Nun will die FDP, die früher einmal als Rechtsstaatspartei gehandelt wurde, im Bundestag eine Ausweitung der Todesdefinition als Voraussetzung für Organ-Entnahmen, wonach künftig auch der Herz-Kreislauf-Stillstand Grundlage sein kann, wo bisher der Hirntod konstatiert werden musste.
Im Einblick am Morgen schrieb ich gestern: »Eine Ausweitung der Todesdefinition als Voraussetzung für Organ-Entnahme will die FDP im Bundestag. Künftig soll auch der Herz-Kreislauf-Stillstand Grundlage für eine Organentnahme sein, bisher musste der Hirntod konstatiert werden (Welt). – Leute, mir graut’s vor euch. Schon der „Hirntod“ ist eine mehr als fragwürdige Konstruktion.«
Dass die Grünen dem heute mit einer populistischen Begründung – „insbesondere in Bezug auf das Vertrauen der Bevölkerung“ – widersprachen, ist weder beruhigend noch darauf Verlass.
Auf die Gefahr hin, welche übersehen zu haben, habe ich auf TE 13 Beiträge zur Organentnahme gefunden.
Paetow dokumentierte für die Nachwelt das – tja, wie soll ich es nennen, vielleicht einfach unchristliche – „Argument“ des evangelischen Ex-Bischofs Wolfgang Huber, „5.000 Fälle, also 0,5 Prozent von einer Million Toten pro Jahr … Und wegen 5.000 Fällen wollen Sie 80 Millionen Menschen mit einer solchen Gewissensfrage belasten?“
Hatte der Kleriker nie von der Freiheit und Unverletzlichkeit des einzelnen und seiner Menschenwürde gehört?
»Im November 2016 ist das Gesetz zum Aufbau eines Transplantationsregisters in Kraft getreten. In ihm würden erstmals alle relevanten Daten zu Organspenden zusammengeführt: Spender-, Empfänger-, Vermittlungs- und Qualitätssicherungsdaten. Natürlich diene das Register „nur der Patientensicherheit. Es bringe mehr Transparenz und erweitere das Wissen um Transplantationen“ … Diesen Beteuerungen, dass es ja nur um die Sicherheit des Patieten gehe, scheinen die Deutschen aber immer weniger Glauben zu schenken. Sie sehen, um welche Summen es beim Geschäft mit den Organen geht, und misstrauen dem Braten instinktiv.«
Ökonomen, so Tichy, haben »schon vor Jahren ein Modell entwickelt: Danach wird bei Transplantationswünschen der derjenige bevorzugt, der sich seinerseits zur Spende bereit erklärt hat. Das würde dem Grundsatz folgen: Ich helfe Dir, wenn Du bereit bist mir zu helfen. Es ist eine Art Versicherungslösung: Spendenbereitschaft gegen bevorzugte Behandlung. Das klingt fair, wäre ein Tausch von Verfügungsrechten.
Aber all das wie auch Verkauf der eigenen Organe allerdings gelten als unmoralisch. Die Sozialisierung, also die freie Verfügbarkeit für das halbstaatliche Gesundheitssystem ohne jeden persönlichen Einfluß des Spenders, soll trickreich herbeigeführt werden. Das gilt dann nicht als unmoralisch.«
»Konservative«, argumentiert Tichy,» gehen vorsichtig mit der Veränderung von Verfügungsrechten um. Es gelten Grenzen – mein Körper gehört mir. Das Recht auf Leben ist nicht verhandelbar. Eigentum wird geschützt … Sozialisten kennen diese Grenzen nicht. Bemerkenswert, dass insbesondere der sozialdemokratische Politiker Karl Lauterbach zu den lautstärksten Verfechtern der Enteignung der Organe gehört. Die staatliche Medizin soll auch über sterbende Körper und ihre Ressourcen in Form von begehrten Organen verfügen können. Eigentum steht sozialistischen Ideen wesensfremd entgegen. Der Mensch ist nur Verfügungsmasse dieser Lauterbachs. Letztlich wird dadurch ein Mechanismus in Kraft gesetzt, der sonst als „neoliberal“ gebrandmarkt wird. Der Körper wird enteignet und verfügbar gemacht – mit fragwürdigen Anreizen über den einzelnen Fall hinaus.«
Roland Tichy stellt die Organentnahme in den Zusammenhang von Berlin, Brüssel und New York: »Ich habe ein Auto erworben, nach geltenden Gesetzen und Vorschriften. Jetzt werden Fahrverbote ausgesprochen, einfach so. Das Auto wird enteignet. Entschädigungslos. Einfach so. Heute mein Diesel, morgen mein Haus? Die neue Mietenpolitik entzieht den Eigentümer die Verfügungsrechte.
