Merkel ergreift Gelegenheiten

Frau Merkel verfolgt ihr einziges Ziel, den Machterhalt, das Besitzen des Amtes, nach immer derselben Methode. Sie ergreift Gelegenheiten.

John MacDougall/AFP/Getty Images

Den Austritt der CSU aus der Unionsfraktion im Bundestag empfände Merkel nicht als Bedrohung, sondern Verheißung. Zum Regieren braucht sie die CSU nicht, sie ist im Gegenteil ein ärgerlicher Klotz am Bein. Die Mehrheit im Bundestag kann sie durch die Grünen jederzeit sicherstellen. Tomas Spahn und Wolfgang Herles werden es mir nicht übel nehmen, wenn ich ihrer Meinung widerspreche, die CDU-Mitglieder würden die Grünen statt der CSU in der GroKo nicht akzeptieren. Als Jamaika unter Dach und Fach schien, habe ich von einem (sich auch nur anbahnenden) Aufstand weder in der CDU noch der CSU gehört.

Das Regierungsprogramm der GroKo ist sowieso ein Kondensat des Jamaika-Sondierungs-Papiers. Geistig marschieren die Grünen immer an Merkels Seite mit, solange ihre Kanzlerin grüne Politik macht. Wenn sie allerdings glauben, Merkel sei irgendwie eine von ihnen, irren sie sich. Merkel ist niemals eine von anderen, nicht der CDU, nicht der Grünen, sondern immer nur sie selbst auf der Sicherung ihrer Macht.

Ein Ausscheiden der CSU aus der GroKo käme Merkel sehr zupass. Je größer der Stimmenverlust der CSU bei der Landtagswahl, desto größer die Freude von Frau Merkel. Die einzige Chance für die CSU, nach der verlorenen Wahl die Kurve in Berlin zu nehmen, wäre eine Landeskoalition mit den Grünen. Ich höre im Geiste, wer da alles niemals ruft. Niemals gibt es nicht, in der Parteipolitik schon gar nicht.

Welche Rolle die Pläne der UNO und finsterer Mächte von Atlantikbrücke über Bilderberg bis Soros spielen, ist bedeutungslos für Merkels Handeln. Sollte sie irgendetwas aus diesem Arsenal für sich als brauchbar ansehen, wird sie die Gelegenheit ergreifen. Als Erklärung für ihr Handeln braucht es das alles nicht.

Relevant würde diese abenteuerliche Arroganz und menschenverachtende Kälte der von Demokratie und Recht nicht legitimierten Funktionärskaste von UN, EU und NGOS, Menschen zu Millionen wie auf dem Schachbrett über die Kontinente zu verschieben, für Merkel erst, wenn sie den Absprung vom Kanzleramt sucht. Für sie kommt so etwas natürlich nur in Frage, wenn der neue Amtssessel größer ist als der bisherige: also Kommissionspräsident in Brüssel oder UN-Generalssekretär in New York.

Für einen solchen Existenzsprung würde sie ihr jetziges Amt selbstverständlich ebenso bedenkenlos missbrauchen, jede Konzession machen und unbegrenzt Steuer-Milliarden bezahlen, wie sie es beim Türkei-Deal tat und jetzt beim Macron-Eurozonen-Budget tut, um den Kanzlerstuhl zu behalten.

Frau Merkel verfolgt ihr einziges Ziel, den Machterhalt, das Besitzen des Amtes, nach immer derselben Methode. Sie ergreift Gelegenheiten. Als Kohl schwächelte und Schäuble strauchelte, griff sie zu. Als der Tsunami Fukushima vor ihre Tür spülte, griff sie zu. Als die Schleuser die Migranten instruierten, sich in Budapest nicht registrieren zu lassen, sondern loszumarschieren auf der Autobahn, ergriff sie die Gelegenheit zur politischen Heiligsprechung.

Liefert ihr nun die CSU den Selbstaustritt oder den Anlass zum Rausschmiss, wird sie zugreifen. Gelegenheiten zu erkennen und für sich zu nutzen, ist ihre eigentliche Natur. Ihre Kernkompetenz.

