Die richtige Rettungsstrategie für Griechenland

8. Der Austritt eines Landes aus dem Euro muss denkbare Normalität sein, wenn eine zu harte Währung einer zu schwachen Volkswirtschaft schadet und damit dem Ganzen Schaden zufügt. Ein richtig verstandener Grexit schwächt den Euro und dessen Ansehen nicht und man sollte auch keine Schwächung oder Destabilisierung wegen eines Grexit herbeireden. Im Gegenteil, die Schaffung klarer Verhältnisse bedeutet eine Stärkung des Euro und man sollte auch die Stärkung durch einen Grexit, die dieser nämlich tatsächlich bedeutet, auch auf den Märkten kommunizieren. Eine Zehn-Millionen-Einwohner-Volkswirtschaft, die zudem unprofitabel, verlustbringend, arbeitet, ist nicht geeignet, irgendwelche ernsthaften Probleme für den Euro zu erzeugen, wenn das Krisenmanagement stimmt. Auch der schon herbei geredete Dominoeffekt, der im Wesentlichen aus der Vokabel besteht, hinter der wenig Konkretes steckt, muss nicht im Vorwege schon als Ungeist aus der Flasche geholt werden.

9. Der nächste gleichzeitige Schritt besteht in einem direkten Engagement der Eurostaatenunion in Griechenland, die aus dem eingeschrumpften Billionenprogramm der EZB zu generierende Mittel vor Ort an die Wirtschaft und an den Mann bringt. Die Eurogruppe steigt selber ins Geschirr. Sie errichtet in Griechenland über das Land verteilt eine Handvoll Angebotsstellen, einfache Zahlstellen, die von vorne herein auf einen begrenzten Wirkzeitraum von zum Beispiel fünf Jahren begrenzt sind.

Dabei ist das Wort „Angebot“ und die dahinterstehende Funktion ganz wichtig. Wer das Angebot nicht annehmen will, unterlässt es einfach dort hinzugehen. Es handelt sich nicht um eine Verwaltung, die in die griechischen Hoheitsrechte eingreifen könnte. Es handelt sich nicht um Stellen, die von den griechischen Bürgern oder den griechischen Unternehmen irgendetwas verlangen. Es sind keine „bösen“ Stellen, die man heutzutage gern Service nennt, wie zum Beispiel in der Bundesrepublik den „Beitragsservice“, der notfalls mit Gerichtsvollzieher oder Polizeigewalt eine Zwangssteuer für ein Fernsehprogramm, das der Bürger vielleicht gar nicht sehen will, durchsetzt. Sondern die Angebotsstellen haben nichts als ein reines Angebot anzubieten und zu verwalten. Wer von dem Angebot Gebrauch machen will, muss hingehen und sagen, was er will. Das kann auch schriftlich oder online passieren, aber in jedem Falle geht die Initiative von demjenigen aus, der ein Förderangebot annehmen möchte.

10. Den Betrieb dieser Angebots-Zahlstellen überträgt der Eurostaatenbund privaten Profis, die in der Lage sind, so etwas zu handeln, wie zum Beispiel große internationale Wirtschaftskanzleien oder Beratungsfirmen wie Ernst & Young oder McKinsey, die entsprechend einzurichtende GmbHs mit griechischem Personal führen und kontrollieren können. Das ist die Chance für gut ausgebildete arbeitslose junge Griechen, die zu den Leittragenden der griechischen Malaise gehören und die einen wahrhaft europäischen Arbeitsplatz angeboten bekommen, von dem sie auch noch nach Schließung der Angebotsstellen profitieren. Im Übrigen könnte auch der griechische Staat, der durch die Zwangsdiät gesundet ist, die Angebotsstellen nach dem Ablauf der fünf Jahre übernehmen, denn die Arbeiten, die diese Angebotsstellen erledigen, fallen zu einem großen Teil grundsätzlich und auf lange Sicht an.

