Rosstäuscher und Strohdrescher

Bei den von der Kiewer Regierung geforderten Taurus-Marschflugkörpern das gleiche Schmierentheater wie zuvor bei allen neuen Waffenlieferungen. Scholz zelebriert Zögern, Grüne und Gelbe machen auf forsch, aus der CDU Töne nach dem Motto für jeden etwas. Berlin, Drehort der Peinlichkeiten.

dts

Und wieder das gleiche Elend. Das Auswahl-System deutscher Parteienstaat bestehen nur stromlinienförmige Figuren, die für nichts stehen und keine Schäbigkeit scheuen. Und sie glauben offensichtlich, die Leute merken das nicht – oder selbst das ist ihnen egal. Bei der von der Kiewer Regierung geforderten Taurus-Marschflugkörpern das gleiche Schmierentheater wie zuvor bei allen neuen Waffenlieferungen.

Bundeskanzler Olaf Scholz sagt, er wolle einen Beschluss über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine sorgfältig prüfen und sich Zeit nehmen. – Wie bei den Panzern.

Die Grünen und Gelben im Bundestag drängen auf eine rasche Entscheidung und warnen vor den Folgen des Abwartens. – Wie bei den Panzern.

Großbritannien und Frankreich haben Kiew bereits Marschflugkörper überlassen. Mit ihnen können Bunker und geschützte Gefechtsstände auf bis zu 500 Kilometer Entfernung zerstört werden. In der Bundesregierung soll es deshalb die Sorge geben, sie könnten auch gegen Ziele in Russland eingesetzt werden.

Dem ZDF hatte Scholz auf die Frage, wann Deutschland derartige Flugkörper liefern werde, am Sonntag gesagt: „So wie in der Vergangenheit werden wir jede einzelne Entscheidung immer sehr sorgfältig überprüfen, was geht, was Sinn macht, was unser Beitrag sein kann.“ Er wolle sich in dieser Frage nicht hetzen lassen.

Unterstützung bekam Scholz für seinen Kurs am Sonntag von der Opposition.
„Die Lieferung eines Waffensystems wie Taurus muss wohl abgewogen werden“, sagte Unionsfraktionsvize Johann Wadephul der SZ. Einerseits müsse man „der Ukraine alle mögliche militärische Hilfe leisten, anderseits muss jede formale Involvierung Deutschlands vermieden werden“. Deshalb halte er „das Vorgehen der Bundesregierung in diesem Fall für strukturiert und nachvollziehbar“, sagte Wadephul. Außerdem müsse „klar sein, dass die zügige Wiederbeschaffung gesichert ist“.

Bei Taurus handele es „sich um ein für die Bundeswehr unverzichtbares Waffensystem – weder die sicherheitspolitische Lage im Osten noch im Sahel erlauben empfindliche Lücken unserer Ausrüstung“. Taurus könne der Ukraine sicher helfen, sei aber keine „Wunderwaffe“ für die Gegenoffensive.

Strack-Zimmermann drängt zu schneller Entscheidung

Wie immer in Sachen Waffen für die Ukraine warten in der Kulisse des Berliner Hauptstadt-Theaters zwei: Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP, schon auf gepackten Koffern ins EU-Parlament – und Norbert Röttgen, vergeblicher CDU-Anwärter auf einen Thron, egal welchen.

Strack-Zimmermann rief den Bundeskanzler zu einer raschen Entscheidung über die Lieferung des Marschflugkörpers Taurus auf. Sie habe Verständnis, dass man Bedenkzeit brauche, aber das Thema sei seit Monaten in der Diskussion, sagte sie am Montag den Sendern RTL und ntv. „Und deswegen meine herzliche Bitte an den Kanzler, diesen Gedanken-Prozess relativ schnell abzuschließen, es geht nämlich um jeden Tag“.

Röttgen kritisiert Zögern bei Taurus-Lieferung

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat das Zögern des Bundeskanzlers bei der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine scharf kritisiert. „Der Ukraine diese mögliche und notwendige Unterstützung im Gegensatz zu Frankreich und Großbritannien zu verweigern, wäre völlig unverständlich und verantwortungslos“, sagte Röttgen den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern ist moralisch und politisch dringend geboten.“

Kretschmer warnt vor Lieferung von Marschflugkörpern

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich gegen die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ausgesprochen. „Ich bin ganz klar gegen die Lieferung von Marschflugkörpern“, sagte Kretschmer dem „Spiegel“. Immer wieder überschreite die Bundesregierung selbst gesetzte rote Linien, erst bei der Lieferung von Leopard-Panzern, nun bei Marschflugkörpern.