Die Transplantationszentren sind an vielen billigen Organen interessiert. Meine Daten werden geschützt, sie gehören mir. Mein Körper – mein Heiligstes: Nicht mehr.
Wer so Eigentumsrechte auf den Tisch der Lobbys legt, zerstört die Fundamente der Gesellschaft – Freiheit, Moral und Recht.«
»Sie besagt im Kern, dass man im Todesfall automatisch Organspender wird – es sei denn, man hat zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen. Bisher ist es umgekehrt: Man spendet nicht – es sei denn, man erklärt ausdrücklich, dass man spenden will.
Spahn, so kann man sich das vorstellen, will die Werkseinstellungen des Bundesbürgers ändern: Bisher werden wir standardmäßig als Nicht-Organspender ausgeliefert, künftig sollen wir standardmäßig Organspender sein.
Der Vorstoß ist umstritten, Fragen wirft er reichlich auf: Hilft dieser neue Gesetzesvorschlag überhaupt, damit es bald mehr Spenderorgane gibt? Und selbst wenn: Wird nicht womöglich ein inakzeptabler moralischer Druck auf diejenigen ausgeübt, die eigentlich nicht spenden wollen?«
»Es gibt viele Argumente gegen die neue Organspendenregelung«, schrieb Alexander Wendt am 15. Januar 2020: »Das wichtigste lautet: sie richtet sich diametral gegen unserer Rechtsordnung.«
Dass der Bundestag am 16. Januar 2020 in höchst seltener Suspendierung des „Fraktionszwangs“, dieser undemokratischen Praxis des Parteienstaats in Verletzung des Grundgesetz-Artikel 38, den Spahn’schen Gesetzentwurf zur (verharmlosend) Organspende genannten Freiheitsberaubung quer durch allen Fraktionen ablehnten, gehört zu den sehr seltenen Sternstunden im deutschen Parlamentarismus. Marco Gallina fragte heute ebenso besorgt wie berechtigt, ob sich das ein zweites Mal wiederholen würde.
Wahrscheinlich haben das alle schon vergessen: Im Januar 2020 hat der Bundestag das „Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“ beschlossen. Im März 2022 sollte demnach ein Organspender-Register an den Start gehen – nun visiert die Bundesdruckerei das erste Quartal 2024 als neuen Starttermin an. Notierte Mario Thurnes am 20. April 2022.
Und am 30. März dieses Jahres setzt Thurnes fort: »Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat ein digitales Organspenderegister freigegeben. Doch schon beim Start sagt er, dass es wirkungslos sei – und will, dass jeder Spender wird, der sich nicht dagegen wehrt … Für die Ärzte Zeitung ist das Register die „perfekte Vorbereitung für die Widerspruchslösung“ … Für Karl Lauterbach ist es eine Frage der Zeit, bis die Widerspruchslösung kommt. Nur so ließe sich langfristig die Zahl der Spenden erhöhen, sagte er zum Start des Registers. Der Gesundheitsminister glaubt also schon zu Beginn des Projekts nicht an dessen Erfolg. Er hat das Register noch von seinem Vorgänger Jens Spahn (CDU) geerbt, dem der Bundestag den Auftrag dazu schon 2020 erteilte.«
Nun also will die FDP, die früher einmal als Rechtsstaatspartei gehandelt wurde, im Bundestag eine Ausweitung der Todesdefinition als Voraussetzung für Organ-Entnahme, wonach künftig auch der Herz-Kreislauf-Stillstand Grundlage für eine Organentnahme sein kann, wo bisher der Hirntod konstatiert werden musste.
