In Syrien ist Assad fort, der Bürgerkrieg bleibt

Die lauten Rufe aus allen Richtungen nach „Abschiebung“ syrischer Flüchtlinge sollten niemand darüber hinwegtäuschen, dass es dazu nicht kommen wird, weil die amtliche Einordnung Syriens als sicher gar nicht stattfinden kann.

IMAGO / SOPA Images
Sturz von Baschar al-Assad, Eindrücke aus der Umgebung von Damaskus, Syrien, 9. Dezember 2024

Für einen „differenzierten Umgang mit den in Deutschland lebenden Syrern“ plädiert FDP-Generalsekretär Marco Buschmann, „pauschale Dinge“ würden sich verbieten (RTL und ntv). Wer vor vielen Jahren hierhin gekommen sei, von eigener Hände Arbeit lebe, müsse eine Perspektive haben zu bleiben. Anders verhalte es sich mit jenen, die von Transfereinkommen lebten und das sei der größte Teil: „Die können natürlich nur so lange bei uns bleiben, wie die Rechtsgründe dafür vorliegen und das war der Bürgerkrieg.“ Da wird kein Verständiger widersprechen.

Buschmann sagt weiter, die Bundesregierung müsse schnell die Lage in Syrien klären, damit das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wieder Entscheidungen über Asylanträge von Syrern treffen könne. Das wird nicht möglich sein, denn in Syrien setzt sich der Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen ethnischen, religösen und ideologischen Kräften natürlich fort – und seine weitere Ausnutzung durch den Osmanen Erdogan.

Die lauten Rufe aus allen Richtungen nach „Abschiebung“ syrischer Flüchtlinge sollten niemand darüber hinwegtäuschen, dass es dazu nicht kommen kann, weil die amtliche Einordnung Syriens als sicher gar nicht stattfinden kann. Erst nach längerer Zeit werden sich Regionen herauskristallisieren, die als sicher gelten können, aber schaue ich auf die Landkarten, die durchs Netz geistern, werden das nicht viele sein.

Die Syrer, die nach Hause gehen, werden das selbst entscheiden. Mein Freund aus Damaskus, der sein Studium in Berlin und Innsbruck durch Arbeit selbst verdient hat, langjähriger Lungenfacharzt in der Schweiz und Österreich, seit einigen Jahren in Pension, telefoniert täglich mit seiner Großfamilie in Damaskus. Die Stimmung schwankt zwischen Hoffnung und Furcht. Einige mittelalte seiner Landsleute sind schon unterwegs, sie sagen, egal, wir probieren es, jetzt oder nie.

Dass die deutsche und österreichische Bürokratie „abschiebt“, glaube ich nicht. Bei der deutschen wäre ich dagegen, weil die nach allen Erfahrungen nicht abschieben würde, wer von Transfereinkommen lebt (Buschmann), sondern jene, die arbeiten, Steuern und Beiträge zahlen und ganz von selbst konstruktiver Teil der Gesellschaft geworden sind.

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Kommentare ( 1 )

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humerd
1 Stunde her

Irak, Iran, Afghanistan, Syrien … wann begreift der „Wertewesten“, USA und EU, dass einzig und alleine die Bevölkerungen über Veränderungen entscheiden? Wohl nie, die Opfer interessieren nicht wirklich.