Politik und Bargeld

Da regen sich die Menschen über die Datenvorratsspeicherung zur Verbrechensbekämpfung auf. Manche regen sich über den sogenannten NSA-Skandal auf und alle Menschen akzeptieren ununterbrochen allgemeine Geschäftsbedingungen von Google, Facebook, Apple, Microsoft usw.usw., in denen sie sich sämtlicher Datenschutzrechte aktiv entäußern.




Daten können auf einer Datenbank gelöscht werden, nicht aber im Internet.
Die Daten, die in einem bargeldlosen Wirtschaftssystem zusätzlich sammelbar werden, stellen allerdings alles in den Schatten. Ob sie jetzt online oder offline navigieren, in Echtzeit oder beim nächsten Kartenupdate, die Anbieter der Software und die Provider wissen, wo sie sind und im Zweifel auch warum sie dort sind. Auf ihrer Gesundheitskarte offenbaren Sie alles, Ihre Bank weiß fast alles. Und auch der Chip, der jedem Menschen nach der Geburt oder, besser noch, minimal invasiv vor der Geburt fürs ganze Leben eingepflanzt wird, ist, wenn dem leichtfertigen und auf bloße Mainstreamkonzentration angelegten Überwachungswahn kein Ende gesetzt wird, nur eine Frage der Zeit. Auf dem Chip braucht auch kein individueller Code mehr eingespeichert zu sein, Ihr Gen Code reicht aus. Dann bezahlen Sie in Zukunft bargeldlos mit Ihrer DNA und das ist tatsächlich sehr praktisch, um auf Herrn Bofinger zurück zu kommen. Überhaupt: Wenn sie in Zukunft, schon aus einer gewissen, im Laufe der Zeit zunehmenden Entfernung von jeder Maschine als Herr Meier erkannt werden und mit vollem Namen begrüßt werden, ist das doch einfach nur schön.

Verbrechensbekämpfung und Bargeld

Die unliebsamen Wirkungen, die dem Bargeld zugeschrieben werden, muss die Gesellschaft aushalten, weil die Wirkung der Abschaffung des Bargeldes ein allzu hoher Preis ist. Das organisierte Verbrechen, der Terrorismus usw. müssen besser bekämpft werden als bisher, aber sie müssen mit Bargeld bekämpft werden.

Es wird sehr viel über Verbrechensbekämpfung geredet, aber es wird zu wenig getan und vor allem gibt es auch ganz erhebliche Ladehemmungen, was die Bekämpfung von Illegalität betrifft und gelegentlich gibt es kontraproduktives Verhalten. Den Westen halten Isis oder die Ukraine in Atem, eine Abschaffung des Bargeldes leistet zu diesem Kampf keinen Beitrag. Im Gegenteil. Das organisierte Verbrechen hierzulande entdeckt in Zukunft vielleicht manch einen Warlord als neue Steueroase, um schwarzes Digitalgeld weiß zu waschen, um es beispielsweise hierzulande investieren zu können.

Und eine weltweite Bargeldabschaffung, die letzten Endes eine Weltregierung nach sich zöge, würde die Menschheit wahrscheinlich in ein archaisches Chaos stürzen, in dem wieder das Prinzip des Catch as Catch Can Einzug hielte, bis sich neue staatliche Einheiten herauskristallisieren würden. Jedenfalls würden gigantische Schwarzmärkte zunächst auf Tauschbasis entstehen. Die Katastrophen, die sich in einem solchen Fall anbahnen, stellen Orwellsche Phantasien in den Schatten.

Der Kommunismus wollte im Idealzustand das Geld abschaffen, wenn auch etwas anders gemeint. Er ist gescheitert. Auch das Bargeld abschaffen, klingt erst einmal ganz nett, ist aber eine undurchdachte und vor allem nicht zu Ende gedachte gefährliche Spielerei.

Enteignungssteuer und Negativzins

Aber kann denn die Abschaffung des Bargeldes in Verbindung mit einer substanzvernichtenden Enteignungssteuer, die , wie gesagt, irreführend Negativzins genannt wird, wie gelegentlich behauptet, die Konjunktur stützen, wie es Robert Halver vor einiger Zeit behauptete?

Wenn, dann nur einmal. Schließlich kann das Bargeld nur einmal abgeschafft werden. Tatsächlich können die Sparer ihr Gigantvermögen von ihren Banken abziehen, um Konsumgüter zu kaufen o. Ä. und ein ungesundes Aufschäumen bestimmter Industrien bewirken. Allerdings haben die Banken das Geld der Sparer nicht liquide und ungenutzt in ihre Tresoren liegen. Genau genommen gibt es das Geld der Sparer nur auf dem Papier, realiter aber gar nicht.

Die Banken würden zusammenbrechen, wenn alle Sparer gleichzeitig am Schalter stehen und sagen, her mit der Knete oder ich schieße. Doch auch der Colt würde nicht helfen, denn die Bank hätte das Geld schlechterdings nicht. Ein Zusammenbruch systemrelevanter Banken als Kurzfrist-Konjunktur-Blase, und auf den Zusammenbruch der Banken liefe es hinaus – das ist sicher nicht wirklich ernst gemeint. Aber diese Gedanken zeigen, mit welcher Nonchalance heutzutage über die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte geredet wird.

Eine Enteignungssteuer auf Bargeld, die in die Substanz greift, aber andere Substanzen wie Aktien und Immobilien, Staatsanleihen usw. verschont, ist auch unter diesem Gesichtspunkt der Ungleichbehandlung rechtlich gar nicht darstellbar. Zum Glück wird es eine Enteignungssteuer auf Sparguthaben, solange es den Schutzwall des Bargeldes gibt, wohl nicht geben. Einen solchen Gefallen werden die Regierungen Mario Draghi und seinen gewagten Billionenspielen dann wohl doch nicht tun wollen.

Die Kinder sind die Leidtragenden

P.S. Und die Kinder dieser Gesellschaft sind die Leidtragenden, sie sind die Schwächsten. Sparen können sie nicht mehr lernen und sie können auch nicht mehr sparen. Sie können kein eigenes Geheimnis haben, was sie mit ihrem Taschengeld machen und wo es sich befindet. Ihre kleinen kindlichen Sparbücher werden, unabhängig von der Abschaffung des Bargeldes, demnächst mit sogenannten Negativzinsen belastet. Die Kinder lernen also, du sollst nicht sparen, du sollst ausgeben. Allerdings kann man von einer Taschengeldzahlung, von Scheichs und co. abgesehen, das ersehnte Fahrrad nicht kaufen, sondern nur ein bisschen Tinnef. Sparen geht nicht, weil das Geld immer weniger wert wird und das Fahrrad immer teurer. Ein schöner Staat, der seine Kinder lehrt, dass ihnen ihr Geld vermittels eines Negativzinses, obwohl aus versteuertem Geld der Eltern entstanden, weggenommen wird.

Nun soll hier auch mal Schluss sein mit der Blödsinnsvokabel „Negativzins“. Tatsächlich handelt es sich um eine hundsordinäre Enteignungssteuer. Die Enteignung von Kindern wegen irgendwelcher Spielereien der EZB, die nach dem Prinzip Hoffnung solange Geld druckte, bis sie es jetzt abschaffen will, ist eine echte Schande.




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