Veggie … mit G‘schmäckle

Bei einem Teller Spaghetti Bolognese zeigte das ZDF-MorgenMagazin Christian Lindner und Cherno Jobatey. Mitri Sirin kommentiert das Bild freundlich: Mit wie wenig man Menschen glücklich machen kann. Da blies Dunja Hayali zum Halali: „Ohne Fleisch wäre besser.“ Da war er! Der große Vorwurf. 



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Natürlich gönne ich Frau Hayali wie allen anderen ihr fleischloses Leben. Jeder, wie er und sie mag. Ich will auch nicht darüber rechten, ob das Predigen der „richtigen“ Ernährung zu den Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Fernsehens gehört, das Zwangsbeiträge bei allen eintreibt, auch bei den im Verdacht der inkorrekten Ernährung stehenden Fleischessern. Interessanter finde ich, dass der Anblick von Bolognese einen derartigen Spontanreflex auslöste. Mit dem Mitri Sirin vor laufender Kamera irgendwie nicht umgehen konnte oder wollte. Fast habe ich ihn im Verdacht, Fleisch zu mögen.

Während es bei Anorexie (Magersucht) und Adipositas (Fettsucht) um die Essensmenge geht, erklärt die Ernährungswissenschaft, geht es bei Orthorexie (griechisch: richtiger Appetit) um das „richtige“ Essen. Ernährungsexperten sagen, dass aus der Änderung von Essgewohnheiten hin zum „gesunden“ Essen leicht „krankhaftes Gesundessen“ werden kann.

Weil jeder Verstoß gegen selbst auferlegte Ernährungsregeln das schlechte Gewissen mobilisiert, bis man sich davon verfolgt und dauernd schuldig fühlt. In der nächsten Stufe nimmt das gesunde Essverhalten zwanghafte Züge an, die den ganzen Tagesablauf dominieren, bis die „einzig wahre Ernährungsweise“ Ideologie wird und zu sozialer Isolierung führt. Selbst Gleichgesinnte bieten keinen sozialen Ersatz, weil der Streit um die Details der einzig wahren Ernährung immer neue Nahrung findet. Ein ernster Befund.

Vegan: Essen ohne Fleisch, Milch, Eier und Honig

Für einen Teil der Veganer ist gesunde Ernährung das maßgebende Motiv, für andere Tierliebe, für Dritte beides und für immer mehr entwickelt sich das zu einem neuen Zweig von Political Correctness mit allen Anzeichen einer Zivilreligion.

Während so schlichte Gemüter wie ich beim Essen und Trinken für alles unempfänglich sind, was mir nicht schmeckt, stecken in der Veggie-Bewegung erhebliche Gesundheitsrisiken. Mediziner berichten von der massiven Zunahme an Darmentzündungen durch zu viel Rohkost. Süßstoffe machen dick. Seitan – veganer Fleischersatz – verursacht Glutenunverträglichkeit. Soja ist voller Sexualhormone und macht wahrscheinlich unfruchtbar. Tofu wird die gleiche Wirkung nachgesagt.
Grüne Smoothies aus den Blättern von Radieschen, Möhren, Kohlrabi, Rhabarber, Bäumen, von Brennesseln und Sauerampfer, aber auch Kiwischalen und Brokkolisprossen sind angesagt. Ihre Oxalsäure kann Nierensteine zur Folge haben und die Schilddrüse schädigen. Rohes Blattgemüse verursacht öfter Vergiftungen als Pilze und Muscheln.

Falle Supermarkt

Die meisten Veganer kaufen in Supermärkten, nur wenige haben den direkten Zugang zum Bio-Erzeuger und bei weitem nicht alle das Geld für die höheren Bio-Preise. Da verkehrt sich die gesunde Ernährung in besonders ungesunde. In Obst und Gemüse steckt viel zu viel Perchlorat, ein Stoff, der auch als Bremse der Hormonproduktion der Schilddrüse eingesetzt wird und bei Raketenantrieben. Fruchtsäfte, auf deren Vitaminkraft viele setzen, enthalten zu viel Folsäure und künstliche Vitamine (oft aus tierischen Produkten). Zu hohe Dosen an Vitaminen sind zudem gesundheitsschädlich. In Fruchtmüsli ist nicht, was die appetitlichen Verpackungsbilder zeigen, meist nichts außer Rosinen. Vollkornbrot ist schön dunkel, weil Zuckerrüben- und Karamell-Sirup ins Mehl geschüttet werden oder Gerstenmalzextrakt. Aber auch in Bäckereien wird Vollkornbrot für Veganer oft mit Margarine, Rohrohrzucker und Auszugsmehlanteilen gebacken, mit Industrieprodukten, die zu Mangelernährung beitragen.

Umgekehrt ist Wurstsalat reicher an Vitamin C als Kopfsalat, weil in der Wurstproduktion viel Vitamin C zugesetzt wird. Nitrat wandelt der Körper in Nitrit um, das den Magen desinfiziert. Kartoffeln schützen sich gegen Schädlinge durch giftige Abwehrstoffe. Als Nebenwirkung machen sie Frittieren unschädlich.

Neulich unterhielt ich mich im Supermarkt mit einer Lady, die es nicht mehr weit bis zu ihrem Hundertsten hat. Mit meiner Rente, sagte sie, brauche ich keine Küchenplanung mehr. Ich muss kaufen, was es im Angebot gibt, um über die Runden zu kommen. Das bestimmt den Speiseplan. Ernährung ist also nicht nur eine Glaubensfrage, sondern auch eine des Einkommensverlaufs.

Mit dem Budget der alten Dame verträgt sich mein jahreszeitliches Rohkostrezept gut, da sie noch sehr beweglich ist. Löwenzahnblätter auf Wiesen und in Vorgärten selbst sammeln. Beim Kartoffelkochen nicht nur Salz, sondern auch Lorbeerblätter zugeben. Kartoffel in Scheiben schneiden, den Löwenzahn untermengen. Die Vinaigrette aus Senf, Olivenöl, steirischem Kürbiskernöl, Rotweinessig, Salz, Pfeffer und gepresster Schalotte braucht auch einen guten Löffel Honig. Also trotz Rohkost leider nichts für Veganer.



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