Der Jurist erspart die Axt im Hause. Richtiger ist: Die Axt im Hause erspart den Juristen. Gewalt, was ist das? Diese Frage eröffnet eine vielschichtige Betrachtung auf das große Faszinosum der Menschheit mit Namen Gewalt.
Die größte und offenbar fragilste zivilisatorisch-kulturelle Errungenschaft war es die Gewalt in der Hand eines Rechtsstaates zu monopolisieren. Und genau das ist dem Westen durch seinen streng konstitutionellen Staatsaufbau gelungen. Das ist nicht viel und doch ist es alles. Tragisch ist, dass der Westen jetzt dabei ist den Rechtsstaat der Zerstörung anheimfallen zu lassen, einer Zerstörung durch immanente Kräfte wie auch einer Zerstörung durch Dritte von außen, die allerdings förmlich eingeladen werden ihr Werk zu verrichten.
Leider gibt es den Rechtsstaat an und für sich per se nicht. Der Rechtsstaat ist vielmehr in jeder Sekunde seiner Existenz das, was die Entscheider, die in den Organen des Rechtsstaates die Macht ausüben, aus eben diesem Rechtsstaat machen. So gibt es immer das idealtypische Bild, das Abstraktum der Verfassungskonstruktion und daneben gibt es eben die recht oder schlecht gelebte Realität, die allerdings von jedem Betrachter höchst unterschiedlich wahrgenommen wird.
Um die Antwort vorweg zu nehmen, wem Gewalt nützt: Gewalt nützt in der Regel dem Anwender, dem Täter. Nicht von ungefähr ist das Wort „Opfer“ ein Schimpfwort und für den Täter reißen sich der Staat und die Gesellschaft regelmäßig den Hintern auf. Täter sind in diesem System privilegierte Individuen. Sie werden gehätschelt und resozialisiert bis die Schwarte kracht, wohingegen die Opfer in der Regel schnell zur namenlosen Nebensächlichkeit degradiert werden.
Intensivtäter zu sein lohnt sich
Die modernen Gesellschaften lieben es ausgewiesenen Serientätern immer neue Gewaltopfer zuzuführen und der König der Täter heißt dann Intensivtäter. 1000 Straftaten, von denen hundert verfolgt wurden, zehn abgeurteilt und mit zehn mit Bewährungsstrafen oder einem pädagogischen Segelturn in die Karibik oder einem Kampfsportkurs auf dem Lande sanktioniert werden. Das ist eine typische Intensivtäterkarriere. Erst verursacht so ein Intensivtäter unermessliches, menschliches Leid, schwere Körperverletzungen oder gar, selbstverständlich fahrlässige, Tötungen und akkumuliert einen riesigen Schadenberg und senkt die Lebensqualität von sehr vielen Menschen, die er mit seinen Taten in Angst und Schrecken versetzt, nachhaltig und dann holt er aus dem Staat auch noch sechs-oder gar siebenstellige Eurobeträge ganz legal für eine ihm aufgezwungene Resozialisierung heraus.
Auf die empfangene Sozialhilfe wird die gemachte Beute seltsamerweise nie angerechnet, der finanzielle Gesamtschaden wird nie realistisch errechnet und Schadenersatz muss der Intensivtäter nie adäquat leisten. Dagegen wandert ein Steuerhinterzieher, der dem Staat einen Bruchteil gekostet hat, häufig direkt in den Knast, wo er auch längere Zeit verweilt, wenn er nicht gerade Uli Hoeneß heißt. Die Resozialisierung eines Steuerhinterziehers, der gute Chancen hat, in Armut abzusteigen, ist der Gesellschaft keinen Pfennig wert.
