Am morgigen Montag wird wieder einmal der heilige Flickenteppich deutscher Länder-Kompetenzen in seiner ganzen Pracht entrollt: Wie hältst du‘s mit der Maske, sprich? Im Homeland NRW müssen fortan Mund und Nase bedeckt werden. Weil aber Ministerpräsident Laschet selber noch mit dem sachgerechten Anlegen der Gerätschaft hadert, soll in seinem Bundesland vorerst auf ein Bußgeld verzichtet werden. Woanders wird es teuer für Mann, Frau und Kind, die ohne Mundschutz aufgegriffen werden. Fast überall gilt das Vermummungsgebot ab sechs Jahre, in Sachsen-Anhalt werden sogar schon die Zweijährigen aufgezäumt.
♦ „Da wird einem als Arzt schlecht“, kommentierte Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery die Maskenpflicht.
♦ Für den Lehrstoff an höheren Schulen stellt die Anordnung allerdings eine echte Bereicherung dar. So könnte das Abiturthema im Fach Deutsch 2021 lauten: Vergleichen Sie kritisch die Maskenpflicht mit dem Zwang, in Schillers „Wilhelm Tell“ den Gesslerhut zu grüßen.
♦ Gestern wäre Dr. Angela Merkel eigentlich zur Lame Duck geworden, wenn die CDU wie geplant ihren Kronprinzen auf einem Sonderparteitag gekürt hätte. Aber so behält sie die Corona noch eine Weile auf, und die Kandidaten müssen weitere Motto-Tänze bestehen. Röttgen schmiegt sich nun eng an Merkel und sieht „eine große Gefahr, dass wir in der (Lockerungs-)Umsetzung einen Schritt zu weit gegangen sind“. Laschet hingegen hat Gefallen an seiner neuen Rolle als Solokünstler, für die er „so viel Zuspruch wie noch nie in meinem politischen Leben“ erfahren habe. Merz bastelt währenddessen an einem „Generationenvertrag“, um bei den jungen Leuten Punkte zu sammeln.
♦ Die Merkelbegleitpresse bleibt unbeirrbar bei ihrer Einschätzung: Es kann nur eine geben! „Keiner würde sich wundern“, verklausuliert ein Jubelperser bei der Welt sein Ansinnen, „wenn jemand ruft, sie möge im Amt bleiben“. Deutschland könne froh sein, „eine globale Führungsfigur“ zu besitzen, die „für große Krisen geschaffen“ zu sein scheint, schalmeit ein anderer im Spiegel, als sei der eine Wandzeitung in Pjöngjang.
♦ In früheren Zeiten hätte im Spiegel gestanden, dass die Kanzlerin langsam irre redet. Noch Anfang März hatte Merkel die sogenannte Corona-Verdopplungszeit als Begründung für Shutdown-Maßnahmen genannt. Läge die über 14 Tage, könne man von Entspannung reden. Als die Verdopplungszeit bei 20 Tagen lag, erklärte Merkel, je nachhaltiger die Reproduktionszahl unter eins geht, „desto mehr und nachhaltiger können wir auch wieder öffentliches, soziales und wirtschaftliches Leben entfalten“. Dabei lag die Reproduktionszahl bereits seit Mitte März unter dem Wert 1. Der harte Lockdown mit Ausgangssperren und Betriebsschließungen wurde erst danach, am 23. März verkündet.
Aber all das findet sich nicht im Spiegel, sondern – Chapeau! – in einer Story der Journalisten Schuler und Tiede in der Bild-Zeitung, in der sie den „unausgesprochenen Vorwurf vieler Unions-Abgeordneter“ so benennen: „Übereifer und Chaos im Anti-Corona-Kampf.“ Noch richtiger wäre: Die Lady ist gaga.
♦ Versehentlich ist Dr. Angela Merkel dabei durchaus unterhaltsam. Mit ihrem Tadel des CDU-Präsidiums, diese „Öffnungsdiskussionsorgien“ seien nicht hilfreich, schuf sie wieder eines dieser Bonmots (wie „Wir schaffen das“), die ihre Zeit überdauern dürften.
