Der Grünen demoskopischer Aufstieg und Fall

Die eilfertige Nachäffung der Methode Merkel durch alle Parteien, unterwürfige Verbände und eifernde Medien mussten hinzutreten, damit die Grünen so sehr den Ton angeben konnten, als hätten sie bei der Bundestagswahl 2021 nicht 14,7 Prozent erreicht, sondern 47,1.

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Angela Merkel und Annalena Baerbock im Januar 2020

Ohne die Person Merkel wären die Grünen nie in die Machtposition gekommen, für die sie kein Wählervotum haben. Die eilfertige Nachäffung der Methode Merkel durch alle Parteien des Parteienstaats, unterwürfige Verbände und eifernde Medien mussten hinzutreten, damit die Grünen so sehr den Ton angeben konnten, als hätten sie bei der Bundestagswahl 2021 nicht 14,7 Prozent erreicht, sondern 47,1. Die Methode Merkel ist so simpel wie ihre Person. Findet eine Parole, in diesem Fall der Grünen, im Wirkungsmesser Medien auffallend viel Gefolge, setze dich an die Spitze und tu so, als hättest du die Prozession schon immer angeführt. Bei Merkels Überfallskommando Atomausstieg 2011 war ihre Methode nach hinten losgegangen. Sie verhinderte den grünen Wahlsieg in Baden-Württemberg nicht, sondern beförderte ihn. Von da an wurde die Methode Merkel zum Abstieg der Union nicht nur in Wählerzahlen, sondern auch in politischer Substanz. Helmut Kohl hatte Merkel keine konservative oder christdemokratische Partei überlassen, sondern einen Kanzlerwahlverein. Diesen wirtschaftete Merkel herab zum Steigbügelhalter der Grünen. Einmal im Sattel brauchten die Grünen die Blass-Schwarzen nicht mehr, sondern reiten die rotgelbe Rosinante. Dabei können sich die Grünen darauf verlassen, dass die Blass-Schwarzen – seitdem noch blässer geworden – jederzeit zur Verfügung stehen, die rotgelbe Rosinante zu ersetzen. Inzwischen allerdings ist die grüne Reitersperson so angezählt, dass sie womöglich gar nicht mehr aufsitzen kann.

Die Grünen haben die Gesellschaft mit den Schalmeientönen der Weltenrettung vor der Klimakatastrophe auf einen Konfrontationskurs mit der modernen Zivilisation gelockt, einen katastrophalen Irrweg, der jeden Tag mehr an der harten Wirklichkeit des tatsächlichen Lebens scheitert. (Lesen Sie bitte dazu die vierteilige Serie von TE-Autor Gerd Held „Wie Deutschland ein anderes Land wurde“. Teil ITeil IITeil III.)

Das Wahlrecht des Grundgesetzes hat aus lauter Angst vor Weimarer Verhältnissen die Bürger so gründlich von der Ausübung demokratischer Rechte ausgeschlossen, dass die real existierende Berliner Republik geradezu in Weimarer Verhältnisse getrieben wurde. In der ersten Republik konnten die Nationalsozialisten ohne Wählermehrheit legal an die Macht kommen. In der zweiten Republik herrschte von Anfang eine große Koalition des permanenten Konsenses von CDU und SPD. In der dritten Republik reichen 14,7 Prozent Grüne und auch weniger, weil die neue nationale Front des Parteienstaats dem von der nationalen Medienfront gegebenen Kommando der Grünen gehorcht. Medienmehrheit statt Wählermehrheit ist die Machtbasis der Grünen. Doch selbst das kastrierte Wahlrecht gibt in Gestalt der Demoskopie noch die Möglichkeit, sichtbar werden zu lassen, wie sehr sich der Wille der Bürger von dem der Grünen unterscheidet. Setzte die Wahlforschung eine differenziertere Fragestruktur ein, träten die so ganz anderen Meinungen der Bürger als die von den Medien verkündeten der Grünen zu Tage.

Schon eine einzige Frage mehr als bei den üblichen Medien-Auftraggebern üblich brachte eine aufschlussreiche Erkenntnis. 16,2 Prozent wollten in Sachsen eine andere Partei, als sie wählen können.

