Die Tabuisierung der Rentenfrage war von Anfang an höchst logisch, denn bei ihr wurde das Volk der Beitragszahler Schritt für Schritt systematisch hinter die Fichte geführt - von Adenauer bis Merkel, von Ollenhauer bis Scholz.
Es gehört zu meinen ersten Erinnerungen an Politik Ende der 1960er Jahre, dass CDU wie SPD das Thema Rente aus dem Wahlkampf heraushalten wollten und auch hielten, weil das tabu sein sollte in der gegenseitigen Profilierung. Ich habe schon damals als junger Schnösel von Podiumsdiskussion zu Podiumsdiskussion in Vertretung des Bundesgeschäftsführers der FDP, Hans Friderichs in seinem Bundestagswahlkreis vergeblich versucht, die Bundestagsabgeordneten Wilhelm Dröscher, SPD, und Elmar Pieroth, CDU zu provozieren. Ich fürchte beide, zweifellos überdurchschnittlich intelligente Politiker, haben meine Frage nicht verstanden. Ich wollte wissen, ob der Wettbewerb unter den Parteien im Sandkasten stattfinden muss, mit harmlosen Förmchen und Schäufelchen, weil die ernste Rentenfrage tabu bleiben müsse.
Da, wo es um die schwerwiegende Frage geht, wie Bürger, die ein Leben lang hart gearbeitet haben, im Alter ihren Lebensstandard halten können, darf es keinen „Parteienstreit“ geben? Der ist für Fragen reserviert, wo es nicht um so viel geht?
Die Tabuisierung der Rentenfrage war von Anfang an höchst logisch, denn bei ihr wurde das Volk der Beitragszahler Schritt für Schritt systematisch hinter die Fichte geführt – von Adenauer bis Merkel, von Ollenhauer bis Scholz.
Ich wohnte in Köln etliche Jahre in einer Häuserzeile, in der überwiegend ältere Leute aus kleinen und mittleren Verhältnissen lebten. In Gesprächen wollten sie mir noch in den 1990er Jahren nicht glauben, dass ihre Rente nicht aus den von ihnen eingezahlten Beiträgen bestritten wird, dass sie also im Alter nicht „rausbekämen“, was sie eingezahlt hatten. Sie hatten im Kölner Express von Zuschüssen zur Rentenkasse gelesen und wollten von mir wissen, was denn mit ihren Beiträgen passiert sei, wenn es Zuschüsse braucht. Dass aus ihren Beiträgen die jeweiligen Rentner bezahlt werden, ihre Beiträge längst verbraucht sind, wenn sie in Rente gehen, wollten sie mir anfangs nicht glauben. Und, werte Leser, seinen Sie versichert, auch heute gibt es noch Unzählige, die diesem Irrtum erlegen sind. Einem Irrtum, den die sogenannten Volksparteien beim Volk absichtlich gedeihen ließen.
Die Richtungsentscheidung war falsch, doch der Umgang mit ihr, das Tabu, bewahrt die Herrschenden bis heute recht zuverlässig davor, von Beitrags- und Steuerzahlern für den fortgesetzten Betrug zur Verantwortung gezogen zu werden.
Diese Methode, wirklich wichtige Themen dadurch nicht heiß werden zu lassen, dass sie im Parteienkonsens zum Tabu erklärt werden, haben die Kartellparteien in der Merkelzeit von der Rente auf alle wichtigen Fragen ausgedehnt: Ungesteuerte Zuwanderung, Entmachtung des Bundestags, Ermächtigung der EU, Energiewende, Coronanostand, Klimanotstand ante portas und so weiter. Bei keiner Frage wird nach Lösungen gesucht, sondern wird sündteure Verschiebung auf später praktiziert.
Das System der Beitragsrente ist tot, wissen alle Kundigen spätestens seit den 1970ern. Anstatt sie aus Steuermitteln zu bezuschussen, wäre eine Rentensteuer ehrlicher und billiger gewesen oder simpel die Rentenfinanzierung aus allgemeinen Steuermitteln (nicht zuletzt wegen des Wegfalls der sauteuren Rentenbürokratie). Aber dann hätte die politische Klasse ihr jahrzehntelanges Versagen und Betrügen eingestehen müssen. Und dass sie das nicht tut, ist so ziemlich das einzig Zuverlässige an ihr.