11. Mit den Mitteln aus einem qualitativ geschrumpften Billionenprogramm der EZB, die bis 100 % frei sind, da die Staaten-und Bankenfinanzierung beendet oder nach einer kurzen Auslaufperiode auf Null reduziert wird, werden diese Angebotsstellen ausgestattet. Sie sind diesermaßen befähigt das griechische Wirtschaftswunder, dessen es bedarf, das aber dank falscher Rettungstechnik ausblieb, von unten, von der Basis her auf die richtige, auf die wirtschaftlich gesunde Weise zu initiieren. Und zwar genau das Wirtschaftswunder zu bewirken, das mit dem Prinzip des Gießkannen- oder Helikopter-Geldes, eben den von ganz oben über Staaten und Banken ausgegossenen Billionenbeträgen, die von den notorisch versagenden Systemen nach unten in die besagten Philos-Kanäle und über die Erbhöfe und ineffiziente Strukturen und gierige Parteigenossen ausgeschüttet wurde, fünf Jahre lang nicht erreicht wurde und nicht erreicht werden konnte. Es gibt vier Bezuschussungssäulen: Investitionen, Konsum, Beamtenalimente und Renten sowie den Sozialbereich.

12. Die Angebotsstellen bezuschussen/fördern die Wirtschaft, in dem sie bereits getätigte und nachgewiesene (Belegvorlage) und bezahlte Investitionen mit einem Prozentsatz von beispielsweise 10 % plusminus verlässlich jeweils im Nachhinein, einfach überprüfbar subventionieren. Der Förderungsprozentsatz ist degressiv, in dem er auf ein Minimum am Ende des Fünf-Jahres-Zeitraumes der Existenz der Angebotsstellen von zum Beispiel 3 % herunterfadet.

Das Ganze ist eine klassische Investitionszulage. Bombensicher, einfach überprüfbar und in die eigene Kalkulation des Unternehmens und in die Kalkulation der finanzierenden Hausbank voll wirksam einstellbar. Allerdings etwas restriktiver und als reiner Anreiz in Gestalt einer Erfolgsbelohnung ausgestaltet, in dem der Investitionsvorgang bereits erwiesenermaßen abgewickelt ist, bevor ein Anspruch entsteht. Und das Zeitfenster ist kurz, zum Beispiel auf einen Monat nach Bezahlung der Rechnung beschränkt. Die Investitionen werden ausgehend von diesen Angebotsstellen wirksam und unter effizienter Verwendung der Mittel bei minimalem eigenem Verwaltungsaufwand gefördert. Alles ist standardisiert, es findet eine reine, aber effiziente Belegkontrolle statt, nach Möglichkeit durch Einreichung im Wesentlichen maschinenlesbarer Dokumente.

Ein gewisser Selbsterziehungsdruck, der zu einer buchhalterischen Normativität führt, erleichtert die ewig angemahnten Reformen, die es von oben nicht gibt. Ein Unternehmen, das einen Standardantrag nicht hinbekommt, hat Pech gehabt. Basta. Soweit zu dem Dokumentenkonvolut staatliche Urkunden gehören sollten, wie Handelsregisterauszüge oder Grundbucheinträge, die es im griechischen Wirtschaftssystem teils unzureichend gibt, was ja ein Teil der Misere ist, müssen die Unternehmen selbst ihrem eigenen Staat Beine machen. Die können das, was die Troika naturgemäß nicht konnte. Es muss ein innerer Reformdruck entstehen und kein von außen abgemahnter Reformdruck.

Es werden Listen erstellt, welche zugekauften Wirtschaftsgüter oder Dienstleistungen überhaupt gefördert und gegebenenfalls auch mit unterschiedlichen Prozentsätzen bezuschusst werden. Die Luxuseinrichtung des Chefbüros wird vielleicht moderater gefördert, als eine Maschine im Produktionsprozess. Anwalt-und Wirtschaftsprüferkosten werden vielleicht gar nicht bezuschusst, Softwareberatung hingegen sehr wohl. Diese Listen müssen die privaten Profis im Auftrage der Eurostaaten in sehr kurzer Zeit sehr präzise erstellen. Die erfolgreichen Euro-Länder müssen zeigen, was sie drauf haben und eine Taskforce ins Leben rufen, die die entsprechenden privaten Partner in einem kurzen Ausschreibungsverfahren findet und engagiert.

Ein Ruck geht durch die griechische Wirtschaft, Arbeitsplätze und Gehaltsempfänger entstehen, mit der schönen Nebenwirkung, dass Zuversicht und Konsum angeregt werden. Auch ein psychologischer Paradigmenwechsel kann so initiiert werden.

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