Tichys Einblick
Blick zurück nach vorn

Blackbox KW 51 – Das Evangelium nach Claas

Erbauliches aus der Spiegel-Redaktion und ein Engel namens Greta. Ja, es weihnachtet sehr. Sarrazin wartet auf Post von Weihnachtsmann Klingbeil, nur für Friedrich Merz wird’s keine Bescherung geben.

Weihnachten ist für den deutschen Fernsehzuschauer die Zeit der Wiederholungen. Wie liebe alte Bekannte flimmern in die Wohnstuben, wo die Christbäume stehen, Sissi, die scharfe Kaiserin, Heidi (aus der Schweiz, nicht aus Bergisch-Gladbach), Kevin (schon wieder allein zu Haus), und Heinz Rühmann trinkt noch mal „nur einen wönzigen Schlock“.

Bei vielen, wie auch bei uns, bleibt allerdings die Glotze aus, wir wenden uns lieber erbaulichen Schriften zu. So lesen wir am Heiligen Abend noch einmal diese Geschichte: „Ahmed ist zehn, Alin ist elf Jahre alt, als ihre Eltern in Aleppo getötet werden. Sie fliehen in die Türkei und arbeiten dort – als Schrottsammler und Näherin. Im Traum erscheint ihnen Angela Merkel. Eine Reportage von Claas Relotius“. „Im Traum erscheint ihnen Angela Merkel“ – Herrje! Wen wundert, dass sich „in diversen Jurys Bischöfe und Unternehmer, Menschenrechtler und Medienschaffende, Politiker und Mäzene verzückt“ über solche Texte beugten, und zwar, wie es heute noch beim „Spiegel“ heißt, „zu Recht: Sie waren oft groß und schön“.

♦ Umso unverständlicher, dass ausgerechnet in der Woche vor Weihnachten ein erbitterter Streit unter den Schriftgelehrten ausgebrochen ist. Sind die inspirierenden religiösen Schriften des Claas Relotius („bescheiden, hoch aufgeschossen, zurückhaltend, höflich, ein wenig zu ernst vielleicht“) zum Klimawandel, über Sachsennazis, AfD, Bürgerwehren und syrische Kinder nun Heilsgeschichten, oder, wie die Zeugen Jehovas sagen würden, „Erfahrungen“? Oder hat der Autor („ein journalistisches Idol seiner Generation“, so sein Chef Fichtner) nur einen an der Klatsche? Die zweite Theorie scheint dem Claas derzeit die liebste zu sein: „Ich bin krank, und ich muss mir jetzt helfen lassen.“

♦ Die Spiegel-Redaktion schreitet unterdes zur vermeintlichen Selbstheilung wie eine Metzgerei nach Salmonellenbefall. Auf 23 Seiten wird beschrieben wie die Wurst gemacht wird – na dann guten Appetit!

♦ Vorsicht, Fake-News! Integrationsgedöns-Ministerin Annette Widmann-Mauz (genannt „Mauzi“) hat die Weihnachtskarte mit dem unchristlichen Text „Egal woran Sie glauben … wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit …“ gar nicht verschickt! Das war ihre Pressestelle, die macht immer, was sie will…

♦ Apropos „Egal woran Sie glauben…“: Als diesjährige Geflügelte Jahresendfigur der Klimakirche wurde Greta Thunberg, 15, aus Hoppsala in Schweden auserkoren. Die „Galionsfigur der Klimabewegung“ (SZ) sprach mit Engelszungen zu den 20.000 Gläubigen auf der Weltklimamesse in Kattowitz, so dass diese enthusiasmiert ihre Autos den Polen schenkten und ihre Heimreise in Elektroautos antraten (die meisten sind wohl noch unterwegs). Kritik kam nur aus der Kahane-Stiftung: Gretas Zöpfe (Nazi-Verdacht!) müssten abgeschnitten werden.