Das Politikversagen begann schon in der späteren Bonner Republik und setzte sich in der Berliner Republik unaufhörlich fort, seit Merkel exponentiell. Die Lockdown-Orgien wegen Corona werden die Kartellparteien in Maßnahmen-Orgien wegen des sogenannten Klimaschutzes fortsetzen wollen. Doch egal, ob und wie weit das gelingt, die Stunde der Wahrheit kommt – bei Rente, Asyleinwanderung, Corona und Klima: bei einem Tabu nach dem anderen.
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Nette Debatte, die zumeist einsieht: die Jungen von heute sind die Alten von morgen – viel Nachwuchs bringt auf Dauer also gar nichts, außer jede Menge Probleme. Nämlich die Probleme, die die Hyperfertilen haben und nun zu uns hereinschleppen … . Schön auch, dass sich sogar Herr Hellersberger mit „40 Millionen“ Einwohnern hier in DE anfreunden kann. Wenn der Übergang dahin langsam und sozialverträglich erfolgt, ist das nur ein Gewinn für alle. Und klar: . Bei 40 Mio. Einwohnern hätten wir die gleiche Bev.-dichte wie unsere Nachbarn FR, PO und DK. Wenn die nicht aussterben, dann müssen wir uns auch… Mehr
Deswegen weniger sozialisieren mehr Verantwortung und Pflichten für den einzelnen und weniger Regierende, die das Geld mit vollen Händen für ideologische Fantasieprojekte, für die EU und den Rest der Welt aus dem Fenster werfen. Gigantische Summen, angesichts derer sich eigentlich die ganze Diskussion erübrigt.
„In der ursprünglichen menschlichen Gemeinschaft, der Sippe, bestehend aus einer mehr oder weniger hohen Zahl von Familien, ist die Altenversorgung vollkommen privatisiert: Die Kinder eines Menschen versorgen diesen ab dem Zeitpunkt, an dem er dazu aus eigener Kraft zu alt ist, aus ihrem Einkommen und zwar ALLEIN.“ Wer versorgt? Die Nachkommen in direkter Linie oder die ganze Sippe (also eine mehr oder weniger hohe Zahl von Familien)? Entspricht jedenfalls meiner Idee: Entweder man hat selbst Kinder oder man tut sich in einem überschaubaren „Club“ (z.B. Genossenschaft) zusammen, deutlich unterhalb der Ebene Staat. Das hier stimmt nicht: „Altersversorgung kann grundsätzlich nicht… Mehr
Gut argumentiert, übrigens, wenn alle Guthaben nur Buchwert sind, gilt das ja für alle, nicht nur für die Alten.
Danke. Und tut es. Finanzguthaben sind immer nur Buchwerte. Soweit ist das schon richtig. Sachen, egal ob physische wie Gold oder immaterielle (rechtliche) Sachen wie Eigentumsanteile an Unternehmen haben Buchwerte, sie sind aber keine. Reiche Leute haben nicht viel Geld, das hatten sie noch nie. Sie haben lieber Sachwerte, also Sachen, die werthaltig sind und sich nicht verschlechtern. Am liebsten haben sie aber Vermögenswerte. Das sind Sachen, die Geld einbringen. Der Wert von Geld an sich ist immer gleich: 0. Geld ist ein Tauschmedium, eine Verrechnungseinheit. Es besitzt keinen inneren Wert. Sie tauschen einen Wert (eine Sache oder Ihre Arbeitskraft)… Mehr
Bevor ich jezt Ihren langen Beitrag lese: „Dem gehen alle aus dem Weg und fordern in der Regel nur mehr von allem: Mehr Beitragseinnahmen durch Verrentung der Beamten und Selbstständigen“ Nein. Ein gallisches Dorf namens Alexis fordert ganz entschieden das Gegenteil: Das ganze System muss ersatzlos weg, weil überflüssig und sozialistisch. Jeder kann sich selbst kümmern, wie es ihm gut dünkt. Wenn er es nicht gut macht, so what? Gibt ja noch ein Sozialsystem. Es gibt doch keinen naturgegebenen Anspruch, im Alter eine „Belohnung“ für die „Lebensleistung“ zu bekommen. Wer das will, muss sich selber kümmern. Und der Staat muss… Mehr
Ende der Achtundsechziger Jahre stand ich schon mitten im Leben und habe hart gearbeitet um meiner Familie was bieten zu können, war dabei aber immer politisch interessiert, weil es beruflich bedingt aus dem eigenen Elternhaus kam und auch bis heute nicht verschwunden ist. Den getroffenen Feststellungen kann ich nur beipflichten und was heute entweder glorifiziert oder verurteilt wird, hängt vom jeweiligen Zeitgeist ab, der uns schon immer von außen bestimmt hat, weil wir seit der Niederlage 1945 nie frei waren und unsere Politiker von wenigen Ausnahmen in Einzelfällen immer den freundlichen Empfehlungen der Siegermächte gefolgt sind und daraus ist sogar… Mehr
Ich kann die Meinung von Herrn georgen bzgl. Rente nicht teilen.