Selbstherrliche Vertreter des Staates spielen in der Attitüde, dem Rechtsstaat in besonderer Weise zu dienen, ihre eigenen verderbten Spiele, im vorliegenden Betrachtungsfall der Intensivtäter sind es eben zufällig Juristen, Strafrichter, Staatsanwälte und Strafverteidiger, die sich mit Intensivtäterschaften wichtig tun. Und, um bei den Intensivtäterschaften kurz zu verweilen: Taten, die gerade ins politische Bild nicht hineinpassen, werden der Öffentlichkeit vorenthalten. Taten, die sich irgendwie politisch instrumentalisieren lassen, werden ausgeschlachtet. Und die Fernsehanstalten lieben es Intensivtäter in Pandabärchenmanier zu zeigen, wie sie sich darüber beschweren, dass der Staat ihnen nie die Kante gezeigt hätte. Diese Phänomenologie der Intensivtäterschaft ist symptomatisch für den allgemeinen Kontrollverlust des Rechtsstaates seiner selbst. Opfer spielen dagegen in der Öffentlichkeit regelmäßig die Rolle notwendiger Statisten, schließlich gibt es ohne Opfer keine Tat. Nur wenn die Opfer einer gerade en vogue befindlichen Minderheit angehören, kriegen sie ein Gesicht und beherrschen für kurze Zeit das Mediengeschehen.
Menschheitsgeschichte ist Tätergeschichte
Die Menschheitsgeschichte ist wahrscheinlich zu allen Zeiten eine Tätergeschichte gewesen. In der heutigen, sich selber als aufgeklärt bezeichnenden Zeit ist mitten in den Rechtsstaaten des Westens allerdings eine überschäumende unangemessen positiv besetzte Täterfixierung zur Leitunkultur geworden. Der Täter ist regelmäßig der Gewinner and the Winner takes it all. Das ist im privaten, persönlichen Bereich nicht anders als in der Politik. Schon in der Schule nimmt sich der aggressivste Schüler Sonderrechte heraus und die Mitschüler lernen, dass es klug ist diesen nicht zu provozieren und dass der Delinquent sich furchtbar leicht beleidigt fühlte, eigentlich von allem, was er wahrnimmt.
Fazit: Gewalt lohnt sich. Intensivtäter zu sein lohnt sich. Der gewaltausübende Täter steht Klassen besser da als der gewaltlose Steuer hinterziehende Papiertiger. Und der Intensivtäter steht oft besser da, als seine rechtstreuen Kumpel.
Der linke Sieg
Die öffentliche Wahrnehmung von Gewalt hat einen extrem scharfen politischen Knick in der Optik. Sobald es einem Täter gelingt die von ihm ausgeübte Gewalt als politisch, gar links motiviert zu verkaufen, werden Täter und Tat automatisch verständlich und mit Verständnis behandelt und kommuniziert. Allgemein missliebige Täter und Taten ereilt hingegen das Schicksal als unpolitisch, als rechts qualifiziert und damit als das eigentliche und einzige böse der Gesellschaft medialisiert und immer wieder aufs Neue durchgehechelt zu werden. Die Halbwertszeit einer medialen News oder Ente ist bekanntlich und drehte es sich auch um das schlimmste menschliche Leid, relativ kurz. Täter und Taten, die sich zu Recht oder zu Unrecht den Stempel „unpolitisch, rechts“ eingefangen haben, sind dagegen nimmer endende mediale Dauerbrenner.
So entstehen in den Köpfen von der Seite der Gewalt her gefährliche Schieflagen, die es in Ansehung der Kategorien links und rechts seit 150 Jahren ohnehin schon in überbordendem Maße gibt. Das akkumulierte Gewaltpotenzial des wahrscheinlich effektivsten Völkermörders der Menschheitsgeschichte Mao Tse Tung wurde ein halbes Jahrhundert im Westen klein geredet ,bestritten und verklärt. Und die Realität des Mao Tse Tung, der der wahre Gott der Westlinken war, hat bis heute keine Chance im öffentlichen Diskurs. Wer das Thema anspricht, erntet bestenfalls ein larmoyant aggressives Oh Gott, oh Gott, diese alten Kamellen kennen wir doch nun. Und im Übrigen hätte Mao Tse Tung für die Westlinke nie eine wirkliche Rolle gespielt.