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Kommentare ( 116 )

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116 Comments
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Robert Schmidt
6 Jahre her

„The Ghost“ – so erscheint mir Merkel. Als sie mal vor einiger Zeit bei einer Wahlkampfveranstaltung meinte „na, sie kennen mich ja“ war mir voller Schrecken aufgefallen, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wer diese Person ist. Es ist ja ihr strikter Habitus, jeden offenen Dialog mit der Öffentlichkeit zu vermeiden und sich grundsätzlich im formelhaften zu bewegen. Die Mainstream Medien haben sie wundersamer Weise für diese Verschlossenheit nicht verdammt, sondern ganz im Gegenteil dieses unkonkrete Auftreten als Projektionsfläche für ihre Begeisterung genommen. Mein Verdacht ist allerdings ebenfalls, dass sie ein auf Macht getrimmter Apparatschik ist, der eine Sozialisation als… Mehr

Theobald Tiger
6 Jahre her

Herr Goergen, wir gerne würde ich Ihnen widersprechen – allein, ich kann es nicht, da ich Ihre Einschätzung teile. Angela Merkel ist für mich die Verkörperung des machtbesessenen Funktionärs. Inhalte sie für sie relativ beliebig, sie beobachtet, taktiert, laviert – und schlägt im richtigen Moment zu. So konnte sie die CDU im Laufe der Jahre entkernen und sich aller echten Widersacher entledigen. Geblieben ist ein rückgratloser Jubelverein, der der alten SED alle Ehre macht. So schließen sich die Kreise. Herr Herles sieht bei der CDU noch mehr Substanz; diesen Optimismus habe ich nicht. Meine Hoffnung beruht darauf, dass die CSU… Mehr

Klaus Reichert
6 Jahre her

Die CSU sollte dennoch den Bruch riskieren. Sie fordert die CDU damit auf, Farbe zu bekennen. Entweder mit Merkel endgültig in die ökosozialistische Multikulti – Wunderwelt oder den Weg zurück zur bürgerlichen Mitte antreten. Dass die CSU bundesweit kommt halte ich hingegen für unrealistisch. Das wäre für sie kaum zu stemmen. Wünschen hingegen würde ich es mir.

Schlussdamit
6 Jahre her

Mit Verlaub Herr Georgen, Sie haben da die größte Oppositionspartei im Bundestag „wohl vergessen“ zu nennen: die AFD wird immer stärker und auf die eine oder andere Art und Weise die Politik in diesem Land mitgestalten (das tut sie ja jetzt schon sehr effektiv – es spricht nur keiner aus)! Sie wird den schon etwas länger hier an der Macht seienden (und deshalb für die Zustände verantwortlichen) Parteien von viele Stimmen abnehmen. Zumal Seehofer nicht vertrauenswürdig scheint – zu viele Versprechungen nicht umgesetzt ! Wenn er weiter den Steigbügelhalter für Merkel spielt, dann gnade im Gott!

Anna Athena
6 Jahre her

Das sind diesesmal düstere Aussichten Herr Georgen. Sie haben das aber alles gut erkannt und plausibel ausgeführt. Ich bekam Angst: Was bringt die nahe Zukunft? Was blüht uns und unserem schönen Kontinent von dieser hochgefährlichen Frau ?

Crazy Horse
6 Jahre her

Deutschland braucht Bayern. Trau‘ Dich CSU, geh bundesweit. Das Wählerpotential ist riesig. Und täglich werden es mehr.

A.N. Onym
6 Jahre her
Antworten an  Crazy Horse

Und Sie glauben, die CSU macht dann auch das, was sie vor den Wahlen versprochen hat, wenn sie noch einmal einen Vertrauenskredit von den Leuten bekommt und einzig für ihre Ankündigungen gewählt wird? Wir sollten doch aus den Fehlern der Vergangenheit langsam lernen. Die CSU wird DANN und NUR DANN ihre Ankündigungen umsetzen, wenn sie von den Leuten maximalen Druck bekommt und zu Recht befürchten muß, Mandate und Pfründe zu verlieren. Was glauben Sie, warum die CSU so kurz von den Landtagswahlen in Bayern verbal aufdreht? Weil sie zu Vernunft gekommen ist? Oder ist es das Aufkommen der AfD, die… Mehr

gast
6 Jahre her

Sie konnte diese irren Dinge permanent gegen die deutsche Bevölkerung nur durchführen, weil der gesamte „Politikbetrieb“ für sich Vorteile sah und sie unterstützte. Jetzt geht sie gegen den „Politikbetrieb“ vor und gefährdet dessen Pfründe. Mir fällt immer öfter der Satz ein: Und Cäsar ging in den Senat.