♦ Bis ins ferne Brüssel drangen die Worte der kleinen Greta aus Hoppsala, wo
EU-Kommission, das Europäische Parlament und die Mitgliedsländer beseelt beschlossen, das Auto an sich könne weg, es wird nicht mehr gebraucht in unserer schönen, neuen Welt. Ein Spiegel-Autor (nicht Claas!) rechnete schon mal vor, dass „Deutschland auch ohne VW, Daimler und BMW klarkommt“. Das bisschen Kollateralschaden (700.000 Arbeitsplätze und Kahlschlag in den Regionen) lässt sich leicht durch neue Jobs auffangen. Flüchtlingsbetreuer, Blogwarte, Amazon-Verpacker, Kita-Erzieher, Soldatinnen, Genderforscherinnen, Plakatkleber für Grüne und Rote werden schließlich händeringend gesucht! Und natürlich neue JuristInnen, die die Frage der Autobesitzer regierungskonform beantworten können: Was ist eigentlich der Unterschied zu einer Enteignung?

♦ Wir empfehlen auf jeden Fall einen Job-Wechsel Richtung Justiz! Schon wegen der Bezahlung. Ein Bundesrichter macht locker 120.000 im Jahr, zudem lässt sich mit Nebenjobs mindestens das Gleiche dazuverdienen. Schon mosert der Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick: „Bei einer solchen Summe ist die Unabhängigkeit eines Richters gefährdet.“ Entschuldigung! Natürlich hat ein Nebenjob keinen Einfluss auf Urteile! Höchstens die Parteizugehörigkeit des Richters, aber das ist ja seit dem Wechsel von der Gewalten- zur Gestaltenteilung (alle Richter müssen Merkelianer sein) längst ordentlich geregelt, siehe die Ablehnung einer AfD-Klage gegen Merkels Flüchtlingspolitik durch Karlsruhe.

♦ Was war das für ein Geschrei nach den G20-Krawallen! Bekenntnisse zu Rechtsstaat und Polizei an jeder Politbüroecke. Nun hat eine Richterin vom Amtsgericht Hamburg die Strafe gegen einen Gewalttäter (mehrfach vorbestraft) deutlich abgemildert. Jaja, schwerer Landfriedensbruch, die eindeutige Absicht, Menschen zu verletzen, Briefe mit „Nur ein toter Bulle ist ein guter Bulle“. Aber bald ist doch Weihnachten…

♦ Schöne Bescherung! Friedrich Merz wäre ja unter Umständen vielleicht sogar geneigt gewesen mit Annegret und Angela vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Vom Minister aufwärts natürlich, aber nein, Merkel will einfach nicht.

♦ Robert macht den Heiko. Habeck fordert Meldesystem für mutmaßlich rechtsextreme Polizisten. Gibt’s doch längst, Robert. Kahane-Stiftung, örtliche Antifa- oder Verdi-Büros nehmen solche Meldungen dankbar entgegen!

♦ Donald, dieser komische Politiker, macht doch schon wieder wahr, was er vor der Wahl versprochen hat: Schluss mit Weltpolizei, Abzug aus Syrien (und Afghanistan). Unerhört! Schon wird geklagt, die Kurden stünden nun allein. Zunächst mal hat Erdogan seine Offensiven aufgeschoben, und dann stehen ja noch ein paar kurdische Divisionen zwischen Rhein und Spree…

♦ Natürlich glaubt Thilo Sarrazin nicht mehr an den Weihnachtsmann, selbst wenn der Lars Klingbeil heißt. Deshalb wartet SPD-Mitglied und Buchautor Thilo ganz unaufgeregt ab, „was der SPD-Vorstand mir schreiben wird“ zum Fest. Wahrscheinlich kriegt er wieder mal dasselbe wie schon Jahre zuvor, aber Sarrazin sieht „diesem Ausschlussverfahren mit einer gewissen Neugier entgegen“.

Allen Lesern ein frohes Fest!


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