DS die Rente ein umlagesystem ist, orientiert auch an der Höhe der Einzahlung, weiss doch jeder.
Die entsprechenden Ansätze zu Ihrer Berechnung finde ich sinnvoll. Das Problem ist der Bauch in der bevölkerungspyramide der halt durch Erhöhung der Beiträge und Steuern ausgeglichen werden muss. Warum denn nicht?
Jedenfalls wäre hier eine saubere Lösung möglich , im Gegensatz zu der asyl und klimPolitik.
Ich denke, Ihre Beschreibung greift zu kurz. Wir haben in den letzten ca. 50 Jahren in praktisch allen Bereichen industrieller Produktion um die 2 Größenordnungen Produktivitätszuwachs durch technischen Fortschritt geschaffen. Gerne gewähltes Beispiel: Wieviele Mannstunden waren für die Herstellung eines Golf 1 von 1977 nötig, wieviele heute, trotzdem das Auto gut anderthalb mal so schwer ist und viel mehr Baugruppen enthält?
Man sollte also genauer hinsehen, wo diese Gewinne hingehen.
Der Beitrag ist gut, ignoriert aber, dass die meisten Leute die unangenehmen Wahrheiten nicht hören WOLLEN. Die Wählerstimmen bekommen die Vertröster und Beschwichtiger, egal ob bei Rente, Schulden, Migration oder Klimawandel. Bis es überhaupt unter keinen Umständen noch irgendwie anders geht. Die Rente wird genau dann reformiert, wenn das Geld aus ist. Keine Sekunde vorher. Und dann nur das nötigste. Und das alle paar Jahre wieder…
Ja, und die meisten glauben, dass bei einem Zusammenbruch des Systems, es für die noch geordnet weiterläuft, die schon drin sind.
Nein Herr Hellerberger, Sie können Ihre „Kinder-Krieger“-Theorie hier so oft und so lang aufschreiben wie Sie wollen, sie ist und bleibt falsch. Die Idee, den Weg in eine Stammesgesellschaft anzutreten, ist zum einen so absurd, wie sie uns zum anderen durch Zuwanderung mittlerweile droht. Wir müssen nicht über 80 Mio. Menschen in diesen kleinen Land sein, es geht auch mit weniger, wahrscheinlich sogar besser. Auch ist nicht damit geholfen wenn jeder Taugenichts vier weitere in die Welt setzt. Das bedeutet Rückentwicklung und Verarmung. Es muss in einem modernen Industrieland, einst führend in der Welt, möglich sein, sowohl mit, als auch… Mehr
Vielen Dank für Ihren Kommentar, Herr Thiel! Sie sprechen mir aus der Seele! Herr Hellerberger ist in der Analyse des Rentensystems recht gut, blendet aber gerne die Leistungen aus, die nicht in die RV gehören aus, und die Schuld an dem Desaster liegt immer bei den Frauen, die keine Kinder haben wollen oder können. In seinen Lösungsvorschlag ist Herr Hellerberger aber komplett im bestehenden Rentensystems verhaftet, ergänzt die Umlagefinanzierung aus SV- Beiträgen um Sanktionierung der kinderlosen Frauen. Dass es andere Möglichkeiten gibt, die aber eben viel mit Eigenverantwortung zu tun haben, wird von ihm mMn nicht einmal angedacht. Seine Kommentare… Mehr
Ja, das ist mir auch aufgefallen.
„In seinen Lösungsvorschlag ist Herr Hellerberger aber komplett im bestehenden Rentensystems verhaftet“
Der Fehler liegt hier:
„Altersversorgung kann grundsätzlich nicht angespart werden. Wie alles Geld und alle Guthaben ist sie nur ein Buchwert, der auf Vertrauen beruht, aber physisch nicht vorhanden ist“
Unzulässig Alterversorgung und Rentensystem gleichgesetzt.
