Trump geht es weder um NATO noch EU

Trump kommuniziert im schnellen Twitterzeitalter, die EU-Mandarine in dem alten des langsamen Staatsfernsehens.

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Die EU-Mandarine von Politik und Medien warten wohl noch immer auf eine Zeit NACH Trump, eigentlich eine VOR Trump, mit Hillary oder so. Noch haben sie nicht begriffen, diese Zeit kommt nie wieder – mit und ohne Trump. Dass der Stil von Trumps Kommunikation ein anderer ist, erlaubt es den EU-Mandarinen, sich selbst mit der Erregung über Donalds rüpelhafte Umgangsformen von Politik in der Sache abzulenken.

Aber zum eigentlichen Kern der Sache stoßen die Akteure der Massenmedien-Demokratie allesamt chronisch nicht vor. Trump spricht überhaupt nicht zu Macron, Merkel und den anderen EU-Mandarinen, auch nicht zu Xi in Ostasien oder Erdogan in Vorderasien oder Putin in Eurasien, wenn er seinen Kommunikationskanal Twitter bedient. Er spricht zu seinen Wählern und Anhängern daheim in den Vereinigten Staaten von Amerika: seit Beginn seiner Präsidentschaftskampagne, die er so und nur so gewann, ununterbrochen. Trump ist der konsequenteste Kommunikator der Massenmedien-Demokratie im Internet-Zeitalter. Xi, Putin und die anderen wissen das. Sie sprechen mit Trump, während dessen und ihr eigener Tweet-Generator schweigt.

Von Helmut Markwort stammt der Klassiker: „Fakten. Fakten. Fakten. Und immer an die Leser denken.“ Donald Trump handelt nach der Methode: Tweet. Tweet. Tweet. Und immer an die Wähler denken. Seine Anhänger finden es toll, wenn er und WIE er die Anführer anderer Länder in den Senkel stellt, die nicht so wollen, wie er es für America first will. Mit seiner Art der Frontalkommunikation oder Volkssprache oder Rüpelei trifft er exakt die Wellenlänge seiner Leute im mittleren Westen, in den alten Arbeiterregionen, der Rednecks und so weiter: beileibe nicht nur Weiße.

Ein Schlüssel zu Sprache und Verhalten von The Donald ist diese Anekdote: Eine politisch nicht weiter bewanderte Lady fragte ihn, was ist „white trash”? Seine Antwort: People like me but without money.

Bevor sich nun die in ihrem Selbstbild so zivilisierte und wohlerzogene polit-mediale Gesellschaft Europas über ihn erhebt, sollte sie bitte in den Spiegel schauen, den echten, nicht den Hamburger. Auch Merkel spricht zu ihren Anhängern, wo immer sie vor die Mikrofone tritt, Macron tut das, und alle anderen. (Bei Salvini ist das Trump-like nicht zu übersehen und überhören.) Nur sind sie alle immer noch auf die alten Kanäle, vor allem das Fernsehen, fixiert, bei dem, WIE sie es sagen und wo. Dort funktioniert das, weil TV-Journalisten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, transportieren, was die alte politische Klasse und die alten Wähler hören wollen und vor allem auch WIE.

Nicht auszudenken, würde eine moderne Opposition so gnadenlos von Twitter und Co. Gebrauch machen – an Facebook mit seinen Oldies des Internets vorbei – wie Trump. Das Mimimi der alten Medien über sinkende Auflagen, Reichweiten und so weiter würde in Panik übergehen und die Zahlen der alten Parteien bei Wahlen und Umfragen noch steiler in den Keller.

Die einfache Formel ist, Trump kommuniziert im schnellen Twitterzeitalter, die EU-Mandarine im Zeitalter des langsamen Staatsfernsehens.

Schon in der alten Massenmedien-Demokratie war immer Wahlkampf, die so genannten Zeiten nur verstärkt. Dafür sorgten schon Journalisten, die mit jeder neuen Generation zunehmend sich nicht mehr für Inhalte interessieren, sondern nur für Konflikte und Streit zwischen Personen, für Skandale und Skandälchen. Berufspolitiker müssen sowieso nur eines können, sich für Ämter, Posten und Mandate gegen die Konkurrenz in der eigenen Partei durchsetzen. Und selbst das geht nur noch über die Medien wirklich gut.

Donald Trump spricht zu seinen Wählern – seine Wiederwahl fest im Blick. Ob er diese schafft oder nicht, spielt keine Rolle für seine permanente Twitter-Kampagne. Was Macron, Trudeau und Merkel ihm bei der NATO oder sonstwo antworten, kann ihnen in ihrem eigenen Dauerwahlkampf helfen. Für Trumps Wähler und Anhänger zählt nur, was er sagt, je lauter, je schriller, desto mehr.

Journalisten und Medien, die informieren und aufklären, sollten nicht zuletzt auch diese Wirkungsweisen und Zusammenhänge zeigen. Aber wie sollten sie? Wenn sie wie die EU-Mandarine noch gar nicht gemerkt haben, dass sie nur Teil des großen Kommunikationsspiels sind, ohne es selbst zu durchschauen oder gar zu gestalten.

Fußnote zur NATO: Die U.S. können sich alleine verteidigen, die NATO kann es nicht. Ihre Standorte in Europa sichern die U.S. sowieso bilateral.

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