Mikro-Avantgarden, die teils stark muslimisch, teils westlich orientiert waren, wurden dann plötzlich von der westlichen Öffentlichkeit wie große, gerade noch eben unterdrückte Befreiungsbewegungen gesehen und auch so behandelt: Die galt es nur zu entfesseln und schwuppdiwupp würde Nordafrika und der Nahe und der Mittlere Osten zu blühenden demokratischen Landschaften, bewohnt von Gesellschaften höchster Toleranz und Lebensfreude. So primitiv war schon die 68er-Denke einst gewesen, als man noch den Westen kaputt machen wollte, um diesen durch ein popkommunistisches Paradies mit Sex and Drugs and Rock’nRoll , aber ohne jedes politische und wirtschaftliche Konzept zu ersetzen. Der außenpolitisch unerfahrene, hilflose und schlecht beratene Obama wollte den Geist seines sakralen Glaubenssatzes „Yes, we can“ endlich entfesselt sehen und brachte seine Botschaft, kaum im Amt, in die bis dahin äußerst mühsam in Balance gehaltene Region vom südlichen Mittelmeer bis zum Iran und darüber hinaus. Der Staat Israel war für ihn ein gewisser Störenfried. Das ist Israel für die Westlinke seit den frühen siebziger Jahren immer gewesen. Aber ansonsten sollte die Region mit ein paar Obamaralen Reden wie etwa in Ägypten in grob fahrlässiger Weise zu einem selbst tragenden wunderschönen Demokratisierungsprozess angeregt werden. Mubarak in Ägypten, Ben Ali in Tunesien wurden vom Hof gejagt. Und Gaddafi wurde von einer großen Kriegskoalition, in der sich Frankreich und die USA hevortaten, selbstverständlich durch eine Uno-Resolution gedeckt aus dem Amt und in den Tod gebombt. An Assad in Syrien beißen sich Obama und der Westen die Zähne aus. Und überall gibt es heute Chaos, Instabilität, aber auch Massen-und Völkermord mit steinzeitlichem Handwerk. Die Aussichten sind düster und das liegt vorallem daran, dass der Westen immer noch nicht , inzwischen später als zu spät, begriffen hat, dass der von ihm aufs Gleis gesetzte Zug in die Gegenrichtung fährt.
Die Menschenrechte, die Menschenrechte, die Menschenrechte!
Das Erschütternde ist, dass in der Außenpolitik des Westens das miese unmenschliche Spiel der Linken mit der Menschlichkeit eiskalt von Tag zu Tag fortgesetzt wird. In das Vakuum, das der Westen in der Obama-Ära erzeugt hat, haben sich als einzig ordnende Kraft islamistische Formationen voran gekämpft. Und derSiegeszug der im Westen sogenannten Islamisten steht am Anfang und nicht am Ende. In Ägypten wurden inzwischen die so lala demokratisch gewählten Muslimbrüder von einem modernen westlich orientierten Militärputsch mit einer gewissen rechtsstaatlichen Ausrichtung abgelöst. Es wurde das Chaos minimiert und sicher auch eine positive Entwicklung der Mordbilanz bewirkt. Aber der vom Westen bekämpfte Islamismus ist dem Westen auf eine seltsame Art weit sympathischer als ein ägyptischer Militärchef, der als eine Art Mubarak light, also als pure Restauration angesehen wird. In Tunesien gibt es einen mühsamen demokratischen Staat mit theokratischen Einflüssen, der von den westwärts drängenden Islamisten auf eine harte Probe gestellt werden wird. Jetzt hat die Isis-Organisation auch Libyen erreicht und auch schon koptische Christen massenhaft enthauptet. Und klar gemacht, wer der Herr im Hause ist und dies in Sichtweite Europas und explizit gegen das Christentum gerichtet.
Die ägyptische Armee reagierte mit Luftschlägen gegen Isis-Stellungen in Libyen.
Ja, Menschenrechte, Menschenrechte, Menschenrechte!!! Das schrie die Westlinke 2011 und verzerrte sich vor Edelmut und triefte vor Moraline, die aus allen Spalten der Mainstream-Medien herausgepresst wurde Die Menschenrechte in China und im Mubarak-Ägypten und Gaddhafi-Libyen usw. Aber Libyen bombadieren, Gaddafi verjagen, alles wegen der Menschenrechte. Das war schön. Aber dort, wo die Islamisten Völkermord betreiben, den die Westlinke andern Orts rassistisch nennen würde, schweigt diese Westlinke eisenhart und brutal. Und die Westmedien pressen sich kein einziges Mal das Wort „Menschenrechte“ heraus. Die Mordbilanz ist erschütternd, um dieses alternativlose abgedroschene Wort zu benutzen. Vergleicht man das Mordvolumen, um es so makaber auszudrücken, wie es ist, der beiden unterschiedlichen Kausalverläufe, die denkbar sind, wird es wirklich gruselig für den Westen. Wären die alten Diktatoren mit fortbestehender Hilfe des Westens in ihren Ämtern geblieben, hätte sich der bis dahin stetige wirtschaftliche Aufschwung für immer mehr Menschen in der Region fortgesetzt. Alle Menschen, die es sich leisten konnten, konnten reisen, auch in die westliche Welt reisen und mit der Meinungsfreiheit wäre es trotzdem nicht weit her gewesen. Aber die Zahl der ermordeten Menschen wäre bis heute relativ klein gewesen. Chaos und Fanatisierung haben, so wie der Westen diese Unqualitäten dort installiert hat, 100. 000e Menschen auf qualvolle Weise das Leben gekostet.
Hört man das Wort Menschenrechte aus den Mäulern Gabriel, Künast, Joschka Fischer, Cohn-Bendit und den nachgeordneten Chargen jetzt dazu? Hört man also all diejenigen, die mit den Menschenrechten im Gepäck Guido Westerwelle attackierten, als dieser im März 2011 den Libyenkrieg ablehnte?
Hört man von der amtierenden Bundesregierung, auch Groko genannt, oder vom amtierenden Bundespräsidenten, den täglichen Aufschrei: Menschenrechte, Menschenrechte, Menschenrechte??? Nein, man hört nichts. Mieses, fieses Schweigen. Nur Schweigen „hört“ man zum Beispiel zu den Konsequenzen des Nato-Einsatzes von 2011 im Februar 2015 in Libyen. Kein Wunder, dass auch zu den islamistischen Anschlägen in Europa von den genannten Herrschaften nur Achselzucken kommt, nach der Devise, das muss der Westen aushalten. Die einzige, übrig gebliebene schutzbefohlene Gruppe, die die Nomen Klatura noch zu erkennen vermag, sind die im Westen lebenden Muslime, die vor dem Islamismus und vor den Einheimischen, die den Islamismus instrumentalisierten, geschützt werden müssten. Allerdings gilt: Wenn die Menschenrechte geteilt werden je nach Gusto und Opportunität und Interessenlage, dann taugen diese Menschenrechte, jedenfalls in den Händen selektierender Verfechter, nichts. Menschenrechte sind unteilbar. Wer sie teilt, lügt, heuchelt, und bewirkt das Gegenteil dessen, was er vorgibt im Sinn zu haben.
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