„Was kommt als Nächstes?“, fragte der CDU-Politiker: „Wollen wir wirklich in Kauf nehmen, dass deutsche Raketen in Russland einschlagen könnten?“ Stattdessen forderte Kretschmer „neue, intensive diplomatische Initiativen des freien Westens“. Die Bundesregierung prüft derzeit eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpers, hat aber offiziell bislang keine Entscheidung darüber getroffen.

Ob Kretschmers durchsichtiges Manöver zur Entlastung an seiner politischen Heimatfront führt, darf bezweifelt werden.

Gleichermaßen zweifelhaft ist, ob die erste Reise des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner nach Kiew ihm daheim auch nur in der eigenen Partei hilft, geschweige denn darüber hinaus.

Ei der Daus, Lindner als Militärexperte?

Lindner – was sucht ein Bundesfinanzminister an der Front? – hält es für möglich, dass die Ukraine die von ihr gewünschten deutschen Taurus-Marschflugkörper noch rechtzeitig für die laufende Gegenoffensive erhält. Lindner sagte am Dienstagabend den Springer-Publikationen „Bild“, der „Welt“ und Politico zum Abschluss seines Kiew-Besuchs: „Ich hoffe und denke, dass das möglich sein kann“. Denn: „In einem laufenden Krieg ist auch die Geschwindigkeit ein wesentlicher Faktor“.

Voraussetzung sei aber die Abstimmung mit den Verbündeten und der Erhalt der eigenen Fähigkeiten zur Landesverteidigung unseren Verbündeten. Außerdem dürfe Deutschland nicht Kriegspartei werden: „Wenn diese drei Kriterien erfüllt sind, dann kann eine solche Entscheidung getroffen werden. Mein Wunsch ist nur, dass wir das schnell entscheiden. Denn in einem laufenden Krieg ist auch die Geschwindigkeit ein wesentlicher Faktor.“ Ob die Taurus-Systeme rechtzeitig für die laufende Offensive gegen die russischen Besatzer in der Ukraine eintreffen, ist für Lindner „auch eine Frage der militärischen Logistik“.

Denn es seien auch technische Veränderungen dafür notwendig, weil die Ukraine einen anderen Waffenträger verwende als Deutschland. Deshalb gehe es darum, „so schnell wie möglich die Voraussetzungen für eine Entscheidung“ zu schaffen. Der FDP-Vorsitzende dementierte Differenzen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Frage, der am Sonntag noch erklärt hatte, er lasse sich in der Taurus-Frage nicht hetzen.

Eine schnelle Entscheidung über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern sei „der Wunsch der Bundesregierung insgesamt“. Lindner weiter: „Niemand in der Bundesregierung möchte solche Entscheidungen verzögern.“

Weitere Sanktionen gegen Russland prüfen

Christian Lindner hat bei seinem Besuch in Kiew obendrein die Prüfung weiterer Sanktionen gegen Russland zugesagt: Russland müsse „politisch, rechtlich, wirtschaftlich vollständig isoliert werden.“ Man wisse, dass es derzeit eine Umgehung von Sanktionen gebe und müsse daher auch unterbinden, dass Drittländer „gute Geschäfte machen, indem sie Waren einführen“.

Die G7-Staaten und weitere internationale Partner müssten hier zusammenstehen und auch politischen Druck auf die entsprechenden Drittstaaten ausüben. Der Finanzminister sprach von einer „vertrauensvollen Zusammenarbeit“ und kündigte an, dass Deutschland die Ukraine so lange unterstützen werde, „bis sie den Krieg gewinnt“. – Und dann fürs politisch korrekte Protokoll:

Es müsse nach dem Krieg in der Ukraine „strukturelle Reformen“ geben und unter anderem auch Bekämpfung von Korruption, damit es „viele ausländische Direktinvestitionen“ gebe, sagte Lindner.

Ja klar, so macht man das, Korruption bekämpfen und flugs ist sie weg. Damit sollte der Prediger aus dem Bergischen in Berlin anfangen – in Düsseldorf übrigens auch.

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Kommentare ( 56 )

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horrex
1 Jahr her

All das ist längst nicht mehr „witzig“. Es ist „aberwitzig“. Absurdistan war gestern. • Vor einiger Zeit erzählte hier ein Kommentator, dass er Jahre zuvor einen Vortrag gehört habe dessen Redner die Meinung vertrat, dass es von Zeit notwendigerweise einen Krieg brauche um die Verhältnisse in „degenerierten Systemen“ wieder gerade zu rücken. – Eine drastischere Version des uralten Satzes: Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht. • Ich verstand es damals noch nicht. Kohl und Westerwelle hatten in den 90ern absolut recht als sie vom Werteverfall, von der Degeneration von Wertesysem und Gesellschaft sprachen. Anders betrachtet: Die… Mehr