spindoctor
6 Jahre her

AM ist die Ikone der CDU – geteilt von CSU, SPD, FDP, Grüne, Linke.
Und wovon wird hier geredet – vom Kampf gegen die 68er. Wieviele von denen sind inzwischen bei der AfD?
Weiter so.

Kaffeesatzleser
6 Jahre her

Ich weis, Verlinkungen zu anderen Blogs sind nicht gern gesehen. Aber dieser hier ist außerordentlich wichtig.
Das bedeutet Merkel ist irre, nicht mehr zurechnungsfähig, und muss sofort weggesperrt werden oder noch schlimmer, sie handelt auf Weisung und soll Deutschland zerstören.

https://vera-lengsfeld.de/2018/06/20/merkels-europaeische-loesung-die-verschwiegene-katastrophe/

Karl Heinz Muttersohn
6 Jahre her
Antworten an  Kaffeesatzleser

Vielen Dank für den link. Da kommt ja noch einiges auf uns zu!

Schlussdamit
6 Jahre her
Antworten an  Kaffeesatzleser

…ein Grauen! Dazu dann doch noch ein Text von Dushan Wegner:
https://dushanwegner.com/truemmerfrauen-nach-dem-merkelsturz/
Nicht die Hoffnung verlieren :0)

Thomas Hellerberger
6 Jahre her

Ich denke, es bringt rein gar nichts, einen Sinn oder eine Motivation hinter Merkels Handeln zu suchen. Es ist einerlei für Land und Leute, warum sie so regiert hat, wie sie es getan hat (und warum überhaupt, anstatt einen gutbezahlten Job an einer Universität zu übernehmen, Rektorin der Uni Leipzig, so was in der Art) es zählen am Ende nur die Folgen. Erst im Nachgang, in ein paar Jahren, wenn die ersten ernstzunehmenden Merkel-Analysen und Biographien erscheinen (vielleicht sogar ihre eigene) wird man mehr wissen, nur was bringt es? Warum hat Kohl 1990 Deutschland mit dem Euro an die Franzosen… Mehr

giesemann
6 Jahre her
Antworten an  Thomas Hellerberger

Ich habe noch nie eine der C-Parteien gewählt, zu reaktionär, zu doof, langweilig etc. Die Stones/SPD? Habe ich immer gewählt, Ergebnis bekannt. War auch immer für den EU-Beitritt der Türkei – kann heute kein Mensch mehr ernsthaft vertreten, nach dem, was aus der TR geworden ist – ausweislich des Wahlergebinisses letztes Jahr mit über 60% „evet“ für Recep Taqiyya Erdogan. Ein Plus hat Erdogan: Er sagt, was er mit uns vorhat – insofern verletzt er das islamische Gebot der Taqiyya. War 2009 noch nicht so leicht erkennbar.

Wolfgang M
6 Jahre her
Antworten an  Thomas Hellerberger

Man kann schon darüber nachdenken, warum Merkel diese Lawine (Schäuble) losgetreten hat. Meines Erachtens wollte sie zum ersten den Friedensnobelpreis. Dafür war sie vorgeschlagen. Meines Erachtens wollte sie zum zweiten ab 2017 eine schwarz-grüne Koalition. Deshalb machte sie alles, was die Grünen wollten. Sie wollte für die Grünen wählbar sein. Es hat nicht gereicht. Deshalb haben wir heute und die nächsten 50 Jahre diese Probleme.
PS: Nach der Wahl verfolgte sie immer noch schwarz-grün. Mit Merkel und Göring-Eckart im Kommandostand und Lindner im Maschinenraum. Da hat Lindner und die FDP nicht mitgespielt. Er hatte Recht!