder Eroberungskriege und hält Staatsgebiete von Georgien, Moldawien und der Ukraine völkerrechtswidrig besetzt.… Mehr
Soweit ich weiss wurde die Ukraine 1922 von der Sowjetunion eingemeindet, und man darf wohl annehmen, dass die Sowjets alles drangesetzt haben alles Ukrainische zu eliminieren, wie es Franco mit den Katalanen gemacht hat. Mit dem Untergang der UdSSR ist die Ukraine wieder ein eigenständiger souveräner Staat geworden – und dann kommt der Russe und besetzt einen Teil dieses souveränen Staats. Klar, dass damit das Verhältnis angespannt ist – Druck erzeugt Gegendruck –, das Pendel nun in die andere Richtung schwingt, die friedliche Koexistenz aufgekündigt ist und man sich gegen den Invasor abschotten, ihn zurückdrängen will. Machen die Katalanen ja… Mehr
Im zaristischen Russland war die Ukraine selbstverständlich Teil des russischen Staates. In WKI war die Ukraine von deutschen kaiserlichen Truppen besetzt und wurde mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk, den Lenin akzeptierte, kurzzeitig unabhängig, in den Wirren der Jahre nach 1918 aber wieder in den russischen, jetzt sowjtischen Staatsverband, in Abfolge von millitärischen Interventionen reintegriert. Neue Staaten entstanden wie,die baltischen Staaten, Polen, genauso wie auf dem Gebiet der untergegangenen K&K Monarchie, Ungarn, die Tscheslowakei, Jugoslawien als Eweiterung von Serbien u.s.w. Die Situation in der heutigen Ukraine ist zu vergleichen mit der Tscheslowakei nach 1918 wo es eine starke deutsche Minderheit gab,… Mehr
Falsch. Die Deutschen in Böhmen und Mähren lebten dort schon seit bis zu 700 Jahren, während die Russen in der Ukraine vielfach erst nach dem Holodomor in den 20er Jahren angesiedelt wurden.
Es geht hier Putin, aber auch den Ukrainern, nicht um eine friedliche Lösung kultureller Fragen. Vielmehr werden die kulturellen Konflikte, und ich denke hauptsächlich von Putin, benutzt, um eine Macht- und Größenvorstellungen durch Druck und Gewalt durchzusetzen.
und genau dieses Gesetz sorgt nun schon seit Beginn dafür, dass im Osten der Ukraine eine Art Bürgerkrieg herrscht.
Ja, die Russen untrstützen die Separatisten – aber der Westen unterstützt auf die eine oder andere Art auch durchgängig die Regierung, welche am Liebsten die russischstämmige Bevölkerung aus dem Land hätte.
Der ukrainische Krieg ist kein Krieg Russland gegen die Ukraine, sondern Krieg Regierung gegen die eigenen Bürger!
In der Ukraine gibt es demokratische Wahlen und demokratisch legitimierte Regierungswechsel. Soetwas ist in der neo-sowjetischen Diktatur Putins völlig undenkbar. Die russischen Angriffe auf das ukrainische Volk begangen 2014, fünf Jahre vor der Verabschiedung des Sprachgesetzes.
Sie meinen wohl die amerikanischen Angriffe begannen 2014.
Kann mich nicht erinnern, dass die Russen den damaligen – demokratisch gewählten – Präs weggeputscht hätten.
Das war ein US finanzerter regime-change Pöbel, der dann noch frech behauptet hat, die bösen Verteidiger des Präsidentenpalastes hätten ihnen im Kreis in den Rücken geschossen. Aber die Academi Söldber oder die CIA Brigade können es ja nicht gewesen sein, gell? Und Hunter Biden hat natürlich auch nur legale Geschäfte gemacht, für den Frieden und die Demokratie und so…
2014 marschierten russische Truppen ohne Hoheitsabzeichen in die Ukraine ein und halten seitdem umfangreiche ukrainische Staatsgebiete besetzt. Putin hat dies selbst bereits im selben Jahr im Fernsehen belustigt zugegeben. Seit der kleptokratische Herrscher, nachdem er auf das ukrainische Volk schießen ließ, zu seinem Herren nach Moskau fliehen musste, finden in der Ukraine demokratische Wahlen und demokratisch legitimierte Regierungswechsel statt – zuletzt 2019. In Putins neo-sowjetischer Diktatur gibt es weder demokratische noch rechtsstaatliche Strukturen und friedliche Regierungswechsel sind auch völlig undenkbar. Wer sich politisch in die Tradition von August von Kotzebue stellt, der soll auch dessen Schicksal teilen.