TE bleibt dran.
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Also ich hab vor einiger Zeit meine Patientenverfüng dahingehend ge ändert das ich nicht als Organspender zur Verfügung stehe.Organe von Toten kann man nicht mehr transplantieren, und warum werden potentielle Organspender noch anästhesiert wenn sie doch angeblich schon tot sind?
Bei uns ist inzwischen die elektronische Patientenakte durch – mit Zugriff auf die Dateien durch ich weiß nicht wen ist die Möglichkeit des Missbrauchs durch das Auslesen der Daten für jeden erreichbar, der die zur Verfügung stehenden Akten „hackt“. Was heißt, man könnte im Fall des Falles ganz konkret KI nach passenden Spendern suchen (lassen) und sich denen dann auf die Fersen heften. Seit ich erfuhr, dass dieser Fürst von Thurn und Taxis beriet im Jahre 2000 innerhalb von Tagen ein zweites Herz transplantiert bekam, nachdem das erste Ersatzorgan sich nach seinem Eigenen nicht als funktionstüchtig erwies, bin ich gegen… Mehr
Ich habe auch bisher nichts von Organspende gehalten und habe auch keinen entsprechenden Ausweis. Von Bekannten wurde ich dafür bereits etwas schief angesehen, aber egal. Ich hatte/habe die Befürchtung, dass sich die Ärzte im Krankenhaus irgendwie nicht mehr so richtig Mühe geben, wenn ich dort z.B. nach einem Unfall lande und im Nachbarzimmer ein reicher Russe liegt, der gerade eine neue Niere braucht. In Zeiten chronisch klammer Krankenhäuser ganz besonders! Wenn nötig werde ich sofort einer Einstufung als Organspender widersprechen. Ich habe übrigens auch der elektronischen Patientenakte widersprochen, weil ich als Informatiker weiß, dass staatlich gelenkte IT-Projekte mit an Sicherheit… Mehr
Ich trage schon seit ca. zehn Jahren einen Organspendeausweis mit mir herum. Angekreuzt habe ich:
„Ich widerspreche der Entnahme von Organen und Gewebe.“
Als Insider habe ich Kenntniss, wie diese Transplantationen verlaufen. Ich kann nur jedem Leser empfehlen, wenn er seine Würde bis zum Eintritt des Todes wahren will, eine Widerspruchserklärung bei sich zu tragen. Schon die Hirntoddefinition ist eine Definition, die den Kenntnisstand des Sterbeprozesses annimmt, aber nicht weis, was tatsächlich passiert. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand wäre zu reanimieren, um den Menschen wieder ins Leben zu bringen, oder ist vorgesehen, hier die Hilfe zu unterlassen und sofort zur Explntation zu schreiten? Der Mensch, der seine Organe spendet IST NICHT TOT. Einem Toten kann man keine Organe mehr entnehmen. Ein Mensch, der seine Organe… Mehr
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2019-05/organspende-angst-spender-hirntod-transplantation
26.01.2019 Zitat: „Für Hirntote gibt es keine Hoffnung, wieder aufzuwachen. Viel zu wenige Deutsche spenden Organe, weil sie Angst haben, daß etwas schiefgeht.“
Christian Hugo, Generalsekretär der Deutschen Transplantationsgesellschaft, erklärt im Interview mit der ZEIT warum das „absolut nicht nötig ist.“
So, so.
Na, dann hier mal ein paar verdammt gute Gründe für Angst, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen:
https://www.tagesspiegel.de/wissen/folgenschwere-fehler-3546355.html#:~:text=F%C3%BCr%20einen%20Laien%20ist%20kein,es%20gibt%20auch%20keine%20Reflexe.