Die Meinungsforscher sollten erstens immer den Anteil der Nichtwähler sichtbar machen, zweitens deren unterschiedliche Gründe erfragen und darstellen. Sie können bei den früher üblichen breiten und tiefen Analysen nachschauen, wie sie beim Institut Allensbach und der Forschungsgruppe Wahlen vor ihrer Verengung auf ZDF-Grünen-Propaganda gang und gäbe waren.

Wo schon die Meinungsforscher ihre Möglichkeiten nicht ausspielen wollen oder dürfen, ist ein innovativer – ehrenamtlicher – Grafiker, wie er Tichys Einblick aus der Schar der Stammleser erwachsen ist, ein wahrer Segen (siehe oben). Danke Herr Kollege.

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Kommentare ( 55 )

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Petra Horn
7 Monate her

Dumme Frage: Wo ist das BSW? Oder ist das die „andere Partei“?

Hairbert
7 Monate her

„Inzwischen allerdings ist die grüne Reitersperson so angezählt, dass sie womöglich gar nicht mehr aufsitzen kann.“ Ein Segen für Deutschland (darf man das noch sagen?) wäre es wirklich! Allerdings blieben ja nachrangige Ausführungsorgane, Schaltstellen der (u.a. bürokratischen) Macht, sowie Medien- und Meinungszentralen u.s.w. immer noch mit entsprechender lilagrüner Klientel besetzt. Konfliktlos ist ein Übergang zum prosperierenden und befreiten Deutschland daher keinesfalls zu bekommen. Auch wenn es uns konservativen Geistern und liberalen Denkern fremd ist oder nicht gefällt, ohne Konsequenz nach unten, auch i.S.v. politischen Säuberungen nach dem Vorbild Faesers, werden Wandel und Besserung ausgeschlossen bleiben. Das sollte uns klar sein… Mehr

Karlito
8 Monate her

Always two there are. No more, no less. A master and an apprentice.

Hard to see the dark side is.

Quote Master Yoda. Man erinnere sich auch, wie Merkel zu ihrem Abschied in schwarzer Trauerkleidung mit roter Rose erschien.

hert
8 Monate her

Die Grünen mögen viele Wähler verlieren. Aber sie, Herr Goergen, sagen zu Recht, „Medienmehrheit statt Wählermehrheit ist die Machtbasis der Grünen.“ Und leider sind es ja nicht nur die Medien mit den GEZ-Vereinen an der Spitze. Nein, hinzu kommen auch die Kirchen und die NGOs. Die Grünen verhalten sich ähnlich wie der Corona-Virus. Nach dem Höhepunkt kommt das Abgleiten, und dann steht immer noch die latente Angst des erneuten Aufflammens im Raum und beunruhigt die Bürger. Gleichwohl denke ich, dass die Macht und der omnipräsente Einfluss der Grünen nur durch eine geläuterte Union mit Hilfe der AfD zurückgedrängt werden kann.… Mehr

Sani58
8 Monate her
Antworten an  hert

Warten sie mal ab. Die CDU wird in der Größe abschmieren, wie sich die Werteunion nach ihren fatalen Startschwierigkeiten etablieren wird.Glaub nicht, dass die so schnell ihre Flinte ins Korn werfen werden. So einiges kritikwürdiges, was zu WU zu sagen ist, es ist und bleibt das kleinere Übel, oder die größere Hoffnung. Jeh nach Perspektive. Ich prophezeihe, nach September, Richtung BT-Wahl 25 schwindet der CDU-Einfluss mit seinem BlacRocMerz & grünaffinen Protagonisten merklich bis rasant.

Adorfer
7 Monate her
Antworten an  Sani58

Und? Dann noch 4 Jahre Schwindsucht bis sich die Ratio durchsetzt? Der Umschwung müsste heute schon einsetzen, aber da ist nichts was ihn in Gang setzen könnte oder gar wer es überhaupt wollen würde. Die WU doch nicht?

Manfred_Hbg
7 Monate her
Antworten an  Sani58

Na, Ihre Worte in Gottes Ohren – ….man kann nur hoffen ?

elly
8 Monate her

die große Gruppe der Nichtwähler sind die Steigbügelhalter der Grünen und auch SPD. Deshalb wird die Zahl der Nichtwähler auch nirgends erwähnt.

Haba Orwell
8 Monate her

> Findet eine Parole, in diesem Fall der Grünen, im Wirkungsmesser Medien auffallend viel Gefolge, setze dich an die Spitze und tu so, als hättest du die Prozession schon immer angeführt.

