Spätestens der Absturz der Aktienkurse hat uns klar gemacht, wie wichtig ein liquides Reservepolster ist. Doch was steckt dahinter? Eine Antwort in mehreren Etappen.
In der Finanzsprache gibt es einen gerade in diesen Tagen brandaktuellen Begriff, der so unterschiedlich verwendet wird, dass er hier der Klärung bedarf: Liquidität. Darunter versteht man zum Ersten Geld, sei es auf einem Konto oder anderswo deponiert, etwa als Bargeld im Portmonee, im heimischen Safe oder unter der Matratze. Zum Zweiten umfasst der Liquiditätsbegriff die Zahlungsfähigkeit, also jederzeit in der Lage zu sein, Rechnungen zu begleichen oder sonstige Schulden abzutragen. Zum Dritten bezeichnet man als Liquidität die Liquidierbarkeit, das heißt, die Möglichkeit, etwas zu Geld machen zu können (zu liquidieren) – sozusagen Bares für Rares, wie in einer populären Fernsehserie vorgespielt. Vor allem bezüglich der an zweiter Stelle genannten Liquidität handelt es sich um eine absolut notwendige Bedingung.
Über die hier genannten klassischen Liquiditätsbegriffe hinaus spricht man auch bei der Geldpolitik der Zentralbanken von Liquidität, und zwar im Sinn von Geldmenge. Aktien, Anleihen und sonstige Wertpapiere werden als liquide bezeichnet, wenn genug von ihnen ausgegeben sind und entsprechend viel an Börsen gehandelt werden. Schließlich beschäftigen sich auch Finanzvorstände und Aktienanalysten auf ihre Weise mit der Liquidität: Indem sie ihr eine je nach Liquiditätsgrad und Bonität hohe oder niedrige Kennzahl zuordnen. Bei der privaten Finanzplanung sollte die Liquidität im eingangs genannten dreifachen Sinn eine zentrale Rolle spielen, und zwar dauerhaft.
Bargeld spielt zu gewissen Zeiten eine Sonderrolle. Es im heimischen Safe oder an einem anderen möglichst sicheren Ort zu lagern, ist das sinnvoll? Unter Umständen ja, zum Beispiel in begrenztem Umfang für den Fall, dass man keine EC- oder Kreditkarte bei sich hat, wenn man etwas kaufen will, bevor es zu teuer wird, und eine Bank gerade geschlossen ist. Oder wenn ausgerechnet die Hausbank als Opfer einer Finanzkrise wochenlang nur geringe Beträge aus Geldautomaten freigibt und im schlimmsten Fall keinen Cent herausrückt – Griechenland und Zypern lassen aus der Zeit während der Eurokrise grüßen.
Das Thema Bargeld wird seit geraumer Zeit besonders heiß diskutiert. Im Mittelpunkt steht die speziell in Deutschland weit verbreitete Furcht vor der Bargeldabschaffung. Deren Befürworter behaupten beispielsweise, wegen des Bargelds werde die Terrorismusbekämpfung erschwert. Elektronisch zu zahlen, sei viel sicherer, es käme zu weniger Diebstählen und Einbrüchen. Mit EC- und Kreditkarten oder mit Smartphones lasse sich das alles vermeiden.
Etwas Bargeld in einem Safe oder an anderer sicherer Stelle zu horten, empfiehlt sich allemal. Am besten nicht nur in Euro, sondern als Handgeld auch in anderen gängigen Währungen, wie Schweizer Franken und US-Dollar – sowie in international anerkannten Goldmünzen, zum Beispiel Krügerrand, Maple Leaf, Wiener Philharmoniker, Känguru und American Eagle.
Anleihen, speziell solche, die laufend gehandelt werden, sind eine besondere Form der Liquidität. Sie passen sich über ihre Kurse dem allgemeinen Zinsniveau an. Das heißt, bei steigenden Zinsen fallen die Kurse, bei sinkenden Zinsen steigen sie. Solche Bewegungen beeinflussen übrigens auch die Kurse der Aktien. Denn deren Dividenden sind eine Sonderform von Zinsen, allerdings mit stärkeren Schwankungen.
Ein Begriff, der uns in den kommenden Jahren wegen der anziehenden Inflation immer häufiger begegnen wird, heißt Realzins. Darunter versteht man das, was vom Nominalzins übrig bleibt, wenn die Inflationsrate von ihm abgezogen wird. In Zeiten stark steigender Inflationsraten ist der Realzins negativ. Da uns diese Entwicklung drohen könnte, sollten Sie sich darauf einstellen, indem Sie besonders Langläufer unter den Anleihen meiden, weil deren Kurse bei steigendem Zinsniveau überdurchschnittlich fallen, und stattdessen lieber auf Tagesgeldkonten setzen.
Manfred Gburek ist Wirtschafts- und Finanzjournalist, er schrieb mehrere Bücher zu verschiedenen Geldthemen. Sein erfolgreicher Ratgeber Besiege die Inflation ist in überarbeiteter Neuausgabe ist in unserem Shop erhältlich: www.tichyseinblick.shop
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„Denn deren Dividenden sind eine Sonderform von Zinsen, allerdings mit stärkeren Schwankungen.“
Dividenden sind keine Zinsen. Und in einem einigermaßen vernünftig diversifizierten Depot schwanken die auch nicht, sondern klettern.
„Denn deren Dividenden sind eine Sonderform von Zinsen, allerdings mit stärkeren Schwankungen.“ Stärkere Schwankungen? Da sind aber schon Zweifel angebracht. Nun, ich unterhalte ein Dividendendepot von dessen Ertrag ich auch leben muss. Ich habe festgestellt, dass gerade Dividenden eine gute Möglichkeit darstellen, Krisen auszusitzen. Und Dividenden kennen eigentlich nur einen Weg, den nach oben. Allerdings darf man keine europäischen oder gar deutsche Aktien halten, denn diese Firmen zahlen Dividenden nach Gutsherrenart. mal ja, dann wieder nicht und wenn man von seinen Dividenden leben will, dann kann man sich darauf nicht verlassen. In den USA werden von vielen Unternehmungen seit mehreren… Mehr
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