Altersversorgung ist der Zweck.
Jedes Rentensystem ist nur ein mögliches Mittel.
Eigentlich schätze ich Herrn Hellerbergers kenntnisreiche Analysen sehr und in vielem stimme ich ihm durchaus zu, nur eben bei diesem Thema nicht, da ich das Grundproblem, wie gesagt, woanders sehe.
Ich stimme Ihnen voll zu.
„Eine Gesellschaft die Leistung und Erfolg honoriert, die Eigenverantwortung belohnt.“
Mein Reden.
Bloß, wie sollte denn ein von Eigenverantwortung bestimmtes Rentensystem aussehen?
Eben. Gar keins.
Jeder für sich (und die Seinen = Familie).
Richtig insoweit, daß Deutschland nicht 80 Millionen Einwohner haben muß. Es könnten 40 ebenso sein wie 100. Das Problem: Selbstreduktion durch Gebärverzixcht reduziert eine Gesellschaft nicht linear. Es verschwinden nur die jungen Menschen, die Alten begehen nicht kollektiv Selbstmord, wenn sie die Phase der Selbstversorgungsfähigkeit verlassen. Wie ich auch beschrieben habe, gleichen die Einwanderer, egal ob Armutszuuwanderer aus Afghanistan oder indische Akademiker, die ausgefallenen/vermiedenen autochthonen Geburten nicht aus. Sie wandern nicht als Säuglinge ein. Und sie reproduzieren sich nicht im Ausmaß 200-prozentiger Überreproduktion. Das macht niemand, der es nicht muß. Wenn Sie das Volk der Deutschen erhalten wollen, selbst wenn… Mehr
Danke für Ihre Antwort Herr Hellerberger, über die ich mich sehr gefreut habe. Wenn also gleichgültig ist, ob wir in Deutschland 40 oder 100 Mio. sind, dann sollten wir uns auf 40 einigen (Thema Überfremdung ausgeklammert), so dass wir noch eine ganze Weile Zeit haben um zu einer bestandserhaltenden Geburtenrate zurückzukehren. Wir haben bis dahin zwar eine ältere Gesellschaft, die aber nicht unbedingt eine schlechtere sein muss, als eine sehr junge, welche bedeutet, dass entweder die Alten früher sterben oder wir eher wieder auf die 100 Mio. zugehen. Beides ist langfristig nicht erstrebenswert. Man sollte bei der Diskussion auch zwei… Mehr
Da frage ich mich immer, ob wirklich so ein Umlagesystem nicht auch heute noch funktionieren kann? Klar gab es nach dem Krieg durch das Wirtschaftswunder viele Einzahler und relativ wenige Rentenbezieher. Auch die Rentenhöhe war bescheidener.
Was ist das Problem heute? Dass es immer weniger Einzahler gibt? Die Zahl der Rentenempfänger? Oder der Verfall der Kaufkraft der Währung?
Ich finde das ganze System müsste grundsaniert werden.
Der Anreiz, kinderlos zu bleiben, müßte verschwinden. Er verschwindet in dem Moment, in dem Kinderlosigkeit sich nicht mehr lohnt. Wenn Sie das aber tun, legen Sie die Axt an die Kultur der Selbstverwirklichung, Frauenemanzipation und der Erwerbsgesellschaft modernen Typs schlechthin. Sie muß daher untergehen, dafür gibt es historisch auch genug Referenzen.
Mir ist klar, dass der Generationenvertrag bei einer alternden Gesellschaft irgendwann nicht mehr funktioniert. Darauf hätte man mit Ehrlichkeit und glasklarer Buchhaltung und Trennung von leistungsfreien politischen Rentenansprüchen reagieren können. Aber nein, man vermanscht alles in einem System. Der Gipfel der Feigheit seitens der Politik ist, dass sie immer noch von Vollrente sprechen und einfach die Anwartschaftszeiten in unrealistische Höhen setzen. Es wäre längst Zeit gewesen der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken bzw. auf ein finanzierbares ehrlicheres Rentenmodell wie in Österreich oder der Schweiz umzusteuern. Rentner benötigen keine Luxusrenten aber sie haben nach 45 Arbeitsjahren und Einzahljahren verdient, einen sorgenfreien Lebensabend… Mehr