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/falsche-todesdiagnosen-in-krankenhaeusern-aerzte-erklaeren-patienten-oft-faelschlich-fuer-hirntot-1.1891373
https://de.wikipedia.org/wiki/Organspendeskandal_in_Deutschland#:~:text=Der%20Organspendeskandal%20in%20Deutschland%20handelt,die%20auf%20eine%20Transplantation%20warten.
https://www.zeit.de/wissen/2012-08/organspende-transplantation-betrug
No risk, no fun, Herr Hugo?
„Erst taten sie, was sie konnten, dann konnten sie, was sie taten. Spätestens jetzt sollten sie anfangen, darüber nachdenken, ob sie alles tun müssen, nur weil sie es können“ Es gibt genügend dokumentierte Fälle, Berichte und Bücher mit Schilderungen, angesichts derer auch die Wissenschaft vor einem Rätsel steht, wo Menschen auch nach sehr langer Zeit mit Nullinie, nach 30 Minuten unter Wasser, auf Intensivstationen tagelang oder im Pflegeheim gar jahrelang aus ihrem Koma teils sogar völlig unversehrt wieder „aufgetaucht“ sind. Jean-Dominique Bauby z.B. waren nach einem schweren Verkehrsunfall nur noch winzige Augenbewegungen verblieben, die einer Besucherin rein zufällig auffielen. Bauby hat… Mehr
Kaum zu glauben, aber anstatt immer als kritischer Störenfried auf manche Artikel und Kommentare hier zu antworten, muss ich diesmal dem Autor Recht geben. Organentnahme wegen Herz-Kreislauf-Stillstand? Das geht gar nicht. Ich bin Krankenpfleger auf einer unfallchirurgischen Station. Nun ist das nicht das Extrem, aber das eine oder andere Mal müssen wir eben auch wegen eines Herz-Kreislauf-Stillstands einen Patienten reanimieren. Und leider gelingt das nicht immer, aber oft bringt unsere herbeigerufene Anästhesie das Herz wieder zum Laufen – und das ohne dauerhaft an der Maschine hängen zu müssen. All diese Menschen, die leben – wären potenzielle Spender. Ok, denken wir… Mehr
Ups, genau letzte Nacht hatte auch ein Patient einen Herz- Kreislauf- Stillstand. Heute morgen sitzt er auf Intensiv im Bett und isst sein Frühstück, denn der Herz- Kreislaufstillstand ist nicht sofort mit dem Tod gleichzusetzen und erst mal alleine ein potentiell reversibler Zustand. Sollen wir dann überhaupt noch zum Beispiel kardiologische Intensivmedizin betreiben, denn gesellschaftlich wäre der Tod nützlicher ? Sollen Patienten noch eine Rescue- PTCA bekommen ? Was das auch kostet ! Und sollte man dann wegen der besseren Qualität der Organe nicht junge Menschen bevorzugt ausweiden ? Nach Merz` Äußerung, Geld aus Spareinlagen mobilisieren zu wollen, dachte ich… Mehr
Das genau trifft den Punkt. Hier liegt enormes Einsparpotential wenn Herz-Kreislaufstillstände nicht mehr reanimiert sonder unter Beatmung in den OP zur Entnahme gekarrt werden. Das sind Vorstellungen, die einer Organmafia würdig sind.
Wer kennt nicht den Film „Fleisch“? Nur zu…..In Spanien ist alles bestens mit den Organen und so….? Deutschland zieht jetzt wohl nach. Und im Sozialismus ist wohl klar, dass auch der Körper der Allgemeinheit des Kollektivs gehört. So, und jetzt fliegen erstmal die Defibrilatoren auf den Müll.
Ja. Die scheinen nicht nur hinsichtlich dessen vielen anderen weit voraus: https://gen-ethisches-netzwerk.de/reprotechnologien/258/das-reproduktionseldorado-spanien