Johann Thiel
1 Jahr her

Staune immer wieder, über was für Waffen wir verfügen. Und die Funktionieren auch? Alles sehr merkwürdig, wenn man an den allgemein beklagten Zustand der Bundeswehr denkt. Taurus-Marschflugkörper? Nie was davon gehört. Aber wir haben solche Dinger für die Ukraine. Erstaunlich. Am Ende haben wir sogar wirklich ein „Sondervermögen“, – für andere, versteht sich. Immer wenn es um andere geht sind wir offenbar ein reiches Land. Möglicherweise haben wir sogar noch irgendwo eine Saturn IV Rakete aus den Sechzigern rumstehen, flatsch-neu, noch in Folie verpackt. Gab‘s da schon Folie? Egal, meinetwegen in Backpapier. Nur wenn es um die Deutschen geht, da… Mehr

verblichene Rose
1 Jahr her

Wenn ich mich nicht täusche, dann hörte ich, dass diese Art von Waffen nur von Flugzeugen verschossen werden können.
„Hängen“ dann demnächst DOCH Kampfflugzeuge mit an den Marschflugkörpern?
Na, dann ist es auch egal, wie weit diese Dinger fliegen können, denn Flugzeuge schaffen es noch weiter…!

K.Behrens
1 Jahr her

Ein Bundeskanzler als deutscher Staatsmann kümmert sich üblicherweise um dringende Angelegenheiten, wie eben Nordstream zu reparierern und damit Versorgung sicher zustellen, was keineswegs unmöglich ist. Auch hier absolutes Versagen im Sinne eines Amtseid, wie das übrige Personal. Dazu kommt, die sogenannte Ukraine hat bis heute nichts eigenständig innovativ auf die Beinchen gestellt, ein ehenmaliger Boxer oder Schauspieler erinnert eher an das Karabett im deutschen Bundestag als Form der Kleinkunst. Welche Waffen auch immer weiter aus Deutschland geliefert werden, es war von Anfang an deutsches Staatsversagen! Dabei ist Großbritannien aus gutem Grund längst aus dem Wasserkopf EU ausgeschieden und kann Waffen… Mehr

Stuttgarterin
1 Jahr her

Medial wurde seit ein paar Wochen schon für die Lieferung vorgearbeitet, denn wer kannte zuvor den Namen Taurus? „Und deswegen meine herzliche Bitte…“ für noch härtere Waffen, damit es noch härteren Krieg gibt. Immer härter, weil das ein Beitrag zum Frieden ist.
WAHNSINN… mir tun die Toten auf beiden Frontseiten unendlich leid. Sie profitierten von dieser Herzlichkeit.

Matthias
1 Jahr her

Die „Roßtäuscher und Strohdrescher“ werden kuschen, wenn der Onkel Joe sagt: „Ihr müsst liefern!“ Wenn Freunde schon unsere günstige Energieversorgung ohne Widerspruch in die Luft jagen können, kann das doch nur so kommen. Vielleicht haben sich die Genossen der großen Koalition aus Grünen, SPD, FDP und CDU/CSU auch schon dafür bedankt.Deutschland ist denen doch schon lange egal, aber nicht ihre Pfründe.

Hovercraft
1 Jahr her

George Soros hat den Rückzug seiner Stiftung aus Europa angekündigt. Er wird wissen warum und was erreicht wurde. Mir scheint Europa hat keine Zukunft mehr. Keinen Dank an die Politikergeneration von Heute!

schwarzseher
1 Jahr her

Das ganze Elend hätte man ( Nato ) vermeiden können, wenn man die Sicherheitsinteressen Von Rußland ( vergl. Kuba-USA seinerzeit ) respektiert hätte und die Nato nicht Rußland entgegen dem Versprechen nach dem Ende der Sovietunion bis an seine Grenze auf die Pelle gerückt und die Ukraine mit Waffen vollgestopft hätte. Aber geau das wollten die USA, wohlwissend, daß Rußland dies nicht hinnehmen würde, um so die befürchtete Zusammenrbeit Europa-Rußland zu verhindern. All das wußten die Politiker der Nato Mitgliedsstaaten ( außer Frau Baerbock, die gar nichts weiß ) und haben es in Kauf genommen, um ihre Karriere nicht zu… Mehr

AnSi
1 Jahr her

Wann wird über Bodentruppen diskutiert? Noch im Herbst oder erst im Winter? Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Soldaten entsenden werden.
Jungs, rette sich wer kann!

alter weisser Mann
1 Jahr her

„anderseits muss jede formale Involvierung Deutschlands vermieden werden“
Das ist doch längst erledigt:
„Deutschland beteiligt sich möglicherweise direkt an einem Krieg gegen Russland. Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an westlichen Waffen auf deutschem Boden kann Wissenschaftlern zufolge völkerrechtlich eine Kriegsbeteiligung durch den Westen darstellen. Das geht aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags hervor“ 03/2022
Warum fragt man seine Berater, wenn man dann doch traumtänzert?