Wobei es ergrünte Propaganda-Medien sind – klar, dass diese jede Woke Spinnerei bejubeln. Merkel war allerdings selber YGL des WEF – in ihrem Fall waren die Medien höchstens ein Vorwand, die Woke Agenda durchzuziehen.

Last edited 8 Monate her by Haba Orwell
Eberhard
8 Monate her

Ich werde wohl wieder einer aus dem grauen Balken werden. Es gibt für mich heute tatsächlich keine Partei mehr, die eine so große Bandbreite an Meinungen und damit Handeln zu lassen, denen eigentlich große Teile des Volkes mehrheitlich zustimmen können. Bei Merkel fing es richtig damit an, die Demokratie einseitig so zu verformen. Sich nach dem angeblichen, aber sich stets wendenden ideologischen Zeitgeist richten, wenn er am besten selbst für kurzfristige Wahlerfolge nützlich war. Realismus sollte durch Glauben ersetzt werden. Damit führte das nicht nur zum Abstieg der CDU, sondern auch der mit gleichem Verhalten beginnenden SPD und damit der… Mehr

Sani58
8 Monate her
Antworten an  Eberhard

Wir leben in besonderen Zeiten. Da muss man sich entscheiden, Fisch oder Fleisch. Entscheidet sich man für einen Brei dazwischen, den auch sonst nicht soo viele mögen, verursacht das im Nachhinein noch mehr Übelkeit, Bauchschmerz und Durchfall. So bestätigte immer wieder das Leben.

Mayo
7 Monate her
Antworten an  Eberhard

Das ungültigmachen hat doch den selben Effekt wie Nichtwählen. Ich dachte, die Mandate werden aufgrund der gültig abgegebenen Stimmen verteilt, oder verstehe ich das nur nicht richtig?

brummibaer_hh
8 Monate her

„Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“… Stimmt, die Grünen kommen von ganz oben auf ganz schön weit unten, sogar unterhalb ihres Bundestagswahlergenisses. Ein anderes Sprichwort lautet „Hochmut kommt vor dem Fall“. Wenn ich sehe, welche Partei hier im Forum und auch bei dem Autor ganz viel Zuspruch erfährt, so erinnere ich mich an bundesweit 23 % für diese Partei, bei INSA zuletz am 15.1., bei anderen Instituten kurz davor. Und jetzt? Bei Yougov am 11.4. 19% (dort am 11.1. noch 24%), ansonsten bei 6 Inbstituten, auch bei INSA, 18%. Erinnert irgendwie doch so ein bisschen an die Grünen, richtig?!

Or
8 Monate her

Aber der Wähler wollte es doch so. Wie gestern, bei einem anderen Thema schon geschrieben. Die Erstwahl einer Merkel, wie die Grünerstwahl in BaWü … ? Das kann noch als Unfall, als Versehen gelten. Aber alles danach ? Ich mein, Merkel, intellektuell wie rhetorisch unterirdisch, null Ausstrahlung oder Charisma, über ihre absolute Mittelmäßigkeit, Provinzialität, ihrer fehlenden Etikette hat sich damals schon ein Kohl lustig gemacht, die hatte das inverse Midassyndrom – heißt, alles was sie anfasste, vermasselte sie -, ihre Verachtung für Land und Bürger strömte ihr aus jeder Pore, ihre Partei wurde von ihr gründlichst enteiert, keine Grundsätze oder… Mehr

gmccar
7 Monate her
Antworten an  Or

2017 hat sie die Briefwahl für Jedermann freigegeben. Noch Fragen ?

Raul Gutmann
8 Monate her

Was wollen diese 16,2 Prozent der sächsischen Wahlberechtigten? Eine Friede-Freude-Eierkuchen-Mach-mich-glücklich-Partei?
Politik ist die Kunst des – alternativ – Möglichen (Bismarck) oder Machbaren (Ludwig von Valois „der Kluge“ und der XI. seines Namens auf den Thron Frankreichs). Sprich man muß mit den angebotenen Politikern und Parteien zurechtkommen; oder man ändert das Angebot aktiv.
Insofern drängt sich der Verdacht auf, zumindest ein Großteil jenes knappen Sechstels setzt sich nicht unberechtigt dem Vorwurf der politischen Unreife aus.