Auch weil es sich hervorragend für Missverständnisse aller Art eignet. So schimpfte Bundestagsvize Wolfgang Kubicki, FDP, sogleich, Merkel „maßt sich in der Corona-Krise Regelungskompetenzen an, die sie nicht hat“. Zuständig seien die Länder. „Die Bundeskanzlerin bewegt sich bei der Bewältigung der Corona-Epidemie am Rande der Amtsanmaßung.“ Hier irrt Kubicki! Zunächst hat sie das nur vor ihren Unionistas gesagt, und die müssen halt parieren. Steht so im CDU-Programm.
Und außerdem, Wolfgang, schon vergessen? Merkel hat mit der Wahl von SED-Ramelow und ihrer Rückgängigmachung der Kemmerich-Wahl klar bewiesen, dass sie über dem Gesetz der Länder steht.
♦ Natürlich könnte man den Terminus „Diskussionsorgien“ als eine Verhöhnung demokratischer Debattenkultur verstehen und als einen recht kurzen Sprung bis zur Verächtlichmachung des Parlaments als „Schwatzbude“ (wie es zwei deutsche Kanzler taten) oder zum „Reichsaffentheater“ (Kaiser Wilhelm II.). Aber nur wenn man die Fliegenschiss-Elle anlegt. Außerdem kommt Angela doch aus der Demokratischen Republik, wo sie gelernt hat, dass „Kritik und Widerspruch nicht nur erlaubt, sondern eingefordert und angehört werden, wechselseitig“.
♦ Obwohl die Grünen störrisch darauf beharren, dass die Maghreb-Staaten nicht zu den sicheren Herkunftsländern gehören, haben sich in Spanien rund 100 illegal eingewanderte Marokkaner per Schlepper in ihr Heimatland aufgemacht. Bei der strengen Corona-Ausgangssperre in Europa ist es zu Hause eben doch am schönsten. Wo europäische Schlepperhilfsschiffe und NGOs allerdings noch etwas schwerfällig sind, zeigt wenigstens die Mafia „extreme Flexibilität“ und bietet bei Nichtgefallen im Einwanderungsland auch die Rückreise an. Übrigens kostet die Rückreise fünf mal so viel wie die illegale Einreise. Nennt sich wohl Marktwirtschaft.
♦ Apropos Marktwirtschaft 2020. Erst nachdem die Firma Trigema, die dem Aufruf der Politik zur heimischen Produktion von Masken und Schutzausrüstung folgte und von Trikotagen auf Mundschutz umstellte, dem Kommunistenführer Riexinger ihre Kalkulation vorlegelegt hatte, durfte die Produktion ungehindert fortgesetzt werden.
Wird wohl mal wieder Zeit für den Aufruf „Stasi in die Produktion!“.
♦ Als Gesundheitsminister hat Jens Spahn einiges gelernt, so kennt er inzwischen etwa den Wert der Prophylaxe: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“ Aber: Müssen wir wirklich?
♦ Ein Verlierer der Corona-Krise steht jetzt schon fest: Heiko, unser Äußerster, Minister für Urlaub, Freizeit und Vielfliegerei, wird kaum noch wahrgenommen, obwohl sein Ministerium die Rückholung von 240.000 „Deutschen“ – ohne Einreisekontrollen und Gesundheitschecks – organisierte.
♦ Auch Thomas Haldenwang vom Verfassungsschutz leidet unter dem Aufmerksamkeitsentzug. Er ist schon so verzweifelt, dass er offiziell vor „von anderen Nachrichtendiensten gestreuten Desinformationskampagnen gegen Deutschland“ warnt, obwohl er „aktuell nichts feststellen“ kann. Der arme Mann.
♦ Kulturelle und sportliche Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern dürfen bis 31. August nicht stattfinden, beschloss der Berliner Senat am Dienstag. Das gilt natürlich nicht für das bei den Jugendorganisationen der roten und grünen Parteien so beliebte Polizeisportfest mit ordentlich Feuerwerk am 1. Mai!
♦ Die Bundesregierung lehnt eine Spende der Ministergehälter in der Corona-Krise nach dem Vorbild des österreichischen Kabinetts ab. So dicke haben die’s auch nicht!
♦ Wenn Sie im Mai noch nichts vorhaben: Wie wär‘s mit einem Ausflug auf einen kleinen Braunen ins Kaffeehaus nach Österreich?
Lesen Sie Stephan Paetow auch auf
https://www.spaet-nachrichten.de/