Die Ukraine ist ein Mehrvölkerstaat („Jugoslawien light“) und gehört geteilt, dann ist auch die aktuelle Krise vom Tisch.
Die Ukrainer haben 1991 in allen Regionen mit übergroßer Mehrheit für die Unabhängigkeit gestimmt. Bei den letzten freien Wahlen hatten die Separatisten auf der Krim nur niedrige, einstellige Ergebnisse. In keiner ukrainische Region gibt es eine Bevölkerungsmehrheit, die lieber in der neo-sowjetischen Diktatur Putins leben möchte.
Ich kenne nicht einen Ukrainer (allesamt russischsprachig), der in die Ukraine zurück möchte. Bei hier ansässigen Russen sieht das anders aus.
Meine Aussage wird von vielen Ukrainern bestätigt. Die halten ihr Land für einen korrupten Failed State. Russland böte wenigstens ein Minimum an sozialer Sicherheit. Die Leute brauchen erst was zu essen, dann Demokratie.
Irgendwie klingen Ihre Ausführungen wie eine Rechtfertigung der Unterdrückung einer Minderheit. Dagegen sind hier doch alle, oder????
Was ist denn jetzt Ihr Argument. Rußland ist an einer Annektion des heruntergewirtschafteten Ostens der Ukraine doch gar nicht interessiert, die Mehrzahl der Leute landet dann auf der Suche nach Arbeit in den Plattenbaughettos von Moskau. Rußland will Kontrolle, und das anerkannt bekommen. So nach dem Motto, Joe Biden, wir halten uns in El Salvador raus, Du im Donbass. Allerdings müßte Putin dafür mehr anbieten. Madero in Venezuela, zum Beispiel.
Russland wird von einer kleptokratischen, neo-sowjetischen Clique regiert. Jeder Unternehmer, der auch nur halbwegs erfolgreich ist, muss Vertreter des Repressionsapparates ins Unternehmen holen um nicht dichtgemacht zu werden. Putin hat große Angst davor, dass sich die Ukraine wie Polen und die baltischen Staaten entwickeln könnte, daher seine ständigen Aggressionen.
Also eins ist sicher: Die Krim hat nie zum ukrainischen Kulturraum gehört. Ursprünglich mal von Ostgoten dann von Tataren und Turkvölkern bewohnt, kam sie unter die Herrschaft des Zaren. Schon daraus entwickelte sich eine sanfte aber fortwährende Russifizierung. Umgekehrt: Wúrde die russische Armee heute versuchen, Lemberg oder Winnitsa einzunehmen, müßte sie sich auf Kämpfe wie einst in Stalingrad einstellen, Das wäre auf der Krim undenkbar gewesen. Und auch das ist ein Grund, warum die russischen Streitkräfte nicht schon längst den Angriffsbefehl bekommen haben. Entgegen der üblichen Propaganda halte ich Rußland zwar für keine Demokratie, aber auch keine Diktatur. Wenn plötzlich… Mehr
Die Krim hat 1991 mit großer Mehrheit für die Unabhängigkeit der Ukraine gestimmt und die separatistischen Parteien hatten bei den letzten freien Wahlen auf der Krim nur niedrige einstellige Wahlergebnisse.
Falsch. In keiner einzigen Region der Ukraine haben separatistische Parteien jemals Mehrheiten erzielt. Wer der Scheinabstimmung auf der Krim nach der militärischen Besetzung auch nur ansatzweise Legitimität zuspricht, der würde auch die Volkskammerwahlen verteidigen. Hier neo-sowjetische Propaganda und Desinformation zu verbreiten ist auch ein Verrat an unserem Land. Wer sich gegen Deutschland stellt, hat hier nichts zu suchen.
Anne Applebaum am 06. Februar bei Anne Will:” … schließlich habe Russland das mit der Ukraine vor, was Hitler-Deutschland vorgemacht habe: Das Verschwinden von der Landkarte.”
Was ist da schon das Ausmerzen des Russischen in der Ukraine?
Geschichtskunde: Ohne die Eroberungsfeldzüge der russischen Armee wäre die Schwarzmeerregion heute noch türkisch und ein ukrainischer Staat ein Hirngespinnst der Landbevölkerung von Galizien-Wolhynien.