Der Völkermörder Josef Stalin hatte es zwar nie zum Sympathieträger der Westlinken gebracht, seine Verbrechen werden allerdings auf ähnlich gespenstische Weise, wie dies auf Mao Tse Tung zutrifft, von der linksdominierten Geschichtsschreibung im Westen schlicht ignoriert. Stalin und Mao Tse Tung haben die politische Bühne eben als Täter/Sieger verlassen.
Dieser linke Sieg der Gewalt, der bewirkt, dass Gewalt entlang der Trennlinie zwischen Links und Rechts in Gut und Böse eingeteilt wird, hat die westlichen Gesellschaften nicht nur geprägt und fest im Griff, sondern er hat sie kulturell um 180 Grad gedreht.
Folge dieser Drehung ist, dass die Menschen, die sich mit gedreht haben, behaupten, dass es die Kommunisten, aber auch die neue Linke, die dann zur 68er-Bewegung und schließlich zur grünen Bewegung wurde, gar nicht mehr gäbe und das alles längst Geschichte wäre. Heute wäre man eher konservativ angepasst und weder links noch rechts, solche Kategorien gäbe es nicht mehr. All diese Einteilungen seien überholt und bestenfalls ein ewig gestriges Hirngespinst.
Der Rechtsstaat: Krönung der Menschheitsgeschichte
Der Rechtsstaat ist – gar wenn er sozial verpflichtet ist, wie es die Bundesrepublik ist – die Krönung der Menschheitsgeschichte. Ein Plus gegenüber diesem Rechtsstaat oder ein vernünftiges Aliud hat bisher niemand präsentiert und es ist auch nicht wirklich denkbar. Diesem Rechtsstaat die Ehre zu erweisen, sich also mit diesem Rechtsstaat zu identifizieren, ist vornehmste Bürgerpflicht.
Das linke Lager, aus grauen Vorzeiten immer noch diffus vom Phantasma der Revolution lebend, erklärt sich notorisch für was Besseres und mäkelt notorisch herum und bemakelt ebenso notorisch den Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland, den eben das nämliche linke Lager politisch mitbeherrscht und kulturell dominiert. Ebenso verhält es sich in Frankreich, in Italien und sonst im Westen. Mit dieser Schizophrenie lebt der Rechtsstaat Bundesrepublik seit seiner Gründung im Jahr 1949. So konnte es passieren, dass der Unrechtsstaat DDR, von Günter Grass als Omas gemütliche Kommode bezeichnet ( „kommode Diktatur“) ,vor allem in den bundesrepublikanischen Leitmedien als der linkere und tendenziell bessere deutsche Staat präsentiert wurde und dies trotz Mauer, trotz einer allgegenwärtigen diktatorischen Staatsmacht, die scharf gegen Andersdenkende vorging und trotz einer nach wie vor im Dunkeln liegenden Zahl von Staatsmorden, willkürlichen Staatshinrichtungen und Zu-Tode-Quälereien von Menschen. Die Opfer der DDR-Diktatur haben es besonders bei Sozialdemokraten bis heute immer schwer gehabt anerkannt oder auch nur gehört zu werden. Und seitdem Merkel die CDU fest in ihrem Würgegriff hat, stören die DDR-Opfer nicht nur das linke, sondern jetzt auch das sogenannte konservative Lager, also alle wesentlichen Kräfte in dieser Republik.
Fazit: Die Gewaltausübung des Unrechtsstaates DDR hat sich für die DDR und das linke Lager gelohnt. Dass die DDR trotz dieser Tatsache untergegangen ist, lag an der kompletten, ökonomischen Inkompetenz der Ostberliner Diktatoren, die sich der abstrusen Wirtschaftsideologie namens Kommunismus verpflichtet sahen. Die DDR brachte es allerdings trotz ihrer Systemschwäche auf 40 Lebensjahre.
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